8206
und fröhlich, aber der englische vermag dies nicht zu sein, und warum? weil er von seiner Kindheit an, um sich zu ernähren, mit allen seinen Kräften bis zur Er⸗ schoͤßfung arbeiten muß, und seine Muskeln zu sehr er— schlafft sind, um Froͤhlichkeit an den Tag legen zu konnen.
Das Morning Chroniele, aus dem wir dies ent— lehnen, zieht bei dieser Geiegenheit aus einem alten Buche eine Stelle an, worin gesagt wird, daß die schwer arbeitende Klasse in England sich gewohnlich uͤberarbeite, und dann in solch einen Zustand von Erschlaffung falle, daß sie fuͤr die übrige Lebenszeit zur Arbeit untauglich wird. Dieses Blatt fahrt sodann folgen dermaaßen fort: „Wenn es je ein Volk gab, daß diese Bemerkung zü
Herzen nehmen sollte, so ist es das englische. Es ist ]
ein schwer arbeitendes Volk, wenn ein Volk je diesen Namen verdiente. Es arbeitet uͤber seine Starke, und daraus entspringt das freudenlose Aeußere, das dem Aus⸗ laͤnder, wenn er England besucht, so sehr auffaͤllt. In dieser Hauptstadt, die so viele tuͤchtige Arbeiter nach bier zu kommen, reizt, kann es dem aufmerksamen Be⸗ obachter nicht entgangen sein, wie kurz die Laufbahn vieler dieser Menschen ist. Sie haben ihre Kraͤfte, wie die Pferde unserer Landkutschen, in einigen Jahren er⸗ schoͤpft, und wenn sie das vierzigste Jahr erreicht haben/ sind sie buchstäblich alt und gebrechlich. Dies ist be— sonders bei denfenigen wahrzunehmen, die sich damit beschaͤftigen, Kanßle zu graben oder andere schwere Schiffsarbeit thun. Wir haben Schaͤfer selbst in den gebirgichten Gegenden gesehen, die in ihrem achtzig sten Jahre nicht allein gesund, sondern auch froͤhlich und munter waren. Der englische Tageloͤhner ist dagegen,
wenn er das funszigste Jahr zurückgelegt hat, sich selbst
und andern eine Burde. Die Handwerker sind in der Regel nicht besser daran, und als wir vor einiger Zeit eine Tabelle des Alters der Gesellen eines sehr ausge dehnten Zweiges des Industrie sahen, fiel uns ganz be⸗ sonders die üngewoͤhnlich kleine Zahl derjenigen über 0 Jahre auf. Die in der Heilkunst gemachten Fort⸗ schrirte, die größere Aufmerksamkeit auf Reinlichkeit, die Verbesserungen in unsern Stätten, die Austrocknung von Läaudereien und viele andere Ursachen, haben unbe, zweifelt die Zahl der Sterbefälle zusamniengenommen, vermindert, aber übermäßige Arbeit und in manchen Faͤllen auch Entbehrungen haben dem wohlihaäͤtigen Ein. flusse aller dieser Ursachen auf die arbeitenden Klassen ent, gegengewirkt. Der Stamm der Arbeiter in mehr eren suͤdlichen Grafschaften Englands ist das niche mehr was sie fruͤher waren. Wir bemitleiden den Zustand der irlandischen Bauern, und jwar mit Recht, aber wenn ihre Nahrungsmittel elend sind, so ist doch ihr Körper nicht durch uͤbermäͤßiges Arbeiten erschoͤpst, und deshalb sind sie robust und stets frohen Muthes. Man kann einen irlaͤndischen Tageloͤhner in einer Entferuung von einer Meile von einem englischen unterscheiden, und zwar durch das Aufrechte und durch die Leichtigkeit seines Ganges, und bei näherer Untersuchung sallt der Ver gleich noch mehr zum Nachtheil des Englaäͤnders aus. Harte Arbeit von Jugend auf, oder der Mangel an Heitzmaterialien, oder einige andere Ursachen haben die Entfaltung seiner Gliesmaaßen gehemmt, und dies ist die Ursache, daß, wahrend die Manner der hoͤhern Stände in England beinahe die schoͤnsten in Europa sind, man beinahe keinen Tageloͤhner in den suͤd lichen Grafschaften antrifft, der wohl gebaut genannt werden könnte. Wir sprechen hier lediglich von den suͤdlichen Grafschaften; denn die Tagelöhner in den noͤrdlichen sind nicht dermaßen durch Anstrengungen erschoͤpft, und die Banern in Yorkshire, Lancashire, Northumberland, Durham, Westmorland ꝛ. sehen sehr wohl aus. In diesen Theilen von England verlieren sie ihre Unabhän⸗ gigkeit nicht, ihre Kinder werden nicht von den Kirch— spielvorstehern unter ihren Schutz genommen und zu
einer Selavenarbeit vom sechsten Jahre an verurtheih
so daß, wenn sie zu arbeiten anfangen, sie die Ermuͤdun ohne Nachtheil besser ertragenäkdnnen. ** E Das Zunehmen von Heirathsavertissements in de Zeitungen erinnert uns ((sagt ein hiesiges Blatt) solgende vor einiger Zeit wirklich statt gefundene G. schichte. In einer lustigen Gesellschaft von Herren un Damen wurde beschlossen, daß in einer Londoner Ma genzeitung eine Anzeige eingeruͤckt werden sollte, Juhalts: daß eine Dame von Schoͤnheit und Reichthn die Freuden des Ehestandes zu schmecken wuͤnsche, un um sich einen Lebensgefährten aussuchen zu koͤnnn diesen Weg wähle. In Antwort auf diese Anzen
ein, uünd jeder erhielt zur Antwort, daß man zwar nich gegen ihn einzuwenden habe, aber, daß die Dame, g sie ihm vorgestellt wurde, ungesehen ihn zu sehen wil sche, und daß er, auf eine beschriebene Art geklein an einem gewissen Abend im Parterre des Drurylag
Theaters sein, nach Beendigung des ersten Stuͤckes s
auf die Bank stellen und mit dem rechten Auge du eine Lorgnette sehen sole. Alles gelang so gut, w nachdem das erste Stuck vocuber war, ohngesahr von dem 15ährigen glattkinnigen Adonis an bis zu d S0jahrigen woylgenährten und stattlichen Wittwer, dem 6Gjahrigen eingeschrumpften und abgelebten Im gesellen, geputzt und mit einer freundlichen, das Hi feiner Schoͤnen zu erobern wuͤnschenden Miene, auf Baͤnke stiegen. Hoch schwell ihre Brust vor Hoffnu und mit einer studirten Stellung erhoben sie das Gl zum Auge, aber wer vermag ihr Erstaunen, ihr G setzen, ihre Wuth zu malen, als sie sich so zum Nam gehalten sahen. Um sich unter die Zaschauer zu n stecken, sprangen sie sammtlich mit einer solchen Schn ligkeit herab, daß der gebrechliche 60jäͤhrige Liebha Ursach hatte zu glauben, seine Kniee haͤtten die Bie jsamteit des Juͤnglingsalters wieder erhalten.
Wie sehr London sich von Jahr zu Jahr ausdeh und wie groß die Bausucht hier ist, kann man dart abnehmen, daß nur in dem Kirch piel Mary le⸗bone zwei Jahren die Häuserzahl von 9000 auf 14,000 stiegen ist. Dieser gewaltige Zuwachs in jener Geg hat es nothwencig gemacht, einen neuen großen Wass dehälter einzurichten, um die neuen Stadttheile Wasser zu verschen. Man hat ihn auf einem Hilg angedracht, der 75 Fuß uͤder dem Wasserspiegé df Themse erhaben ist; das Wasser wird mithin aus jene Behalter von einem Punkte fließen, der hoher liegt ergend ein Haus in Mary leibone und man taun Jon durch die Roͤhrenleitung bis in die hoͤchsten Zimm dieses Stacttheils Wasser bringen. Jenes große Wr serbecken wird 20 Fuß tief und nimmt eine Flache v 2 Morgen Landes ein; es wird 18,000 Tonnen Was halten. Das Vecken bekoͤmmt sein Wasser aus Tyemse oberhalb London darch eine sieben (engl.) M len lange Wasserlertung. —
Die o langwierigen Zwistigkeiten zwischen Schiffsdauern und Schiffseigenthumern von Sun: land sind endlich beigelegt; erstere gaben in ihren d derungen nach, und letztere verpflichteten sich, auf j Schiff einen Mann meyr als kisher zu nehmen.
Nach der Zeitung von Plymouth sind Befeh'en der Admiralität ergangen, die Kriegs schiffe nicht m nach der von Sir Humphrey Davy angegebenen Mehr zu beschlagen.
Die Mehl-Ausfuhr nach Neu-Schottland besti im vorigen Jahre in 32,632 und die nach Neu⸗Bral sjchweig in 388,199 Faͤssern; der gesammte Einfuhrwe in ersterer Colonie betrug 433,679 und in letzte 514,557 Pfd. Sterl.
Der Königl. Daͤnische Statthalter an der Gl kuͤste von Afrika, Major von Richelieu, ist auf sein
gingen Briefe von 560 bis 60 Schwaͤnen jedes Altä
827
Reise nach Europa am 28sten Juni zu Georgtown auf; Demerara angekommen. Die Voͤlkerschaften in der Nahe jener Kuͤste befinden sich noch immer mit dem Koͤnige der Aschantihs im Kriegszustande, und die den Englaͤndern sehr ergebene Koͤnigin von Akim hat ihnen, zum Beweise der Freundschaft, ihre beiden Sohne als Geißel gesendet. Auf dem Demarara⸗Fluß sollen Dampf schiffe errichtet werden.
In l and.
Magdeburg, 4. September. Seine Majestaͤt der Koͤnig haben, in der Absicht, das vierte, siebente nnd achte Armee-Corps in Augenschein zu nehmen, am 1. d. M., Morgens um halb 8 Uhr, Potsdam verlässen, und sind an demselben Tage Nachmittags halb 3 Uhr in Magdeburg eingetroffen, wo Hoͤchsttiefelben von dem kommandirenden General, General Lieutenant v. Jagow und saͤmmtlichen Generalen und Staabsoffizieren des in der Stadt und Gegend versammelten vierten Atmee— Corpe, so wie von dem Staatsminister v. Klewitz und den obern Civilbehoͤrden empfangen, in der Dom,
Berichte über den Gesundheits-Zustand aus dem Innern des Reichs vom Ende Juli.
; I. Ostpreußen, — Königsberg. Der Gesund— beitszustand unter den Menschen hat sich gut erhalten, und ep demische Krankheiten haben wicht geherrscht. Im Dorfe Heinrichs dorf, Amts Soldau, haben sich die Pok— ken gezeigt, und zur Unterdrückung derselben sind so—
gleich die zweckdienstlichen Maaßregeln getroffen worden.
Die Sterblichkeit ist im Ganzen geringer als im vori— gen Monat gewesen. — Gumbinnen. Die Sterb— lichkeit hat im Monat Juli auf keine ungewoͤhnliche Weise statt gefunden. Von Krankheiten unter den Menschen entstanden vorzuͤglich aus dem Einfluß der bis auf 25 Grad nach Reaumur gesteigerten und oft schnell bis 7 Grad verminderten Temperatur der At— mosphäre, Brechdurchfäͤlle und Catarrh mit gastrischen Complicationen. ö
II. Westpreußen. — Marienwerder. In dem Gefundheitszustande des Menschen ist im Lause des Mo— nats Juli im Allgemeinen eine unguͤnstige Veraͤnderung nicht vorgekommen. Es haben sich vielmehr die fruͤher
Dechanei Ihr Absteigequartier nahmen. Allerhoͤchstdie.
selben hatten die Freude, Ihre, Tags zuvor aus dem Bade angekommene erlauchte Schwiegertochter, die
Kronprinzessin K. H, im erwuͤnschtesten Wohlsein an— utreffen und bejiuchten in Begleitung Derselben und
kes gleichfalls angekommenen Kronprinzen, so wie der Prinzen Wilhelm, Carl und Albrecht KK. HH. Abends
(as Theater, woselbst zum Empfange der Kronprinzessin K. H. ein Prolog gesprochen wurde. Am solzenden Tage Morgens begaben Sich Se. Majestät außerhald der Stadt nach der Ebene bei Fermersleben, wo das ganze vierte Armee Corps aus 24 und ein halbes Ba—⸗ taillon Infanterie, 28 Schwadronen Kavallerie und 30 Geschuͤtzen bestehend, en parade aufgestellt war, lie— ßen dasselbe vor sich vorbeimarschiren und darauf ein Corps, Mandver ausfuͤhren, woruͤber Hoͤchstdieselben — hre Zufriedenheit aͤußerten. Das schoͤnste Wetter be. günstigte dieses militairische Fest. Mittags geruhten Se. Majestät, die sammtlichen hier anwesenden Köͤnigl
Prinzen, der Kronprinzessin Königl. Hoheit, die sammt
ichen Generale und Staabs Offiziere des vierten Armee, Corps, so wie die hier anwesenden andern Generale und Regiments-Commandeure, die hoͤchsten Civilstellen, und mehrere angesehene Fremde zu Hoͤchstihrer Tafel zu siehen, und besuchten Abends die Domkirche, in welcher ein neues Oratorium von Fr. Schneider: „das verlorne Paradies“ von einem ungemein stark besetzten Orchester und Sängerpersonale, bei einer schoͤnen Erleuchtung der Kirche ausgefuͤhrt wurde.
Am 3. September Morgens fand in der Gegend des oben erwaͤhnten Terrains ein Manoͤver im ausge— dehnteren Sinne, Statt. Das vierte Armee-Corps, nach der Formation in kleine Bataillone zur Starke von 1? Bataillonen angewachsen, griff den durch das 32ste Linien Regiment und A Landwehr-Schwadronen markir— en Feind in seinen verschiedenen Stellungen am Suͤlz— backe an, und uͤberwaltigte dieselben nach hartnaͤckigem Widerstande. Se. Maj. schienen auch mit dieser Aus— uͤhrung sehr zufrieden zu seyn.
Mittags war Tafel, und Abends besuchten Se. Maj. noch einmal das hiesige Theater. Heute Morgen halb 9 Uhr haben Allerhoͤchstdieselben nach beigewohntem Gottesdienste in der Domkirche die hiesige Stadt im ten Wohlsein verlassen, um Ihre Reise uͤber Braun— chweig und Minden nach Lippstadt fortzusetzen.
so allgemein herrschenden rheumatischen Krankheiten seit dem Eintritt der wärmern Witterung bedeutend gemin— dert. Das Scharlachfieber ist fast ganz verschwunden und neue Krankheiten haben sich nicht gezeigt; auch er— folgte keine weitere Verbreitung der in einigen Orten des Kulmer und Thorner Kreises zum Vorschein gekom— menen natuͤrlichen Blattern. m .
I. Brandenburg. — Potsdam. Unter den Erwachsenen herrschten zwar keine Epidemisen je— doch zeigten sich häufig rheumatische Augen- und Hals, entzuͤndungen, auch wurde der Unterleib von gleichen rheumatischen Beschwerden heimgesucht. Unter den Kindern bemerkte man besonders Stickhusten, Masern und Scharlachausschlag. Die Pockenkrankheit hat weder in der Ost und Westpriegnitz, noch im Prenzlowschen Kreise aufgehört; namentlich sind in der Stadt Prenz— low 7 Erwachsene und 12 Kinder ven den selben befallen worden. — Frankfurt. Die Sterblichkeit hat die Grenzen des natuͤrlichen Verhaͤltnisses nicht uͤberschrit⸗ ten. Epidemieen sind nicht bemerkt worden und nur enizuͤndliche und gallichte Krankheiten haben die Mehr zahl ausgemacht. Bei den Kindern ist das Scharlach sieber häufiger vorgekommen, auch hat sich unter ihnen die Halsbraͤune und die Ruhr gezeigt.
IV. Pommern. — Coslin. Die Sterblichkeit unter den Menschen hat keine ungewoͤhnlichen Erschei— nungen geliefert und der Gesundheitszustand ist im All— gemeinen gut. Das Scharlachfieber hat bedeutend nach⸗ gelassen und besteht nur noch am hiesigen Orte, in Crampe, Stolpschen⸗“, in Tietzkow und Gr. Pancknin, Belgardschen- und in Neblin, Neustettinschen Kreises. Es sind die erforderlichen Magßregeln in sanitaͤtspolixzei— licher Hinsicht getroffen worden. — Stralsund. Der Keichhusten hat sich im Juli nur noch in Barth vorge⸗— funden. Dagegen haben sich die Hautausschläge, beson⸗ ders die Scharlachfieber und die Roͤtheln, sehr vermehrt. Das erste ist in hiesiger Stadt sehr bösartig. Auch sin d hin und wieder Windpocken erschienen. Bei den sonstigen Krankheiten blieb der katarrhalisch-rheumati— sche Charakter auch in diesem Monate fortdauernd vor— herrschend. Doch traten gastrische und gallichte Zufälle immer mehr hervor, daher denn Uebelkeiten, freiwilliges Erbrechen und Brechdurchfälle vorkommen. Die Mor⸗ talitaͤt war, außer hier im Orte, in welchem viele Kin— der am Schaclachfieber starben, von keinem großeren Belange wie gewoͤhnlich.
—
— — ——ůo— —