Aichtamtliches.
Deuntsche s Reich-
Preußen. Berlin, 1. Februar. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen heute früh um 9 Uhr Aller⸗ höchstihren Flügel⸗Adjutanten, Major von Stülpnagel, welcher beurlaubt von München hier eingetroffen ist, nahmen um 11 Uhr in Gegenwart Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen August von Württemberg, kommandirenden Generals des Garde⸗Corps, des Gouverneurs General der Infanterie von Boyen und des Kom⸗ mandanten General⸗Majors von Neumann zahlreiche militärische Meldungen entgegen und empfingen hierauf die Commandeure der Leib⸗Regimenter behufs Entgegennahme der Monats⸗Rap⸗ porte. Außerdem erschienen der Polizei⸗Präsident von Madai und der Chef des Militär⸗Kabinets, General⸗Major von Albedyll, zum Vortrage.
— Ihre Majestät die Kaiserin-⸗Königin war gestern in der Vorlesung des Evangelischen Vereins anwesend. — Beide Kaiserliche Majestäten erschienen auf dem Feste Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten des Kronprinzen und der Kronprinzessin im Königlichen Schlosse.
Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin empfing heute Ihre Königliche Hoheit die Landgräfin Anna von Hessen. Den Kammerherrndienst bei Ihrer Majestät haben übernommen die Königlichen Kammerherrn Graf Schulenburg-Burg-Scheidungen und Graf Perponcher.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kron⸗ prinz empfing gestern Vormittag um 117 Uhr den Prediger Nielsen aus Kiel.
Um 9 Uhr Abends begaben Sich Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kron— prinzessin zum Ball in das Königliche Schloß.
— Bei Ihren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprin⸗ zessin fand gestern Abend im Königlichen Schlosse ein Ballfe st statt, zu welchem ungefähr 1000 Personen eingeladen worden waren. Die Einladungen waren an die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften und deren Hofstaaten, den Reichskanzler, die Bot—⸗ schafter, das diplomatische Corps, die inländischen Fürsten und Fürstinnen, die General⸗Feldmarschälle, die Generalität, die Staats⸗-Minister, die Wirklichen Geheimen Räthe, die Präsidenten des Reichstags und der beiden Häuser des Landtages, die Räthe erster und zweiter Klasse, das Offizier⸗ Corps von Berlin, Potsdam, Spandau, Charlottenburg, Mitglieder des Reichstags, Mitglieder der Akademie, Professo— ren der Universität, Mitglieder der städtischen Behörden von Berlin, die Aeltesten der Kaufmannschaft, an Gelehrte, Künstler, Schriftsteller und andere Personen von Rang und Bedeutung ergangen.
Die Festräume bildeten 14 Gemächer im zweiten Geschoß der Spree⸗ und der Schloßplatzfront, von denen in früherer Zeit ein Theil zu der Wohnung der Königin Elisabeth Christine, Gemahlin Friedrich des Großen, ein anderer zu der Wohnung der Königin Marie von Bayern (geb. Prinzessin von Preußen) gehörte, und 5 Säle und größere Zimmer, die sogenannten Königin-Mutter-Kammern im ersten Geschoß derselben Seite. In die ersteren, die sogenannten Elisabeth⸗Kammern, gelangt man vom Schweizersaal aus durch das Rothseidene und rothe Sammetzimmer, in welchen die vier größten Watteaus, welche das Königliche Schloß besitzt, und eine große Zahl von Skulpturen, antiken Meisterwerken nachgebildet, aufgestellt sind, während künstlerisch vollendete Plafondmalereien von Terwesten die Decke schmücken.
An die Elisabeth-Kammern schließen sich die sogenannten Double⸗-Appartements, von denen der der Kurfürstenbrücke zugewendete Ecksalon mit halbrundem Erker wegen seiner viel— feitigen ornamentalen Ausstattung ganz besonderes Interesse ver— dient. Neben schönen Reliefverzierungen und den Brustbildern des Kurfürsten Joachim II., des Erbauers dieses Theiles des Schlosses, und seiner Gemahlin Hedwig von Polen, befindet sich daselbst das Porträt der Gemahlin König Friedrichs II. und ein kleineres Bild, welches den letzteren in seinen Jugendjahren darstellt, außerdem 2 Oelgemälde und 1 Gipsrelief, ausgeführt von der Hand Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprin⸗— zessin. Ten Mittelpunkt des zu dem Balle geöffneten Corps de sogis bildeten der Elisabeth-Saal und die Elisabeth ⸗Gallerie; die erstere hallenartig, im modernen Styl, mit boisirten Wänden, die durch Stuckverzierung und schmale Goldleisten in Felder ge⸗ theilt, in chamoisfarbig und seegrün gemalt sind; die Thüren der Gallerie krönen Stuckverzierungen mit der Kaiserkrone und dem Buchstaben W. Vierundzwanzig Wandleuchter von ver⸗ goldeter Bronze geben dem eleganten, in feinen Farben und Lichttönen erglänzenden Raum die nöthige Beleuchtung.
Der Elisabeth-Saal, eines der durch seinen räumlichen Um— fang, den Schwung seiner architektonischen Form, wie die dekorative Pracht seiner inneren Einrichtung hervorragendsten Gemächer des Schlosses, trägt an der Fensterseite zwei runde Säulen von Giallo antiko-artigem Stuck-Marmor auf vier⸗ eckigem grauen Stuck-Postament, denen zwei Säulen mit ver⸗ goldeten korinthischen Kapitälen gegenüber gestellt sind. An jeder der kurzen Zimmerseiten befinden sich Nischen und lebensgroße Figuren von weißem Marmor. Den Plafond be— deckt eine Figurenmalerei in bunten Farhen nebst großem ovalen Mittelstück, welches vergoldete Stuckeinfassung hat. Marmor— Statuetten und Gipsbüsten zieren die Kamingesimse; eine ko⸗ lossale Porzellanvase, ganz vergoldet, mit 2 großen bunten Me⸗ daillonbildern, Bacchuszüge darstellend, ein Geschenk des Kaisers Nikolaus von Rußland ist eine werthvolle historische Reminiscenz des Saales.
Den Abschluß der Appartements bildet der Apollosaal mit den Statuen des Apollo und der Diana, sowie einem, die Rückwand des Saales zum größten Theil einnehmenden Oel⸗ gemälde, darstellend die Verleihung des Hosenband-Ordens durch König Carl J. an den Maler Rubens.
Die Gesellschaft versanmelte sich um 9 Uhr, und zwar ver— einigten Sich die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften im ersten Zimmer der Königin Elisabeth, die Königlichen und Prinzlichen Hofstaaten im Schweizersaal. Gegen 97 Uhr trat der Aller⸗ höchste Hof von hier aus in die Elisabeth-Gallerie ein. :
Voran schritt der Kronprinzliche Hofmarschall und Vize⸗ Ober⸗Ceremonienmeister Graf zu Eulenburg; es folgten der persönliche Adjutant Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit Oberst Mischke mit der Hofdame Gräfin Brühl, Se. Kaiserliche und Königliche Hoheiten der Kronprinz, Ihre Majestät die Kaiserin fuͤhrend, Se. Majestät der Kaiser und König Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin den Arm gebend. .
Die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften machten hierauf durch den Saal und die nächsten Gemächer einen polonaise⸗
artigen Umgang und kehrten dann in den ersteren zurüc, in welchen inzwischen auch Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzessinnen Carl, Friedrich Carl nebst den Prinzessinnen Marie und Eli⸗ sabeth, sowie Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Carl und der Prinz Friedrich Carl eingetreten waren.
Dem Zuge der Majestäten und der Kronprinzlichen Herrschaft waren das diplomanische Corpz, sowie die Fürstlichkeiten und Exzellenzen gefolgt und hatte sich das erstere an der, dem Haut pas des Elisabeth⸗Saales gegenüber liegenden Wand aufgestellt, während die Botschafter mit ihren Gemahlinnen nach dem Haut pas geführt wurden. Die Allerhöchsten und Höchsten Damen, sowie die Botschafterinnen placirten sich nach Beendigung der Umgänge ebenfalls auf der genannten Erhöhung, um dem Tanze zuzusehen.
Die erste Quadrille tanzte Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz mit der englischen Botschafterin und Ihre e lich und Königliche Hoheit die Kronprinzessin mit Lord Russell.
Während des Tanzes durchschrstten die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften die Reihen der Fersammlung, und richteten an viele der eingeladenen Gäste das Wort in huldreicher und längerer Unterhaltung.
Nach 11 Uhr fand ein Souper an Buffets statt, und be⸗ gaben Sich zu diesem Zweck die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften nebst einem Theile der Hesellschaft in die Königin Mutter⸗K/ammern, während die tanzenden Herren und Damen im Apollosaal soupirten.
Gegen 1 Uhr zog Sich der Allerhöchste Hof zurück; das Fest selbst endete um 11 Uhr.
— Der Königlich italienische Botschafter und dessen Gemahlin werden, wie aus der bereits veröffentlichten amtlichen Ansage hervorgeht, nunmehr die zum Allerhöchsten Hofe gehörigen oder daselbst vorgestellten Herren und Damen empfangen. Dieser Empfang wird am Freitag, den 4, und am Sonnabend, den 5. Februar e., jedesmal Abends von 9— 11 Uhr statifinden. Der Anzug ist für die Damen in reicher Toilette (runden Fleidern), für die Herren, welche nicht Militär-Uniform tragen, en frac mit Ordensband über der Weste.
— Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Eisenbahnen, Post und Telegraphen und für Rechnungswesen, sowie die vereinigten Ausschüsse für das Landheer und die Festungen und für Rechnungswesen hielten heute Sitzungen.
— Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Deutschen Reichstags befindet sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (43.) Sitzung des Deutschen Reichstages, welcher am Tische des Bundesraths die Bundes— bevollmächtigten: der Präsident des Reichskanzler⸗Amts Staats⸗ Minister Dr. Delbrück, der Staats⸗-Minister Dr. Achenbach, der Ministerial⸗-Rath v. Riedel, sowie der Geheime Regierungs⸗Rat) Nieberding und mehrere andere Kommissarien beiwohnten, setzte das Haus die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betr. die Abänderung des Titels VIII. der Gewerbeordnung, und eines Gesetzes über die gegenseitigen Hülfskassen fort und zwar mit der Diskussion über §. 14142, welcher lautet:
„Die in einigen Bundesstagaten bestehende landesgesetzliche Ver⸗ pflichtung der Gesellen, Gehülfen und Fabrikarbeiter, besondere regel mäßige Krankenkassenbeiträge an die Gemeinden oder Krankenanstalten zu entrichten, wird für diejenigen Gesellen, Gehülfen und Fabrik- arbeiter aufgehoben, welche einer eingeschriebenen Hülfe kasse auf Gegen⸗ scirigket CG. 14 unde 8 141 a) regchöten-
Hierzu beantragten Abgg. Dr. Völk und Genossen: den §. 141 aa. folgendermaßen zu fassen:
„Für Gesellen, Gehülfen und Fabrikarbeiter, welche nach Maß— gabe der Landesg setze auf Grund einer Anordnung der Gemeinde⸗ verwaltung regelmäßige Beiträge zum Zwecke dir Krankenunter⸗ stützung entrichten, kann durch Ortsstatut die Verpflichtung zar Be⸗ theiligung an einer gegzenseitigen Hülfskasse nicht begründet werden.“
Auf eine Anfrage des Referenten Abg. Rickert, ob nach Ansicht der bayerischen Regierung die im Art. II des bayerischen Armengesetzes vom 22. Mai 1869 aufgeführten Personen unter den vorgeschlagenen Paragraphen fallen oder nicht, erwiderte der Bundesbevollmächtigte Ministerial⸗-Rath v. Riedel, daß die baye⸗ rische Regierung gegen den von der Kommission beschlossenen §. 14124. gestimmt habe, weil er in das System der süddeutschen Armengesetzgebung überhaupt, insbesondere der bayerischen, ein⸗ greife, welches sich dort anders entwickelt habe, als in Nord⸗ Deutschland. Die Erhebung der Beiträge zu Krankenkassen sei Ausfluß des gemeindlichen Besteuerungsrechtes, welches auch von der deutschen Gewerbe⸗Ordnung nicht berührt werden wollte. Zu solchen Beiträgen seien in Bayern übrigens nicht blos die Gewerbegehülfen und gewerblichen Arbeiter verbunden, sondern auch andere Klassen, namentlich die Dienstboten; mache man zu Gunsten Einer Klasse eine Ausnaht e so müsse solches auch zu Gunsten der anderen geschehen. *SEr könne das Amen dement Völk zur Annahme empfehlen. Der Abg. Dr. Völk motivirte seinen Antrag mit einer historischen Darstellung des bayerischen Armenwesens, welches keinen Anlaß zur Unzufrieden⸗ heit gäbe und deshalb möglichst intakt gelassen werden müßte. Der Abg. Dr. Schulze (Delitzsch) führte aus, daß die freien Kassen dieselben Vortheile gewähren könnten wie die Gemeinde⸗ kassen, daß aber die letzteren dem Prinzip der Selbsthülfe voll⸗ ständig entgegen seien. Der Abg. Dr. Moufang erklärte, er habe seit den Kommissionsberathungen seine Ansicht geändert, er könne heute das Amendement Völk zur Annahme empfehlen, da, wenn man hartnäckig auf der Kommissionsfassung bestehe, die Gefahr einer schweren Schädigung der arbeitenden Klassen vorhanden sei, nämlich das Nichtzustandekommen beider Gesetze. Der Abg. Hölder verkannte nicht den Werth des Gesetzes über die Hülfskassen, doch glaubte er, man dürfe nicht so weit gehen, selbst durch ein gutes Gesetz, wie es durch 141 aa. geschehe, einen Bruch in ein bewährtes System, wie das bayerische zu bringen. Auch der Abg. Blum (Baden) befürwortete das Amendement Völk. Damit wurde die Dis⸗ kussion geschlossen. Nachdem der Referent Abg. Rickert den Kommissionsantrag nochmals befürwortet hatte, wurde der An⸗ trag Völk angenommen. ?
§8. 141. lautet in der Fassung der Kommissionsbeschlüsse:
„Durch Ortsstatut kann bestimmt werden:
i) daß Arbeitgeber diejenigen Beiträge, welche ihre Arbeiter an eine auf Anordnung der Gemeindebehörde gebildete Hülfskasse zu ent - richten haben, bis auf die Hälfte des verdienten Lohnes vorschicßen, 6 diese Beiträge während der Dauer der Arbeit bei ihnen fällig werden; 4 ;
27) daß Fabrikinhaber zu den vorgedachten Beiträgen ihren Arbeitern Zuschüsse bis auf Höhe der Hälfte dieser Beitrage leisten;
3) daß AÄrbeitgeber ihre zum Eintritt in eine bestimmte Hülfe kasse verpflichteten Arbeiter für diese Kasse anmelden. Wer dieser Pflicht nicht genügt, kann von der Kasse für alle Zahlungen, welche bei rechtzeitigem Eintritt von den Arbeitern zu entrichten gewesen wären, gleich einem Mitgliede in Anspruch genommen werden.“
Der Abg. Duncker motivirte die übereinsi mmende Stellung, welche er den Kom mꝛissionsbeschlüssen gegenüber eingenommen habe. Der Abg. Reimer richtete seine Opposition, da das Gesetz einmal zu Stande kommen würde, hauptsächlich gegen den zwei⸗ ten Theil des Paragraphen, welcher eine Einmischung der Arbeit⸗ geber in die Hülfskassen gestattet. Beim Schlasse des Blattes hatte Abg. Dr. Oppenheim das Wort.
— Die nächste Sitzung des Hauses der Abgeordneten findet am 14. Februar 1876, Mittags 12 Uhr,s statt.
— Die Kommission für das Untersuchungsver⸗ fahren bei See⸗Unfällen, welche gestern hier zusammen⸗ getreten ist, befieht aus folgenden Mitgliedern: Dr. von Möller, Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath, Berlin; Wendt, Königlich preußischer Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath, Berlin; Hertz, Königlich preußischer Seheimer Ober⸗Justiz⸗Rath, Berlin; Oeh me, Königlich preußischer Mavigationsschul⸗Direktor, Altona; Gib⸗ sone, Königlich preußischer Kommerzien⸗ Rath, Danzig; Brons, Königlich velgischer Konsul, Emden; Schmidt, Großherzoglich mecklenmburgischer Ministerial-Rath, Schwerin; Haupt, Bürgermeister, Wismar; v. Buttel, Großherzoglich oldenburgischer Regierungs⸗Rath Oldenburg; Suckau, Präses der Handelskammer, Lübeck; Schultz, Amtmann, Bremerhaven; Hargesheimer, Profurant der Rhedereigesellschaft „Nord⸗ deutscher Lloyd“, Bremen; Dr. Mittel st ae dt, Ober⸗Staats⸗ anwalt, Hamburg; R. M. Sloman, Rheder, Hamburg; J. Hargreaves, Sekretär der Deputation für Handel und Schiff⸗ fahrt, Hamburg.
— Außer Britisch⸗Indien ist auch die wichtige Hafenstadt Aden in den allge meinen Postverein aufgenommen. An britischem Besitz ist danach im Ganzen ein Gebiet von 80,993 Quadrat-⸗Meilen mit 241 Millionen Einwohnern hinzugetreten. Die französischen Besitzungen (in Indien und Cochinchina, ferner Senegambien, Réunion, St. Marie de Madagaskar, Martinique, Guadelupe, Guyana, St. Pierre, Neu⸗Caledonien ꝛc.) umfassen 8690 Quadrat-Meilen und 35 775,923 Einwohner, so daß das Postvereinsgebiet sich im Ganzen um 89,623 Quadrat⸗ Meilen und 245 Millionen Einwohner vergrößert hat. Wie wir hören, steht der Eintritt von Canada, Neufundland, Neubraun—⸗ schweig 2c. nahe bevor.
— In einem Spezzialfalle, in welchem die Prima eines vom Auslande auf das Inland gezogenen, im Auslande domizilirten Wechsels dem Bezogenen durch einen Korrespondenten, nicht durch einen Indossator, vorgelegt und dieselbe sodann von dem Bezogenen angenommen und nach Durchkreuzung der Rückseite unversteuert zurückgegeben wurde, war zweifelhaft gemorden, ob dies Verfahren zulässig sei. Auf den vom Ausschusse für Zoll⸗ und Steuerwefem erstatteten Bericht hat der Bundesrath sich mit der von dem genannten Ausschusse vorgetragenen An— sicht dahin einverstanden erklärt, daß derartige, vom Auslande auf das Inland gezogene, im Auslande domizilirte Wechsel, nach erfolgtem Accepte, auch wenn ein Umlauf desselben im In⸗ lande nicht stattfindet, nach §.7 des Gesetzes vom 10. Zuni 1869 der Stempelstener unterliege.
— Die Stempelpflichtigkeit der von den Diszi— plinarbehörden gegen Beamte erlassenen Strafver— fügungen und der im Disziplinarverfahren ergehenden Er— kenntnisse wird von verschiedenen Behörden verschieden be— urtheilt. Ein Theil Der Behörden hält die Tarifbestimmung „Strafresolute der Finanzbehörden“ allgemein für anwendbar und unterwirft demmach alle Strafverfügungen und Straf— urtheile dem Stempel, ohne Rücksicht darauf, ob eine Ausferti⸗ gung ertheilt ist oder nicht, andere Behörden verwenden den Stempel nur in dem Falle, wenn eigentliche Erkenntnisse aus⸗ gefertigt werden und zwar als Ausfertigungsstempel; noch an— dere endlich erachten eine Stempelverwendung in Disziplinar— straffachen überhaupt micht für erforderlich.
Diese zuletzt erwähnte Ansicht wird insbesondere darauf gestützt, daß die Tarifbestimmung „Strafresolute der Finanz⸗ behörden“ nur auf Steuer⸗Kontraventions- und Defraudations⸗ sachen anzuwenden sei, die Disziplinaruntersuchungen dagegen lediglich im Interesse des Staates zur Aufrechterhaltung der Dienstordnung angestellt werden, wie denn auch demgemäß durch den §. 53 der Verordnung vom 20. Juli 1843 für ehrengericht⸗ liche Untersuchungen ir der Armee durch den 5. 19 der Ver— ordnung vom 30. April 1847 für die bei dem Ehrenrathe der Justiz⸗Kommissarien 2. geführten Untersuchungen, durch den F. 6 des Gesetzes vom 3. Mai 1853 für die bei den Gerichten geführten Disziplinarurntersuchungen und durch den 5§. 124 des Reichsgesetzes vom 31. März 1873 rücksichtlich der Disziplinar⸗ untersuchungen gegen Reichsbeamte die Stempelverwendung ausgeschlossen sei.
Nach einem Cirkularerlaß des Finanz-Ministers ist zur Herstellung eines gleichmäßigen Verfahrens in Zukunft allge⸗ mein nach dieser zulezt erwähnten Auffassung zu verfahren und soll demgemäß zu Strafverfügungen und Straferkenntnissen in Disziplinarsachen, somie zu den Ausfertigungen derselben Stem⸗ pel nicht mehr erfordert werden.
— Der Minister der geistlichen 2. Angelegenheiten hat die Provinzial -⸗-Schulkollegien veranlaßt, möglic,st umgehend zu berichten, welche erste Lehrer, ordentliche Lehrer und Hülfs— lehrer sich an den Seminarien noch in provisorischer Anstellung befinden, dabei zugleich anzugeben, ob die bezüglichen Lehrer freie Wohnung oder Miethsentschädigung genießen, welches Ge⸗ halt sie beziehen, ob sie vor ihrer Anstellung am Seminar be⸗ reits definitis angeste lt waren, welche Prüfungen sie abgelegt haben, und welches Bedenken, abgesehen von der etwa noch nicht bestandenen Rektorats prüfung, ihrer definitiven Anstellung ent⸗ gegensteht.
— Das Belastumgsrecht des Eigenthümers eines Grund⸗ stückes entsteht ohne Nnterschied der Eigenthumserwerbsart erst kraft und mit der Eintragung seines Eigenthumsrechts in das Grundbuch. Bewilligt der Eigenthümer vorher einem Gläubiger eine Hypothek, so kanm dieser aus der Hypothekenbewilli⸗ gung kein Hypotheken recht herleiten, auch wenn die Eintragung der Hypothek nachträglich erfolgt ist. Die Präsentation von Hypothekenbewilligung en hat nur dann die rechtliche Bedeutung, welche sie nach der früheren Gesetzgebung unbedingt gehabt hat, wenn solche von einem bereits eingetragenen Eigenthümer aus⸗ gestellt sind. (Erkenntniß des Ober-Tribunals, JV. Senat, vom 3. Januar 1876.)
— Der Herzog Hugo von Ujest, Fürst zu Hohen⸗ lohe-⸗-Oehr ingen, General der Infanterie à la suite der Armee, ist hier eingetroffen.
— Der General⸗Lieutenant von Thile, Commandeur der 21. Division, ist mit kurzem Urlaub von Frankfurt a. M. hier eingetroffen.
— Zur Abstattung persõnlicher Meldungen sind hier ein⸗ getroffen: der General⸗Lieutenant von Barby, Rommandant von Hannover, von Hannover, und der General⸗Major von Ferentheil⸗ u. Sruppenberg, Kommandant von Stettin, von Stettin.
— Der Contre⸗Admiral Henk, Direktor der Kaiserlichen Admiralität, ist von Wilhelmshaven, wohin sich derselbe kürzlich in dienstlichen Angelegenheiten begeben hatte, hierher zurück— gekehrt.
— S. M. S. „Ariadne“ hat am 6. Dezember 1875 Foochow verlassen und ist am 9. dess. Mts. in Amon einge— troffen. S. M. S. „Luise“ ist am 29. Dezember i875 im Hafen von Rio de Janeiro eingetroffen. An Bord Alles wohl.
FHessen. Darmstadt, 29. Januar. Einem Srsuchen der Landessynode entsprechend, beabsichtigt das Ober⸗Konsistorium die Tauf⸗-, Proklamations- und Trauungsgebühren der evangelischen Geistlichen abzuschaffen. — Die renitenten alt-lutherischen Gemeinden sind bei der Regierung um Anerkennung und Ertheilung der Korporationsrechte eingekommen. Bezüglich der kirchlichen Patronatstellen bestimmt das Gesetz über die Klassifikation des Einkommens der evangelischen Geist— lichen, daß an die zur Präsentation Berechtigten die -Auf— forderung ergehen soll, sich zu erklären, ob sie für die Patronats— stellen dem Gesetze beitreten. Wird dies verweigert, so sollen die Geistlichen, welchen, nachdem die Weigerung zur öffentlichen Kenntniß gebracht ist, auf Präsentation des betreffenden Patrones eine Pfarrstelle übertragen wird, keinen rechtlichen Anspruch auf Aufbesserung ihres Einkommens aus Mitteln des Central⸗ Kirchenfonds haben. Gehen sie später auf eine Stelle freier Kollation über, so hängt es von der Entschließung des Kirchen— regimen les ab, ob die auf einer Präsentationsstelle zugebrachten Jahre bei Berechnung des Dienstalters in Aufrechnung kommen sollen.
Sachsen⸗ Coburg ⸗ Gotha. Gotha, 31. Januar. Der Landtag des Herzogthums Gotha hat heute zur Er— werbung des Miteigenthums am dermaligen Weibergefängniß in Hassenberg 171329 6 aus Beständen der diesseitigen Staats— kasse bewilligt. Der Abg. Zangemeister interpellirte die Staats— regierung, welche Erwägungen sie bezüglich des Landtags— beschlusses vom 8. Juni 1874 über die Errichtung einer Landes— schulkasse gepflogen habe, und welche weiteren Schritte sie darin zu thun gedenke.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 31. Januar. (W. T. B.) Die „Politische Korrespondenz“ veröffentlicht ein Telegramm, welches der österreichische Minister Präsident, Fürst von Auersperg, sofort nach dem Eintreffen der Nachricht vom Tode Deaks an den ungarischen Finanz⸗Minister, Koloman v. Sgzell (den Nef— fen Deal's) gerichtet hat. In demselben spricht der Fürst dem Finanz⸗Minister anläßlich des Ablebens des großen Patrioten und Staatsmannes seine und seiner Kollegen innigste Theil— nahme aus. Der Finanz-Minister beantwortete dieses Telegramm sofort telegraphisch, indem er dem Minister-Präsiden ten für die Beileidsbezeugung auf das Wärmste dankte.
Pest, 31. Januar. Die Kaiserin begab sich heute Nach— mittag nach dem Akademiegebäude, in dessen Vorhalle der Katafalk mit der Leiche Deaks aufgestellt in; ein Kranz, dessen Schleife die Inschrift trägt: Die Königin Slisabeth dem Franz Denk“ ist für Deaks Sarg bestimmt. — Der Fürst-⸗Primas von Ungarn, Kardinal v. Simor, trifft morgen hier ein, um die kirchlichen Ceremonien bei dem Leichenbegängnisse vorzunehmen.
Großbritannien und Irland. London, 29. Januar. (A. A. C) Aus Agra wird unterm 28. d. gemeldet: Der Prinz von Wales nahm gestern Abend eine Ilumination des Taj⸗Mahal⸗ Mauds und der anstoßenden Gärten in Augenschein. Die Scene war reizend. Ein Kalklicht beleuchtete das schneeweiße Ge— bäude, wozu schwarze, sternlose Wolken einen effektvollen Hintergrund bildeten. In den Gärten spielten Fontainen und die Blume waren mit buntfarbigen Lampen behängt. Dem Schauspiel wohnte eine zahlreiche Versammlung an. Heute jagte der Prinz in Bhurtpore, und am Abend fand ihm zu Ehren ein glänzender Ball in der alten Akbar⸗Halle statt. Die Häupt— linge von Radschputana sind über den Besuch des Prinzen hoch erfreut. Das Wetter ist prächtig und Alle sind wohl. Pioneer“ meldet, daß Sir Salar Jung, der Premier-Minister des Nizam von Hyderabad, wahrscheinlich dieses Jahr England als der Gast des Herzogs von Sutherland besuchen werde.
Canada. (Al. A. C. Aus Ottawa wird unterm 27. 88. per Kabel gemeldet: Mehrere Richter haben ihr Amt nieder— gelegt, wodurch eine temporäre Geschäftsunterbrechung in den Gerichtshöfen verursacht wurde. Die Legislatur von Ontario hat mittelst einer unbedentenden Stimmenmehrheit einen Antrag verworfen, welcher den Frauen das Stimmrecht bei Gemeindewahlen einzuräumen bezweckte.
Frankreich. Paris, 29. Januar. Das amtliche Blatt veröffentlicht das Dekret, wodurch die Wähler von anz Frankreich für den 20. Febrnar zusammenberufen werden, um die Abgeordneten zur Deputirtenkam mer zu
wählen.
— 31. Januar. (W. T. B.) Die Abendzeitungen be⸗ stätigen das bereits gemeldete Resultat der gesrigen Senatorenwahlen und fügen hinzu, daß der kon stitutionellen Partei die Majorität im Senate gesichert sei. Die Bonapar— tisten und anderen Parteien, welche für eine Reyiston der kon⸗ n win Gesetze sind, haben eine entschiedene Niederlage erlitten.
Spanien. 31. Januar. (W. T. B.) Nach einer der Regierung zugegangenen Meldung hat der General Primo de Riveira die Positionen der Earlisten auf den Höhen von Santa Barbara bei Estella genommen.
— (W. T. B.) Nach über Paris eingegangenen Privat⸗ depeschen aus Bilbao soll General Quesada am 30. v. M. in Durango eingerückt sein und General Loma sich der En⸗ cartäaciones bemächtigt haben.
Italien. Rom, 271. Januar. (C. 3.) Das oberste Kollegium im Ministerium des öffentlichen Unterrichts hat die vom Minister Bonghi verfügte Schließung des Abbondio— Seminars in Como bestätigt, weil sich der Direktor dessel— ben der Besichtigung der Anstalt durch einen Regierungs-Kom⸗ missar widersetzt hatte. Da die Regierungsbeamten auf ähn⸗ lichen Widerstand auch in Vigevano stießen, so hat der Minister Bonghi den betreffenden Direktor durch den Präfekten von Pa⸗ via mit der Schließung des Seminars bedrohen lassen. Dies sind übrigens die beiden einzigen Fälle, in denen die Inspektoren Widerstand zu überwinden hatten. — Am 24. d., Abends 6
Der —— “**
Uhr, starb in Rom der Senator Guiseppe Musio im Alter von 83 Jahren.
— 31. Januar. (W. T. B.) Die Enquete⸗stom⸗ mission für die Verhältnisse auf Sizilien hat ihre Rundreise auf der Insel beendet und ist nach dem Kontinent zurückgekehrt.
Türkei. (W. T. B.) Wie der „Agence Havas“ aus Ragusa gemeldet wird, hätten die Insurgenten sich den auf dem sarsche befindlichen Truppen bei Clipoviza entgegengestellt und dieselben zum Rückzuge genöthigt. Die Türken hätten ihren Rückzug unter dem Schutze ihrer Artillerie bewerkstelligt.
Dänemark. Kopenhagen, 25. Januar. Das Dagblad“ von gestern veröffentlicht einen Brief des bekannten Abge— ordneten zum Deutschen Reichstag, Krüger aus Rord⸗ schleswig, in welchem derselbe, anknüpfend an die jüngst erschienenen Artikel der Berliner National-Zeitung“ und der „Dannevirke“ über die Möglichkeiten einer Her⸗ stellung freundlicher Verhältnisse zwischen Dänemark und Deutsch—⸗ land, die Stellung näher präzisirt, welche er und seine Kommit— tenten zu der besprochenen Frage mit spezieller Rücksicht auf Nordschleswig einnehmen.
Wenn die Sprache der ‚„Dannevirke“ in Deutschland Illu— sionen über eine veränderte Stimmung der dänischen Agitatoren hätte hervorrufen können, so ist diefer Brief des Hrn. Krüger gewiß geeignet, aller Täuschung ein Ende zu machen und info— fern von Werth, als er beweist, daß von dieser Seite nach wie vor Deutschland eine feindliche Gesinnung entgegengebracht wird.
Herr Krüger will in seiner Art auch Deutschland die Hand zur Versöhnung reichen, d. h. indem er fordert, daß es alle Prätensionen Dänemarks auf Nordschleswig acceptire und oben— drein den dänischen Agitatoren in Nordschleswig für das, was sie erduldet, auch noch eine Genugthuung geben müsse.
Aber es befällt Herrn Krüger eine wahre Melancholie, wenn er bedenkt, daß die Versöhnung zu einer wirklichen Freundschaft, zu einer „Alliance“ zwischen Dänemark und Deutschland führen könnte: eine Perspektive, welche ihm aus dem Artikel der „Na— tional⸗Zeitung“ zu drohen scheint, und gegen die er sich, gerade vom Standpunkt als dänischer Nordschleswiger, aufs Eifrigste zu verwahren verpflichtet fühlt. „Nun muß ich indessen“, sagt Herr Krüger, „mich damit beeilen, zu bemerken, daß ich keineswegs eine Versöhnung als eine Alliance ansehe, eine Begriffs verwirrung, wovon die „National-Zeitung“ heimgesucht zu sein scheint. Ist die Alliance eine Bedingung für die Ver— söhnung, da muß ich auf das Ernstlichste darauf aufmerksam machen, daß wir hier in Schleswig keineswegs fordern, daß Dänemark unsertwegen einen solchen Schritt thue. Ich über— lasse Dänemark zu beurtheilen, wie weit eine Alliance mit Deutsch— land wünschenswerth und politisch richtig sein möchte; sowie die Sachen in Augenblicke stehen, aber ich muß im Namen des Nordschleswigschen Volkes den kräftigsten Protest einlegen, daß eine solche unsertwegen abgeschlossen werde. Dänemark ist immer, wenn die Rede von Nordschleswig war, bereit gewesen, Opfer zu bringen, und wir sind demselben dankbar dafür; wenn man aber in Dänemark einen solchen Schritt thun wollte, um uns zu retten, müssen wir auf das Eifrigste dagegen proötestiren. Wir können Unterdrückung, schlechte Behandlung 2c. ertragen; aber eine solche Verantwortung, wie eine Alliance mit Deutschland mit sich führen könnte, würden wir nicht tragen können, denn gesetzt (man kann sich ja jede Mög— lichkeit denken), daß Dänemark in Alliance mit Deutschland durch einen eventuellen Krieg einen unersetzlichen und nicht wieder zu gewinnenden Verlust erlitte, da müßten wir ja Gewissensbisse fühlen und uns selbst sagen, daß es im Grunde ja doch unsertwegen geschehen. Dänemark muß nicht glauben, daß wir so lange an der Hoffnung gezehrt haben, bis ihre Quellen ausgetrocknet sind; nein, da ist es noch weit davon; wir haben in 12 Jahren den Muth aufrecht erhalten und wir können mit Leichtigkeit denselben noch einige Zeit aufrecht halten.“
Das Schreiben schließt dann mit den Worten:
„Zum Schluß meinen Dank an, ‚„Dagbladet“ für das Inter— esse, welches es bei der Erörterung dieser Frage für uns hier an den Tag gelegt hat; ich danke im Namen des nordschleswigschen Volkes für jedes Zeichen der Sehnsucht nach der Wiedervereini— gung, welches von der anderen Seite der Grenze kommt; aber ich muß noch einmal hervorheben, daß, kann die Wiedervereini⸗ gung nur geschehen unter der Bedingung einer Allianee mit Deutschland, wir weder fordern noch wünschen, daß ein solches Opfer unsertwegen gebracht werde.“
„Dannevirke“ hat inzwischen auch bereits wieder den früheren Ton angeschlagen, und so wird die alte Agitation voraussichtlich ihren Gang weitergehen.
— 31. Januar. Das Landsthing nahm am Sonnabend den Gesetzentwurf, betreffend den Branntweinhandel auf den Färsöern, in zweiter, und den Gesetzentwurf, betreffend eine interimistische Er— weiterung der Seeoffizierschule, in dritter Lesung ohne Debatte an; letzterer Gesetzentwurf ist jetzt vom Reichstage erledigt. Der Gesetzentwurf, betreffend den Zuckerzoll, wurde dem Folkething zu— gesandt. — Im Folkething fand am Sonnabend die dritte Lesung des Gesetzentwurfes, betr. die Baureglements für die Landdistrikte, statt und wurde derselbe angenommen und an das Landsthing zurückgesandt. Die Gesetzentwürfe, betr. die Hengst— ausstellungen und die Ausfuhr von Hausthieren, wurden gleich⸗ falls in dritter Lesung genehmigt; ersterer geht zum Landsthinge, letzterer ist vom Reichstage erledigt. Schließlich wurde der Gesetzentwurf, betr. eine Veränderung des Gebiets der Koldinger Hardesvogtei, in zweiter Lesung angenommen.
Amerika. Washington, 30. Januar. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach wird die Finanzkommission des Repräsen⸗ tantenhauses dem Hause demnächst einen Gesetzentwurf vor— legen, durch welchen eine erhebliche Herabsetzung verschie⸗ dener Eingangszölle herbeigeführt werden soll. — Eine nunmehr hier veröffentlichte Depesche des amerikanischen Ge⸗ sandten in Madrid, Caleb Cushing, an den Staatssekretär Fish vom November v. J. enthält die Mittheilung, daß man in Ma⸗ drid Kenntniß davon habe, daß die Insurgenten auf Kuba von vielen Orten der Insel aus durch Zufuhr von Lebensmit⸗ teln und Meldungen über die Bewegungen der spanischen Trup⸗ pen unterstützt würden. — Wie verschiedene Zeitungen melden, betrüge nach dem offiziellen Berichte des amerikanischen Konsuls in Havanna das Defizit der dortigen Verwaltung 40 Mil⸗ lionen Dollars.
— 31. Januar. (W. T. B.) Dem Repräsentanten⸗ hause wurde von Norrison ein Gesetzentwurf vorgelegt, wonach der Zoll für ein Pfund Kaffee auf 3 Cents, für ein Pfund Thee auf 15 Cents festgesetzt, der bestehende Zolltarif überhaupt noch mehr vereinfacht und für mehrere bei der Fabrikation ge⸗ brauchte Artikel der Zoll ganz aufgehoben werden soll. Der
— (A. A. EC). Am 17. Januar griff ein Haufen Apache⸗ Indianer 50 Meilen südlich von Santa Fe, Neu⸗Mexiko, ein Detachement von 23 Soldaten an, während dieselben Buffalos jagten. Die Truppen fochten tapfer und tödteten über 20 In⸗ dianer. Drei Soldaten wurden verwundet, einer lebensgefährlich. Von Santa Fé wurden Verstärkungen abgesandt, um die In⸗ dianer zu verfolgen.
Peru. (A. A. C) Die Stadt Albancay wurde am 4. Dezember durch ein Erdbeben fast gänzlich zerstört. Der Schaden soll sehr bedeutend sein, doch wird nicht gemeldet, ob auch Aenschenleben verloren gegangen sind. Die Stadt zählte 5000 Einwohner und besaß bedeutende Zucker⸗Raffinerien.
Afrika. Aegypten. (W. T. B.) Wie dem „Reuterschen Bureau“ aus Alexandrien vom 31. Januar gemeldet wird, hätten die ägyptischen Truppen Hamasin befetzt, ohne auf Widerstand zu stoßen. — Gerüchtweife verlautet, der König von Abessinien hätte seine Truppen bei Adowa zusammen— gezogen.
Die Nr. des Centralblatts der Abgab werbe⸗ und erw gen
. zeisun ber Zoll⸗ und Steuereinnahmen. — c nahme präkludirter Kassengnweisungen und Darlehnskassenscheine. Veränderungen in den Zoll⸗ und Steuerstellen. — Aufhekun Renisterführung über Postgüter. — III. Indirckte Steuern: S pflichtigkeit ausländisch tr Wechsel. — Wegfall der Stempelverwen— dung in Disziplinarstrafsachen. — Tarifirung von Fabrikaten aus geronnener Milch. — Steuerbefreiung von Brauntwein zur Fabri— fation von Bleizucker und Bleiweitz. — Tarisirung ven Rizinusẽ'l. — Tarifirung von grauer Packleinwand mit farbigen Streifen. — Tara— vergütung von Südfrüchten in doppelter Umschließung. — VI. Per- sonalnachrichten.
— Die so eben im Verlage der Königlichen Geheimen Obe Hofbuchdrückerei (R. v. Decker) erschienene Februar Ausgabe des Kursbuches der deutschen Reichs ⸗Post verwaltung enthält außer den Post. Dampfschiffs und Eisenbahn-Fahrplänen u. s. w., von denen die für Italien, Schweden, Rußland wesentliche Aenderungen erfahren haben, mehrere hundert Reiserouten zwischen den bedeutendsten Orten Europas; die RNundreisetouren sind neu aus— gearbeitet und übersichtlich zusammengestellt.
ereinswesen. Da gegen die am 22. Januar im Bürgersaale des vollzogenen Vorstandswahlen des Berliner Hausfrauenvereins mancherlei Bedenken, die namentlich aus dem zu schwachen Befüche und aus der ungtnügenden Bekanntmachung des Wahltermin lehnt warden, laut gewerden sind, soll der ganze Wahlakt, wie die Nat. Z.“ mittheilt, als nicht geschehen betrachtet werden. Der alte Vorstand wird provisorisch bis zur Februarv rsammlung sein Amt behalten und alsdann kei genügender Vorherverkündigung eine ander—
weite Wähl statifinden lassen.
Kunst, Wissenschaft und Titeratur.
Nach dem Monatsbericht der Königlich preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin lasen im Sep⸗ tember und Oktober 1875 folgende Herren: Holtz, i Versuch, die polaren elektrischen Lichterscheinungen die entgegengesetzten zu verwandeln. — Curtius der Hellenen an Quellen und Brunnen. — Müllenhoff Zeit der Himmelseintheilung bei den Germanen. —
Notizen zur Geschichte des Prinzipes der Erhaltung der
Braun, Bꝛief von J. M. Hildebrand, datirt voa Zanzibar, 22. Sep—⸗ tember d. J. — Mommsen, Ueber die römische Administrativjuris—⸗ diktion. — Weierstraß zur Integration eines Systems linearer Differentialgleichungen mit konstanten Coäfficienten. — Ger— hardt, Zum zweihundertjährigen Jubiläum der Entdeckung des Algo— rithmus der höheren Analysts durch Läibnitz. — Pischel, Kälidäsa's Vikramorvagiyam nach drävidischen Handschriften.
Regierungs⸗Rath Dr. Elvenich,
8 ent⸗
C or (o J. Geh
d. M. seinen 89 Geburtstag. Derselbe ha
Jahren sein 50jähriges Amtssubiläum begangen.
— Im Parliaments-sagnare, Westminster in London, den Vorkehrungen zur Anfstellung der aus dem Atelier des ? = hauers Woolner heroorgegangenen Statue Lord Palmerstons getroffen.
— Die Schlußbände von Mr. 2 Palmerstons werden in wenigen Lonton erscheinen.
ley's 2
1sh Tagen
Elliots neuem Roman
— Von George in London
ronda“ ist bei Blackwood C Sons Band erschienen.
Setzerbe und Sandel.
Allgemeine Polytechn. Zeitung“ enthält in der Nr. 3 d. J. einen „Ein gefährlicher Feind der Untersee⸗ kahel“ überschriehenen Artikel, dem das Nachfolgende auszüglich ent nommen ist. Die Dauer der bis jetzt zur Versenkung gekommenen Telegra⸗ phenkabel hat Resultate ergeben, welche mit Rücksicht auf die noch junge elektristhe Telegraphie als überaus günstig angesehen werden können.
Der Haupteinflß für die Dauer der Kabel liegt in den ver wendeten Materialien, in der Verarbeitung, Versenkung und in der Oerltlichkeit, wo dieselben gelegt werden. Guttapercha und Kautschuk erschienen unter geeigneten Verhältnissen unzerstörbar, ja selbst die Wirkung der elekrischen Ströme scheint die Isolirung der Gulta— perchadrähte in tiefem Wasser zu erhöhen.
Wenrgleich die Kabelindustrie in der senkung von Seekabeln so weit vorgeschritten ist, daß Verwüstungen durch die Zeit fast unmöglich sind, daß also mechanische Störungen nicht mehr vorkommen, so werden trotzdem die Kabel derartig zerstört, daß die sogenannten Nebenschließungen in den Leitungsdräbten sich zeigen, welche dem elektrischen Strome einen Weg zur Erde durch die Wasserschicht geben. — Eine derartige Zerstörnn; wird durch körine Bohrwürmer, Limnoria terebrans, herbeigeführt. Ueber die Kabel— bohrer machte Prencu in einem Vortrage vor der Society of Tele- gra eh Engineers folgende Mittheilungen:
„Zuerst wurde eine Beschädigung des Fabels dem Tevankabel vor Newall bemerkt, welcher störung des Hanfes durch den Teredo spricht; Siemens, daß ein von ihm 1858 gelegtes und 1 aufgenommen, Kabel mit kleinen, von winzigen Würmern be— gleiteten Schalthieren dick besetzt war; die Würmer hatten den ungeschützten Hanf vollkommen zerstört und runde Löcher in die Guttapercha gebohrt. Professor Huxley schreibt, daß die ihm gesand—= ten Arten dieser Schalthiere allen Zweifel in Betreff der Natur der Kabelzerstörung beseitigen. Dieses Thierchen ist eine zweischalige Muschel (Hylophaga), eng verwandt mit dem Schiffswurm (Teredo). Sie dreht schöne cylindrische Höhlungen im Holz immer gegen das Korn, zweifellos durchbohrt sie die Hanfbekleidung der Kabel in der⸗ selben Weise. Die Guttapercha scheint sie zu vermeiden und erzeugt dadurch die vorbandenen länglichen Aushöhlungen. Es kann nach dem verfahrungs mäßig vielfachen Vorkommen wohl angenommen werden,
Die „Deutsche 3 5
Konstruktien und Ver—
durch Würmer an über die Zer⸗ später berichtet
13859 wieder
Gesetzentwurf wurde der Kommission für die Staatseinnahmen zugewiesen.
daß verschiedene Arten der Kabelbohrer auf dem ganzen Erdboden sich vorfinden. .