Drahtanschrift: Zugkraft Berlin. Fernruf: 46 32 13, 46 32 12, 46 35 05. Postscheckkonto: Berlin-West Nr. 7 63. Bankverbindungen: Bezirksbank Berlin- Wedding, Berlin (Nr. 2449); auch: Berliner Handelsbank A.-G., Berlin-Schmar- gendorf, Auguste-Viktoria-Straße 66. Gründung: Die Gründung erfolgte am 1. Juli 1870 mit einem Grundkapital von M 6 000 000.– unter Übernahme der seit 1852 bestehenden Firma L. Schwartzkopff, Berlin. Zweck: Anfertigung und Vertrieb von Maschinen und Kon- struktionen aller Art, insbesondere von Lokomotiven. Die Gesellschaft ist befugt, sich an anderen Unternehmungen gleicher oder verwandter Art zu beteiligen, Zweigniederlas- sungen im In- und Auslande zu errichten sowie Interessen- gemeinschafts- oder ähnliche Verträge abzuschließen. Erzeugnisse: Dampf- und Motorlokomotiven für jede Spur- weite, Untergestelle für elektrische Lokomotiven, Druckluft- lokomotiven, Hochdruckkompressoren für Bergwerke und chemische Werke, Linotype-Setzmaschinen für Buch- und Zeitungsdruck, Owens-Flaschenmaschinen, Einrichtungen für Flaschenfabriken, Dampf- und Motorstraßenwalzen, Flüssig- keitsgetriebe, Eisenguß, Metallguß, Schmiedestücke. Vorstand: Karl Masche, Berlin-Niederschönhausen; Willi Schubert, Berlin-Tegel; Herbert Roggenbuck, Berlin-Frie- denau (stellvertretend), Aufsichtsrat: Dr. jur. Dr.-Ing. e. h. Hans Berckemeyer, Berlin- Lankwitz, Vorsitzender, Vorstandsmitglied der Berliner Han- delsbank A.-G.; Direktor Alfred Broege, Berlin-Charlotten- burg, stellv. Vors., Vorstandsmitglied der Berliner Handels- bank A.-G.; Dr. jur. Fritz Helfft, Rechtsanwalt und Notar, Berlin-Lichterfelde; Direktor Hermann Wieland, Direktor der Deutschen Bank, jetzt: Disconto-Bank, Berlin-Charlottenburg. Geschäftsjahr: 1. Juli bis 30. Juni. Stimmrecht der Aktien in der H.-V.: Je nom. RM 100.– Stammaktien = 1 Stimme, je nom. RM 100.– Vorzugsaktien = 1 Stimme, in den bekannten drei Fällen je- doch 5 Stimmen. Satzungsgemäße Verwendung des Reingewinns: 1. Zunächst wird der Gewinnanteil auf die Vorzugsaktien nachgezanlt, soweit auf diese in früheren Jahren weniger als 6 % Gewinnanteil für das Jahr verteilt wurden. 2. Darauf erhalten die Vorzugsaktien 6 % Gewinnanteil für das abge- laufene Geschäftsjahr. 3. Sodann erhalten die Inhaber der Stammaktien einen Gewinnanteil bis zu 4 % des Nennwertes. 4. Der Rest wird als weiterer Gewinnanteil auf die Stamm- aktien verteilt, soweit die H.-V. nicht eine andere Verwen- dung bestimmt. Aufbau und Entwicklung Im Jahre 1852 gründete Louis Schwartzkopff auf dem Grund- stück Chausseestraße 23 die „Eisengießerei und Maschinen- bedanstalt von L. Schwartzkopff'. In der ersten Zeit wandte er sich vorwiegend dem Eisengußbetriebe sowie der Erzeu- sung von Spezialmaschinen eigener Konstruktion, später auch der Herstellung von Eisenbahn-Bedarfsartikeln zu. Im Jahre 1866 wurde eine Abteilung für den Bau von Lokomo- tiven auf dem unweit der Stammfabrik gelegenen Grund- stück Scheringstraße 13–28 eingerichtet. Der Lokomotivbau wurde nunmehr zum Hauptzweis der Fabrikation. Die damals eintretende mächtige Entwicklung des Werkes sab Veranlassung, daß es am 1. Juli 1870 unter der Firma „Berliner Maschinenbau-A.-G., vormals L. Schwartzkopff- in den Besitz einer Aktiengesellschaft überging. Als Ende der siebziger Jahre der Bedarf an Lokomotiven eine erhebliche Einschränkung erfuhr, wandte sich die Gesellschaft auch anderen Spezialitäten zu, und zwar der Herstellung von ampfmaschinen. Dampfkesseln, Luftkompressoren, hydrau- Üischen Wasserhaltungs- und Pumpmaschinen u. ä. 1885 wurde eine elektrotechnische Abteilung gegründet und 1897 die Fabrikation von Linotype-Setzmaschinen aufgenommen. Der Lokomotivbau blieb dabei immer Hauptzweig der Fabrikation, * Berliner Maschinenbau-Acüen-Gesellschaft vormals IL. Schwartzkopftt Sitr der Verwaltung: Berlin N 31, Scheringstraße 13-28 der Ende des vorigen Jahrhunderts einen solchen Auf- schwung nahm, daß die alten Werkstätten der Stammfabrik den Ansprüchen nicht mehr genügten. Es wurde 1897 daher beschlossen, eine neue Lokomotivfabrik in Wildau, etwa 30 km von Berlin entfernt, zu errichten, die 1900 dem Be- triebe übergeben wurde. In den folgenden Jahren wurde der Bau von Kolbenpumpen und Patent-Hochdruck-Zentrifugalpumpen sowie die Herstel- lung von kompletten Anlagen für Druckluftgrubenbahnen und Spezialmaschinen zur Herstellung von Glasflaschen und Glasröhren aufgenommen. 1908 wurde im Verein mit der Firma J. A. Maffei, München, die Maffei-Schwartzkopff- Werke G. m. b. H. gegründet, für welche neue Werkstätten neben der Lokomotivenfabrik in Wildau errichtet wurden. Diese übernahmen von der Berliner Maschinenbau-A.-G. vorm. L. Schwartzkopff die elektrotechnische und Zentrifugal- pumpenbau-Abteilung, während ihnen Maffei den Bau von Dampfturbinen, System Melms und Pfenninger, überließ. Seit 1909 hat die Firma im Verein mit den Maffei-Schwartz- kopff-Werken auch den Bau von elektrischen Lokomotiven für Voll-, Neben-, Industrie- und Grubenbahnen aufge- nommen. Als sich nach dem ersten Weltkrieg 1914/18 ein großer Bedarf an Straßenbau-Maschinen bemerkbar machte, hat die Ge- sellschaft 1923 auch den Bau von Straßenwalzen, der eine Zeitlang ruhte, wieder aufgenommen. 1924 entschloß sich die Firma, auch den Bau von Diesel-Lokomotiven aufzunehmen, nachdem es ihr mit dem Diplom-Ingenieur Huwiler gelungen war, ein sicher, und zwar stufenlos arbeitendes Getriebe herauszubringen, das sich auch für viele andere Zwecke verwenden läßt. Im gleichen Jahre wurde zur Verwertung der einschlägigen Auslandspatente die „A.-G. für hydrau- liche Getriebe System Schwartzkopf-Huwiler in Basel' ge- gründet. 1926 nahm die Gesellschaft auch die Fabrikation von Druck- und Papierverarbeitungsmaschinen auf. – Ein Gelände von ca. 4 000 am am Stettiner Bahnhof in Berlin wurde für RM 1 200 000.– verkauft. 1928/29: Die Gesellschaft erwarb von der Sächsischen Maschi- nenfabrik vorm. R. Hartmann A.-G., Chemnitz, die Lokomo- tivdbauquote. Die notwendigen Zeichnungen, Modelle uned Gesenke wurden mit übernommen unter gleichzeitiger Betei- ligung an der Gesellschaft mit RM 1 000 000.—–- 1931: Verkauf der 50 %i1gen Beteiligung an der Maffei-Schwartz- kopff-Werke G. m.b. H., Berlin, an die AEG. 1932: Kapitalherabsetzung mit Wirkung vom 30. Juni 1932 um RM 18 000 000.– auf RM 7 875 000.—. 1934/35: Vornahme von Neuinvestitionen größeren Umfanges an Anlagen und Maschinenpark. Erhöhung der Beteiligung an der Arca-Regler A.-G. Die A.-G. für hydrauliche Getriebe System Schwartzkopff-Huwiler, Basel, trat in Abwicklung. Verkauf der nom. RM 1 000 000.– Aktien der in Abwicklung befindlichen Sächsischen Maschinenfabrik Rich. Hartmann A.-G., Chemnitz. 1935/36: Auflösung der Baugesellschaft Wildau m. b. H., Been- digung der Abwicklung der Baseler Firma und Veräußerung der Beteiligung an der Arca-Regler A.-G., Berlin (6560, 38 %). 1939/40: Umwandlung der Wohlfahrtskassen in selbständige Gesellschaften. Aufnahme einer langfristigen Hypothek (1944 Rückzahlung und Löschung) von RM 3,0 Mill. 1940/41: Verkauf eines Wohngrundstückes in Wildau. 1945/49: Die Gesellschaft wurde durch den Krieg und dessen Folgen besonders schwer getroffen. Die Gebäudeanlagen wurden zu 40 % zerstört und der Maschinenpark nach Kriegsende bis zu 95 % demontiert. Ein nach Werdau (Sachsen) verlagerter Betrieb ging durch Demontage restlos verloren. Die Lokomotivenfabrik in Wildau ist nach vollcommener Demontage in das Eigentum des Lan- des Brandenburg übergegangen. Die Fabrik in der Schering- straße wurde weitgehend vernichtet und demontiert. Die Gesellschaft wurde unter Treuhänderschaft der französischen Militärregierung gestellt, die erst im August 1949 aufgehoben wurde. Der Wiederaufbau wurde 1945 mit etwa 50 Mann auf- genommen. Aus den Trümmern konnten alte Maschinen und