674 Fronkfurter Maschinenbau-Aktiengesellschaft, vorm. pokomy & Wittekind Sitr der Verwaltung: (16) Frankfurt (Main)-West, Solmsstraße 2–26 Drahtanschrift: Maschinenbau Frankfurtmain. Fernruf: 704 01. Postscheckkonto: Frankfurt (Main) 4553. Bankverbindungen: Hessische Bank, Frankfurt (Main); Lan- deszentralbank, Frankfurt (Main); Deutsche Effekten- und Wechselbank, Frankfurt (Main); Rhein-Main-Bank, Frank- furt (Main). Gründung: Die Gründung erfolgte am 16. Oktober 1900 mit Wirkung ab 1. Januar 1900 mit einem Grundkapital von M 1 500 000.— als „Pokorny & Wittekind, Maschinenbau A.-G.“. Am 6. Mai 1913 Anderung der Firma in die jetzige. Zweck: Die Gesellschaft betreibt Maschinenfabrikation und ähnliche Unternehmungen. Die Gesellschaft kann sich an anderen Unternehmen in jeder Form beteiligen und ist be- rechtigt, im In- und Ausland Zweigniederlassungen zu er- richten. Erzeugnisse: Stationäre Klein- und Mittelkompressoren bis zu 3 000 cbm Stundenleistung, Hochdruckkompressoren, fahr- bare Druckluftanlagen, Dieselmotoren, Druckluftwerkzeuge für Metallbearbeitung, Leichtmetallbau, Bergbau, Bauindu- strie und Gesteinsbearbeitung sowie automatische Niet- maschinen. Vorstand: Anton Meuser, Frankfurt (Main); Josef Pesch, Frankfurt (Main); Erich Sieke, Frankfurt (Main). Aufsichtsrat: Bankdirektor Dr. Ludwig Schroeder, Frankfurt (Main), Vorsitzer; Dr. L. S. Rothe, Gescher i. W., stellv. Vor- sitzer; Frau Alice Altstädt, Frankfurt (Main); Dr. Dr. E. G. Jacob, Heidelberg; Direktor Dr.-Ing. Walter Kesselheim (Phil. Holzmann A.-G.), Frankfurt (Main). Abschlußprüfer: Treuverkehr Süddeutschland, Filiale der Treuverkehr, Wirtschaftsprüfungs-A.-G., Frankfurt (Main). Geschäftsjahr: Kalenderjahr. Stimmrecht der Aktien in der H.-V.: Je nom. RM 100.– = 1 Stimme. Satzungsgemäße Verwendung des Reingewinns: 1. Zunächst erhalten die Stammaktien bis zu 4 % ihres Nennwertes; 2. danach erhält der Aufsichtsrat unter Berücksichtigung der Bestimmungen des § 98 Abs. 3 AG 10 %o des verbleibenden Reingewinns; 3. der restliche Gewinn steht zur Verfügung der H.-V. Zahlstellen: Gesellschaftskasse in Frankfurt (Main); Hessische Bank, Frankfurt (Main); Deutsche Effecten- und Wechsel- bank, Frankfurt (Main). * Aufbau und Entwicklung Das Unternehmen wurde im Jahre 1872 gegründet und arbei- tete zunächst als offene Handelsgesellschaft unter der Firma „Gendebien und Naumann“. Später übernahmen die Herren Pokorny und Wittekind die Firma und änderten sie auf den Namen der Inhaber. Im Jahre 1900 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft unter der Firma „Pokorny & Witte- kind, Maschinenbau-A.-G.*', umgewandelt und erhielt 1913 den jetzigen Namen. Das Unternehmen fertigte in den Jahren 1872/78 mit etwa 40 Arbeitern kleine Dampfmaschinen, Müllereimaschinen und lieferte Ende der achtziger Jahre auch größere Dampfmaschi- nen von über 100 PS. Mit Beginn einer Elektroindustrie wur- den vorübergehend Elektromotoren angefertigt. In den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erhielt die Firma einen starken Impuls durch die Konstruktionen des Dipl.-Ing. E. W. Köster auf dem Gebiete der Großkompressoren. Um die Jahrhundertwende wurden Dampfmaschinen und dampfange- triebene Kompressoren mit mehr als 1 000 PS pro Einheit zur Ablieferung gebracht. Aufbauend auf den Erfindungen des Dipl.-Ing. und späteren Generaldirektors Baurat Dr. Ing. e. h. E. W. Köster wurden zu Beginn des laufenden Jahrhunderts Kolbenkompressoren in allen Größen bis zu 25 000 cbm)/stündl. Saugleistung und für alle Gase und Drucke gebaut. Sie begründeten den Welt- ruf des Unternehmens. Im Jahre 1902 wurde der Bau von Preßluftwerkzeugen auf- genommen. Auf diesem Gebiete erlangte die Firma eine weit über Deutschlands Grenzen hinausreichende Position. Schließlich wurde im Jahre 1907 als Ergänzung zu den Groß- kolbenkompressoren der Bau von Turbokompressoren und Gebläsen and Dampfturbinen aufgenommen und zu hoher Vollkommenheit entwickelt. Bei den vor dem ersten Weltkrieg üblichen Industrieausstel- lungen beteiligte sich die FMàA mit gutem Erfolg und erhielt: Düsseldorf 1902: Goldene Medaille; Mailand 1906: Grand PIis? Brüssel 1910: Grand Prix, Diplom d'honneur, Goldene Medaille. Es gelang nach der Goldmarkumstellung nicht, die vor dem Kriege übliche hohe Rentabilität zu erreichen. Die Dividen- denausschüttung unterlag starken Schwankungen. Die Her- stellung von Lastkraftwagen und Omnibussen, ferner von Luft- und Gaszerlegungsanlagen wurde aufgenommen, aber wieder aufgegeben. Die im Jahre 1929/30 einsetzende Krise traf das Unternehmen schwer. Zur Abdeckung entstandener Verluste wurde das Stammkapital im Verhältnis 5:1 zusam- mengelegt (siehe Statistik). Im Jahre 1931 wurde der Großmaschinenbau aufgegeben. Seit dieser Zeit erstreckt sich die Erzeugung der Firma auf stationäre Klein- und Mittelkompressoren bis zu 3 000 cbm Stundenleistung, Hochdruckkompressoren, fahrbare Druck- luftanlagen, Dieselmotoren, Druckluftwerkzeuge für Metall- bearbeitung, Leichtmetallbau, Bergbau, Bauindustrie und Gesteinsbearbeitung sowie automatische Nietmaschinen. 1933: Ein Teil der Werkstätten, die bisher stillagen, konnte im Laufe des Jahres wieder in Betrieb genommen werden. In diesem Jahr hat das Unternehmen gut gearbeitet. Umsatz und Belegschaft konnten entsprechend erhöht werden. 1935: Die günstige Entwicklung der Gesellschaft hielt an. Der Anteil. der Ausfuhr hat sich gegenüber dem Vorjahre fast verdoppelt. Besonderer Wert wurde auf eine Verbesserung der Betriebsanlagen sowie die innere Stärkung des Unter- nehmens gelegt.- 1936 hat der Umsatz fast das Vierfache von 1933 erreicht. Die Bankverbindlichkeiten Kkonnten abgebaut werden. 1937 wurden die Betriebsanlagen weiter ausgebaut; ein Ma- schinenlaboratorium wurde neu erstellt. 1938: Übernahme aller Geschäftsanteile der Maschinenfabrik vorm. Ph. Mayfarth & Co. G.m.b.H., Frankfurt (Main)-Fechen- heim. 1939 wurde das Grundkapital erhöht. Der Restbesitz in Speyer wurde veräußert. Das Betriebsgrundstück beim Werk Frank- furt (Main) wurde durch Erwerb eines Nachbargrundstückes und Rückerhalt eines Geländestreifens um 3 860 qm erweitert. Ein langfristiges Darlehen bei der Deutschen Industriebank wurde aufgenommen. 1942 erfolgte die R der Grundpfandschulden bei der Deutschen Industriebank. Ein Sozialfonds für die Gefolg- schaft wurde errichtet. Der Krieg und insbesondere dessen Ausgang brachte für das Unternehmen außergewöhnliche Veränderungen. Schon im Jahre 1944 wurde das Werk dreimal durch Fliegerangriffe betroffen. U. a. wurden besonders die Gebäude stark in Mit- leidenschaft gezogen. In sämtlichen Fabrikräumen fanden erhebliche Brände statt. Fast alle Einrichtungen und der größte Teil der Warenbestände sowie die Bestände an Halb- und Fertigfabrikaten gingen verloren. Dagegen blieb der Maschinenpark fast vollständig erhalten, wodurch es mög- lich war, nach Wiederherstellung der notwendigsten Einrich- tungen die Produktion alsbald wieder aufzunehmen. Im Jahre 1945 verhinderten die dauernden Fliegerangriffe der ersten drei Monate des Jahres eine geregelte Produktion. Nach der Besetzung der Stadt Frankfurt gegen Ende März 1945 ruhte die Fabrikation vollkommen. Nach Erteilung der Arbeitserlaubnis durch die Militärregierung konnte im Juli 1945 die Arbeit wieder aufgenommen werden. Bis Ende des Jahres war die Beschäftigtenzahl auf 335 Arbeiter und 70 Angestellte angewachsen. Die Produktion bewegte sich zu- nächst in beschränktem Rahmen. 1946 war der Betrieb nach der provisorischen Beseitigung der Kriegsschäden wieder voll leistungsfähig. Trotz der be- stehenden Schwierigkeiten in der Beschaffung der notwen- digen Rohstoffe usw. konnte die Kapazität laufend gesteigert werden und erreichte Ende des Jahres 1946 den Produktions- stand von 1935. Die Exportverbindungen wurden wieder aufgenommen, zu direkten Geschäftsabwicklungen konnte es jedoch noch nicht kommen. = –