Berliner Holz- Kontor Aküenges * ellschaft Sitz der Verwaltung: (1) Berlin W 15, Düsseldorfer Straße 38 Drahtanschrift: Holzcomptoir Berlin. Fernruf: 91 15 01, 91 20 18. Postscheckkonto: Berlin 3214. Bankverbindungen: Berliner Stadtkontor; Bezirksbank Ber- lin-Wilmersdorf, Konto Nr. 7186. Gründung: Die Gründung erfolgte am 11. April 1857 als Kommandit-Gesellschaft auf Aktien. Am 12. März 1872 er- folgte die Umgründung in eine Aktiengesellschaft. Zweck: Betrieb von Holz- und Holzindustriegeschäften im In- und Auslande. Die Gesellschaft Kann auch andere hiermit im Zusammenhang stehende kaufmännische und industrielle Geschäfte betreiben, sich an solchen beteiligen, Interessen- gemeinschaftsverträge abschließen, Grundstücke erwerben und Bauten ausführen. Erzeugnisse: Schwellen, Stangen, Maste, Schnittmaterial usw., Furniermesserei, Schneidemühlenbetrieb und Imprägnieran- stalt in Oderberg (Mark). Vorstand: Emil Nachtigal, Berlin-Dahlem; Reinhold Wönz, Berlin-Wilmersdorf. Aufsichtsrat: Albert Vowinckel, Berlin-Nikolassee, Zz. Z. Schnelldorf (Mittelfr.), Vorsitzer; Richard E. Pestel, Berlin- Wilmersdorf, stellv. Vorsitzer; Dr. Carl Kikath, Berlin, stellv. Vorsitzer; Alfred Prächtel, Berlin-Grunewald, z. Z. Schön- berg i. Ts.; Hugo Waltz, Berlin-Schlachtensee. Abschlußprüfer: Berliner Revisions-Aktiengesellschaft, Wirt- schaftsprüfungsgesellschaft, Steuerberatungsgesellschaft, Ber- lin. Geschäftsjahr: Kalenderjahr. Stimmrecht der Aktien in der H.-V.: Je nom. RM 100.– Stammaktien = 1 Stimme. Zahlstellen: Gesellschaftskasse. Auftbau und Entwicklung Bald nach den politisch bewegten Märztagen des Jahres 1848, als Handel und Gewerbe sehr darniederlagen und der Kredit des Einzelkaufmanns stark eingeschränkt war, traten auf Betreiben des ersten Aufsichtsratsvorsitzenden der späteren Aktiengesellschaft, des Herrn M. W. Theodor Müller, Teil- haber der damals bestandenen Firma Kogge & Müller in Berlin und Charlottenburg, neun in Berlin und Charlotten- burg angesessene Holzhändler bzw. Holzfirmen zu einer Ver- einigung zusammen, welcher der Name „Diskontierungsver- ein“ beigelegt wurde. Die Satzungen des Vereins datieren vom 18. April 1848. Als Zweck des Vereins war festgelegt, daß die Mitglieder sich in Kreditfragen gegenseitig unter- stützen sollten dergestalt, daß in schleunigen Geldbedarfs- fällen eine Firma die andere wechselmäßig bezog und die übrigen Mitglieder des Vereins ihr Giro auf diese Tratten setzten. Zur Sicherstellung der einzelnen Mitglieder für ihre Akzepte und Giros war festgesetzt, daß die von einem Ein- zelmitglied bezogene Wechselsumme stets durch den doppel- ten Wert seines anderweitig nicht belasteten Holzlagers am Platze gedeckt sein mußte. Zur Kontrolle der Innehaltung dieser Bestimmung fungierte ein besonderer Ausschuß. Dieser Diskontierungsverein bestand bis zum Jahre 1850 in voller Eintracht und löste sich dann auf, weil sein ursprüng- licher Zweck durch inzwischen eingetretene Besserung der Kreditverhältnisse hinfällig geworden war. Die Mitglieder des Diskontierungsvereins, welche unter sich in freundschaftlichem Verkehr standen, beschlossen dann 1851 einen neuen Zusammenschluß zwecks gemeinschaft- licher Geschäftsoperationen unter dem Namen „ Berliner Holzhändler-Verein“. Aus diesem Verein ist dann 1857 am 11. April die Gründung der „Kommanditgesellschaft auf Aktien Berliner Holz-Comptoir“ erfolgt. Sofort nach der Gründung entwickelte sich eine lebhafte Tätigkeit der Gesellschaft, da der in Berlin herrschende Holzmangel im Gründungsjahr ganz besondere Anstrengun- gen zu seiner Beseitigung erheischte. Außer Holzankäufen in den Verkaufsterminen in Staats- und Privatforsten beschäf- tigte sich die Gesellschaft mit Ankauf und Exploitation von 808 Forstgütern, Forstparzellen und geschlagenen Hölzern im In- und Auslande. Unter Führung und wesentlicher Beteiligung der Gesellschaft wurde in den Jahren 1869 bis 1879 mit dem Bau des Brom- berger Holzhafens begonnen, der im Jahre 1879 eröffnet und im Jahre 1899 dem Preußischen Fiskus auf Grund der Kon- zessionsbedingungen unentgeltlich überlassen wurde. Obgleich der Gesellschaftsvertrag der Kommanditgesellschaft vom 11. April 1857 nach seinen Bestimmungen eine 25jährige Dauer der Kommanditgesellschaft vorsah, trat bereits 15 Jahre nach der Gründung infolge des allgemeinen Auf- schwungs von Handel und Industrie nach dem französischen Kriege auch innerhalb der Gesellschaft das Bestreben her- vor, den Geschäftskreis des Berliner Holz-Comptoirs zu er- weitern und dafür neues Kapital heranzuziehen. Es erfolgte am 12. März 1872 die Eintragung in das Handels- register der neuen Firma „Aktiengesellschaft Berliner Holz- Comptoir“ mit einem Aktienkapital von 2 Millionen Talern. Nach der Umwandlung im Jahre 1872 wurde die Gesellschaft in den alten Bahnen weitergeführt, gleichzeitig aber eine Erweiterung durch Erwerb und Anlage von Schneidemühlen im Inlande sowie durch Erwerb neuer großer Waldgüter und Forstparzellen in die Wege geleitet. So wurde im Jahre 1874 die noch heute bestehende 10gattrige Wilhelm-Mühle in Oderberg i. M. gebaut. 1890 wurde auf dem Gelände der Victoria-Mühle in Oderberg eine Holzimprägnieranstalt er- richtet. Das Areal der Gesamtanlagen in Oderberg umschloß rund 140 preußische Morgen oder 35, 63 ha. Außer dem Material aus eigenen Forstgeschäften wurden große Partien Waren im Zwischenhandel umgesetzt, sowohl durch Export in das Ausland, hauptsächlich England, Hol- land, Belgien, Frankreich, als auch durch Einschnitt auf den Sägewerken in Oderberg. Einer der wichtigsten Geschäfts- zZzweige war neben der eigenen Produktion der Handel mit großen Posten Eisenbahnschwellen für die Staats- und Pri- vatbahnen. Das Exportgeschäft wurde hauptsächlich über Danzig und Memel betrieben, wo Filialen in den 8b0er Jahren des vorigen Jahrhunderts errichtet wurden. Die Hauptarbeitsgebiete der Gesellschaft waren Rußland und Polen. Bereits im letzten Jahrzehnt vor dem ersten Welt- kriege ging die Gesellschaft dazu über, anstatt in der Haupt- sache Waldexploitationen den Ankauf von gefällten und ge- arbeiteten Hölzern, wie Rundholz, Balken, Sleepers, Schwel- len und Telegrafenstangen, in Rußland zu betreiben. Im Jahre 1901 wurde die Meyer'sche Holzbearbeitungsfabrik am Küstriner Platz in Berlin O für ca. 1 Millionen Mark erworben, welche noch heute unter der Bezeichnung Abtei- lung Berlin O0, Furniermesserei und Holzbearbeitungswerk, von der Firma betrieben wird. (Z. Z. sequestriert.) Im Anschluß hieran wurde ein Platzgeschäft errichtet und zwar in der Frankfurter Allee 132/33, wo rund 22 Morgen oder 5,55 Hektar Grundbesitz erworben wurden. (Z. Z. seque- Striert.) 1897 erwarb die Gesellschaft in Schweden ein großes Wald- gut und betrieb dasselbe unter der Firma „Hornsö Aktie- bolaget“. Dieses Waldgut wurde im Jahre 1903 wieder ver- äußert. Die Gesellschaft beschäftigte sich dann auch in Ru- mänien mit der Ausarbeitung von Parzellen, speziell Eichen- und Buchen-Parzellen, und betrieb hier mehrere Sägewerke. Durch den Weltkrieg wurde das Unternehmen sowohl in seinen Holzbeständen in Rußland/Polen als auch in Rumä- nien in Mitleidenschaft gezogen. Die Verluste beliefen sich auf etwa 3,5 Millionen Mark. Zwischen den beiden Weltkriegen erfolgten Keine Neuerwer- bungen oder Neueinrichtungen. Es wurden zwar verschiedene meist fliegende Sägewerke in Pommern, Westpreußen und auch Schlesien errichtet, in Schlesien sogar ein modernes neues Sägewerk in Carlsruhe 0/S; alle diese Geschäfte lagen aber im Rahmen der bisher betriebenen Geschäfte. Das Geschäft beschränkte sich im übrigen von der Import- seite ausschließlich auf Einfuhr von bebeiltem und sägege- schnittenem Material aus Schweden, Finnland, Polen und Rußland, mit dessen Handelsvertretung große Geschäfte durchgeführt wurden. Das Inlandsgeschäft bestand nach wie vor in dem Betrieb der Oderberger Sägewerke, der Schwel- lentränkanstalt in Oderberg, des Furnierwerks und der Platz- holzhandlung in Berlin sowie der inländischen Forstgeschäfte. 6 ― ==