Drahtanschrift: Kaufhofzentrale. Fernruf: Köln 7 07 61. Postscheckkonto: Köln 668 00. Bankverbindung: Landeszentralbank von Nordrhein-West- falen, Köln, Konto-Nr. 31 786. Gründung: Die Gründung erfolgte am 17. März 1905 mit Wir- kung ab 1. Januar 1905 unter Übernahme der seit 1879 be- stehenden gleichnamigen Kommanditgesellschaft als „Leon- hard Tietz Aktiengesellschaft, Köln“'. Anderung der Firma in „Westdeutsche Kaufhof A.-G. (vorm. Leonhard Tietz A.-G.)“ durch Beschluß der H.-V. vom 11. Juli 1933. Durch Be- schluß der H.-V. vom 3. Juli 1936 wurde die Firma durch Fortlassung des Firmenzusatzes (Vorm. Leonhard Tietz A.-G.) in die jetzige geändert. Zweck: Der Ankauf, Verkauf und die Herstellung von Han- delswaren aller Art, sowie die Errichtung, der Erwerb und Betrieb anderer Unternehmungen, die mit diesem Zweck zu- sammenhängen. Vorstand: Hans Carstens, Köln; Erich Casaretto, Köln; Ernst Gerdom, Köln; Dr. Werner Schulz, Köln; Rechtsanwalt Dr. Otto Klonz, Köln. Aufsichtsrat: Präsident Abr. Frowein, W.-Elberfeld, Vorsit- zer; Dr. jur. Paul Marx, Düsseldorf, stellv. Vorsitzer; Gustav Overbeck, Hamburg, stellv. Vorsitzer; Hubert Liffers, Köln; Bruno Potthast, Köln; I. B. Rath, Köln. Abschlußprüfer: Treuhand-Kommandit-Gesellschaft Hartkopf & Rentrop, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Köln. Geschäftsjahr: Kalenderjahr. Stimmrecht der Aktien in der H.-V.: Je nom. RM 100.– = 1 Stimme. Satzungsgemäße Verwendung des Reingewinns: Der Reingewinn der Gesellschaft, der sich nach Vornahme von Abschreibungen, Wertberichtigungen, Rückstellungen und Rücklagen –— einschließlich der in die gesetzliche Rück- lage einzustellenden Beträge – sowie nach Zahlung des dem Aufsichtsrat zustehenden Jahresgewinnanteils ergibt, wird an die Aktionäre verteilt, soweit die H.-V. keine andere Verwendung bestimmt. Zahlstellen: Gesellschaftskasse in Köln; Bankverein West- deutschland, Köln; Rheinisch-Westfälische Bank, Köln; Rhein-Ruhr Bank, Köln. ―――――――― ―――――― ――Üa――― ――― Aufbau und Entwicklung Dias Unternehmen führt seine Entstehung auf ein im Jahre 1879 in Stralsund gegründetes Kurz-, Weiß- und Wollwaren- geschäft zurück. Durch strenge Durchführung moderner Geschäftsgrundsätze, feste niedrige Preise bei sofortiger Kasse, gewann das junge Geschäft bald Anhänger, so daß es im Laufe von wenigen Jahren dreimal vergrößert werden mußte. Der Inhaber des * Geschäfts sah ein, daß er sein Prinzip, auf mäßige Preise zu halten, um so intensiver durchführen würde, je größere Ein- käufe er machen könnte. So rief er denn im Rheinland, des- sen Gewerbefleiß er auf seinen Einkaufsreisen kennen ge- lernt hatte, und zwar in Elberfeld, im Jahre 1889 eine Filiale ins Leben, der bald andere folgten. Es entstanden kurz hin- tereinander die Filialen in Barmen, Koblenz (1890), Köln, Remscheid (1891), Aachen, Mainz, Düren, Düsseldorf, Esch- weiler, sowie die Kölner Stadtfilialen Ehrenstraße, Weyer- straße und Eigelstein (1892–1898). Alle diese Betriebe waren sSschon nicht mehr Kurz-, Weiß- und Wollwarengeschäfte in der üblichen Art, sondern es wurden nach und nach auch sämtliche anderen Textilwaren geführt. Man erkannte aber mit der Zeit, daß die Kundschaft in einem großen Kaufha is auch gern andere als Textilwaren kaufen wollte; 80 kam man dazu, den Kreis der Waren immer mehr zu erweitern; es entstand das moderne Warenhaus. Das erste Warenhaus Westdeutschlands wurde im Jahre 1896 in Köln gegründet, wohin auch bald der Sitz der Firma verlegt wurde. In der PFolgezeit wurden noch zahlreiche Zweigniederlassungen er- richtet: Bonn, Krefeld, Köln-Mülheim, Kassel (1901–1911) und Mayen (1924). Ilm Jahre 1905 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesell- schaft umgewandelt. Der Aufstieg setzte sich ununterbrochen fort. Dem Bau eines modernen Warenhauses in Düsseldorf folgte ein solcher in Elberfeld und schließlich der große Köl- ner Bau. Während der Inflationszeit hat es das Unternehmen verstanden, seine Substanz zu erhalten und seine Organisa- tion auszubauen. Zwar war es nicht möglich, neue Filialen zu gründen, aber man blieb dem Prinzip, die Leistungsfähig- West. eutsche Kaufhof Aküengesellschalt Sltz der Verwaltung: (22c) 2― ――――§―§§fZsiy.a3§ . „ ――――§――――――――― ** .. .. * 4.%.%% ―― ― Köln, Schildergasse 74/96a keit durch Konzentration des Einkaufs zu erhöhen, treu. So wurden Einkaufshäuser geschaffen und ausgebaut in Berlin für Konfektion, Wäsche, Schürzen und Pelzwaren, in Chem- nitz für das sächsische Industriegebiet (Handschuhe, Strümpfe, Trikotagen, Teppiche und Gardinen), in Offenbach für Lederwaren und in Köln sebst für Schuhwaren, Kleider- stoffe, Baumwollwaren, Parfümerien, Wirtschaftsartikel, Le- bensmittel, Herrenartikel, Kurzwaren, Seiden- und Spiel- waren. Alle diese Betriebe, die zunächst den Einkauf der ver- schiedenen Filialen intensiv konzentrierten, wurden mit der = Zeit zu Engros-Unternehmungen ausgebaut, die auch fremde Firmen belieferten. Einige gingen zur Selbstfabrikation über, so der Berliner Betrieb zur Fabrikation von Damenwäsche, Herrenwäsche und Konfektion, der Chemnitzer Betrieb zur Fabrikation von Strümpfen. Diesen Betrieben angegliedert waren eine Strickwarenfabrik in Bitburg Cifel), eine Stickereifabrik in Plauen im Vogtland und eine Baumwoll- weberei in Siebenbrunn bei Augsburg. Nachdem so eine Rationalisierung des Betriebes herbeige- führt worden war, konnte man wieder daran denken, neue Verkaufsstätten zu errichten, wodurch dann wieder die Lei- stungsfähigkeit im Einkauf weiter gesteigert wurde. * Über die Ausdehnung der Firma unterrichten folgende Zah- % len: * Zzum Vertrieb von Gegenständen des täglichen Bedarfs in wenigen niedrigen Preislagen wurde im Jahre 1925 die 3 „Fhape-Einheitspreis-Handelsgesellschaft m.b. H., Köln“', ge- gründet, die im Jahre 1927 in eine Aktiengesellschaft umge- wandelt und im Jahre 1937 in „Rheinische Kaufhalle A.-G.“ umbenannt wurde. Im Jahre 1944 erfolgte eine erneute Um- 3 gründung in eine G.m.b. H. unter der Firma „Kaufhalle G.m. b. H.“ In den Jahren 1926–1928 sind zwei bedeutende Anleihen auf- genommen worden: 1926 eine Bonds-Anleihe von Dollar 3 000 000.–, mit 7½ % verzinslich und in 20 gleichen Jahres- 3 beträgen; 1928 eine Anleihe von Dollar 3 500 000.– mit 6½ % 3 verzinslich und binnen 25 Jahren tilgbar. Gelegentlich der Übernahme der Geschäfte Breslau und Frankfurt (Main) von der Firma „Lindemann & Co. A.-G.“ wurde eine mit 7 % verzinsliche und in noch 10 Jahresraten zurückzahlbare An- leihe von Dollar 1 150 000.– übernommen. 3 1927: Erwerb mehrerer Geschäfte des früheren Emden-Kon- zerns in Aachen (Gebr. Kaufmann G.m. b. H), Krefeld, Mül- heim (Ruhr) und Hanau, sowie weiterer Geschäfte in M.- Gladbach, Rheydt, Siegen und Köln-Nippes. Neuerrichtung einer Filiale in Frankenthal. Schließung der Stadtfiliale Köln- Ehrenstraße. 1928: Übernahme von Einzelhandelsunternehmen in Siegen, worms und Darmstadt. Eröffnung neuer Geschäfte in Solin- gen, Oberhausen. Die günstige Stellung der Firma im Ein- kaufsmarkt führte dazu, daß zahlreiche Firmen des In- und Auslands Einkaufsverträge mit ihr abschlossen. 1929/30: Die Gesellschaft eröffnete neue Betriebe in Hamborn und Köln-Kalk. Ferner wurden Geschäfte in folgenden Orten 3 übernommen: Kleve, Glogau, Kreuznach. Von weittragender Bedeutung war die Angliederung der Betriebe und Grund- % stücke der „Lindemann & Co. A.-G.“ in Frankfurt (Main) ― und Breslau. * 1930/31: Erweiterung einiger bestehender Betriebe, sowie Neu- eröffnung in Ludwigshafen, OÖOffenbach und Köln-Severi- straße. 1931/32: Je eine der Zweigniederlassungen in Krefeld und Siegen wurde geschlossen. (Das Krefelder Haus wurde an die „Rheinische Kaufhalle A.-G.“ verkauft). 1932/33: Die H.-V. vom 11. Juli 1933 beschloß die Anderung der bisherigen Firma „Leonhard Tietz A.-G.“ in „West- deutsche Kaufhof Aktiengesellschaft (Vorm. Leonhard Tietz A.-G.) Köln“. 1933/34: Die Schokoladenfabrik Burgmühle (jetzt „Argenta Schokoladenwerk A.-G.) wurde in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die „Union Modegroßhandel A.-G., Köln“ wurde unter Mitwirkung der Gesellschaft saniert. Das bisher mit Ankaufsrecht gemietete Grundstück in M.-Gladbach, Hindenburgstraße 125, wurde käuflich erworben. = 1935: Verkauf der Beteiligung an der „Patria Versicherungs A.-G. für Handel und Industrie“ an ein Konsortium. Ab- stoßung der Grundstücke Orleansstraße und Schloßstraße in Pirmasens. .. 1936: Mit Wirkung vom 1. Januar 1936 erfolgte aus betriebss- wirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Erwägungen un- ter Verwendung vorhandener drei G.m. b.H.-Mäntel die Aus-