— Den Bericht über die heutige Sitzung des Deutschen Reichstags werden wir morgen mittheilen.
— Bei einer Bezirksregierung bestand eine Meinungsverschie⸗
denheit darüber, . ob die Beamten der Strafanstalt zu L., welche einen selbständigen Gutsbezirk bildet, verpflichtet sind Kreisabga—⸗ ben zu entrichten und zu den Kosten der Amtsverwaltung beizutragen.
Die erstere dieser Fragen ist nach einem Bescheide des Mi⸗ nisters des Innern im bejahenden, die andere im verneinenden Sinne zu entscheiden. Der Minister hat diesen Bescheid wie folgt motivirt: .
J. Die Kreisabgaben sind ihrem Wesen nach Individual⸗ steuern, welche nur in der Form von Kontingenten insofern er⸗ hoben werden, als die Gemeinden und Gutsbezirke zur Unter— vertheilung, Einziehung und Abführung im Ganzen, d. h. ohne Rücksicht auf Ausfälle, Ab- und Zugänge, verbunden sind.
Der Wortlaut des ersten Absatz des 5§. 11:
„Unter Anwendung des nach diesen Grundsätzen (8. 10 vom Kreistage beschlossenen Vertheilungsmaßstabes wird das Kreisabgaben-Soll für die einzelnen Gemeinden und selbstän— digen Gutsbezirke im Ganzen berechnet und denselben zur Untervertheilung auf die einzelnen Steuerpflichtigen nach dem— selben Maßstabe zur Einziehung, sowie zur Abführung im Ganzen an die Kreis⸗Kommunalkasse überwiesen,“
läßt nicht wohl eine andere Auslegung zu und führt zu dem
Ergebniß, daß eine Untervertheilung der Kreisabgaben sowohl.
innerhalb der Gemeinden, als auch innerhalb der Gutsbezirke stattfindet.
Die Motive zu dem ersten Absatze des 5. 10 des Kreis— ordnungs⸗Entwurfs von 1869, welcher unverändert in die Vor— lagen von 1871 und 1872 und als 5. 11 in die Kreisordnung selbst übergegangen ist, begründen die Nothwendigkeit der Ein⸗ führung eines allgemeinen Individual-Besteuerungsmaßstabes für das platte Land, wie folgt: ⸗
„Das diesen Vorschriften zu Grunde liegende System, wie es sich in der Praxis der meisten Kreise herausgebildet hat, hält gewissermaßen die Mitte zwischen den Systemen der so⸗ genannten Kontingentirung und der Individual-Besteurrung. Indem das Kreisabgaben-Soll für die einzelnen Gemeinden und selbständigen Gutsbezirke im Ganzen berechnet und den— selben zur Einziehung und Abführung an die Kreis-Kommu— nalkasse im Ganzen überwiesen werden soll, folgt daraus, daß, wie den einzelnen Gemeinden und Guts— bezirken die gegen das Soll ent stehenden Zugänge zu Gute kommen, ihnen andererseits dem Kreife gegenüber auch die Deckung der Abgänge und Aus— fälle obliegt.
Den einzelnen Gemeinden ist jedoch die Untervertheilung des auf sie im Ganzen entfallenden Kreisabgaben-Solls auf die Steuerpflichtigen nicht nach einem selbständig zu be⸗ schließenden, beziehungsweise nach dem für die Aufbringung der Gemeinde⸗Abgaben bestehenden Maßstabe überlassen, sie haben vielmehr für die Untervertheilung wiederum denselben Maß⸗ stab anzuwenden, welcher vom Kreistage für die Vertheilung der Kreisabgaben allgemein beschlossen ist. Im Hinblick auf die in noch vielen Landgemeinden bestehenden unvollkommenen und unentwickelten Gemeinde-Abgabensysteme, sowie au f? die eigenthümlichen kommunalen Verhältnisse der selbständigen Gutsbezirke erscheint in der That die Festsetzung eines solchen allgemeinen Indi— vidual⸗Besteunerungsmaßstabes wenigstens für das platte Land unentbehrlich, wenn anders eine ge⸗ rechte und gleichmäßige Kreisbesteuerung nicht nur für die einzelnen Kommunal verbände als solche, fon dern auch fü‚r alle denselben angehörige Steuerpflichtigen erzielt werden soll.“
Für die entgegengesetzte Ansicht läßt sich auch der Absatz 1 des 5. 31 der Kreisordnung nicht geltend machen, nach welchem
der Besitzer des Guts zu den Pflichten und Leistungen ver— bunden ist, welche den Gemeinden im öffentlichen Interesse obliegen.
Denn aus dieser Beftimmung kann nicht die Verbindlichkeit des Gutsbesitzers abgeleitet werden, die auf das Gut vertheilten Kreisabgaben allein zu tragen, sondern nur seine Verpflichtung, dieselben ebenso, wie die Gemeinde, d. i. nach dem vom Kreis⸗ tage festgesetzten Maßstabe zu subrepartiren, von den einzelnen Steuerpflichtigen einzuziehen und im Ganzen an die Kreis-Kom⸗ munalkasse abzuführen.
II. Im Gegensatze zu den Kreissteuern haben die Kosten der Amtsverwaltung im Verhältniß zu den, einen Amts bezirk bildenden Gemeinden und Gutsbezirken die Natur von Orts- Kommunalabgaben, fallen mithin in Gutsbezirken dem Guts⸗ besitzer allein zur Last.
Ausdrücklich ist dieses Prinzip in der Kreisordnung für diejenigen Gemeinden und Gutsbezirke, welche einen Amts bezirk für sich bilden, zum Ausdruck gelangt, da nach 5§. 71 der Kreisordnung in ihnen die Verwaltungskosten gleich den übrigen Kommunalbedürfnissen aufgebracht werden sollen.
Für die Anwendung desselben Grundsatzes auf die zu⸗ sammengesetzten Amtsbezirke spricht nicht allein die Gleich⸗ heit des Rechts grundes, sondern auch die Erwägung, daß nach den Vorschriften, welche für die Bildung der Amtsbezirke und Amtsausschüsse, so wie für die Uebernahme von Ortskommunal— Angelegenheiten auf das Amt gegeben sind (55. 48, 51, 53, S5), nur die Gemeinden und Gutsbezirke als Ne Träger des Amtsverbandes und als die Betheiligten betrachtet werden kön— nen, von deren Vereinbarung zunäͤchst die Vertheilung der Amts⸗ verwaltungskosten abhängt (efr. Art. 3 Nr. 3 der Instr. vom 18. Juni 1873). Wenn nach §. 70 Abs. 5 der Kreisord— nung, bei dem Mangel einer Einigung unter den Bethei⸗ ligten, für die Aufbringung der Amts verwaltungskkosten der im Kreise für die Kreisabgaben festgestellte Maßstab gelten soll, so folgt hieraus nicht, daß auch die im
11. vorgesehene Untervertheilung der Kreisabgaben innerhalb der Gemeinden und Gutsbezirke auf die Kosten der Amts verwaltung analoge Anwendung zu finden hat. Aus den S5. 11 und 12 ergiebt sich vielmehr, daß unter dem Kreis⸗ abgaben⸗Vertheilungsmaßstabe nur der betreffende Maßstab an sich, also nur insoweit zu verstehen ist, als derselbe nach §. 10 und den daselbst allegirten 5§. I4 und 15 der Beschlußfassung des Kreistages unterllegt.
— Nach einem Spezialerlaß des Ministeriums der geistlichen 2c. Angelegenheiten kann der isrgelitische Religionsunter— richt auf den. unteren Klassen höherer Lehranstalten unbedenklich einem seminaristisch gebildeten Lehrer übertragen werden, für die oberen Stufen aber sind überall nur ordnungsmäßig qualifizirte und von den betreffenden Kultusgemeinden als solche anerkannte jüdische Gesetz⸗ oder Religionslehrer (Rabhiner, Priester) zuzu⸗
lassen. Ein weiterer Nachweis der Befähigung zur Ertheilung * Religionsunterrichts ist von den Genannten nicht zu er= ordern.
— Der zum Minister-Residenten des Deutschen Reiches bei der Argentinifchen Republik und dem Freistaat Uruguay er⸗ nannte bisherige Geschäftsträger in Japan, Dr. jur. von Folleben, hat am 16. Dezember v. J. Jedo behufs Antritts seines neuen Postens verlassen.
— Zum Geburtstage Ihrer Königlichen Hoheit der Prin— zessin Carl sind u. A. hier eingetroffen: der General Lieutenant Freiherr von Puttkamer, Inspecteur der 2. Fuß⸗A1rtillerie—⸗ Inspektion, von Mainz, und der Oberst⸗Lieutenant Graf Seyßel d'Aiz, Commandeur des 1. Hannoverschen Feld Artillerie⸗ Regiments Nr. 10, von Hannover.
— Der General ⸗Lieutenant von Kraatz⸗Koschlau, Commandeur der 16. Division, hat sich nach beendigtem Urlaub in seine Garnison Trier zurückbegeben, ebenso der General— Lieutenant von Borries, Commandeur der 4. Diviston, nach Bromberg.
Königsberg, 2. Februar. (Ostpr. Ztg.) Dem Städte— tage der Provinz Preußen find bis jetzt nachstehende 48 Städte beigetreten: Allenburg, Allenstein, Bischofswerder, Christ⸗ burg, Deutsch⸗Eylau, Preunßisch⸗Eylau, Elbing, Fischhausen, Gerdauen, Goldap, Gollub, Gilgenburg, Guttstadt, Heilsberg, Hohenstein, Pr. Holland, Konitz, Kauernitk, Labiau, Lautenburg, Löbau, Lötzen. Memel, Mehlsack, Mühlhausen, Mohrungen, Neidenburg, Neuteich. Ortelsburg, Osterode, Pillau, Ragnit, Rosenberg, Rössel, Rastenburg, Riefen burg, Stallupönen, Schloppe, Schlochau, Sensburg. Schwetz, Soldau, Stuhm, Tapian, Tol⸗ kemit, Vandsburg, Wartenburg und Wehlau—. von 30 Städte zu Ost⸗, 18 zu Westpreußen.
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Ost rowo . 3. Februar. (W. T. B.) Graf Led o ist heute früh 6 Uhr aus der Haft e
Begleitung des Landrat
höheren Polizeibeamten
nach n r. .
Ihre daß sie das Bett
(K. Ztg.) Der Regierungs-Präsident von Oberfranken, Freiherr v. Herman in Bayreuth, ist als Regie⸗ rungs-Präsident hierher versetzt, und der Regierungs— Direktor Burchtorff zum Regierungs-Präsidenten von Oberfran ken befördert worden.
Württemberg. Stuttgart, 1. Februar. In den Räumen des neuen Generalkommando-Gebäudes in der Goethe⸗ straße hat gestern ein glänzendes Ballfe st stattgefunden, zu welchem zahlreiche Einladungen ergangen waren und das auch der Fönig, die Prinzessin Friedrich von Württemberg, sowie der Prinz und die Prinzessin Hermann zu Sachsen⸗Weimar mit ihrer Gegenwart beehrten. — Die Herzogin von Urach,
Gräfin von Württemberg, ist heut mit ihren beiden Söhnen von
hier abgereist, um sich für einige Zeit zum Besuche ihrer hohen Verwandten nach Monaco zu begeben.
Mecklenburg. Neustrelitz, 28. Januar. (Nstr. Ztg.) Gestern ist vor dem hiesigen Standesbeamten die er ste Civil⸗ ö. ö worden. Die Trauung folgte unmittelbar arauf.
Sach sen⸗· Weimar ⸗ Ei sen ach Weimar, 1. Februar. (Magd. Ztg.) Dem am 14. c. zusammentretenden außerordent⸗ lichen Landtag wird auch eine Vorlage behufs Erneuerung bezw. Neueinrichtung der Landes-Irrenheilanstalt in Jena zugehen.
Gisen ach, 1. Februar. Die Neuvermählten, Prinz Heinrich VII. Reuß und Prinzessin Marie, werden am nächsten Sonntag Abend, nach den Vermählungsfeierlichkeiten in Weimar, hier eintreffen und feierlich empfangen werden; wei⸗ tere Festlichkeiten sind auf Ihren Wunsch abbestellt worden. — Aus dem Oberlande kommen jetzt über die Frankenheimer Epidemie günstige Nachrichten; die Noth ist beseitigt, die Krankheit im Rückgang und die Verpflegungsverhältnisse sind in guter Ordnung.
Anhalt. Dessau, 30. Januar. In der Gesetzsammlung wird ein Gesetz veröffentlicht, wongch das jüngst erlassene Civilstaats⸗ Dienstgesetz zum Theil auch auf Rechtsanwälte und Notare Anwendung findet. So können gegen die gedachten Beamten, deren vorgesetzte Behörden das Oberlandesgericht und Staats⸗ Ministerium sind, Geldstrafen bis zu 606 ausgesprochen werden, vom Einzelrichter aber nur bis zu 195 6, von Kreis— gerichts⸗ Kollegien bis zu 150 S6. Die Entfernung aus dem Amte kann 1) in Suspension auf die Dauer von zwei Monaten bis ein Jahr, und Y) in Dienstentlassung bestehen, jedoch nur nach voraufgegangenem Disziplinarverfahren. Die Gerichte sind verpflichtet, in jedem Falle einer auf Grund eines Verschuldens des Rechtsanwaltes ertheilten Restitution der restitujrten Partei unmittelbar von dem Geschehenen Eröffnung zu machen.
Waldeck. Arolsen, 31. Januar. Der am 2. Novem—⸗ ber v. J. vertagte und heut wieder zusammen getretene Land⸗ tag der Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont genehmigte in heutiger Sitzung nach erfolgter Wahlprüfung und Beeidigung von 3 neu eingetretenen Mitgliedern die Verwendung der bei den Lehrergehalten des Gymnasiums zu Corbach im vorigen Jahre eingetretenen Ersparniß, auf den Antrag des Landes⸗ direktors v. Sommerfeld, zu Baukosten des Gymnasiums. — Nach Verwerfung eines Antrags, die Gesetzes vorlagen: a. das Grundbuchwesen und b. die Einführung des preußischen Gesetzes vom 12. März 1869, die Ausstellung gerichtlicher Erbbeschei⸗ nigungen betreffend, an eine Kommission von 5 Mitgliedern zur Berathung zu überweisen und den Landtag auf 4 Wochen zu vertagen, wurde beschlossen, die angeführten Gesetzes vorlagen im Plenum der Ständekammer zu berathen.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 1. Februar. Im Abgeord⸗ netenhause widmete der Präsident dem Andenken Deals einen ergreifenden Nachruf, den das Haus stehend entgegennahm. — Das Haus verweigerte hierauf die Bewilligung zur gerichtlichen Verfolgung des Abg. Klepsch wegen Ehrenbeleidigung. Dem Abg. Hermann, der bei der dann folgenden e n,, ,. über den böhmischen Ausgleich, den Verfassungsboben und die Unterdrückung der Freiheit sprach, entzog der Präsident nach drei⸗ maliger erfolgloser Ermahnung das Wort. Sodann begann die
Debatte über das Gesetz bezüglich der Abänderung mehrerer Be⸗ . des bürgerlichen Gesetzbuches rückschtlich des Ehe⸗ rechts.
Graz, 1. Februar. Der Geh. Rath F3 M. Baron Jablonsky und der FME. Baron Kirchbach sind gestorben.
Pest, 1. Februar. Die Ordnung der Leichenfeier Franz Deaks ist vom Reichstage wie folgt beschlossen worden: I) Die sterblichen Ueberreste werden im Vestibule des Akademie⸗ palastes am 1. und 2. Februar von Vormittags 9 Uhr bis et , 5. Uhr zur öffentlichen Besichtigung aufgebahrt. 23) Die Trauerfeier nimmt am 3. Februar Vormittags 11 Uhr ihren Anfang. 3) Der Trauerzug zieht vom Akademiegebãude in folgender Ordnung nach dem allgemeinen Friedhofe: a. die Schriftführer beider Häuser des Reichstags; b. die Institute, Korporationen und Vereine; c. die Behörden; d. die Deputation des Zalaer Komitats und der Hauptstadt Buda— pest; e. die Mitglieder des Offizier Corps des St. und K. Heeres und der Königlich ungarischen Landwehr; f. die Geistlich⸗ keit; g. der Gala⸗Leichenwagen (die 12 Bänder der Bahre wer⸗ den von Mitgliedern der Regierung und beider Häuser des Reichstags abwechselnd gehalten); h. die Verwandeest des Ver⸗ blichenen; i. die Minister; k. unter Führung der Präsidenten die beiden Häuser des Reichstags; J. das die letzte Ehre erwei⸗ sende Publikum. 4 Der Trauerzug wird durch das zweite Thor des Friedhofes einziehen; die vor dem Gala⸗Leichenwagen gehenden Mitglieder der Behörden, Vereine, Institute Und Kor— porationen nehmen an den beiden Seiten des zur Kapelle füh⸗ renden Weges derart Aufstellung, daß der Uebergang frei bleibt. 5) Die heilige Seelenmesse wird am 5. Februar um 10 Uhr Vormittags in der Innerstädter Pfarrkirche gelesen.
— Das General⸗Kommando für Ungarn erließ einen Be— fehl an sämmtliche Truppen⸗Kommanden des Landes, wo— nach in allen jenen Garnisonen, wo anläßlich des Ablebens Dea ks eine offiziello kirchliche Todtenfeier veranstaltet wird, das K. K. Offizier-Corps sich an dieser Feier offiziell zu betheiligen habe. An dem Leichenbegängnisse nimmt das hiesige DOffizier⸗ Corps vollzählig Theil.
Agram, J. Februar. Banus Mazuranie reist morgen zur Leichenfeier Deaks nach Budapest. Erzbischof Mihalo vie, der Präsident des kroatischen Landtages Krestie mit den kroatischen Landtagsabgeordneten, ferner Sektionschef Zivkoviec und eine Deputation des hiesigen Gemeinderaths werden ebenfalls an der Leichenfeier Theil nehmen.
Schweiz. Die Regierung von Solothurn hat, der „N. Zürcher Ztg.“ zufolge, den Diözesanständen mit⸗ getheilt, daß der Prozeß, welchen die Diözefanftände gegen Exzbischof Lachat in Betreff des Linderschen Legates angehoben haben, auf den 24. März verschoben worden ist. Gemäß einstimmiger Gutheißung der Stände wird der Anwalt dem (Solothurner) Obergericht dabei folgende Er⸗ klärung zu Protokoll geben: „Für den Fall, daß die Diõzese Basel getheilt und die Kantone Zug und Luzern ein eigenes Bisthum errichten würden, erklären sich die klägerischen Diözesan⸗ stände einverstanden, daß den erstgenannten Kantonen auf ihr Verlangen nach Maßgabe des Kodizilles der Fräulein Emilie Linder vom 4. Dezember 1847 und 17. März 1863 die Hälfte des vorhandenen und verfügbaren Linderlegates zu Handen einer neu zu gründenden Diözese herausgegeben würde.“
Niederlande. Haag, 30. Januar. (L. 3.) Aus Cannes sind sehr befriedigende Mittheilungen über das Befin⸗ den der ,önigin eingegangen. demnächst nach Algier zu begeben, um bel ihrem dort weilen den Sohne, dem Prinzen Alexander, einige Wochen zuzu⸗ bringen. Ihre Majestät wird sodann wieder nach Cannes zu⸗ rückkehren. — Dem Vernehmen nach wird der Minister des In⸗ nern in der Zweiten Kammer der Generalstaaten, als⸗ bald nach ihrem Wiederzusammentritte, eine neue auf Grundlage der Bevölkerungszahl vom 31. Dezember 1875 angelegte Wahl-⸗ tabelle einbriagen. Der Zunahme der Bevölkerung des Reichs würde eine Vermehrung der Mitgliederzahl der Zweiten Kammer um vier entsprechen. — Die Pläne für die bei Weener über die Ems zu erbauende Brücke der in der Anlage begriffenen Eisenbahnlinie Nieuwe Schans⸗ Ihrhowe, welche die nordholländischen Schienenwege mit dem norddeutschen Bahnnetze in Verbindung bringen wird, sind nun⸗ mehr definitiv genehmigt. Die Brücks wird 15 Pfeiler zählen und eine Länge von 344 Meter haben. — Nach einem gestern Nachmittag dem Kolonien⸗Ministerium zugekommenen Tele⸗ gramme des General- Gouverneurs von Niederländisch⸗ Indien waren, wahrscheinlich wegen Störung auf den Telegraphenlinien, über die Operationen der in Atchin agirenden Truppen vom 12. bis zum 19. Januar keine Meldungen nach Batavia ge—⸗ langt. Eine telegraphische Depesche aus Atchin vom 24. Januar meldete dem General-Gouverneur über die Vorgänge vom 19. bis zum 24. Folgendes. Am 19. bioouakirten die Truppen zu Krung Rabo. Die Häuptlinge der I7. Mu—⸗ kim wurden zu einer Zusammenkunft eingeladen. Verwundete Kranke und Kriegsgefangene wurden per Dampfschiff nach Olah⸗ leh abgeschickt. Am 20. gesandt, Häuptlingen in den IV. Mukim abzuholen. Am 21. eine Rekognoszirung nach dem Bezirke von Djempit unternom⸗ men; am 22. eine Rekognoszirung nach dem Bezirke von Bra⸗ dun; der Platz für Anlegung einer Festung (vesting) in letz⸗ terem wurde bestimmt. Die Häuptlinge der JV. Mukim nahmen die ihnen gestellten Bedingungen für ihre Unterwerfung an. Die Häuptlinge von Lepong, Loong und Daja wur⸗ den zu einer Zusammenkunft eingeladen. Der Häuptling des Mukim Bradun kam in das Bivouak. Am 23. kain der Häuptling von Lepong. Es wurden Kranke per Dampfschiff nach Olah⸗leh abgeschickt. Am 24. wurde nach dem Bezirke von Bradun vorgerückt. Der Gesundheitszustand der Truppen und die Witterung waren günstig. Bei den übrigen Truppen in Atchin war der Gesundheitszustand etwas günstiger, als in der letztvergangenen Zeit; Cholera kam sporadisch vor. In der Nacht vom 23. auf den 24. Januar wurde ein feindlicher Angriff auf den niederländischen Posten zu Lembuh⸗oost abgeschlagen; es sielen dabei 2 inländische Soldaten und 22 niederländische wur⸗ den verwundet; der Feind wurde mit Verlust zurückgetrieben.
Sroßbritaunien und Irland. London, 1. Februar. Die K'önigin hat den konservatliven Unterhausmitgliedern John Henry Seourfield (embrokeshire), Oberst Gilpin (Badford⸗ shire, Mr. John Leslie (Monaghan) und Mr. Gilbert Greenall Warrington), sowie den Herren John Hardy, der Süd⸗ Warwickshire im letzten Parlament repräsentirte, John Walroad, früher Unterhausmitglied für Tiverton, und Gerald Codring⸗ ton zu Dodrington in der Grafschaft Glaucester, die Baro nets⸗ würde verliehen.
Die Königin beabsichtigt, sich
wurde ein Dampfschiff nach Kluwang um Tuku Lampassin zu den Besprechungen mit den wurde
Fran kreich. Paris, 1. Februar. (Wes. Ztg.) Der gestrige erste Ball im Elysée war von ungefähr dreitausend Personen besucht. Der Präsident Marschall War Mahon empfing seine Gäste mit gewohnter Leutseligkeit und unterhielt sich längere Zeit mit dem deutschen Botschafter Fürsten Hohenlohe. — In dem neuen Senat befinden sich: 1 Marschall von Frankreich, 6 Admiräle, 20 Generäle, 6 aktive Minister, 1 Bot— schafter, 9 ehemalige Minister des Kaiserreichs, 1 ehemaliger Senator und 4 ehemalige Präfekten des Kaiserreichz. Die höhere Geistlichkeit ist darin durch den Bischof Dupanloup vertreten. — Zwei Militärs der Versailler Garnison, die einer Messe für Napoleon III. in Uniform angewohnt, wurden der eine mit 16, der andere mit 30 Tagen Gefängniß bestraft.
— 2. Februar. (W. T. B.) Wie die „Agence Savas! erfährt, werden die Fraktionen der Linken in der mor— gigen Sitzung der Permanenz⸗Kommission keine Anfrage an die Regierung bezüglich der jüngst stattgehabten Senatoren— wahlen richten, da sie alle hierauf bezüglichen Interpella— tionen erst in der neuen Deputirtenkammer einbringen wollen. — In mehreren Departements sind den Ministern Buffer und Du faure Kandidaturen bei den demnächstigen Depu— tirtenwahlen angeboten worden.
Italien. (W. T. B.) Wie der „Agence Havas“ aus Rom gemeldet wird, hat der Papst am 1. Februar Abends den Kardinal Hohenlohe in Audienz empfangen. — Die Gazetta von Palermo“ theilt mit, die Kommis⸗—⸗ sion zur Untersuchung der sieilianischen Zu stãnde habe sich dahin entschieden, zum Ausbau des Eisenbahnnetzes auf Sicilien, zu welchem die vom Parlamente bewilligten Sum⸗ men nicht ausreichen, die Verwendung der Einkünfte solcher Wohlthätigkeitsanstalten vorzuschlagen, welche ihrem Zwecke nicht mehr entsprechen.
Türkei. Belgrad, 2. Februar. (W. T. B.) Die Session der Skupschtina ist heute Nachmittag durch ein vom Minister— Präsidenten verlesenes fürstliches Dekret geschlossen worden.
Rumänien. Bu kare st, 3. Februar. (W. T. B.) Wie verlautet, hätte sich die Deputirtenkammer in der geheimen Sitzung am Dienstag gegen die Bewilligung eines außer— ordentlichen Kredites für die Armee ausgesprochen und twürde der Kriegs⸗-Minister deshalb seine Vorschläge modifiziren.
Rußland und Polen. St. Peters burg, 1. Februar. Um die Krim vor Dürre zu schützen, werden, wie die „Mosk. Ztg. erfährt, in Regierungskreisen energische Maßregeln geplant durch welche besonders die Wälder auf dem Nordabhang der taurischen Berge, wo die meisten Flüsse und Bäche 'ent— springen, vor Vernichtung bewahrt oder, wo sie bereits nieder— gehauen sind, neue angepflanzt werden follen. Zu diesem Zweck soll es verboten werden, Vieh im Walde zu hüten. Auch sollen die Privatwälder allmählich in den Besitz der Krone gebracht werden. Um den Steppentheil der Krim zu bewalden, soll den Einwohnern zur Pflicht gemacht werden, bei den Dörfern, über— haupt bei jeder Behausung, eine bestimmte Anzahl von Bäumen anzupflanzen, wie das ähnlich mit schönstem Erfolge in den nördlichen, deutschen Kolonien in den Kreisen Melitopol und Berdjansk durchgeführt worden ist. Auch in den Thälern und Schluchten sollen Wälder entstehen.
— (Odess. Ztg.) Am 9. /21. Januar sind die Opfer der Ka⸗ tastrophe am Tiliguldamme bei Odessa an Ort und Stelle zur letzten Ruhestätte gebettet worden. Die Gebeine der Ver⸗ unglückten haben in Allem 11 Särge erfordert, und waren bei der Bestattung General-Lieutenant Serebrjakow, der Inspektor der Eisenbahn, der Chef des Betriebes und der Direktor anwesend.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 31. Januar. Der König und die Königin sisd heute Abend 6 Uhr mit Extrazug nach Christiania abgereist, woselbst dieselben den größten Theil des nächsten Monats zuzubringen gedenken. — Am Sonnabend war für beide Kammern des Reichstags die Frist zur Einbringung von privaten Gesetzentwürfen abgelaufen. In der Ersten Kammer sind in diesem Jahre 41 Gesetz⸗ entwürfe gegen 45 im vorigen Jahre, und in der Zweiten Kammer 157 gegen 164 eingebracht worden. Ein großer Theil der Gesetzeniwürfe betrifft die Bewilligung von Unblerstützungen aus Staatsmitteln zum Bau von Privateisenbahnen und die Beschränkung des Branntweinausschanks. Von Graf Sparre ist die Errichtung einer rechts- und staatswissenschaftlichen Uni— versitäts fakultät in Stockholm, und von Lind der Ab⸗ schluß einer Uebereinkunft zwischen Schweden auf der einen Seite, und dem Deutschen Reiche, Dänemark und Norwegen oder nur Norwegen auf der anderen Seite bezüglich der Ertheilung des Heimathsrechts beantragt. Alle eingebrachten Gesetzentwürfe wurden heute von beiden Kammern den resp. Ausschüssen überwiesen. .
Ehristiania, 1. Februar. Der König und die Königin von Schweden und Norwegen sind heute hier eingetroffen.
Dänemark. Kopenhagen, 2. Februar. Auf der Tagesordnung des Folkethinges stand gestern die erste Lesung des von dem Vorstande der vereinigten Linken einge— brachten Minister⸗Verantwortlichkeitsgesetzes. Nachdem Alberti im Namen seiner Mitantragsteller die Gründe, welche jur Vorlage des Gesetzes geführt, dargethan hatte, ergriff der Konseils-Präsident das Wort. Er halte es für richtig, sich sogleich über den Standpunkt der Re— gierung zu dem vorliegenden Gesetze auszusprechen und hob hervor, daß in den seit Erlaß der Verfassung verlaufenen Jah⸗ ren sich kein Bedürfniß für ein Ministerverantwortlichkeitsgesetz gezeigt habe. Die jetzigen Verhältnisse seien besonders wenig zum Zustandebringen eines solchen Gesetzes geeignet, ja er halte es für eine Unmöglichkeit, dasselbe durchzuführen. .
— (W. T. B.) Die Prinzessin von Wales ist heute Abend 8 Uhr von hier a bgereist. Sämmtliche Mitglieder der Königlichen Familie begleiten die Prin⸗ zessin nach Korsör. Von dort begiebt sich die Prinzessin, vom Könige begleitet, auf dem Postdampfer „Freya“, welcher von dem Panzerschiff „Absalon“ eskortirt wird, nach Lübeck. — Bei der heute in NRästved stattgehabten Wahl zum Folkething, welche sehr erregt verlief, wurde der Kandidat der Linken, Rechts⸗ anwalt Leth, mit 1247 Stimmen gewählt. Der Kandidat der Rechten, Bürgermeister Rump, erhielt 340 und der von den Sozialdemokraten aufgestellte Kandidat Gellff 75 Stimmen.
Amerika. Washington, 2. Februar. (W. T. B. Das Repräsentantenhaus hat das zu der Verfassung beantragte Amendement, nach welchem derselbe Präsident der Ver⸗ einigten Staaten nicht zum zweiten Male wählbar sein soll, mit 144 gegen 106 Stimmen abgelehnt. — .
New⸗Jork, 2. Februar. (W. T. B.) Die von hiefigen Zeitungen gebrachte Nachricht von dem Einrücken kubanischer
Injurgenten in Cienfngos wird von amtlicher Seite als unbegründet bezeich
Afrika. Aegypten. Cairo, 24. Januar. Die ãgyp⸗ tischen Truppen sind am 11. Januar von Massaua auf⸗ gebrochen und haben, ohne Widerstand zu finden, die abyf⸗ sinische Provinz Hamasen besetzt.
Nach hier eingegangenen telegraphischen Nachrichten sind be⸗ reits einige abyssinische Häuptlinge von König Johannes abgefallen. Auch dessen europäische Rathgeber haben zum Theil das Land verlassen; so ist u. A. der frühere französische Vlze⸗ Konsul, Hr. de Sarzec, von dem es hieß, daß er besonders ein⸗ flußreich bei König Johannes sei, in Suez angekommen. Als einer der militärischen Befehlshaber wird ein aus Tessin gebür⸗ tiger Luigi Massani genannt. Einigen Jesuiten, die kurzlich nebst Apotheker und Doktor nach Aden gereist sind, wird die Absicht zugeschrieben, sich nach Abyssinien zu begeben, um den König Johannes mit ihrem Rath zu unterstützen.
— (A. A. C.) An der Goldküste haben, wie dem „Manchester Guardian“ unterm 2. Januar geschrieben wird, neue Kämpfe stattgefunden. Die Aschantis und die Djuabins standen sich schon lange feindselig gegenüber, aber Furcht vor der britischen Regierung hielt sie vor dem Kampfe zurück. Der Fönig von Aschanti machte die Kaufleute von Cape Coast zu Vertrauten seiner Verlegenheiten, aber da die Zeit ver— strich, und die britische Regierung nicht einschritt, griffen die beiden Stämme zu den Waffen und die Aschantis trugen den Sieg davon. Der Kampf dauerte drei Tage, Tie Djuabins wurden gänzlich zersprengt, ihre Hauptstadt (Djuabin) zerstört, daß nicht ein Haus stehen blieb, und der König und sein Volk wurden über den Prah nach Akim, einem Theile des Protektorats, der mit ihnen herzlich sympathisirt, vertrieben. Das Prestige der Aschantis ist demnach in hohem Grade wieder hergestellt, die anderen Stämme, welche sich gegen dessen Herrscher empört hatten, werden jetzt wahrscheinlich zu ihrer Lehnspflicht zurückkehren. Der Gouverneur der Goldküste sandte eine starke Abthei⸗ lung Houssas nach Akim, um darauf zu achten, daß das Protektorat nicht zum Schauplatze eines Kampfes gemacht werde, und Dr. Gouldsbury, der sich auf Missionen bei schwarzen Potentaten versteht, hat sich nach Kumassie begeben, um zu versuchen, den Sturm zu beschwichtigen. Vorher nahm er die Ruinen von Djuabin in Augenschein. Der König von Aschanti, wird hinzugefügt, ist der britischen Regierung höchst freundlich gesinnt.
Das Januar Heft des Centralblatts für die ge— sammte Unterrichtsverwartung in Preußen, herausgegeben in dem Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-An‚ zelegenheiten, hat folgenden Inhalt: Ministerium der geistlichen 2c. Angelegenbeiten. — Deutsche Wehrordnung. — Ablegung der Staals— prüfung Seitenz der Theologen abgesondert von dem theologischen Tramen. — Anrechnunz des Feldzuges von 1366 als Kriegsjahr bei Pensionirunzen. — Verpackung der Reichsmünzen. — Höhe der Zh— lungen, für welche Posticheine als gültige Rechnungskelege angenom— men werden. — Befreiung der Schuläcker von Kirchenbaubeiträgen. —Bestätigung der Rektorwahl zu Kiel. — Kaiholischitheologisches Kenviktorium zu Bonn. — Herausgabe von Schulbüchern durch Lehrer höherer Unterrichtsanstalten. — Befähigung zur Ertheilung des israelitischen Religionsunterrichts an höheren Lehranstalten. — Zurückzahlung des über das Bedürfniß erhobenen Theils eines Staats zuschusses. — Unterstützung der Zöglinge in Privat ⸗Präparanden⸗ anstalten. — Etats⸗ und Rechaungswesen bei den Semingrien und den Präparardenanstalten. — Wochenschrift: Deutsche Schulgesetz. jammlung. — Nethwendigkäit des Nachweises der Kenntniß frerider Sprachen in der Rektorprüfung. — Festsetzung und Verffentlichung der Prüfangstermine für Lchrer an Mittelschulen und für Rektoren — Termine für die Prüfung der Mittelschullehrer und der Rektoren im Jahre 1876. — Termine für die Präfung der Schulvorsteherinnen und der Lehrerinnen im Jahre 1876. — Befähigungszeugnifse aus der Turnlehrerinnenprüfung. — Dreijähriges Verbleiben der Lehrer im öffentlichen Schulgint in der Provinz, Brandenburg. — Nachwei⸗ sung über die vorhandenen Lehrerstellen in Beziehung auf deren Be⸗ setzung und beziehungsweise Erledigung im Juni 1875. — Ausschluß einer Anrechnung außerpreußischen Schuldienstes bei Bestimmung über die Dienstalterszulagen. — Personalchronik.
Zandtags⸗Angelegenheiten.
Unter Ne. 21 der Diucksachen des Hauses der Abgeordneten ist jetzt die in Nr. 27 d. Bl; veröffentlichte Erklärung der VI. Etats— gruppe über die Pro vinzial-⸗Dotationsfonds zur Vertheilung gelangt. Die der Gruppe vorgelegte Den kschrift über Belegung des Dotatiensfondf der Provinzial, und Kreisderbände mit den Anlagen ist der Diuckfache eingefügt.
Vereinswesen.
In Weimar wurde am 18. Oktober 1361, dem Tage der Krönung Ihrer Majestät der Kaiserin⸗-Königin Au gu st a als Königin von Preußen, zum Andenken an diesen Tag eine Ein— sammlung unternommen zur Vegründung eines Fonds zur Unter stützung alleinstehender unbemittelter würdiger Täch⸗ ter von Beamten und Bürgern der Statt. Die Ein— sammlung erfreute sich lebhafter Theilnahme, und er⸗ reichte der Fonds mit Hülfe des Ettragegß eines Konzerts, so wie durch die späteren jedes na! am 18. Okteber statt. gehabten Aufforderungen zu milden Beiträgen bis zum Jahre 1866 die Höhe von 400 Thlrn. Das Interesse für die Stiftung blieb rege und ist der Fonds zur Zeit auf 769 Thlr. herangewachsen, von deren Zins abwurs bereits vier alleinstehende würdige Töchter je mit 19 Thlrn, jedes Jahr zum Geburtstage Ihrer Hoheit der Prinzessin Marie erfreut werden. Aach j tzt sind gelegentlich der bevorstehenden Vermählung der Prinessin zwei weitere Unterstützungen in Auesicht genommen worden.
Statistische Nachrichten.
für Obdachlose im Arbeits hause näch— tigten in Monat Januar d. J. 16043. Männer, 221 Weiber, zu— sammen 15,2614 Personen und 1 Säugling. Unter den aufgenom- menen Männern befanden sich 6799 Handwerker, S243 Arbeiter. Zum ersten Male anwesend waren 506 Männer und 7 Weiber; zum wie— derholten Male 14538 Männer und 214 Weiber. Dem Kran ken ⸗ hause überwiesen wurden 141 Männer, 2 Weiber, 1“ Säugling (Ba— rackenlazareth und Charité), dem Polizeianwalt zur Bestrafung vor— geführt wurden 569 Männer, 5 Weiber. Wiederholt verwarnt wur—⸗ den 1183 Männer und 24 Weiber.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Im Wissenschaftlichen Verein in der Singakademie 6 n. 5 Uhr der Geheime Hofrath Professor Dr. Ludwig aus Leipzig einen Vortrag über die „Nerven der Blut⸗ gefäße“ halten. — Im Berliner Unions verein wird am Freitag Abend 6 Uhr Professor Dr. Pfleiderer einen Vortrag über Kant und der Rationalismus“ halten.
Im Asyl
— Der Königlich württembergische Hofmaler v. Gegenbaur ist, einer am 31. Januar Abends bei dem Köntglichen Hofm äarschall Amte in Stuttgart eingegangenen telegraphischen Depesche zufolge, in Rom verstorben. In ihm verliert Wärttemberg den bedeutendsten feiner vaterländischen zeitgenössischen Künstler Seine im Königlichen Re. sidenzschloß zu Stuttgart gemalten Frezken, welche die bervorragend⸗ sten Momente aus dem Leben der württembergischea Regenten schil⸗ dern, sichern ihm ein ruhmwvolles Blatt in der Kunstzeschichte und einen der ersten Ehrenplätze unter den Historienmalern der Neuzeit.
— Ein junger Gelehrter, der schon seit längerer Zeit an der oberbaverischen Kreis⸗Irrenanstalt als Assistent fanzirt, Dr. med. August Forel aus Lausanne, wurde für sein Werk Die Ameisen der Schweiz (Les fourmis de la Suisse) von der französischen Akademie durch den Preis Thore ausgezeichnet. Diese Mone— graphie der Schweizer Ameisen, das Resultat langjähriger Beobach= tungen, schon früher von der Allgemeinen Sch weizerischen Gesellschaft für die gesammten Naturwissenschaften gekrönt (abgedruckt in deren Neuen Denkschristen“„) , behandelt die Anatomie, Physiologie, G o⸗ graphie ꝛc. der Ameisen und bringt eine Reihe neuer und inter⸗ essanter, meist durch Experimente gestützter Aufschlüsse über Lebens— weise und Sitten dieser Thiere. Nach den Untersuchungszesultaten Forels übertreffen die Ameisen an geistiger Befähigung die bisher in dieser Richtung so hochgestellten Bienen noch bedeutens.
— Das in Carl Heymanns Verlag in Berlin erscheinende Blatt für Gemeinde, und Verwaltungsinteressen Der Gemeinde beamte“ ist in den II. Jahrgang getreten. Sie Redaktion ist be— strebt gewesen, im ersten Jahrgang einen reichhaltigen, in der Praxis zu verwerthenden Inhalt zu liefern. Es bringt eine jede, 2 bis 3 Bogen starke Nummer außer einem Leitartikel über die wichtigsten Verwalturgsfragen praktische Belehrungen für die Gemeinde- und Standesbeamten in ihren täglichen Funktionen, Referate aus den Städtetagen und Versammlungen der Gemeindebeamten, die wichtig- sten Enischeidungen der obersten Gerichtshöfe einschließlich des Bundesamts für das Heimathwesen, die die Kommunalbeamten inter— essictenden Erscheinungen der Literatur und eine, von den Abonnenten wegen des Buchformats handlich zu verwerthende wissenschaftliche Beilage mit den neuesten und wichtigsten Verwaltungs J Beantwortung der eingehenden Anfragen der. Abonnenten Briefkasten bestimmt. Das Blatt kostet halbjährlich nur 10 M und kann durch alle Postanstalten und Buchhandlungen bezogen werden
Der Köln. Ztg.“ wird aus Düsseldorf, 30. Januar, ge—⸗ schrieben: Der von Hrn. Dr. W. Knorre in Berlin entdeckte Planet 158 hat durch Hrn. Br. Maywald in Berlin den Namen , Eoronis“ erhalten. Am 26. Januar d. J. gelang dem Hrn. Paul Henry in Paris seine vierte Planeten Entdeckung wie folzt; mittlere Zeit Paris Rektascension nördliche Deklination 26. Januar 9 Uhr. 3 Uhr 16 M. 40 S. * 11 Grad 360 tägliche Bewegung — 28 S. 6 Die Neuheit vorausgesetzt, steigt hiermit die Anzahl der bekannten kleinen Planeten auf 159, von welchen 110 in Europa, 44 in Amerika und 5 in Asien entdeckt sind.
Gewerbe und Handel.
Dem „Berichte äber, den Getreide⸗, Oel⸗ und Spiritushandel in Berlin und seine internationalen Beziehungen im Jahre 18755, von Emil Meyer entnehmen wir im Ausiuge Folgendes: Der Getreidehandel des Jahres 1875 zog die Konsequenz der reichen Brodfruchternte des Jahres 1874. Die Defekte voranzegangener Jahre wurden mehr als ausgeglichen und gelangten noch so reichliche Vorräthe in das neue Erntefahr, daß der theilweise ernste Ausfall des 1875er Einschnitts kaum vorübergehend Befürchtung vor Unauskömmlichkeit aufkommen ließ und der Spe— kulatien nur periodisch zu Hausse⸗Unternehmungen Anregung bot; wenn im Uebrigen die Wogen des Preieganges hoch gingen, so lag der Grund hierfür in den mannigfachen Fährnissen, welche der Wit terungsrerlauf dem Wachsihum der jungen Pflanzen darbot. — Ueber das Ernteresultat im Königreich Preußen resümirt der Be— richt die in diesem Blatt in Nr. 307 vom 30. Dezem— ber v. J. bereits gegebene Darstellung. — In Meck- lenburg litt Weizen während seiner Blüthezeit dur d Rest und blieb dadurch qualitativ und quantitativ hinter einem Durchschnitts⸗ ertrage zurück. Auch Reggen erreichte denselben nicht, seine Qualitä— ten fielen sehr verschieden, von hochfein bis schlecht. Delsaaten wurden meist umgepflügt, und wurde von dem Rest nur ca. ein Drittel eines Mittelertrages gewonnen. Gerste fiel gut aus. Hafer war wittel⸗ mäßig. Kartoffeln ergaben durchschnittlich genügende Resultate. Oldenburg ugr das Ergebniß ziem ich dasselbe. Im Königre Sachen sollen Weizen und Raps weniger anzehaut, als in frühe— ren Jahren, dagegen für Roggen, namentlich aber füg Ha⸗ fer ein erheblich größeres Areal verwandt worden sein. Weizen und Roggen ergaben keinen vollen Durchschnittsertrag, und hatten die Qualitäten vielfach gelitten. Gerste lieferte im Stroh wie Drusch befriedigende Ergebnisse, Farbe ist bell; Hafer ergab eine sehr gute Ernte, während Raps theilweise recht schlecht ausfiel. Kartoffeln lie. ßen aber nichts zu wünschen übrig. In Süddeutschland war die Ernte, ungeacht t. der mannigfachen und schweren Unbilden, denen die Feldfrüchte während ihrer En twice lung ausgesetzs gewesen, eine rerhältnißmäßig. gute. Allerdings stand sie hinter der vorjährigen nicht unerheblich zurück. In Bayern ist mit Ausnahme der fränkishen Provinzen, wo ein Aus all von. 150 biz 20 ½ beklagt wird, annähernd eine Durchschnittsernte für Weizen gewonnen, mit häufig mangelhaften Qualitäten. Noggen int vielfach verregnet und zeugte dadurch viel schwächliches Korn. Die Angaben über den Defekt an Quantität schwan ken zwischen 5 und. 15 co. Die Gerste ergab schlechte Resultate in Farbe wie Gewicht und Quantität. Hafer ist in jeder Beziehung besser ausgefallen, mannig⸗ fach wird die Qualität sogar gerühmt. Dinkel, welcher als Brodfrucht in Süddeutschland eine große Rolle spielt, erreichte kaum mehr als eine Dreiviertelernte. Kartoffeln waren strichweis von der Krankheit befallen, besserten sich zwar im weiteren Verlaufe, haben im Ganzen aber kaum ein besseres Exgebniß, als am Rhein geliefert. In Würt— temberg ergab die Hauptfcucht Dinkel eine schwache, Weizen eine volle Mirtelernte, Rogzen und Gerste ca. 1970 darunter. Kar. toffeln fielen befriedigend aus. Baden hat Wirterfrüchte ut sehr mangelhaft geerntet, Weizen bekam durch den vielen Regen Brant, Roggen im Winter Frost, demnächst beim Schnitt heftige Nieder schläge. Gerste litt durch Nässe. Hafer dagegen fiel besser aus, ebenso Karteffeln.
Im deutschen Zollgebiet betrug
in den Eintejahzen vom 1. Oftober bis 1. Oktober in Zollcentnern: . Einfuhr:
Ausfuhr: 187374 1874/75 8 ol7,724 11,473,261 3, 749, 448 3 508. 610 1,510,576 2. 115,937 1,965. 064 2 862,520
20, 955 263,334 1214, 202 —
ö 744,864 634, 838 2,518,320 1,839, 49
. ö . en 982,241 1,580, 640 1442, 082 S6 l, 239
Die Generalversammlung der Real-⸗-Kredit-Bank (eingetr. Gen.) genehmigte die vorgelegte Bilanz und ertheilte der Versamm lung Decharge. Die Bilanz ergiebt fuͤr die Genossenschaftsantheile nach den Abschreibungen eine Dividende von 1100 und für die In haber von Prioritäten inkl. 5 ½ fester Zinsen eine solche von 100.
— Die vorliegende Nette-Bilanz der Städtischen Bank zu Breslau pr. Dezember 1875 schließt mit 1144530135 6 ab. Es betrugen unter den Attiven: Wechselbestand 6,273 867 6, Lombard= Darlehen 2. 841,350 6, Effekten 729 995 6, Kassenbestand 601,922 46, Baarvorrath im Tresor 1000 000 0 s, zweifelhafte Außenstände 3000 M; unter den Passiven betrugen: Stamm-⸗Kapital 3, 000,000 48, Banknoten 3 000 000 S6, Depositen⸗Konto 2.900, 570 S6, Asservaten⸗
1874/75 10,341,006 14,000, 267
4,814, 103
5. 564,791
1 655,270
1.356. 65
1875 77 S 6/9 392 21 206 517 6 511,543 5517, 75 gr i219
1, 103,50
Weizen. Roggen. Gerste
Hafer
ö Hülsenfrüchte.