1886 / 190 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 14 Aug 1886 18:00:01 GMT) scan diff

Königlich Bayerische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Verfeßtzungen. Im aktiven Heere. 31. Juli. v. Nagel, Oberft à la suite des 3. Chev. Regts., Commandeur der 1. Kav. Brig., mit Wahr- nehmung der Geschäfte des Inspecteurs der militär. Strafanstalten eas, E

8, August. Prinz Rupprecht von Bayern Königliche Hoheit, zum Sec. Lt. im Inf. Leib-Regt. ernannt. :

Abschiedsbewilligungen. Im aktivenHeere. 31. Juli. v. Büller, Gen. Major, Commandeur der Fuß-Art. Brig., in Ge- nehmigung seines Abschieds8gesuches, mit Pension zur Disp. gestellt.

Im Sanitäts-Corps. 1. August. Dr. Weinig, Assift. Arzt 2. Kl. des 13. Inf. Regts., in den Beurlaubtenstand des Sanitäts-Corps verseßt. Dr. Helferich, Ober-Stabsarzt 2. Kl., zum Ober-Stabsarzt 1. Kl, à la suite des Sanitäts-Corps befördert.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 14. August. Jhre Majestät die Kaisékin Und Königin einpfiia, wie „W., T: B.“ aus Schlangenbad meldet, gestern den Besuh Jhrer Königlichen R des Prinzen und der Prinzessin von Wales, welche Nachmittags 5 Uhr daselbst eintrafen und um 6 Uhr nah Bad Schwalbach weiterreisten.

Heute früh 81/7 Uhr ist Fhre Majestät von Schlangen- bad mittels Wagens nach Eltville abgereist, von wo die Weiterfahrt nah Potsdam mittels Sonderzuges erfolgen sollte. Das Diner wird in Sangexhausen eingenommen.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz wohnte gestern Vormittag einer größeren Felddienstübung der Garnison Potsdam bei Saßtkorn bei.

Hum Diner empfingen die Kronprinzlichen Herrschaften den Besuch Sr. Majestät des Kaisers.

Dem Landkreise Hannover ist durch Allerhöchste Kabinetsordre vom 4. d. M. das Enteignungsrecht für die zu dem landstraßenmäßigen Ausbau des Weges von der Hannover—Celler Provinzial-Chaussee über Groß-Buchholz bis an den Misburger Damm in der Gemarkung Groß-Buchholz erforderlichen Grundstücke verliehen worden.

Nath der im Reihs-Eisenbahnamt aufgestellten, in der Ersten Beilage veröffentlihten Nachweisung der auf deutschen Eisenbahnen ausschließlich Bayerns im Monat Juni d. F. beim Eisenbahnbetriebe (mit Aus- {luß der Werkstätten) vorgekommenen Unfälle waren im Ganzen zu verzeichnen: 8 Entgleisungen und 1 Zusammen- stoß auf freier Bahn, 21 Entgleisungen und 13 Zusammen- stöße in Stationen und 92 ee Unfälle (Ueberfahren von Fuhrwerken, Feuer im Zuge, Kesselexplosionen und andere Betriebsereignisse, sofern bei leßteren Personen getödtet oder verleßt worden sind). Bei diesen Unfällen sind im Ganzen, und zwar größtentheils durch eigenes Verschulden, 103 Per- sonen verunglückt, sowie 45 Eisenbahnfahrzeuge erheblich und 75 unerheblich beschädigt. Es wurden von den 25 392 576 überhaupt beförderten Reisenden 2 getödtet, 2 verleßt (und zwar entfällt je eine Tödtung auf die Bahnstrecken im Vermaltungsbezirk der Königlichen Eisenbahn - Dixektionen Berlin und Bromberg und je eine Verleßung auf die Bahn- strecken im Verwaltungsbezirk der Königlichen Elenbalne- Direktionen zu Hannover und O von Bahnbeamten und Arbeitern im Dienst beim eigentlihen Eisenbahnbetriebe 9 getödtet und 63 verleßt und bei Nebenbeschäftigungen 5 ver- leßt; von Steuer- 2c. Beamten 2 verleßt; von fremden Personen (ein\shließlih der niht im Dienst befindlichen Bahnbeamten und Arbeiter) 6 getödtet und 4 verleßt; sowie bei Selbst- mordversuchen 9 Personen getödtet und 1 verlegt. Von den sämmtlichen Verunglückungen mit Aus\{hluß der Selbst- morde entfallen auf: A. Staatsbahnen und unter Staatsverwaltung E Bahnen (bei zusammen 28 78435 km Betriebslänge und 689520 567 geförderten Achskilometern) 87 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirk der Königlichen Eisenbahn-Direktionen zu Breslau (13), Berlin Altona (7); verhältnißmäßig, d. h. unter Berücksichti- gung der geförderten Achskilometer und der im Betriebe ge- wesenen Längen sind jedoch auf der Main-Neckar Eisenbahn und auf den Bahnstrecken im Verwaltungsbezirk der König- lichen Eisenbahn-Direktionen zu Altona und Breslau die meisten Verunglückungen vorgekommen. B. Größere Privat- bahnen mit je über 150 km Betriebslänge (bei zu- sammen 1648,21 km Betriebslänge und 19 160 195 oe een Achskilometern) 5 Fälle, und zwar auf die Hessishe Ludwigs- Eisenbahn. C. Kleinere Privatbahnen mit je unter 150 km Betriebslänge bei zusammen 144751 km Betriebs- länge und 9414 369 geförderten Achskilometern) 1 Fall und zwar auf die Weimar-Geraer Eisenbahn.

Das Staats-Ministerium hat unter dem 5. Juli d. J. nachstehenden Beschluß gefaßt:

I. Vom 1. April 1887 ab sind sämmtliche in dem Inseraten- theil des „Reichs- und Staats-Anzeigers“ abgedrutckten Inserate, insoweit niht geseßlihe Bestimmungen entgegenstehen, fostenpflichtig.

Der Kurator des „RNeichs- und Staats-Anzeigers“ ist jedo be- fugt, die Kosten außer Ansaß zu lassen für nachstehende Kategorien von Inseraten, nämlich: 1) Berichtigungen, 2) Tausch-Inserate, 3) für alle Inserate, durch welche nah der pflihtmäßigen Ueberzeugung des Kurators das Interesse des „Reichs- und Staats-Anzeigers“ gefördert wird, z. B. Theater- und Concert-Anzeigen.

Der Kurator ist ferner befugt, mit Genehmigung des Präsidenten des Staats-Ministeriums Verträge über die Seseruña von Inseraten Gl ehen, ¿

uh ift derselbe nach näherer Anweisung des Präsidenten des Staats-Ministeriums befugt, für Inserate, die öfter als einmal ab- gedrudt werden, sowie für besonders lange Inserate Rabatt zu gewähren.

I]. Bekanntmachungen, welche lediglih für einzelne Kreise der Industrie und des Gewerbestandes von Interesse sind, bedürfen der Insertion in den Reichs- und Staats-Anzeiger nit, soweit nah dem Ermessen der zuständigen Behörden zur möglichst vollständigen Er- reihung des Zwecks derselben cine anderweite Veröffentlichung, ins- besondere dur Fachzeitschriften oder amtliche Organe des betreffenden Verwaltungszweigs, geboten und ausreichend erscheint.

Der General der Kavallerie, Graf von der Golßt, General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Chef des Reitenden Feldjäger-Corps, hat sich mit Urlaub nah Pommern begeben.

(9) und

Der General-Lieutenant von Grolman, Comman- deur der 8. Division, ist auf der Durchreise nah St. Peters- burg, wohin \ih derselbe zu den rufsischen Manövern begiebt, aus Erfurt hier eingetroffen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 12. August. (Wn. Abdp.) Jn Kroatien wird, wie die „Agramer Zeitung“ meldet, biunen Kurzem eine jener historishen Jnstitutionen ins Leben treten, welche die Charakteristik der neuen Verwaltungs- ge setze bilden. Eine der ersten Agenden der neuerrihteten Komi- tatsbehörden wird es nämli sein, sämmtliche Wahlbürger des Landés, welche das Wahlreht für den Landtag besißen, an die Urne zu berufen und sie zur Wahl der Mitglieder der Komitatsversammlung aufzufordern. Die Listen der Höchstbesteuerten sowie die allgemeinen Wählerlisten sind bereits angefertigt und zur Publikation vorbereitet. Dieselben werden den demnächst durhzuführenden Wahlen der Mitglieder der Komitatsversammlung zur Grundlage dienen.

Pest, 13. August. (W. T. B.) Nach dem Ausweis der ungarischen Staatskasse pro zweites Quartal 1886 be- trugen die Gesammteinna hmen 62054857 Fl. und die Gesammtausgaben 79208918 Fl. Jm Vergleih mit den Einnahmen und Ausgaben in der nämlichen Periode des Vorjahrs sind die Einnahmen um 403 412 Fl. und die Aus- gaben um 1 960 444 Fl. ungünstiger.

Niederlande. Haag, 13. August. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung der Zweiten Kammer brachten Bor- gesius und 10 andere Mitglieder aller Parteien einen An - trag ein, welcher für die Einrichtung einer parlamentari- schen Enquete über die Zustände der Fabriken und Werkstätten in Hinsicht auf die Sicherheit, Gesundheit und Wohlfahrt der Arbeiter eintritt. Der Antrag wurde an die Bureaux der Kammer verwiesen. Der Minister der Kolo0- nien erklärte in Beantwortung einer Fnterpellation Gilde- meester’s, daß er erst noch weitere Angaben abwarten müsse, bevor er Vorschläge betreffs der Zuckerindustrie auf Java machen könne. Die Regierung sei von der Noth- wendigkeit durchdrungen, einer Katastrophe in Java auf diesem Gebiet vorzubeugen.

Belgien. Brüssel, 13. August. (W. T. B.) Der Bürgermeister hat die gesammte Bürgergarde der Stadt, welche einshließlich der Vorstädte gegen 6000 Mann ählt, einberufen, um bei der am nächsten Sonntag statt- Anbaaden Arbeiterkundgebung zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung mitzuwirken; außerdem verfügt der Bürgermeister über 600 Polizeibeamte und Gensdarmen. Die hier garnisonirenden, gegen 6000 Mann zählenden Truppen bleiben am Sonntag konsignirt und haben der ersten Aufforderung des Bürgermeisters zur Hülfeleistung sofort zu entsprehen. Ebenso werden die Garnisonen der benachbarten Städte zum sofortigen Abmarsch hierher bereit gehalten. Der König wird am Sonntag Vormittag mehreren aus Anlaß des Nationalfestes stattfindenden Feierlichkeiten beiwohnen.

14. August. (W. T. B.) Gestern fand bei dem General-Lieutenant Vandersmissen eine Versamm- lung sämmtliher Commandeure der hiesigen Truppen- theile statt, um die für Sonntag zu ertheilenden Befehle entgegenzunehmen.

Großbritannien und Frland. London, 12. August. (A. C.) Der Passus der \{hon erwähnten, von dem Premier Lord Salisbury bei dem gestrigen Lord-Mayors- Banket gehaltenen Rede, welcher die irishe Frage be- rührte, lautet :

„Die erste Pflicht einer jeden Regierung ist es, ihre ganze Energie der Aufgabe zu widmen, die loyalen Unterthanen der Königin dagegen zu schüßen, daß Zwang gegen sie ausgeübt mnerde, sei dies in der Gestalt von Krawallen oder Ausschreitungen und Einshüchterung. Die damit verknüpften Schwierigkeiten sind nicht gering, und früheren Re- gierungen ist die Löfung dieser Aufgabe nur unvollkommen geglückt. Die gegenwärtige Regierung hat jedoch den Vortheil, die Trägerin eines Mandats des englischen Volkes zu fcin, welches endgültig und unwiderruflich die Frage gelöst hat, welhe den Frieden der Nachbarinsel gestört hatte. Die Frage, ob Irland eine unabhängige Regierung crhalten solle oder nicht, war von dem mächtigsten Staats- manne dieses Jahrhunderts dem einzigen Tribunal unterbreitet worden, welches über dieselbe mit Autorität und ohne Berufung an eine höhere Inftanz eine Entscheidung treffen konnte. Das Volk gab eine Antwort, die an sih nachdrücklich und un- zweideutig ist, nachdrücklicher und unzweideutiger, als es auf den ersten Blick erscheint, weil die Stimmen, die von Seiten der Minderheit abgegeben wurden, notorisch nicht aus\chließlih durch cine Ueberzeugung'von der Gerechtigkeit der Antwort, welche ertheilt wurde, erlangt worden sind. Sie wurden erlangt durh den ungeheuren und in hohem Grade gerecht erworbenen persönlichen Einfluß des Staatsmannes, von dem ich gesprochen habe. Kein unpartelisher Beurtheiler kann bezweifeln, daß das englische Volk durch eine ungeheure Mehrheit gegen ein un- abhängiges Parlament für Irland entschieden hat, und wenn Eng- land allein zu entscheiden gehabt hätte, würde die Mehrheit weit imposanter, weit überwältigender gewesen sein, als sie es war. Ge- rüstet mit dieser Entscheidung, is es unsere Pflicht, die gesellschaft- lihe Ordnung in Irland herzustellen, deren Verlust die einzige ge- rechte Ursache der Unzufriedenheit Irlands ist.“

Gestern wurde ein großer Theil der Ersaß wahlen voll- iegen, welche durch die Bildung des neuen konservativen Mi- nisteriums nothwendig geworden. “Der Schaßkanzler, Lord Ran- dolph Churchill, wurde für Süd-Paddington unbeanstandet wiedergewählt, der Ober-Sekretär für Jrland, Sir Michael Hicks- Beach, für West-Bristol, der Kriegs-Minister Smith für den Stcand, der Generalfiskal Clarke für Plymouth u. \. mw. Auch der Minister des Jnnern, Matthews, seßte \{chließlich seine Wiederwahl für Ost-Birmingham ohne E dur, nachdem der liberale Kandidat, Alderman Cook, kurz vor der Wahl O zurückgetreten war.

__ Der Sheriff und der Fiscal haben jeßt Tiree verlassen, die Polizisten und Marinesoldaten aber bleiben noch dort. Man will für dieselben eiserne Baracken erbauen.

_ 13. August. (W. T. B.) Jn dem Prozeß gegen die sozialistishen Aufwiegler Williams und Main- waring wegen Hinderung des Verkehrs in einer öffentlichen Straße haben die Geschworenen heute ein auf Schuldig lautendes Verdikt abgegeben. Den Angeklagten wurde auferlegt, eine Kaution von je 20 Pfd. Sterl. zu leisten, auch weitere Bürg- schaften für ein künftiges gutes Verhalten zu alen.

14. August. (W. T. B.) Die „Times“ erfährt , daß das Kabinet gestern beschlossen habe, von der Abhaltung einer Parlamentssession im Spätherbst abzustehen und das Parlament nah Schluß der gegenwärtigen Session bis Ende Januar zu vertagen.

Frankreich. Zara 12. August. (Fr. C.) Die rad; Blätter veröffentlichen folgende, aus dem Kabinet des gie Ministers stammende Note: gs:

„Mehrere Blätter beschäftigten \sich seit einiger Zeit sehr mit von den Prinzen beim Staatsrath eingebrahten Rekursen did Streichung aus den Cadres der Armee und der Haltung, ws; der Kriegs-Minister bei dieser Gelegenheit beobachtet hat" Gl Art. 4 des Dekrets vom 22. Juli 1806, betreffend dz8 Regle über ' Streitfälle, die beim Staatsrath eingebracht werdey A dem Kriegs-Minister der Rekurs der Prinzen durch den. Präßz,„„® des Staatsraths mitgetheilt worden. Der Minister war der Ang daß der Staatsrath nicht kompetent ist, um eine Maßregel n wägen, welche in Ausführung der durch das Geseß vom 99 t der Regierung verliehenen allgemeinen Vollmachten getroffen durch Tagesordnungen der Kammer und des Senats vom 13 15. Juli gutgeheißen wurde. In diesem Sinne hat } Minister dem Präsidenten des Staatsraths geantwortet.“

Dazu bemerkt dec „Temps“:

„Man sieht, der Minister bestreitet die Kompetenz des Stagt: raths. Der Grund dieser Haltung ist der, daß er beim Tre der angefohtenen Maßregel von den allgemeinen Vollmatt, Gebrauch machte, welhe ihm dur das Ausweisungsgeseß üby, tragen sind; er vergißt, daß man ihm nicht vorwirft, {ie Le wendet, sondern sie überschritten zu haben; nun hat der Stay: rath neben anderen Missionen au die, fich über Auss\hreitunz, der öffentlihen Gewalten auszusprehen. Wären die einen Prinze des Landes, andere der Armee durch ein motu proprio der Regie rung verwiesen worden, wie man 1883 dies beabsichtigte i hâtte sich der Staatsrath, da kein Geseß in der Angelegenbz vorlag, viellcicht ablehnend verhalten; allein dieser Vorgang Di auf Wunsch des Präsidenten der Republik, des Conseils-Präsident,s und endlich durch einen Kabinetsbes{chluß aufgegeben; man woll: auf Grund eines Geseßes handeln. Demnach hat also der Krieg Minister keine staatspolizeiliche Handlung vorgenommen, \ondern eins, Geseßesartikel durhgeführt; er glaubt es wenigstens und sagt Konnte und mußte er ihn so auslegen, wie er es gethan? Nur tj Gerichte können hierüber entscheiden, und da General Boulanze Minister © is Und Hierbei als Mütisteë * gehandelt so ist es Sache ‘déx Verwaltungs --Jurisdiktion, dia ju ca C Sa U Diebe ae A in der Sißung vom 15. Juli in seiner Antwort auf die Interpellati des Herrn Chesnelong sagte: „Die Angelegenheit is vor dem Stati rathe anhängig. Er wird entscheiden, ob der Kriegs-Minister d rihliger: ob die Regierung das Ausweisungsgeseß gut ody E Que E D Mise E A enes fat wende Milllen vor L (der Herzog von Aumale) hatte das Recht, beim Staatsrath rekurriren, welcher zu entsheiden hätte, ob der Kriegs-Minister das Gese mißbraucht hat oder niht.“ Wir sehen nicht gut, wie Genera Boulanger es anstellen kann, seine Erklärungen vom 15, Jul mit seiner Note vom 11. August in Einklang zu bringen.“

(Köln. Ztg.) Die Pariser Unruhen (durch Kellne und Angestellte anderer Berufe) haben den Minister dez Innern veranlaßt, den Präfekten eine strenge Ueberwachung der Anstellungsbureaux zu befehlen und ihnen einu: schärfen, daß die bezüglichen Vorschriften des Gesezes von 182, welche in der leßten Zeit in Vergessenheit gerathen war, genau befolgt werden. Außerdem geht der Minister mit den Gedanken um, die Anstellungsbureaux ganz zu beseitigen und die Syndikatskammern mit der Stellenvergebung zu betrauen, Es muß zu dem Ende allerdings ein neues Geseß genehmigt werden, da die Anstellungsbureaux in ihrer jeßigen Forn kraft eines Gesetzes von 1848 bestehen.

183. August. (W. T. B.) Der Minister-Präsident de Freycinet hat heute Montsous-Vaudrey verlassen, un dem morgen hier stattfindenden Ministerrath beizuwohnen,

_ Rußland und Polen. St. Petersburg, 14. Augus (W. T. B.) Der chinesische Gesandte, Marquis Ten, gab gestern ein Abschieds diner, welchem der Unter-Slaati: sekretär des Auswärtigen, Vlangali, und mehrere höher Beamte, ferner der englische Botschafter sowie die Geschäftë: träger des Deutschen Neichs, Frankreihs und Griechenlands beiwohnten.

Dänemark. In der heutigen Sißung des Staatsraths ist ein provi: sorishes Gese beshlosen worden, welches bestim, daß der faktishe Leiter einer Zeitung als verant wortlicher Redacteur genannt werde. Fnsofern dies beobattt wird, soll die Anonymität der Verfasser nicht aufgehoben werden. Falls ein sogenannter Strohmann als Redacteur der Zeitung oder als Verfasser eines Artikels zeichntt, soll die Zeitung mit 1000 bis 5000 Kronen Geldstrafe belegt werden und der faktishe Redacteur oder Verfasser die Ver antwortung tragen. Alle Entschädigungen, Prozeßkosten und Geldstrafen, in welche eine Zeitung verfällt, sollen aus de Einkünften derselben beigetrieben werden. Die Verbreitung ausländischer Zeitungen kann durch Verbot bei dem Postan! untersagt werden.

Amerika. Washington, 11. August. (A. C.) J einer gestern abgehaltenen Kabinetssitßung wurde das voi dem Staatssekretär Bayard vorgeschlagene Ver: E in Bezug auf die Angelegenheit Cutting gt A. |

__ Das Scaytamt trifft Vorkehrungen für eine Ein- ziehung von Obligationen innerhalb der nächste wenigen ags außer der üblichen monatlichen Einziehung vo1 4 Mill. Doll. Dieselbe wird sich wahrscheinlich auf 10 Nil. Doll. beziffern.

Rew-York, 11. August. (A. C.) Das Bureau Reutt! berichtet : Meldungen aus El Paso zufolge, sind dort 3 Con pagnien Freiwilliger gebildet worden, die mit Waffen vel sehen sind und in Bereitschaft gehalten werden, um in Metxiko einzumarschiren. Man glaubt, Cutting werde die ihm zudiktir! einjährige Haft nicht abzusißen haben.

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der Kricgi,

(W. T. L)

Kopenhagen, 13. U )

Zeitungsftimmen.

Die „Berliner Zeitungs - Correspondenz“ s über „Die Zukunft der deutschen Kohlenindustrie“: G In den „Annalen für Gewerbe und Bauwesen“ veröffentli L. Simmersbah einen Aufsaß über die Zukunft der Kohlenindultt® der niht nur auf die ee eRlien Reichthümer, welche der deut 7 Boden an Kohlen birgt, sondern auch auf die wahrscheinliche L wickelung des deutschen Kohlenhandels ein äußerst interessantes U wirft. Die Annahme von Autoritäten, wie Lupton's, daß ir Kohlenvorräthe Englands bereits in 105 bis 110 Jahren Ende erreichen würden, weil die Förderungen in diesem Kohler! lande in ganz gewaltiger Zunahme begriffen seien, wird allerdin für eine Fabel erklärt. Wohl aber sei dies Land, dessen Gristeni weit höherem Maße auf der Kohle beruhe, als dies in irgend N anderen Lande des Kontinents der Fall sei, auf dem Sprunge, seinem Kohlenhandel eine wesentliche Aenderung zu erfahren, da h dem internationalen Kohlenmarkte allmählich eine Verfchiebun! der Verhältnisse zu Ungunsten Englands sich vollziehe,

em Ablauf dieses Jahrhunderts wahrscheinlich {on zur t tse geworden sein werde. Nah der Ansiht des Ver- fassers werde die englische Koblenausfuhr, die gegenwärtig noch 22 his 23 Millionen Tonnen per Iahr beträgt, bis zum Jahre 1900 vollkommen aufhören, und der Koblenhandel Englands mit der Deckung desjenigen Bedarfes si beschäftigen, der dem inländischen Kohlen- verbrauhe entspriht, und welcher auf beiläufig 141 Millionen Tonnen yer Jahr verans{chlagt wird. Ja England, „welches unter solchen Umständen noch für 600-- 700 Jahre mit Brennmaterial versehen : werde nicht umhin können, von dem Kontinente aus \sih mit K hlen versorgen zu lassen, und eben Deutschland mit seinen ‘großen Kohlenmengen 1er das Land, welches bereits im Begriffe stehe, zu “inem umfangreichen Erporte nach England den Grund zu legen, indem es die Frachten nah der Küste wohlfeiler mache. Aber Deutschland werde in spâteren Jahren nicht nur dabei stehen bleiben, nch England hin zu exportiren, es fei _auch mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß es ganz Südeuropa, ODesterreih-Ungarn, ja sogar Rußland, welches den Koblenbau vernachlässige, mit Brennmaterial versorge, sobald die Verkehrswege nach dem Süden und Often in cinen besseren Stand geseßt worden wären. _Deutfchland werde dann die Rolle, die England in der Koblenausfuhr gespielt, vollständig ibernehmen, da es das foblenreihste Land Europas sei und die übrigen Staaten des Kontinentes mit Ausnahme Rußlands, von dessen Kohlenreihthum eben noch zu wenig bekannt, niht in Be- traht kämen. Am ausgiebigsten seien die \{lesifchen Kohlenwerke, die si offenbar bis nah Rußland hineinzögen und eine Kohle pro- duzirten, die, _als Salonkohle, eine so reine Asche zurüklasse, wie Buchenholz. Schlefien berge bis 600 m Tiefe einen Vorrath von 50000 Millionen Tonnen, und in größerer Tiefe etwa weitere 900 (00 Millionen; das Ruhrbecken besitze einen Bestand von mehr als 50 000 Millionen Tonnen, die, für sich berechnet, Mestfalen die jebige Industrie länger als 1000 Jahre er- halten würden und allein ein Drittel des vorhandenen Gesammtvor- raths Englands bildeten; hierzu komme noh, daß ein großer Theil des westfälishen Becckens noch völlig unbekannt sei. Soviel aber scheine festzustehen, daß selbt, wenn Westfalen späterhin jährli 100 Millionen Tonnen Kohlen fördern follte, dessen Lager länger als 1000 Jahre vorhalten würden. Soweit der bekannte Gewährsmaunn auf

diesem Gebiete. E F

Unter solchen Umständen ‘erscheint uns denn die Aktion der Regierung, welhe sich mit dem Baue der Binnenschiff- fahrtskanäle von Dortmund nach der unteren Ems und von der mittleren Oder nah der Oberspree beschäftigte, in cinem besonders günstigen Lichte. Namentlich, was den ersten Kanal an- belangt, so handelt es sih nicht nur um die Befriedigung dringender Bedürfnisse von großen vaterländishen Industriecentren, es wird mit demselben auch der Grund gelegt für jenen Zukunftsexport, dessen Simmersbach in den „Annalen für Gewerbe und Bauwesen“ Erwäh- nung thut. Gilt es in erster Linie, die Konkurrenz Englands in den Seehäfen Deutschlands zu vertreiben und dieselben mit inländischem Erzeugnisse zu verschen, so wird doch nicht minder die weitere Aus- dehnung der deutshen Kohlenindustrie bereits ins Auge gefaßt, die nicht nur England von dem Kontinente entfernt, sondern demselben im eigenen Lande mit deutschen Kohlen ergiebige Konkurrenz zu machen in der Lage ist.

Jn einem „Falsche Prophezeiungen“ überschriebenen Artikel sagt die „Wiesbadener Presse“:

Da freihändlerischerseits ein Ansturm auf unsere heutige Virthschaftspolitik angekündigt ist, so dürfte es an der Zeit sein, cinmal auf die Prophezeiungen und Kassandrarufe zurüczu- bliden, welche die Freihändler laut werden ließen, als Deutsch- land sih anschickte, die manchesterlihen Wege zu verlassen. Da hieß es: wenn ers die Grenzzölle eingeführt sind, so werden bald auch VBinnenzölle gefordert werden und bewilligt werden müssen, denn cs wäre doch inkonsequent, wenn das Schutz- prinzip als folches anerkannt werde, dasselbe nur auf die Volk8wirth- haft als Ganzes und niht auf deren geographishe Bestandtheile anzuwenden. Nun, bis jeßt ist es noch Niemand eingefallen, Binnen- ¡ole auch nur zu fordern, geschweige denn | zu bewilligen. Die Anerkennung des Schutprinzips bedingt eben nicht, M Dae S o außerte (Gren versOlaE DIrTD: Daß die Produktionsbedingungen auch in den verschiedenen Provinzen eines Landes verschieden sind, ist ja richtig, aber es vollzieht sfich da eine Ausgleichung insofern, als der Erwerb des produktionsfähigeren Betriebes ein entsprechend größeres Kapital erfordert, als der des minder ertragreihen. Ein Morgen Land in der Provinz Sachsen, der, wie wir einmal annehmen, netto noch cinmal so viel trägt als ein Morgen im Osten, kostet dafür auh das Doppelte. Dagegen kostet dieselbe Fläche in Amerika, in Australien, in Indien, mit derselben Ertragsfähigkeit wie das sächsische Feld, nur den zehnten Theil und noch weniger. Der Feldbesißer im Osten braucht keinen Schuß gegen den in Sachsen, denn die Bedingungen, unter denen beide produziren, sind annähernd dieselben. Wenn ihm sein Feld nur die Hâlfte dessen trägt, was das sächsische Feld trägt, so hat er dafür auch nur die Hälfte des Kapitals drin \tecken, welches in dem sächsi- hen Boden angelegt ist. Wenn aber der amerikanische oder austra- lishe Farmer oder der indishe Grundbesißer mit ihm in Konkurrenz tritt, dann ändert sich das Verhältniß sehr wesentlich; denn cr hat es dann mit einer Konkurrenz zu thun, die unterBedingungen arbeitet, gegen die er niht aufkommen kann. Das Vorstehende enthält mehr eine An- deutung als ein Beispiel. Ebensowenig ist die Prophezeiung einge- troffen, daß durch das Schutzollsystem der internationale Güteraus- tausch illusorish werden und namentlich unser Export geschädigt wer- den würde. Unser Export ist im Gegentheil nicht unbeträhtlih ge- stiegen, seitdem Deutschland zu einem mäßigen Schußsystem übergegangen ist. Und das erklärt sich damit, daß, wer auf dem Weltmarkte in den Wettbetrieb eintreten will, tapitalkräftig sein muß; die Exportfähigkeit wird daher durch ein gesichertes Absatzgebiet im Inlande sehr erheblich gesteigert. Dann ieß es : unsere Verkehrsmittel würden durh das Schußsystem un- rentabel werden, und, was die Nation etwa durch den Schuß der Produktion gewinne, das werde durch den Ausfall, den das Transportwesen erleide, wieder verloren, Auch hier is das Gegentheil eingetreten. Die Einnahmen aus den Eisen- bahnen und anderen Verkehrsinstituten sind seik S0 C heblich gestiegen und dieselben haben daneben eine immer größere Ausdehnung erfahren. Von den freihändlerischen Prophezeiungen ist also nicht nur keine eingetroffen, sondern es is sogar das Gegentheil eingetroffen. Das gilt auch von denen bezüglih der Vinnenzölle. Es sind keine Binnenzölle gefordert worden, im Gegentheil, die Vertreter der heutigen Wirthschaftspolitik fordern neglicste Beseitigung der natürlihen Sehranken, welche dem Güteraustausch innerhalb Deutschlands Schwierigkeiten machen, indem sie auf billigere Frahtsäße und auf die Anlage von Wasser- \raßen, die eine billigere Beförderung für Massengüter gestatten, inwirken, Man kann dem angekündigten Ansturme der Freihändler um so ruhiger entgegensehen, als sie neue Argumente nicht bei- iubringen vermögen, die alten aber dur die bisherigen Erfahrungen

gründlich widerlegt sind. f 2

B

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

soeben versandte 43. Band des „Oberbayerischen

für vaterländisheGeschichte“, herausgegeben von dem

chen Verein von Oberbayern in München, enthält den

n Abdruck des Vortrages, welchen der L

188 Ludwig R ockinger, in der Monatsversammlung vom 1. q ugust % zur Erinnerung an Johann Andreas Schmeller's e ertjährigen Geburtstag gehalten hat. Dem Vortrage, s der die Verdienste Schmeller's um die Erforschung und Feststellung es Landesidioms feiert und unter der Ueberschrift: „An der Wiege e bayerischen Mundart-Grammatik und des bayerischen Wörter- 198" erscheint, sind zahlreiche Beilagen angehängt, welche die rasi-

losen Bestrebungen Schmeller's nah seinem Ziel und die Schwiercig- feiten, mit denen er dabei zu kämpfen hatte, lebendig illustriren. Vorangestellt sind die ersten, vom 14. Februar 1816 datirten „Ge- danken über ein zu bearbeitendes bayerishes Idiotikon oder Samm- lung des Eigenthümlichen der bayerishen Volks\sprahe“, welche Scchmeller als Ober-Lieutenant im 1. Jäger-Bataillon entworfen hat. Dann folgen die Einladung zur Unterstüßung seines Unternehmens dur Sammlung und Mittheilung von sprachlichen Beiträgen sowie die Schreiben an die Königlich bayerisbe Akademie der Wissenschaften zur Bericbterstattung an den Kronprinzen, ferner, aus den Akten der Akademie, Dokumente, welche zeigen, einen wie bitteren Kampf ums Dasein er in den Jahren 1818 bis 1823 bei der Verfolgung seines Lebensplans zu besteben hatte, und wie die Akademie bemüht war, ihn dabei zu unterstüßen. Interessant sind auch die Mittheilungen aus dem Briefwechsel Schmeller's mit Hoheneicher, Fürstbischöflich Freisingshem Hofrath, nachmaligem Landrichter in Werdenfels, welcher ihm in seinen Bestrebungen eifrig zur Seite stand. Dem Vortrage ist ein sorgfältiges alphabetishes Register sowie das Bildniß Scchmeller's beigefügt.

Im Verlage von Franz Vahlen hierselb is eine von Dr. Paul Jäckel, Nichter am Königlichen Landgericht T zu Berlin, verfaßte Replik erschienen, betitelt: „Auch ein Wort zum deut- \chen Civilprozeß.“ Diese Neplik richtet sich gegen eine von dem Reichsgerihts-Rath a. D. Dr. Otto Bähr in Ihering's Jahrbüchern veröffentlichte und darauf auch im Separatabdruck erschienene Abhand- lung: „Der deutshe Civilprozeß in praktischer Bethätigung“, welcher der leßtgenannte Verfasser nach einem Vortrage, den Dr. Jäkel über diese Broschüre gehalten, eine zweite Abhandlung, betitelt: „Noch ein Wort zum deutshen Civilprozeß“ folgen ließ, in welcher er sich gegen folgende von Dr. Jädckel in dessen Vortrag aufgestellte Punkte wendet: „Daß das von Dr. Bähr befür- wortete Verfahren im Erfolge zur Beseitigung der Mündlichkeit über- haupt führen müsse ; ferner, daß es zu einer Wiederaufnahme der Even- tualmaxime führen müsse, und drittens, daß man es nur mit einer weitgreifenden Umgestaltung der C.-P.-O. ins Leben rufen könne.“ Diese Ausführungen Jäkel’s wurden nun von Dr. Bähr zurück- gewiesen, und Ersterer sieht sich dadurch veranlaßt, in vorliegender Schrift festzustellen, inwieweit feine Ansicht richtig und die gegen ihn von Dr. Bähr erhobenen Vorwürfe unbegründet seien. Dies Replik dürfte für juristishe Kreise niht ohne Interesse sein.

Gewerbe und Handel.

Der Aufsichtsrath der Sächsischen Gußstahlfabrik zu Döhlen hat nah Vorlegung des Rechnungsabschlusses für das am 30. Juni zu Ende gegangene Geschäftsjahr beschlossen, aus dem vor- handenen Reingewinn u das Geschäftsjahr 1885/86 eine Dividende von 79/0 zu vertheilen, 81 838 M zu buhmäßigen Abschreibungen zu verwenden, 50009 46 auf Delcredere-Conto zu bringen und 9910 4 auf neue Nechnung vorzutragen.

Das Kapitalvermögen der Allgemeinen Versorgungs- Anstalt in Karlsruhe betrug Ende 1885 46 287 131 4 Bei der Hauptabtheilung der Anstalt, d. i. bei der Lebensversiherung, fanden statt 6407 neue Anmeldungen mit 26 329 011 /( Kapital, wovon 5348 Perfonen mit 21 793 507 #6. Kapital Aufnahme fanden. Der reine Zuwachs an Versicherungen betrug 4139 mit 17 337 673 46 Kapital. Der Gesammktversicherungsbestand stellt sich nunmehr auf 43 347 Ver- sicherungen mit 174829892 #6. Der statutarische Deckungsfonds be- trägt 20962 883 4; der reine Ueberschuß ergab 1448432 M, wovon 687447 # als Dividende an die Versicherten vertheilt werden z nach deren Vertheilung besteht die Reserve noch in 4 726 933 M, d. i, in nahezu dreifacher Höhe des statutarishen Marimums. Die im Dividendenbezug stehenden Jahrgänge (1864 bis 1881) erhalten wie in den 3 leßten Jahren eine Dividende von 4 9% ihrer Deckungs- fapitalien; umgerechnet auf die Prämie der einfahen Lebensversicherung ergiebt dieser Saß durhschnittlichß 58—62 9/0.

Pest, 13. August. (W. T. B.) Die Semestral-Bilanz der Ungarischen Kreditbank weist einen Reinertrag von 533 082 Fl. auf. Derselbe seßt sih zusammen aus dem Reinertrag der Centrale mit 376069 Fl. und der Bank und Waarenabtheilung mit 157 013 Fl. : j

New-YoLk, 13, August W. T. B) Baumwolle Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 7000 B,, Ausfuhr nach Großbritannien 10 000 B., Ausfuhr nach dem Kon- tinent 3000 B., Vorrath 205 000 B.

Verkehrs - Austalten.

Der erste Reichs - Postdampfer „Oder“, welher am 30. Iuni die Fahrt von Bremerhaven nah Oftasien angetreten hatte, ist in Hongkong am 12. August d. h. noch einen Tag vor der fahrplanmäßig festgesetten Ankunftszeit eingetroffen und hat bereits am 13, August seine Reise nah Shanghai fortgeseßt. Am leßteren Tage hat auch der für die ostasiatishe Zweiglinie vom „Vulcan“ erbaute Dampfer „Stettin“ Hongkong verlassen, um über Vokohama, Hiogo und Nagasaki zum Anschluß an die Heimreise der „Oder“ wieder nach Hongkong zurückzukehren. j

Im fkartographishen Bureau des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten ist eine Uebersihtskarte der Ver- waltungsbezirke der preußishen Staatseisenbahnen bearbeitet und dann mittels Photo-Lithographie und Farbendruck ver- vielfältigt worden, die in zwei Blättern vorliegt und deren Kommissionsverlag der Simon Schropp’\hen Hof- Landkarten-Handlung hierselbst übertragen worden ist. Auf der Karte sind die sämmtlichen preußishen Staatseisenbahnen nah ihrer Zugehörigkeit zu den betreffenden Eisenbahn-Direktions- Bezirken und Betriebsämtern farbig unterschieden, außerdem aber die doppelgeleisigen und eingeleisigen Haup! bahnen mit mehrgeleisigem bezw. eingelecisigem Grunderwerb, die Bahnen untergeordneter Bedeu- tung, die zur Ausführung genehmigten Hauptbahnen bezw. Bahnen untergeordneter Bedeutung, die Dampf - Tramway - Bahnen und die Pferde - Eisenbahnen graphish verschieden markirt. Drei Nebenkarten veranschaulihen die Bahnneße von Berlin, dem Oberschlesishen Berg- und Hüttenrevier sowie dem Nuhrkohlenrevier. Sämmtliche Angaben und Einzeichnungen beziehen sich auf die Zeit bis zum 15. Juni d. J. Der Preis der Karte beträgt 2 4 950 4.

Hamburg, 13, August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Hammonia“ der Hamburg-Amerikanishen Packetfahrt- Aktiengesellschaf#t ist, von Hamburg kommend, heute Morgen in New-Nork eingetroffen.

Sanitäts8wesen und Quarantänewesen.

Türkei. Gegen Courierdampfer aus Varna ist eine Quarantäne von fünf Tagen in Kawak angeordnet worden.

Berlin, 14. August 1886.

Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei der heute beendigten Hiehung der 4. Klasse 174. Königlich preußischer Klas senlotterie fielen:

1 Gewinn von 150 000 A auf Nr. 30 326.

1 Gewinn von 30 000 46 auf Nr. 22511.

1 Gewinn von 6000 4 auf Nr. 42 309.

49 Gewinne von 3000 # auf Nr. 882, 2268. 4433. 4995. 6526. 6544. 7133. 10778. 13667. 14059. 18868. 19 823. 24 965. 25893. 26 991. 28 822. 29922. 31615. 31 792. 33 519. 34755. 37807. 38494. 39499. 40328. 43 397. 44 362. 46690. 47944. 48167. 48944. 49 683. 61 644. 65 948. 67552, 70274. 70559. 71390. 73 660. 76 005. 76 578. 76920. 79015. 79401. 82044. 84112. 87 010. 90 825. 92 369. 94 744.

1278. 5190. 20 649. 31 123. 55 177.

41 Gewinne von 1500 A auf Nr. 251. 6063, T7760; - 14983-16787. 17400, 180008 21 581. 22429. 22598. 27339. 29 103. 30 554. 31 836. 31955. 33079. 40936. 43 928. 46 743. 57032. 61145. 64805. 65827. 67234. 70382. 74480. 75 660. 84582. 85601. 90385. 90 559. 90 756. 91 170. 91241. 92331. 94315.

69 Gewinne von 550 # auf Nr. 1701. 3061. 3281. 3695. 4269. 4603. 6992. T7128. 7489. 7993. 10 247. 13 505. 14219. 18069. 18881. 19551. 19637- 22014. 22945 99 988. 23 354. 25823. 26 950. 27 721. 28 120. 31 696. 31 865. 32023. 35578. 38079. 38663. 39 122. 42 921. 45239: 47334. 50147. Da38L 53 1713. O. B E 57340. 58464. 58471. 58504. 62589, 62926. 63 733. 64051. 64211. 65235. 67585, 68507. 71226. T2459; 756 350, 76 330; - 76561. T7896, 718033. SL278. 82 182. 82277 ‘83 135; 84001. 85859, 90895. 91407, 9197 92 485.

Die Trauerfeier für den Musikdirektor Professor D.Cduard Grell, den Senior der deutschen Tondichter, fand gestern Nachmittag 5 Ubr im großen Saale der Sing-Akademie, an der Stätte seiner langjährigen Wirksamkeit, statt. In der Mitte des Saales war ein rether Lorbeerhain errichtet, in dessen Mitte der prächtig ge- \{müdte Sarg stand. Am Kopfende erhob si ein kleiner Altar mit einem hoben Kruzifix, zu dessen beiden Seiten zwei hohe Engelsgestalten, hellstrahlende Kerzen tragend, Wache hielten. Ringsum ergossen andere Kandelaber ihr mattes Licht über die Trauer- stätte, während hohe Edelpalmen ihre Zweige fächerartig ausbreiteten. Am Fußende des Sarges lagen auf s{wa1rzem Sammetkifsen die Orden des Verewigten, darunter die Friedensflasse des Ordens pour le mérite. Prachtvolle Kränze in reihster Fülle schmüdten den Sarg. Die Akademie der Künste hatte ihrem verewigten Senatsmitgliede einen prächtigen Miefenkranz mit \{chwarzer goldgestickter Atlas\ch{leife gewidmet. Andere Kränze wurden niedergelegt von der Königlichen Hohshule für Musik, vom Akade- mischen Gesangverein, dessen Ehrenmitglied Grell gewesen, von den Beamten der Sing-Akademie, von der Akademischen Liedertafel, der er cbenfalls als Chrenmitglied angehört hatte, den Mitgliedern der Königlichen Kapelle, der Kullak’\{hen Neuen Akademie der Tonkunst, von seinen Schülern, sowie von dem Organistenverein, zahllosen Gesang- vereinen und Lehrerverbindungen und vielen anderen, dem Ver- storbenen nahestehenden Körperschaften und Privatpersonen. Eine nach vielen Hunderten zählende Trauerversammlung füllte den weiten Saal, dessen Hinterwand und Galeriebrüstungen mit langen s{warzen Vorhängen bedeckt waren. Zunächst dem Sarge saßen die Angehörigen der Familie. Hinter diesen nahmen die Mitglicder der Königlichen Akademie der Künste in corpore Plaß, an der Spitze der Prâä- sident der Akademie, Professor Karl Becker, und der Sekretär Geheime Negierungs-Rath ZöUner, ferner die Professoren Blumner, Spitta, Bellermann und Andere, Vertreter der Stadt Berlin, der Rektor der Universität, Professor Kleinert (gleichzeitig im Namen der theologishen Fakultät), und viele bekannte Persönlichkeiten aus der Musikwelt bemerkte man unter den Leidtragenden. An der unteren Scite des Saales standen die Chargirten des Akademischen Gesangvereins und der Akademi’chen Liedertafel mit ihren florumhüllten Fahnen und Kränzen. Die Mitglieder der Sing-Akademie eröffneten mit dem Gesange des „Wenn ih einmal soll scheiden“ aus der Vach’schen Passion die Trauerfcier. Dann hielt Prediger Orth von der Friedrihs-Werderschen Kirche die Gedä htnißrede, welhe an die Worte des Paulus im Römerbriefe, Kap. 8, Vers d, anknüpste. Der Gesang „Wie herrlich ist die neue Welt“ aus dem „Tod Jesu“ von Graun beschloß die Feier. Dem sftattlihen Trauerkondukt folgten die Galawagen Sr. Majestät des Kaisers und Sr. Kaiferlihen Hoheit des Kron- prinzen. Zahlreiche Leidtragende folgten zu Fuß, und eine fast end- lose Wagenreihe bildete den Schluß des Zuges. Auf dem Friedrihs- Werderschen Kirhhof in der Bergmannstraße wurde der Sarg am Grabe mit Gesängen der Schüler vom Grauen Kloster, dem Grell einst als Schüler und später au als Lehrer angehört hatte, empfan- gen. Nach dem Segen des Geistlichen sang der Königliche Domchor ; dann bildete ein letztes Gebet den Schluß der erhebenden Trauerfeier.

Wie das Polizei-Präsidium bekannt macht, hat der Ober- Präsident der Provinz Brandenburg die unter dem 9. Januar d J. für die Stadt Berlin genehmigten drei Apotheken-Neuanlagen den nahbenannten Apothekern durch Erlaß vom 5. d. M. zuertheilt: 1) die Neuanlage am Nettelbeck-Platz, ungefähr am westlichen Schnittpunkte der Gerichts- und der Lindowstraße, dem Corps-Stabs- Apotheker Theodor Molle aus Berlin, 2) die Neuanlage an der Ee der Bülow- und Frobenstraße dem Apotheker Max Thelemann aus Berlin, 3) die Neuanlage an der Kreuzung der Wilsnacker- und Birkenstraße dem Ober-Apotheker Wilhelm Warthow aus Danzig.

Das Polizei-Präsidium maht zur Warnung für das Publikum Folgendes bekannt: „Jn der Tagespresse wird gegenwärtig unter dem Namen „Homeriana-Thee“, ein angeblich gegen Lungen-, Halsleiden und Asthma wirksames Geheimmittel angepriesen, welches von dem Agenten A. Wolffsky, Alte Jakobstraße Nr. 93 hierselbst wohnhaft, in Päkchen mit 65 g Inhalt bei einem Werthe von 5 bis 6 Z für den Preis von 1,20 # verkauft wird und nach dem Ergebniß der amtlich veranlaßten, sachverständigen Untersuchung ledig- lich aus Vogelknöterich besteht, wie er auf allen Wegen, und nament- lih au oft in wenig verkehrsreichen ftädtischen Straßen zwischen den Pflastersteinen wächst. Eine spezifishe Heilwirkung hat das oben ge- nannte Kraut nir.“

Wien, 13. August. (W. T. B.) Von gestern Mittag bis heute Mittag sind an der Cholera in Fiume 4 Personen erkrankt und 1 gestorben, in Triest 17 Personen crkrankt und 5 gestorben.

Gestern Abend scßte Frau von Maleczky ihr Gastspiel im Kroll’\chen Theater als „Gilda“ in Verdi's „Nigoletto“ fort. Die künstlerischen Vorzüge der Dame traten in dieser zweiten Rolle kräftiger und freier hervor, Sie fand diesmal günstigere Gelegenheit, sih als eine gewandte Koloratursängerin zu zeigen, deren Kunstfertigkeit in der O eines vollen und runden Trillers gipfelt. Jn der großen Arie des zweiten Aktes übte die mehrmalige Wiederkehr des prächtigen Trillers eine große Wirkung auf das Publikum aus, fo daß darüber die wenig hervorragenden gesanglichen Mittel der Künstlerin völlig vergessen wurden, und die Zuhörer wiederholt in rauschenden Beifall ausbrachen. Jedenfalls hatte die Künstlerin gestern einen in jeder Beziehung glücckliheren Tag als beim Debut; denn auh ihr Spiel erschien sicherer, ungekünstelter und gewandter. Fr. von Maleczky ist, wie wir {hon bei dem ersten Auftreten sagen konnten, eine tüchtige, und wohlgeshulte Sängerin, deren Ausdrucksfähigkeit aber keine sehr weiten Grenzen hat; ihre Leistungen werden überall befriedigen, wo man niht von jeder Sängerin verlangt, daß fie „Geniales* biete. Hrn. Heine's „Rigoletto“ ist {hon oft besprochen worden; auch gestern wieder entledigte er sih feiner Aufgabe durhaus würdig und an den Ehren des Abends hatte er im reisten Maße Theil. Frl. Baader war eine ganz vorzüglihe „Maddalena“ und erntete mit dem eingelegten „spanischen Lied“ von Eckert stürmischen und wohlverdienten Beifall. Das schon früher angekündigte Gastspiel der für Berlin neuen italienishen Sängerin Sophie Brajnin nimmt am Dienstag mit der „Recha“ in Halevy's „Jüdin“ seinen Anfang. Frl. Brajnin war zwei Jahre als Primadonna der italienishen Oper in Warschau thätig und ift später in Rom, Florenz, Messina und Palermo mit \{önem Erfolg aufgetreten. Die Künstlerin, welche ihre Ausbildung durch Fr. Maresi in Wien empfing, wird ihre biesigen Pärtien zu- meist deutsch singen und beabsichtigt überhaupt, sich ießt vollständig der deutshen Oper zu widmen. Am Sonntag wiederholt Fr. von Maleczky die „Gilda" in „Rigoletto“.