Drahtanschrift: Kämmerei Hannoverdöhren. Fernruf: 86 151. Postscheckkonto: Hannover 7221. Bankverbindungen: Niederdeutsche Bankgesellschaft, Han- nover; Merkur-Bank, Hannover. Gründung: Die Gründung erfolgte am 1. Juli 1872 durch Übernahme der Wollwäscherei der Firma „Stelling, Gräber und Breithaupt“' und des Mühlenetablissements des Ritterguts zu Döhren mit einem Kapital von M 2 100 000.—. Zweck: Betrieb von Wollwäscherei und Wollkämmerei in Lohn oder für eigene Rechnung und andere Geschäfte, die damit zusammenhängen oder das Unternehmen zu fördern geeignet sind. Erzeugnisse: Woll- und Zellwollkammzug, gew. wWolle sowie Fetterzeugnisse. Vorstand: Hans Heintze, Vorsitzer; Ernst Bertram; Walter Langer, alle in Hannover-Döhren. Aufsichtsrat: Notar Dr. Hans Fiehn, Hannover, Vorsitzer; Fabrikbesitzer Dittmar Hurtzig, Hamburg, stellv. Vorsitzer; Bankdirektor Gustav Overbeck (Niederdeutsche Bankgesell- schaft), Hamburg, stellv. Vorsitzer; Bankdirektor Paul Narjes (Merkur-Bank), Hannover; Direktor Dipl.-Ing. Armin Keil, Herzogenrath; Werner Mittelsten-Scheid, Wuppertal. Abschlußprüfer: Treuhand- und Wirtschaftsprüfungsgesell- schaft m. b. H., Hannover. Geschäftsjahr: Kalenderjahr. Stimmrecht der Aktien in der H.-V.: Je nom. RM 1 000.– = 1 Stimme. Satzungsgemäße Verwendung des Reingewinns: Über den Er- trag, der sich beim Jahresabschluß ergibt, beschließt die Hauptversammlung mit der Maßgabe, daß vom Jahresgewinn zunächst die gemäß AG. zu berechnenden Gewinnanteile für Vorstand und Aufsichtsrat abzusetzen sind, des weiteren die von Vorstand und Aufsichtsrat etwa beschlossene Gewinn- beteiligung für Gefolgschaftsmitglieder. Aus dem darnach für die Verteilung verfügbaren Reingewinn werden vorab an die Aktionäre 4 % des auf ihre Aktien eingezahlten Kapitals aus- geschüttet. Auch der Rest wird an die Aktionäre verteilt, soweit die H.-V. keine andere Verwendung beschließt. Zahlstellen: Gesellschaftskasse in Hannover-Döhren; Nieder- deutsche Bankgesellschaft, Hannover; Merkur-Bank, Han- nover. Aufbau und Entwicklung 1932 erwarb die Gesellschaft gemeinsam mit der Bremer wWoll-Kämmerei und der Leipziger Wollkämmerei, Leipzig, aus dem Konkurs der Norddeutschen Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei in Bremen die Hamburger Wollkämme- rei, Wilhelmburg, und gründete mit einem Kapital von RM 2,0 Mill. die Wilhelmsburger Wollkämmerei A.-G. (jetzt Ham- burger Wollkämmerei A.-G., Hamburg-Wilhelmsburg). Von dem Kapital übernahm die Gesellschaft RM 550 000.—. 1934: Umstellung des ganzen Werkes auf elektrischen Antrieb. 1936: Beteiligung an der thüringischen Zellwolle A.-G., Schwarza/Saale. 1937: Abschluß eines Lizenzvertrages mit der I. G. Farben- industrie, gemeinsam mit den übrigen deutschen Lohnkäm- mereien. 1938: Die Gesellschaft beteiligte sich maßgeblich an der mit einem Kapital von RM 500 000.— neugegründeten Woll- wäscherei Korneuburg G. m. b. H., Korneuburg bei Wien. 1939: Beteiligung an der Wolle u. Tierhaare A.-G. „Wotirag“, Berlin. 1942: Durch Beschluß der H.-V. vom 27. März wurde der Vor- stand ermächtigt, das Grundkapital innerhalb von 5 Jahren um bis RM 4 000 000.– für spätere, im einzelnen noch nicht festliegende Aufgaben zu erhöhen. 1943: Im Herbst erlitt die Gesellschaft die ersten Bomben- schäden. Hierbei wurden die Lagerhäuser vernichtet. Die weiteren Angriffe im Laufe des Krieges trafen die Ma- schinenräume und Maschinen der Kämmerei sowie einen Teil der Wollfett-Fabrik. Der Verlust an eigenen Wollen innerhalb des Werkes hielt Ssich in erträglichen Grenzen, doch gingen die in der Ostzone eingelagerten Rohwollen verloren. /.. é¹ ꝓ P8..... „„ * .. ... * * ― * woll-Wäscherei und Kkämmerei in Döhren bei Hunnover Sitr der Verwaltung: (20a) Hannover-Döhren Die Aufräumungsarbeiten und der Wiederaufbau wurden sofort in Angriff genommen. Die Tuchwollwäscherei kam bereits im Mai, die Kämmerei im Juni 1945 wieder in Gang. Der Betrieb in der Chemischen Fabrik konnte erst Anfang 1946 wieder aufgenommen werden. Seit Mitte 1946 wurden durch die Militärregierung bedeu- tende Mengen Rohwollen, hauptsächlich aus Australien und Neuseeland, eingeführt und an Deutschland verkauft. Für das Jahr 1947 wurden ebenfalls große Mengen Rohwolle für Deutschland von England geliefert. Durch diese Lieferungen in Verbindung mit der deutschen Wollschur hätte die Kapa- zität der Gesellschaft voll ausgenutzt werden können, was jedoch infolge des Mangels an Arbeitskräften und Kohle nicht erreicht werden konnte. Die Belegschaftsstärke, die vor dem Kriege 2500 betrug, konnte bis zum Sommer 1947 wieder auf 750 Personen gebracht werden. Besitr- und Betriebsbeschrelbung werk Döhren. Werksanlagen: Wollkämmerei, Wollwäscherei, Karbonisieranstalt, Wollfett-Fabrik, Seifenfabrik. Sonstige Anlagen: Wasserreinigungsanlage, Kraftzentrale mit zwei Maschinenanlagen, Wasserkraftanlage. Häuser: 120 Gebäude mit 250 Wohnungen. Die entstandenen Kriegsschäden sind zum größten Tei be- Seitigt. Beteiligungen 1. Hamburger Wollkämmerei A.-G., Hamburg-Wilhelmsburg. Gegründet: 25. August 1932; Kapital: RM 2 000 000.–. Der Betrieb wurde am 1. Juli 1933 mit etwa 350 Arbeitern auf- genommen. Zweck: Erwerb und Betrieb des Werkes der Hamburger Woll- kämmerei in Wilhelmsburg sowie der Betrieb aller diesen Zweck fördernden und mit ihm zusammenhängenden Ge- schäfte. Dividenden ab 1939: 0 %. Beteiligung: 27,5 % = nom. RM 550 000.– (weitere 27,5 % bei Leipziger Wollkämmerei und 45 % bei Bremer Woll-Kämmerei). Die Anlagen dieser Beteiligungs-Gesellschaft wurden zum größten Teil zerstört. Die Fabrikation läuft in beschränktem Umfange. Buchwert: RM 275 000.—–. 2. Thüringische Zellwolle A.-G., Schwarza/Saale. Gegründet: 29. Juni 1935; Kapital: RM 24 000 000.–; Zweck: Errichtung, Erwerb und Betrieb von Unternehmungen auf dem Gebiete der Erzeugung, Verarbeitung und Verwertung von Textilfasern. Beteiligung: nom. RM 225 000.—–. Dividenden ab 1939: 5, 5, 5, 5 , ab 1943: 0 %. Diese Gesellschaft steht unter Sequester der russischen Mili- tärregierung. 3. Wolle und Tierhaare A.-G. „Wotirag“, Berlin. Gegründet: 10. August 1939; Kapital: RM 10 000 000.–; Zweck: Förderung der Einfuhr von Wolle und Tierhaaren; Beteili- gung: RM 160 000.—. Dividenden ab 1940: 5, 5, 5, 5 auf eingezahltes Kapital, ab 1944: 0 %. 4. Wollwäscherei Korneuburg G.m. b.H., Korneuburg b. Wien. Gegründet: 6. Sept. 1938; Kapital: RM 500 000.–; Zweck: Lohnwoll-Wäscherei und Karbonisation. Beteiligung: 90%. Diese Beteiligung ist durch den Kriegsausgang verloren ge- gangen. Buchwert: RM 300 000.—. Buchwert der Beteiligungen: 31. 12. 1945: RM 1 028 800.—. Die Gesellschaft gehört folgenden Verbänden an: Landesver- band Textilindustrie Niedersachsen, Arbeitsgemeinschaft wollindustrie, Fachvereinigung Lohn-Wäscherei und Käm- merei. Statistik Kapitalentwicklung: Grundkapital vor 1914 M 3,0 Mill., er- höht 1921 auf M 6,0 Mill. Stammaktien und M 1,5 Mill. Vor- zugsaktien. 1924: Umstellung der Stammaktien i. V. 3:2 von M 6,0 Mill. auf RM 4, 0 Mill. und Umstellung der Vorzugs- aktien i. V. 75:1 von M 1,5 Mill. auf RM 0, 02 Mill. 1928: Kapitalerhöhung um RM 2, 0 Mill. auf RM 6, 0 Mill. Die jungen Aktien übernahm ein Bankenkonsortium zum Kurse von 125 mit der Verpflichtung, sie den alten Aktionären i. V. 2.1 zum gleichen Kurse zum Bezuge anzubieten.