Die Vereinigte Glanzstoff-Fabriken Aktien-Ge * sellschat Sitz der Verwaltung: (22a) Wuppertal-klhberfeld, Auerschulstraße 14-16 Drahtanschrift: Glanzstoff Wuppertal. Fernruf: 30 511. Fernschreiber: Wuppertal: 035 816. Postscheckkonto: Köln 3710, Frankfurt (Main) 41 891. Bankverbindungen: Landeszentralbank, Wuppertal-E., Konto- Nr. 37/877; Landeszentralbank, Aschaffenburg, Konto-Nr. 614/838; Rheinisch-Westfälische Bank, Wuppertal-E.; Rhein- Ruhr Bank, Wuppertal-E.; Bankverein Westdeutschland, Wuppertal-Ba.; Bankhaus J. Wichelhaus P. Sohn A.-G., Wup- pertal-E.; Bankhaus von der Heydt-Kersten & Söhne, Wup- pertal-E.; Bankhaus C. G. Trinkaus, Düsseldorf; Hessische Bank, Frankfurt (Main); Bayerische Hypotheken- und Wech- sel-Bank, Filiale Aschaffenburg. Gründung: Die Gründung erfolgte am 19. September 1899 mit einem Grundkapital von M 2 000 000.—–. Zweck: Erwerb, Errichtung und Betrieb von Unternehmun- gen auf dem Gebiete der Chemie und der Textilindustrie. Innerhalb dieser Grenzen ist die Gesellschaft zu allen Ge- schäften und Maßnahmen berechtigt, die zur Erreichung des Gesellschaftszweckes notwendig oder nützlich erscheinen, ins- besondere zum Erwerb und zur Veräußerung von Grund- stücken, zur Errichtung von Zweigniederlassungen im In- und Ausland, zur Beteiligung an anderen Unternehmungen gleicher oder verwandter Art, sowie zum Abschluß von In- teressengemeinschaftsverträgen mit anderen Gesellschaften. Erzeugnisse: Die Gesellschaft betreibt die Herstellung von Kunstseide (Glanzstoff), künstlichem Roßhaar, Kunststroh und ähnlichen Erzeugnissen, sowie von Zellwolle (Flox). Zur Anwendung gelangt das Viskoseverfahren. Vorstand: General-Direktor Dr. jur. Ernst Hellmut Vits, Vor- sitzer, Wuppertal-E.; Arie van Halewijn, Arnheim; Dr. phil. Hermann Rathert, Wuppertal-E.; Carl Ritzauer, Wuppertal-E.; Karl Schmekel, Wuppertal-E. Aufsichtsrat: Hermann J. Abs, Vorsitzer, Bentgerhof bei Remagen; St. van Schaik, stellv. Vorsitzer, Arnheim; Werner Carp, Hahnerhof bei Ratingen; Jaques Daniels, Arnheim; Prof. P. W. Kamphuisen, Arnheim; Dr. Richard Merton, Frankfurt (Main); Dr. I. Meynen, Arnheim; Helmuth Wohl- that, Düsseldorf. Abschlußprüfer: Deutsche Treuhand-Gesellschaft. Geschäftsjahr: Kalenderjahr. Stimmrecht der Aktien in der H.-V.: Das Stimmrecht wird nach dem Aktien-Nennbetrag ausge- übt, wobei auf RM 100.– eine Stimme entfällt. Die Vorzugs- aktien haben 24faches Stimmrecht. Satzungsgemäße Verwendung des Reingewinns: Der Reingewinn, der sich nach Vornahme von Abschreibun- gen, Wertberichtigungen, Rückstellungen und Rücklagen er- gibt, wird wie folgt verteilt: 1. Zunächst sind auf die Vor- zugsaktien 6 % des auf ihren Nennwert eingezahlten Be- trages zu verteilen; 2. sodann sind etwaige Gewinnanteils- rückstände aus Vorjahren auf die Vorzugsaktien nachzuzah- len; 3. sodann werden auf die Stammaktien bis zu 4 % als Gewinnanteil ausgeschüttet; 4. von dem Mehrgewinn im Sinne des Gesetzes erhalten die Mitglieder des Aufsichts- rates einen Gewinnanteil von 5 % sondersteuerfrei; 5. der Rest wird an die Stammaktionäre verteilt, soweit die H.-V. keine andere Verwendung bestimmt. Die Verteilung der Gewinnanteile erfolgt stets im Verhält- nis der auf den Nennwert der Aktien geleisteten Einzahlun- gen und im Verhältnis der Zeit, die seit dem für die Leistung bestimmten Zeitpunkt verstrichen ist. Bei Ausgabe neuer Aktien kann deren Gewinnanteilberechtigung auch ander- weitig festgesetzt werden. Zahlstellen: Gesellschaftskasse; Rheinisch-Westfälische Bank, Wuppertal-E.; Rhein- Ruhr Bank, Wuppertal-E.; Bankhaus J. Wichelhaus P. Sohn A.-G., Wuppertal-E.; Hessische Bank, Frankfurt (Main); Rheinische Kreditbank, Mainz; Berliner Stadtkontor, Berlin; Algemeene Kunstzijde Unie NV., Arn- heim/ Folland. Aufbau und Entwicklung „Vereinigte Glanzstoff-Fabriken Aktiengesellschaft“ wurde am 19. September 1899 in Elberfeld mit einem Grund- KkKapital von M 2 000 000.– und dem Sitz in Aachen gegründet. Die Gesellschaft erwarb zunächst die gesamten Anlagen der „Rheinischen Glühlampenfabrik“' in Oberbruch, um die kleine Versuchsanstalt in den Großbetrieb überzuführen. Ferner er- 992 warb die Gesellschaft ein Grundstück in Niedermorschweiler bei Mülhausen i. E., auf dem sie ebenfalls eine Fabrik er- richtete. Aus der Entwicklungsgeschichte sind folgende Daten bemer- kenswert: 1901: Verlegung des Sitzes der Gesellschaft von Aachen nach Elberfeld. 1905: Aufnahme der Herstellung von künstlichem Roßhaar; Errichtung der „Erste Oesterreichische Glanzstoff-Fabrik Aktiengesellschaft in Wien“. 1908: Gründung der „British Glanzstoff Manufacturing Com- pany Ltd.“ in Liverpool. Erwerb der Kunstseidenfabrik des Fürsten Henckel-Donnersmarck in Sydowsaue bei Stettin, welche später ein weiterer Mittelpunkt für die Kunstseiden- fabrikation geworden ist. Erwerb des Viskoseverfahrens, Be- teiligung an den „Vereinigte Kunstseidefabriken in Frank- furt/M.“ (1928 verschmolzen). Im ersten Weltkrieg wurde die Fabrik in Niedermorschweiler (Elsaß) zum größten Teil zerstört und ging mit der späteren Besitznahme durch Frankreich vollständig verloren. Um dem während des ersten Weltkrieges eingetretenen Man- gel an Textilrohstoffen zu begegnen, wurde die Fabrik in Sydowsaue auf Stapelfaser umgestellt. Als nach dem Krieg wieder genügend Wolle und Baumwolle eingeführt werden konnte, wurde die Stapelfaserproduktion in Sydowsaue ein- gestellt. In den Laboratorien des Unternehmens wurde jedoch an der Vervollkommnung der Faser weitergearbeitet. Die hierbei gewonnenen Erfahrungen wurden späterhin bei der Aufnahme der Zellwolle-Großproduktion verwertet. In der gleichen Zeit wurde auch an der technischen Ver- vollkommnung der Kunstseide weitergearbeitet. Dabei wur- den beachtliche Fortschritte erzielt. Im Jahre 1919 wurde in Teltow-Seehof bei Berlin ein Forschungsinstitut errichtet, welches die Aufgabe hatte, rein wissenschaftlich die Kennt- nisse auf dem Gebiet der Kunstfaserherstellung zu vertiefen. Um ihr Tätigkeitsgebiet im Ausland zu erweitern, errich- tete die Gesellschaft im Jahre 1921 unter Mitwirkung erster böhmischer Industrie- und Bankkreise, sowie der „Erste Oesterreichische Glanzstoff-Fabrik“ die „Böhmische Glanz- stoff-Fabrik, System Elberfeld' mit dem Sitz in Prag, welche in Lobositz a. d. Elbe eine Kunstseidenfabrik erbaute, die seit 1923 mit gutem Erfolg betrieben wurde. In 1923 beteiligte sich VGF an der 1922 gegründeten „Bar- mer Maschinenfabrik A.-G., Remscheid-Lennep“. Zweck die- ser Gesellschaft ist die Herstellung von Apparaturen und Maschinen für die chemische und Textilindustrie. Der Umstand, daß die elsãassische Fabrik verloren ging, war der Anlaß, der Errichtung einer weiteren Betriebsstätte, und zwar in Bayern, näherzutreten. VGF errichtete eine selbstän- dige „Bayerische Glanzstoff A.-G.“' mit dem Sitz in München (1927 verschmolzen) und erwarb in den Gemeinden Erlen- bach und Elsenfeld ein geeignetes bei Obernburg/Main ge- legenes Gelände. Im Jahre 1922 wurde der Bau in Angriff genommen und im Mai 1924 konnte das neue Unternehmen den Betrieb eröffnen. Im Januar 1924 beteiligte sich VGF an der Firma „I. P. Bem- berg A.-G., Barmen-. Ende 1925 wurde gemeinsam mit der „Courtaulds Limited, London“ die „Glanzstoff-Courtaulds G.m.b. H., Wuppertal- Elberfeld“ gegründet. Im Mai 1926 wurde in Waldniel bei Dülken/Rheinland ein Zwirnerei- und Sortierbetrieb eröffnet, der ursprünglich dem Werk Oberbruch angegliedert war. Der Betrieb wurde 1930 an die Tochtergesellschaft „Kunstseiden-Aktiengesellschaft“ verpachtet, welche dort einen Veredelungs-Betrieb unterhält. Im Jahre 1927 beteiligte sich die Gesellschaft an der Grün- dung der „American Glanzstoff-Corporation, New-York“ (jetzt „North American Rayon Corp.') und der „Neue Glanz- stoffwerke A.-G. Breslau“'. Bei der ,„Snia Viscosa“ wurde ge- meinsam mit der Courtaulds Ltd. eine Beteiligung aufge- nommen. Das Aktienkapital der Gesellschaft wurde von ursprünglich M 2 000 000.– nach mehreren Veränderungen im November 1924 auf RM 30 600 000.– umgestellt und 1926, 1927 und 1928 bis auf RM 76 500 000.– erhöht. Im Juni 1942 erfolgte Auf- stockung auf RM 91 500 000.–— (s. auch unter „Kapitalent- wicklung“). Am 23. November 1928 wurde zu Finanzierungszwecken die „Associated Rayon Corporation in Jersey City“ gegründet,