Hochofenwerk Lübeck Aktiengesellschuft ― Sitz der Verwaltung: (24a) lübeck-Herrenwyl Drahtanschrift: Hochofenwerk Lübeck-Herrenwyk. Fernruf: Sammelnummer Amt Lübeck 34 141. Fernschreiber: 02/1254. Postscheckkonto: Hamburg 692. Bankverbindungen: Landeszentralbank von Schleswig-Hol- stein, Lübeck, Giro-Konto 24/83; Handelsbank in Lübeck; Norddeutsche Bank in Hamburg; Lübecker Bank für Handel und Industrie, Lübeck; Holsten-Bank, Filiale Lübeck; Delbrück Schickler & Co., Berlin; Brinckmann, Wirtz & Co., Hamburg. Gründung: Die Gründung der Gesellschaft erfolgte am 7. No- vember 1905 mit einem Grundkapital von M 4 000 000.–. Zweck: Errichtung und Betrieb eines Eisenwerkes nebst Ko- kerei und anderer dem Eisenwerksbetrieb dienender Neben- betriebe. Erwerb, Errichtung und Betrieb aller für die Ver- wertung der erzeugten Produkte, Nebenprodukte und Abfälle oder für den Erwerb der Rohmaterialien bestimmten An- lagen und sonstigen Unternehmungen, sowie der Erwerb von Grundbesitz für die Zwecke der Gesellschaft. Errichtung und Betrieb anderer Unternehmungen der Montanindustrie oder verwandter Wirtschaftszweige ist gestattet. Die Gesellschaft ist berechtigt, im In- und Auslande Zweigniederlassungen zu errichten, sich bei anderen Unternehmungen des In- und Auslandes zu beteiligen, solche Unternehmungen zu erwerben und zu errichten, sowie alle Geschäfte einschließlich von In- teressengemeinschaftsverträgen einzugehen, die geeignet sind. den Geschäftszweig zu fördern. Erzeugnisse: Die Gesellschaft befaßt sich auf ihren Werken in erster Linie mit der Herstellung von Qualitäts-Gießerei- Roheisen, Stahlroheisen und H. K.-Sonderroheisen, sowie von Zement und Tonerdeschmelzzement. Sie erzeugt den für die Herstellung von Roheisen erforderlichen Koks in eigenen Kokerei-Anlagen mit Gewinnung sämtlicher Nebenprodukte, wie Teer, Ammoniak, Benzol und Leuchtgas. Außerdem er- folgt die Gewinnung von Kupfer durch Extraktion von kup- terhaltigen Abbränden und die Raffinierung des entfallenden Rohkupfers. Die abfallenden Laugen der Kupferhütte wer- den auf Sulfat weiterverarbeitet. Dem Werk Lübeck ist eine Betonwarenfabrik angegliedert. Vorstand: Hermann Fabry, Vorsitzer; Walter Reichenbach, stellv. Vorsitzer. Aufsichtsrat: Von den Aufsichtsratsmitgliedern stehen z. Zt. zur Verfügung: Alfred Rohde, Fürhölzerhof, Post Bad Tölz (Obb.), 1. stellv. Vorsitzer; Dr. Ing. Renzo Giulini, Heidelberg, 2. stellv. Vorsitzer; Prof. Dr. Ing. Dr. mont. Alfons Wagner, Aschau-chiemgau, Weidachwies 98; Dr. Rudolf Verres, Gos- lar (Harz), Bergstraße 2–3; Dr. Günter Henle, Duisburg, Mül- heimer Straße 50; Dr. jur. Klaus Pufpaff, Gr.-Sarau über Lübeck; Direktor Georg Vieth, Lübeck, Beckergrube 38. Abschlußprüfer: Dipl.-Kfm. Karl Warth, Wirtschaftsprüfer, Koln, Unter-Sachsenhausen 29/31. Geschäftsjahr: 1. Juli bis 30. Juni. Stimmrecht der Aktien in der H.-V.: Je nom. RM 100.—– 1 Stimme. Satzungsgemäße Verwendung des Reingewinns: Der Reingewinn der Gesellschaft, der sich nach Vornahme bon Abschreibungen, Wertberichtigungen, Rückstellungen und Rücklagen — einschließlich der in die gesetzliche Rücklage einzustellenden Beträge und des Gewinnvortrages –— ergibt, Vird, unbeschadet der Ansprüche der Vorstandsmitglieder auf Gewinnanteile, wie folgt verteilt: 1/Zunächst erhalten die Aktionäre einen Gewinnanteil von 0. 2 Von dem danach verbleibenden Reingewinn erhält der Aufsichtsrat unter Berücksichtigung der Bestimmung des 9 99 des AG. eine Gewinnbeteiligung von 7 %. — Der Rest des Reingewinns wird, sofern die Hauptversamm- ung nicht eine andere Verwendung beschließt, an die Aktio- als Gewinnanteil verteilt. Zahlstellen: Gesellschaftskasse in Lübeck; Norddeutsche Bank Hamburg; Lübecker Bank für Handel und Industrie, Lü- c. Metallgesellschatt A.-G., Frankfurt (Main); Brinck- 8 Wirtz & Co., Hamburg; Delbrück Schickler & Co., rlin; Holsten-Bank, Lübeck. Handbpuch III .― Aufbau und Entwicklung Das Ursprungswerk der Gesellschaft ist das Hochofenwek Lübeck-Herrenwyk, zu dessen Errichtung die Gesellschaft seinerzeit am 7. November 1905 gegründet wurde. Im Jahre 1912 erwarb die Gesellschaft durch Fusionsvertrag den „Bergischen Gruben- und Hüttenverein in Hochdahl“. Das Werk wurde stillgelegt und abgebrochen, die freiwer- dende Roheisenquote nach Lübeck verlegt und die hier ur- sprünglich für 2 Hochöfen geplante Anlage um einen Hoch- ofen erweitert. 7 Im Jahre 1916 wurde die „Rolandshütte“, Weidenau/sieg, er- worben. Dieses Werk wurde alsdann noch während der Weltkriegs- und Inflationsjahre betrieben und im OÖktober 1924 stillgelegt. Auch hier wurde die freigewordene Roh- eisenquote auf das Lübecker Werk übertragen. Die Anlagen der Rolandshütte sind inzwischen abgebrochen und der größte Teil des Geländebesitzes verkauft worden. Im Jahre 1920 wurde die ehemalige „Portland-Cement-Fabrik vorm. Gebr. Heyn A.-G. in Lüneburg“ erworben und still- = gelegt. Die Fabrikanlagen für die Zementfabrikation wur- = abgebrochen. Die Zementquote wurde nach Lübeck über- ragen. Im Jahre 1921 erwarb die Gesellschaft das im Jahre 1895 errichtete Eisenwerk Kraft in Stettin-Stolzenhagen. Infolge der erheblichen Ausgaben für den Umbau dieser An- lagen wurde ein Auslandsdarlehen aufgenommen und das Kapital im Dezember 1928 um RM 4 000 000.— auf RMMW. 16 000 000.– erhöht. 1939/40: Genehmigung zur Ausgabe einer Anleihe in Höhe von RM 6, 0 Mill., wovon zunächst RM 3, 0 Mill. zum Kurse von 100 % freihändig verkauft wurden. Aufnahme eines langfristi- gen Hypothekendarlehens im Betrage von RM 1 370 000.– 1940/41: Verkauf der Kuxe der „Gewerkschaft Harz“. In der Kriegszeit wurden u. a. erweitert: die Kupferhütte, die Hochofengasreinigungs- und die Leuchtgasanlage. Die Drehstromversorgung wurde ausgebaut. *―――― Besltr- und Betriebsbeschreibung 1. Werk Lübeck-Herrenwynk: Anlagen: 3 Hochöfen, Kokerei mit Anlagen zur Gewinnung von schwefelsaurem Ammoniak, Rohteer, der in einer ange- schlossenen Teerdestillation weiter verarbeitet wird, Benzol und Leuchtgas. Das Leuchtgas wird, soweit es nicht für das Werk und die Wohnkolonien benötigt wird, an die Stadt Lübeck geliefert; Zementfabrik mit 3 Drehöfen, Betonwaren- fabrik, Kupferhütte mit Elektrolyse, Sulfatgewinnungsanlage. Kraftanlagen: Der Dampferzeugung dient eine umfangreiche Kesselanlage, als Brennstoff wird hier das Überschußgas der Hochofenbetriebe benutzt. Elektrischer Strom wird von 2 Großgas- und 2 Dampfmaschinen erzeugt. Für die Erzeu des erforderlichen Gebläsewindes für den Hochofenbetrieb sind 3 Gasgebläse- und 2 Dampfgebläsemaschinen vorhanden. Es besteht Anschluß an die benachbarte Uberlandzentrale. Gleisanschluß. Eigene Werkanlagen. Elektrische Entlade- kräne. Häuser: Angestellten- und Arbeiterwohnhauskolonie mit 647 Wohnungen und 90 Junggesellen-Wohnungen. Sonstiger Besitz: Landgut Dummersdorf 212 ha, unmittelbar an das Werksterrain angrenzend. 2. Werk Stettin-Stolzenhagen: Dieses Werk liegt östlich der Oder-Neiße-Linie und ist der Verfügung und der Nutznießung der Gesellschaft entzogen. Beteiligungen U. a. Norddeutscher Werkhandel G. m. b. H., Hamburg. Gegründet: 12. Dezember 1929. Kapital: RM 100 000.–. Zweck: Verkaufsgesellschaft. Beteiligung: 100 %. „ Die Gesellschaft gehört folgenden Verbänden an: Wirts schaftsvereinigung Eisen- und Stahlindustrie, Düsseldorf; Wirtschaftsvereinigung Steine und Erden; Wirtschaftsver- einigung NE-Metalle e. V., Altona. * 1355 ― ―*