Drahtanschrift: NSUWerke Neckarsulm. Fernruf: 246. Fernschreiber: 069 58. Postscheckkonto: Stuttgart 691. Bankverbindungen: Landeszentralbank von Württemberg- Baden, Heilbronn; Allgemeine Bankgesellschaft, Fil. Heil- 3 bronn; Kreissparkasse Heilbronn, Hauptzweigstelle Neckar- sulm; Handels- und Gewerbebank A.-G., Heilbronn, Fil. Neckarsulm; Südwestbank, Fil. Heilbronn. Gründung: Die Gründung erfolgte am 1. April 1884 als „Neckarsulmer Strickmaschinenfabrik“ (Aktiengesellschaft) mit einem Grundkapital von M 140 000.–. 1897 Anderung der Firma in ,Neckarsulmer Fahrradwerke A.-G., 1913 in „Neckarsulmer Fahrzeugwerke A.-G.“', 1926 in NSU Ver- einigte Fahrzeugwerke A.-G.*, 1932 in „NSU-D-Rad Ver- einigte Fahrzeugwerke Aktiengesellschaft“. Ihren jetzigen NMNamen führt die Firma seit dem 10. Mai 1938. Zweck: Herstellung von Maschinen, Apparaten und Werk- zeugen aller Art, insbesondere von Fahrrädern, Motorfahr- rädern, Motorrädern, Motorwagen und sonstigen Fahrzeugen, von Bestandteilen und Zubehörstücken der vorgenannten Erzeugnisse, ebenso der Handel darin. Die Gesellschaft kann Zweigniederlassungen und Werkstätten innerhalb und außer- halb Deutschlands errichten, sich an Unternehmungen inner- halb und außerhalb Deutschlands beteiligen, solche Unter- nehmungen erwerben und errichten, sowie alle Geschäfte einschließlich von Interessengemeinschaftsverträgen ein- gehen, die geeignet sind, den Geschäftszweig der Gesellschaft zu fördern. Erzeugnisse: Krafträder, Motorräder, Fahrräder, Motorfahr- räder, Kettenkrafträder, stationäre Motore, außerdem Repa- ratur von Trucks für die amerikanische Besatzungsmacht. Vorstand: Generaldirektor W. E. Niegtsch, Neckarsulm; Dipl.- Ing. Viktor Frankenberger, Neckarsulm. Stellvertretende Vor- standsmitglieder sind: Carl G. Lang, Verkaufsleiter, Neckar- sulm; Walter Wertheim, Leiter der Finanzabteilung, Neckar- sulm; Philipp Wesp, Einkaufsleiter, Neckarsulm. Aufsichtsrat: Hans Huthsteiner, Direktor der Allgemeinen Bankgesellschaft Stuttgart, Vorsitzer; Johannes Häussler, Bürgermeister, Neckarsulm, stellv. Vorsitzer; Arthur Roth, Direktor der Klöckner-Humboldt-Deutz A.-G., Werk Magi- rus, Ulm a. D.; Alfred Hölling, Direktor der Rhein-Ruhr Bank, Düsseldorf, Beirat: Michael Haug, Betriebsratsvorsitzender, Neckarsulm; Eduard Hilger, Fabrikant, Heilbronn a. N.; Alfred Mörike, Direktor, Stuttgart. Abschlußprüfer: Schwäbische Treuhand-Aktiengesellschaft, Stuttgart. Geschäftsjahr: Kalenderjahr. Stimmrecht der Aktien in der H.-V.: Je nom. RM 100.– = 1 Stimme. Satzungsgemäße Verwendung des Reingewinns: Der Rein- Sewinn, der sich nach Vornahme von Abschreibungen, Wert- berichtigungen, Rückstellungen und Rücklagen — einschl. der in die gesetzliche Rücklage einzustellenden Beträge –— ergibt, wird, unbeschadet der Ansprüche der Vorstandsmit- glieder auf Gewinnanteile, wie folgt verteilt: 1. Zunächst entfallen auf die Aktien bis zu 4 v. H. des Aktiennennbetrags; 2. aus dem hiernach noch verbleibenden Reingewinn erhält der Aufsichtsrat unter Berücksichtigung der Bestimmung des § 98 Abs. 3 AG eine Gewinnbeteiligung in Höhe von 5 V. .; 3. der Rest wird an die Aktionäre verteilt, soweit die H.-V. keine andere Verwendung bestimmt. Zahlstellen: Gesellschaftskasse in Neckarsulm; Rhein-Main- Bank, Frankfurt/Main; Allgemeine Bankgesellschaft, Mann- heim, Stuttgart und Heilbronn a. N. ―――――― * ―――――――――――――§――――――――――― ― Aufbau und Entwicklung Bei der Gründung des seit 1873 bestehenden Unternehmens als „Neckarsulmer Strickmaschinenfabrik Schmidt & Stoll“ wurden lediglich Strickmaschinen hergestellt. Diese Fabri- kation wurde dann im Jahre 1892 vollständig eingestellt, nachdem man im Jahre 1886 im „Fahrrad“ einen neuen ab- satzversprechenden Artikel gefunden hatte. Vom Jahre 1892 an fabrizierte Neckarsulm Pedale, Naben, Tretlager, über- haupt Fahrradgarnituren als Spezialitäten und brachte diese 604 Vsb Werke Aküengesellschat:: Sitr der Verwaltung: (14a) Neckarsulm Luftangriffe zerstört. Fahrradteile unter der gesetzlich geschützten Marke „NSU im Hirschhorn“' in den Handel. Im Jahre 1897 erhielt das Statut eine den größeren Verhältnissen entsprechende Er- neuerung unter Anderung der Firma in die passendere Be- zeichnung „Neckarsulmer Fahrradwerke Aktiengesellschaft“. Der günstige Geschäftsgang hielt bis 1898 an. Um die als- dann auftretende Fahrradkrisis zu überwinden, wurde im Jahre 1901 die Fabrikation der damals in Deutschland noch vollständig unbekannten „Motorzweiräder“ aufgenom- men. Neckarsulm war das erste deutsche Werk, welches das Kraftrad einführte und hat das Verdienst, Bahnbrecher da- für geworden zu sein. Durch die starke Inanspruchnahme der Motorrad-Abteilung Kkonnte mit dem Bau von Motor- wagen erst im Jahre 1906 begonnen werden. Alle diese Neu- einrichtungen bedingten nicht nur wesentliche Erhöhung des Grundkapitals, das bis zum Jahre 1911 auf M 3, 6 Mill. an- gewachsen war, sondern hatten natürlich auch ständige Be- triebserweiterungen zur Folge; außerdem wurde im Hinblick auf die Erweiterung des Fabrikationszweiges die Firma in die passendere „Neckarsulmer Fahrzeugwerke A.-G.“ umge- ändert. wie andere Unternehmen, so wurden auch die NSU Werke durch den ersten Weltkrieg in Mitleidenschaft ge- zogen, doch konnte sich nach Beendigung desselben die Ge- samterzeugung rasch wieder auf den Vorkriegsstand erheben bzw. wurde die Vorkriegsproduktion schon 1920/21 erheblich überschritten. Die ao. H.-V. vom 2. 11. 1926 beschloß die Aufnahme der „Schebera A.-G., Automobilwerk Berlin-Charlottenburg“ als Ganzes mit Wirkung vom 1. Januar 1926 unter gleichzeitiger Erhöhung des Grundkapitals auf RM 12,5 Mill. und Abände- rung der Firma in ,NSU Vereinigte Fahrzeugwerke Aktien- gesellschaft“. Die „S. A. Tiat, Turin, mit der 1928 eine Interessengemein- schaft abgeschlossen worden war, übernahm gegen Zahlung von RM 1,0 Mill. das Werk Heilbronn der Gesellschaft und wandelte dieses in eine selbständige Aktiengesellschaft unter der Firma „NSU-Automobil A.-G. Heilbronn' mit einem Grundkapital von RM 2, 0 Mill. um. Die Interessennahme der Fiat wurde 1932 in freundschaftlicher Weise gelöst. Im Juli 1932 wurde eine Fabrikations- und Verkaufsgemein- schaft mit den D-Radwerken, einer Abteilung der „Deut- schen Industriewerke A.-G.“' in Berlin-sSpandau, abgeschlos- sen. Die H.-V. vom 12. August 1932 beschloß die Anderung durch Firmierung in „NSU-D-Rad Vereinigte Fahrzeugwerke Aktiengesellschaft“' Neckarsulm. Im Jahre 1933 konnte das Werk auf ein 60jähriges Bestehen zurückblicken. 1935: Die H.-V. vom 9. September 1935 konnte seit 1929 zum erstenmal wieder die Ausschüttung einer Dividende (5 %) beschließen. Einer neugegründeten Gefolg- schafts-Unterstützungskasse wurden RM 50 000.– zugeführt. 1936: Gegen Ende des Jahres übernahm die Gesellschaft die Fahrradproduktion der „Adam Opel A. G., Rüsselsheim. –— Aufgabe des Automobilbaues. 1937: Zukauf von Werkgelände, Durchführung größerer Auf- und Umbauten. Erwerb von Aktien einer dem Wirtschafts- zweig der Gesellschaft nahestehenden Unternehmung. 1938: Die o. H.-V. vom 10. Mai 1938 beschloß die Anderung des bisherigen Firmennamens in „NSU Werke Aktiengesells- schaft“. Neu- und Ausbauten von Fertigungswerkstätten. Vergrößerung des Werkgeländes durch Zukauf von angren- zenden unbebauten Grundstücken. Neuaufnahme der Her- stellung einer Handmotorsäge (, NSU-Ural“) für den Vertrieb an die Holz- und Waldwirtschaft. 1939: Um- und Ausbauten von Gefolgschaftsräumen und Werkswohnungen, sowie Neubauten und Erweiterungen von Fertigungswerkstätten. Verkauf eines Hauses in Leipzigß; Kauf und Tausch von unbebauten Grundstücken. 1940: Kündigung der 6 % Teilschuldverschreibungen zum 1. Oktober 1940. 1944: Das Werk hatte durch Luftangriffe nur geringe Schä- den. Die Filialen in Stuttgart und Heilbronn wurden durch 1945: Das Werk erlitt bei einem Luftangriff im März 1945 schwere Schäden, wobei u. a. der Werkzeugbau, das Verwal- tungsgebäude und das Kasino vollständig zerstört wurden. Von der Besetzung Neckarsulms (14. April 1945) ab lag das Werk still und wurde erst Ende Juli 1945 mit Genehmigung der Militärregierung in kleinem Umfang wieder in Betrieb genommen. Die Belegschaftszahl stieg bis Ende 1945 auf 843 Köpfe an, betrug aber im Juli 1948 bereits wieder 3 200 Köpfe.