2 4 3 ――――― ――――――――――――― ――――――― Die Währungsreform hat die flüssigen Mittel der Gesellschaft, die sich am Stichtag auf etwa RM 20 000 000.– beliefen, auf 6 % zusammenschrumpfen lassen. Nach der Eigenart des Unternehmens ist es von der Währungsreform besonders fühlbar betroffen worden, da seine Produkte bis zum letzten Tag vor der Reform laufend abgesetzt wurden und es sich nicht durch die Veräußerung alter Warenbestände irgendeine Erleichterung verschaffen konnte. Die Ereignisse seit dem Zusammenbruch konnten auch für die Organisation der Gesellschaft nicht ohne Folgen bleiben. Schon Anfang März 1945, als eine geregelte Arbeitsweise in Berlin bereits unmöglich geworden war, verlegte die Gesell- schaft nach einer schweren Beschädigung des Berliner Ver- waltungsgebäudes größere Teile der Hauptverwaltung nach Wietze, wo sie in räumlicher Anlehnung an einen bestehen- den Betrieb untergebracht werden konnte. Nachdem der Gesellschaft im Jahre 1947 auch die letzten mitteldeutschen Betriebe entzogen worden waren, verlegte sie durch Beschluß der H.-V. vom 5. 11. 1947 ihren Sitz von Berlin nach Ham- burg, wo sie schon immer eine Niederlassung unterhielt. In Berlin verblieb eine Zweigniederlassung, der die Wahrneh- mung der Berliner Interessen anvertraut ist. Es ist schwer, angesichts der politisch wie wirtschaftlich gleich ungeklärten Gesamtlage zuverlässige Angaben über die künftige Entwicklung der Gesellschaft zu machen. Daß sie die Amputation ihrer mitteldeutschen und österreichischen Glieder lebensfähig überstanden hat, ist der Gesellschaft aus den Erfahrungen der zurückliegenden Jahre zur sicheren Gewißheit geworden. Dies berechtigt sie zu einer zuversicht- lichen Beurteilung der Zukunft, die nach ihren Plänen im Zeichen einer Verstärkung der Aufschlußtätigkeit stehen und damit die Grundlage für eine Erhöhung ihrer Rohöl- Produktion legen soll. Gleichzeitig erwartet die Gesellschaft, im kommenden Jahr wieder fester in der Rohölverarbeitung Fuß zu fassen. In letzter Zeit sind Importe ausländischen Rohöls wieder angelaufen und die Tendenz geht dahin, zur Deviseneinsparung mit zunehmender Verarbeitung auslän- dischen Rohöls die Einfuhr von Fertigprodukten zu drosseln. Die Gesellschaft wird ihre technische Ausrüstung zu ergän- zen und auf den neuesten Stand zu bringen haben. Sie richtet ihr besonderes Augenmerk auf dieses Ziel, von dem sie an- nimmt, daß es auch durch Belieferungen im Rahmen des Marshall-Planes gefördert werden wird. Die jüngst erreichte Konsolidierung der Verhältnisse in der Steinkohle läßt die Gesellschaft hoffen, daß das Finanzierungsproblem für not- wendige Investitionen auch in dieser Sparte einer befriedi- genden Lösung zugeführt werden kann. Betriebsverlauf 1946. Die Rohölförderung ging infolge des natürlichen Förder- abfalls der produzierenden Felder weiter auf 140 000 t zurück, da die noch stagnierende Aufschlußtätigkeit keinen Ausgleich durch Auffindung neuer Produktionsgebiete schaffen konnte. Andererseits aber nahm der Anteil selbstverarbeiteten Roh- ö6ls durch die Inbetriebnahme der neuerrichteten Anlage in Wietze wieder zu. Bei den Steinkohlenbetrieben machten sich die ersten An- zeichen einer Aufwärtsentwicklung bemerkbar. Die Förde- rung stieg auf 1,4 Mill. t, die Schichtförderleistung auf 0,88 Mill. t. Kohlenförderung und Briketterzeugung der Braunkohlen- betriebe der Gesellschaft stellten sich auf 6,1 Mill. t bzw. 2,1 Mill. t. Die Leistungsziffern der Mineralölwerke Rositz liegen dem Unternehmen nicht mehr vor, da diese Werke um die Mitte des Jahres 1946 enteignet und einem Sowjetischen Kombinat einverleibt wurden. Bodenreform und weitere Enteignungs- maßnahmen lösten aus dem Gefüge der Braunkohlenbetriebe der Gesellschaft wertvolle Teile heraus. Auch der zunächst noch verbliebene Rumpfbetrieb ging 1947 durch Enteignung verloren. Die Gesellschaft bestreitet die Rechtmäßigkeit *― dieser Maßnahmen, für welche gesetzliche Grundlagen selbst nach der Gesetzgebung der Ostzone nicht vorhanden sind. Tooehtergesellschaften und Beteiligungen. Die Umwälzung der politischen und wirtschaftlichen Verhält- nisse ist auch bei den Tochtergesellschaften und Betei- 7 0 *― * igungen nicht ohne Einfluß geblieben. Diejenigen, welche in 3 Oesterreich oder im sonstigen Ausland tätig waren, gingen verloren. Soweit sie ihren Sitz in der Ostzone hatten, wurden = auch sie von den Enteignungsmaßnahmen ergriffen. Keine blieb von unmittelbaren oder mittelbaren Kriegsschäden ver- schont. Trotzdem haben sie sich – soweit im Westen belegen —– zu behaupten vermocht und die Entwicklung, die sie in ― der Zwischenzeit genommen haben, berechtigt zu der Hoff- 23 nung, daß sie ihre Stellung noch weiter festigen und auf- 30 bauen werden. * Im einzelnen ist über sie folgendes zu sagen: Am verhältnismäßig besten haben die Ölhandelsgesellschaften des Unternehmens die Nachkriegszeit überstanden. In 1946 blieben die im Kriege verfügten Einschränkungen ihrer Ver- kaufstätigkeit zwar noch zum größten Teil aufrechterhalten, 3 Mit Beginn des Jahres 1947 begannen sie aber schrittweise ihre Handlungsfreiheit zurückzuerlangen. Die westdeutsche, in der Firma Stöck & Fischer G. m. b. H. zusammengefaßte Kohlenhandelsorganisation blieb trotz kriegs- und nachkriegsbedingter Einbußen intakt. Der Mangel * an Brennstoffen hat das Handelsgeschäft erschwert. Durch Umschlagstätigkeit und Schiffahrt konnte ein Ausgleich geschaffen werden. Wenn die neuere Entwicklung anhält, dürfte dile kritische Nachkriegsphase als überwunden ange- sehen werden. Die mitteldeutsche Kohlenhandelsorganisation verfiel im Zuge der dortigen Enteignungsmaßnahmen der Auflösung. Soweit 0 ihr Absatzgebiet in die Westzone ausstrahlte, konnte die = Gesellschaft durch geeignete organisatorische Maßnahmen ihre Interessen wahren. Die der Gesellschaft nahestehenden Wachswarenfabriken litten unter der Beschädigung ihrer Anlagen durch Luft- angriffe und hatten mit Rohstoffschwierigkeiten zu kämpfen. Auch sie haben jedoch inzwischen die hauptsächlichsten K Schwierigkeiten überwunden und befinden sich in aufstei- gender Entwicklung. Die Gebhardt & Koenig Deutsche Schachtbau A.-G. in Nord- hausen, an der die Gesellschaft maßgeblich beteiligt ist, ver- stand es, nach Kriegsende trotz zahlreicher Schwierigkeiten wieder in Gang zu kommen. Sie gründete in der britischen Zone eine Zweignlederlassung; diese Zweigniederlassung wurde im Jahre 1946 rechtlich verselbständigt und ging im Jahre 1947 ganz in den Besitz der Gesellschaft über, nachdem der Nordhausener Betrieb des Stammhauses zugunsten des Thüringischen Staates enteignet worden war. Die Edeleanu Gesellschaft m. b. H., deren Arbeitsgebiet der Bau von Raffinationsanlagen nach ihren Spezialverfahren ist, wurde wegen des Verlustes ihres Auslandsgeschäftes von den Kriegs- und Nachkriegsereignissen hart betroffen. Sie hat ihren Sitz von Berlin nach Frankfurt (Main) verlegt. Ihre künftige Entwicklung läßt sich noch nicht übersehen. Zum letzten Jahresabschluß wird bemerkt: Der Zugang unter den Beteiligungen in Höhe von RM 478000.– stellt wirtschaftlich nur eine Umgruppierung dar, da diese Beteiligungen von einer Tochtergesellschaft erworben wur- den. Die Wertberichtigung auf Beteiligungen von rund RM 9,5 Mill. gilt der Beteiligung an der Braunkohlen-Benzin A.-G., deren sämtlich in der russischen Zone belegenen Betriebe teils demontiert, teils zugunsten einer sowjetischen Aktiengesellschaft enteignet worden sind. Bei den Rückstellungen ist der Posten „Vorschuß North German Coal Control“ bemerkenswert. Das rechtliche Schick- sal dieser Zahlungen, die zunächst passiviert werden mußten ist noch in der Schwebe. Nach dem gegenwärtigen Stand der Verhandlungen (Zeitpunkt des Vorstandsberichtes Oktober 1948), welche die Deutsche Kohlenbergbau-Leitung mit den zuständigen deutschen und alliierten Instanzen führt, erwar- tet die Gesellschaft, daß in naher Zukunft eine Regelung zu- stande kommt, die ihre Steinkohlenbetriebe der Notwendigs- keit enthebt, den in der Bilanz ausgewiesenen Betrag zurüäckk zuzahlen. Verbindlichkeiten aus der Begebung von Wechseln oder Schecks haben nicht bestanden. Die Haftung nach &8 24 des EmbH-Gesetzes für Kapitaleinzahlungsverpflichtungen an- derer Gesellschafter stellte sich Ende 1944 auf RM 3 869 775.– Ende 1945 und 1946 auf je RM 40 500.–.