* 1934: In Verfolg rationeller organisatorischer Maßnahmen wurde im Herbst 1933 die ,Nordatlantik Gemeinschaft Hapag- Lloyd“ geschaffen zwecks Erzielung von Ersparnissen und möglichst elastischer Gestaltung des von der Krise besonders stark betroffenen New York-Passagierdampfer-Dienstes. Im Zuge der im Jahre 1933 begonnenen organischen Umbil- dung wurde der Südamerika-Ostküstendienst ausgegliedert und auf die „Hamburg-Südamerikanische Dampfschiffahrts- Gesellschaft, Hamburg“' übertragen, welche die übernom- menen Schiffe vorwiegend durch Übernahme von Bankver- bindlichkeiten des „Norddeutschen Lloyd'“ bezahlte. Gleich- zeitig wurde die Beteiligung bei dieser Gesellschaft veräußert. Die durch die „Hamburg-Bremer Afrika-Linie G. m. b. H.“ in Poolgemeinschaft betriebene Afrikafahrt ging durch Verkauf der acht zu diesem Dienst gehörenden Schiffe, des Anteils an den afrikanischen Niederlassungen und der sämtlichen Ge- schäftsanteile der „Hamburg-Bremer Afrika-Linie G.m. b. H.“ auf die „Woermann-Linie“ und „Deutsche Ostafrika-Linie“ über, unter gleichzeitigem Verkauf des Aktienbesitzes an diese beiden Gesellschaften. Auch hier wurde der Kaufpreis größtenteils durch Übernahme von Bankverbindlichkeiten des „Norddeutschen Lloyd“ beglichen. Ein kleiner Teil wurde durch Aufrechnung von Gegenansprüchen der beiden Ham- burg Afrika-Linien aus Darlehens- und Aktienrücknahme- verpflichtungen verrechnet. Im Zuge der Abtrennung der dem Aufgabenkreis der Gesell- schaft wesensfremden europäischen Fahrt wurden die ge- samten Beteiligungen an der „Argo-Reederei A.-G.“ in Bre- men, der „Mathies-Reederei A.-G.“', Hamburg und der „Re- nata-Dampfschiff-Gesellschaft“ in Stettin Th. Gribel K. a. A.“, Stettin, veräußert. Die Beteiligung an der „Bremer Reederei- Vereinigung A.-G.“, einer Holding-Gesellschaft, die im we- sentlichen nur die Vorzugsaktien des ,Norddeutschen Lloyd“ hielt, wurde verkauft, um jede direkte Einflußnahme auf die Ausübung des Stimmrechts von Aktien des ,Norddeutschen Lloyd“ auszuschließen und den organisatorischen Aufbau weiter zu vereinfachen. Neben den oben erwähnten Gesell- schaften wurde noch eine Reihe von Tochtergesellschaften, die zum Teil nur Namensgesellschaften, zum Teil entbehrlich gewordene Nebenbetriebe, darstellten, liquidiert, u. a. die bereits länger unbenutzte Selbstversicherungsgesellschaft „Brema“. Das seinerzeit auf den ,Norddeutschen Lloyd“ durch Fusion übergegangene Geschäftsgebäude der „Argo- Reederei“ wurde auf diese zurückübertragen. Aus der Liquida- tion der „Stettiner Dampfer-Compagnie“ und einer auslän- dischen Tochtergesellschaft wurden deren Geschäftsgebäude übernommen. Durch die Abtrennung des Levantedienstes konnte 1935 der organisatorische Umbau der Gesellschaft zum Abschluß ge- bracht werden. Die dem „Norddeutschen Lloyd“ gehörenden im Levantedienst tätigen Schiffe übernahm die neugegründete „Atlas-Levante-Linie A.-G., Bremen“. Der Verkaufspreis ist zum Teil durch Barzahlung, zum Teil durch Übernahme von in- und ausländischen Verbindlichkeiten berichtigt worden. Gleichzeitig übernahm die „Atlas-Levante-Linie A.-G.“ die bisherige Beteiligung der ,Norddeutschen Lloyd“ an der „Deutschen Levante-Linie G.m.b. H.“ in Hamburg. Die rest- Üchen Aktien der ,Dampfschiffahrts-Gesellschaft Neptun“ sowie ein kleinerer Teilbetrag an Aktien der ,Deutschen Dampfschiffahrts-Gesellschaft Hansa“ kKonnten veräußert werden. Weitere wesensfremde Beteiligungen wie der Aktien- besitz an der „Deutschen Schiff- und Maschinenbau A.-G.“ und der größte Teil der Beteiligung an den „Atlas-Werken A.-G. wurden abgestoßen. 1937: Verkauf des restlichen Besitzes von rd. RM 5 000 000.—– Aktien der „Deutschen Dampfschiffahrts-Gesellschaft Hansa, Bremen“. Zum Zweck der Vereinfachung des Aufbaues der Gesellschaft wurde die ,„Hanseatische Schiffahrts- und Betriebs-Gesell- schaft m. b. H.“' aufgelöst und die dem „Norddeutschen Lloyd“ bereits vercharterten Dampfer „Potsdam“ und „Scharnhorst“ sowie die Motorschiffe „Weser“, „Elbe' und „Dresden“ über- nommen. Der Gegenwert wurde durch Übernahme von Bau- verbindlichkeiten der „Hanseatischen Schiffahrts- und Be- triebsgesellschaft m. b. H.“' verrechnet. Der Grundbesitz wurde weiter wesentlich vermindert durch Abstoßung einer Reihe von Baulichkeiten, die für eigene Zwecke nicht mehr benötigt wurden. Die ,Lloydheim G.m.b. H.“, deren Vermögen über- nommen wurde, wurde aufgelöst. Die im Jahre 1935 geschaf- tenen nom. RM 5 000 000.– Genußscheine wurden eingezogen. 1938: Erwerb eines besonderen Kühlraumschiffes für Frisch- truchttransporte von Amerika. Umbau von Schiffen zwecks Geschwindigkeitserhöhung. Verkauf eines nicht benötigten Wohnhauses sowie der Anlagen des bisherigen technischen Betriebes. ―― ―― 1939: Verkauf des Mehrheitsbesitzes an Aktien der „Bremer und Mindener Schleppschiffahrts-Gesellschaft'. Auf Grund einer Vereinbarung mit der Gruppe der deutschen Donau- schiffahrtsgesellschaften wurden die Frachtkontore des Lloyd als „Frachtkontore der deutschen Donauschiffahrtsgruppe“ letzterer zur Verfügung gestellt. 1941: Durchführung der Reprivatisierung. 1945: Durch den Krieg und seine Auswirkungen hat die Gesellschaft ihren gesamten Schiffsbestand verloren. Von den 76 Schiffen mit 618 665 BRT Vorkriegsbestand hat sie 618 281 BRT eingebüßt. Übrig geblieben ist lediglich der Seebäder- dampfer „Delphin“' mit 404 BRT, der für den Passagierdienst zwischen Bremen und Bremerhaven Verwendung findet. Die weitere Tätigkeit des „Nordeutschen Lloyd“ beschränkt sich Zz. Zt. auf den Leichterdienst zwischen Bremen und Hamburg, sowie in den bremischen Häfen, auf den Schlepperdienst, die Stauerei, den Betrieb einer Reparaturwerft in Bremerhaven und die Hafenküche. Neuerdings hat die Gesellschaft neben anderen Beherbergungs- und Verpflegungsstätten ein Hotel in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs Bremen errichtet. Besltz- und Betriebsbeschreilbung Gebäude und Grundbesitz: 0 Das Verwaltungsgebäude in der Papenstraße ist 1942 ver- kauft. Die Verwaltung befindet sich jetzt in einem Teil der Baulichkeiten der früheren Gepäckabteilung in der Schlacht- hofstr. 1 b, von denen ein anderer Teil zu dem mit 100 Betten ausgestatteten „Lloyd-Hotel“' umgebaut ist, während die rest- lichen Räume an der Gustav Deetjen-Allee vermietet wurden. Die Anlagen des Technischen Betriebes in Bremerhaven um- fassen alle für die Reparatur von Schiffen erforderlichen Werkstätten. Daneben besitzt die Gesellschaft eine neuzeitlich eingerichtete große Waschanstalt sowie ein ca. 7500 t um- ―7 Kühlhaus und ein großes neuzeitliches Proviant- ager. Flotte: Die Gesellschaft besitzt keine seegehenden Fracht- oder Pas- sagierschiffe mehr. Ihr ist lediglich ein Teil der Schlepper- und Leichterflotte erhalten geblieben sowie der 400 BRT große, über 40 Jahre alte Raddampfer „Delphin“, der auf der Unterweser-Passagierfahrt eingesetzt ist. Tochtergesellschaften und Beteiligungen: „Ocean Comfort G.m. b.H., Bremen“. Kapital: RM 400 000.– * Zweck: Vermietung von Deckstühlen, Verkauf von Geschenk- artikeln an Bord. Beteiligung: 100 %. „Deutsches Kohlen-Depot G.m. b. H., Hamburg“. Kapital: RM 3 000 000.– Zweck: Verkauf von Bunkerkohlen an Ausland. Beteiligung: 20, 4 %. Verträge: 1. Interessengemeinschaftsvertrag Hapag-Lloyd. 2. Abkommen mit der Rickmers-Linie. Die Verträge ruhen z. Zt. Statistik Kapitalentwicklung: Grundkapital vor 1914 M 125 000 000.–, wurde bis 1923 auf M 3800 000 000.– in Stammaktien und M 200 000 000.– in Vor- zugsaktien erhöht. Umstellung auf Reichsmark erfolgte lt. Beschluß der H.-V. vom 17. 12. 1924 und zwar der Stammaktien im Verhältnis 25:1 von M 800 000 000.– auf RM 32 000 000.– und der Vor- zugsaktien im Verhältnis 200:1 von M 200 000 000.– auf RM 1 000 000.–. Bis 1928 wurde das Grundkapital auf RM 160 000 000.– in Stammaktien und RM 5 000 000. in Vor- zugsaktien auf insgesamt RM 165 000 000.– erhöht. Die H.-V. vom 28. 6. 1932 beschloß, das Grundkapital von RM 165 000 000.– auf RM 54 500 000.– in erleichterter Form rückwirkend auf den 31. 12. 1931 in folgender Weise herab- zusetzen: Das Stammaktienkapital wurde zunächst von RM 160 000 000.– auf RM 148 500 000.– durch Einziehung von RM 11 500 000.– eigenen Stammaktien ermäßigt, von denen RM 519 000.– am 31. 12. 1931 und RM 10 981 000.–— am 23. 6. 1932 von der „Bremer Reederei-Vereingung A.-G., Bremen“, erworben wurden. Der Erwerb erfolgte an Zahlungs Statt zwecks Til- gung eines dieser Gesellschaft gewährten Darlehens unter 1521