1886 / 229 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 29 Sep 1886 18:00:01 GMT) scan diff

Insp., zu Obersten mit Patent vom 18. September er. befördert.

rhr. v. Eberstein, Major vom Gren. Regt. Nr. 7, unter Ent⸗ indung von der Stellung als Bats. Commandeur,

v. Maltitz, Major vom Gren. Regt. Nr. 7, zum Bats. Command. ernannnt. v. Treskow, Major aggreg. dem Gren. Regt. Nr. 7, in die erste Hauptmannsstelle dieses Regis. einrangirt. v. Derschau, Major, vom 4. Garde⸗Regt. zu Fuß, zur Dienstleistung bei der Direktion der Kriegs⸗Akademie für die Dauer des am 1. Oktober cr. beginnenden Kursus 1886/87 kommandirt. Stoetz er, Major vom Generglstabe des XV. Armee⸗Corps, zum Großen Generalstabe, Jonas, Major vom Großen Generalstabe, zum Generalstabe des XV. Armee ⸗Corps, v. Fabeck, Hauptm. vom Großen Generalstabe, zum Generalstabe der 28. Div. Prinz von Schönburg⸗ Waldenburg, Sec. Lt. vom Gren. Regt. Nr. 8, in das Garde⸗ Hus. Regt. versetzt.

Baden⸗Baden, 27. September. Prinz Joachim Albrecht von Preußen Königliche Hoheit, zweiter Sohn Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht von Preußen, zum Sec. Lt. im 1. Garde⸗ Regt. z. F ernannt.

Abschiedsbewilligungen. Imaktiven Heere. Baden⸗ Baden, 20. September. Friese, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 48, mit Pension und der Regts. Uniform zur Disp. gestellt. v. Lahrbusch, Hauptm. a. D., zuletzt von der Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 27, der Charakter als Major verliehen. Graf v. Looz-⸗Corswarem, Rittm. z. D., zuletzt Escadr. Chef im Ulan. Regt. Nr. 5, mit der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Uniform des genannten Regts., in die Kategorie der mit Pension ver⸗ abschiedeten Offiziere zurückversetzt.

Baden-Baden, 25. September. v. Hayn, Oberst⸗Lt. und etatsmäß. Stabsoffiz. des Inf. Regts. Nr. 60, mit dem Charakter als Oberst und mit Pension zur Disp. gestellt.

Königlich Bayerische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 15. September. Ritter v. Fleschuez, Gen. Major, Commandeur der 3. Kav. Brig., Ritter v. Saffer⸗ ling, Gen. Major, Commandeur der Bayer. Besatzungs-Brig. in Metz, zu Gen. Lts. befördert.

25. September. Lenz, Major à la suite des 1. Fuß⸗Art. Regts. vakant Bothmer, Unter⸗Direktor der Gewehrfabrik, zum Direktor der Art. Werkstätten, Ruland, Hauptm. à la suite des 2. Fuß⸗Art. Regts., Direktions⸗Assist. an letztgenanntem Institut, zum Unter⸗Direktor der Gewehrfabrik, ernannt.

24. September. Richter, Major, Commandeur des 1. Pion. Bats., zum Ingen. Offiz. vom Platz in Ingolstadt ernannt. Sckell, Major vom Stabe des 2. Pion. Bats., zum Bats. Commandeur im 1. Pion. Bat, Keim, Major, bisher à la suite des Ingen. Corps u. Ref. im Kriegs⸗Minist. z. Bats. Command. im 2. Pion. Bat., v. Ma⸗ droux, Major, kommandirt im Kriegs⸗Ministerium, unter Stellung à la suite des Generalstabes, Schweninger, Hauptm. und Comp. Chef im 2. Pion. Bat., unter Stellung à la suite des Ing. Corps, zu Referenten im Kriegs⸗Ministerium, Thoma, . von der Fortifikation Ingolstadt, zum Comp. Chef im 2. Pionier⸗Bataillon, ernannt. Birkhofer, Hauptm. im Stabe des 1. Pion. Bats, zum Major, Franck, Hauptm., Chef der Eisenbahn⸗Comp. zum Üüberzähl. Major, Amberger, Pr. Lt. von der Insp. des Ingen. Corps und der Festungen, Müller, Prem. Lt. vom 1. Pion. Bat., zu Hauptleuten im Ingen. Corps befördert. Frhr. v. Barth zu Harmating, Hauptm. des Generalstabes, zur Dienstleistung im Kriegs⸗Ministerium kommandirt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 23. Sep— tember. Lenz, Major à la suite des 2. Feld⸗Art. Regts., Direktor der Art. Werkstätten, mit Pension u. mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform, Zobel, Hauptm. von der Fortifikation Ingolstadt,

mit Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform, der

Abschied bewilligt. Görtz, Sec. Lt. des 5. Inf. Regts., mit

24. Septem ber. Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform, Becker, Schmidt,

Sec. Lt. des 2. Pion. Bats, der Abschied bewilligt. Im Beurlaubtenstande. 24. September.

Pr. Lt. des Beurlaubtenstandes des 5. Inf. Regts., mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform, Pflaum, Pr. Lt. des Beurlaubtenstandes des 6. Inf. Regts.,, der Abschied bewilligt. Den Sec. Lts. des Beurlaubtenstandes: Patin des 6. Inf. Regts., Haußner des 8. Inf. Regts, Magg des 12. Inf. Regts, Ulmer des 16. Inf. Regts., der Abschied bewilligt.

Dr. Ekarius,

Im Sanitäts⸗Corps. 24. September. Assist. Arzt 2. Kl. des Beurlaubtenstandes, der Abschied bewilligt.

XIII. (Königlich Württembergisches) Armee⸗Corps.

Im Sanitäts-GCorps. 18. September. Dr. Graeter, Assist. Arzt 2. Kl. im Inf. Regt. Nr. 125, ausgeschieden, unter gleich⸗ n Uebertritt zu den Sanitäts⸗Offizieren des Beurlaubtenstandes. Dr. Lechler. Assist. Arzt 2. Kl. im Inf. Regt. Nr. 122, mit Pension der Abschied bewilligt.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 29. September. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen, wie „W. T. B.“ aus Baden⸗Baden meldet, gestern Vormittag den Vortrag des Chefs des Militärkabinets, Generals der Kavallerie, von Albedyll, entgegen und machten nach dem Dejeuner eine Spazierfahrt.

. Diner waren Graf Stolberg-Wernigerode, General von Petersdorf, Oberst von dem ö. aus Freiburg, so⸗ wie der badische Staats⸗-Minister Turban geladen.

Abends fand bei Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Thee statt, an welchem 20 Personen theilnahmen.

Beide Majestäten empfingen heute den Besuch Sr. Majestät des Königs der Belgier und Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Sachsen.

Die Anzeige des Veräußerers eines hypotheka⸗ risch belasteten Grundstücks an den Gläubiger von der Schuldübernahme durch den Käufer ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Civilsenats, vom 16. Juni d. J., unwirksam, wenn sie vor der Auflassung des Grund⸗— stücks an den Käufer erfolgt ist, und sie wird auch durch die sodann erfolgte Auflassung nicht wirksam.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich württembergische Staatsrath von Schmid, ist hier wieder eingetroffen.

Der hiesige Hanseatische Minister⸗Resident Dr. Krüger ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Ge— schäfte der Mission wieder übernommen.

Bayern. Nürnberg, 29. September. (W. T. B.) Der Prinz⸗Regent hat . früh 7 Uhr 20 Min. Nürn—⸗ . verlassen und sich nach Würzburg begeben, wo die Ankunft um 9 Uhr 25 Min. erfolgt.

mit den Funktionen des etatsmäß. Stabsoffiziers dieses Regts. beauftragt.

Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 27. Seytember. (Wien. in Die gemäßigte Opposition des ungaxrischen Reichstages besprach in ihrer heute Abend abgehaltenen Konferenz den Gesetzentwurf über die Ter hl ge run des Zoll- und Handelsbündnisses und beschloß nach ein gehender Diskussien, an welcher sich Graf Apponyi, Lipthay, Gäüal, Graf Kärolyi und Andere betheiligten, die Vorlage ab⸗ zulehnen und in diesem Sinne eine wohlmotivirte Resolution einzubringen.

Wie die „Bu dap. C.“ mittheilt, konferirten gestern Abend die Minister von a und Graf Szapary mit den Ministern Graf Taaffe und R. von Dunajewski auch über die ob⸗ schwebenden Ausgleichsangelegenheiten, wobei der weitere modus procedendi besprochen wurde.

29. September. (W. T. B.) Die anläßlich der Verleihung des 5. Bayerischen Chevauxlegers— Regiments an den Erzherzog Albrecht hier eingetroffene bayerische Offizier-Deputation war gestern bei Sr. Kaiserlichen Hoheit zum Diner geladen. Heute findet zu Ehren der Deputation bei dem bayerischen Gesandten, Grafen Bray⸗Steinburg, eine Soirée statt, zu welcher Erzherzog Albrecht sein Erscheinen zugesagt hat.

WVelgien. Brüssel, 28. September. (W. T. B) Der König ist heute Abend 6 Uhr zum Besuch des Kaisers Wilhelm nach Baden-Baden abgereist.

Großbritannien und Irland. London, 27. Sep⸗ tember. (A. C.) Das Parlament ist bis zum 11. Novem— ber vertagt und dürfte an diesem Tage wieder zusammen— treten, falls inzwischen die Zustände in Irland sich der— artig verschlimmern, daß die Regierung es für nothwendig finden sollte, das Parlament um größere Machtvollkommen⸗ heiten zur Bewältigung des Uebels anzugehen. Anderenfalls dürfte das Parlament alsdann weiter vertagt werden, und zwar voraussichtlich bis Ende Januar oder Mitte Februar.

Prinz Heinrich von Battenberg kehrte am Sonn— abend des Abends von Jugenheim nach London zurück.

Am Sonnabend Morgen kam der Großherzog von Hessen, begleitet von seiner Tochter, der Prinzessin Irene, von Darmstadt in London an. Se. Königliche Hoheit wurde am Bahnhofe von dem Obersten Carrington, Adjutanten der Königin, empfangen, und nach dem Buckingham-Palast geleitet, von wo sich der Großherzog am Montag Abend zu der Königin nach Balmoral begiebt.

Aus Birma liegen folgende Telegramme des „Reuter'schen Bureaus“ vor:

Rangun, 26. September. Eine Regierungsschaluppe, welche den Fluß zwischen Tounghu und Ningyan abstreifte, hatte sich durch eine Abtheilung von 1500 Freibentern durchzuschlagen. Ein Matrose wurde getödtet und sieben andere verwundet. Der Feind soll 168 Mann verloren haben. Der neuerdings ernannte Hülfs⸗Kommissär für Ningyan, Mr. Gladstone, befand sich an Bord der Schaluppe.

Calcutta, 26. September. Nach einem Telegramm des

„Statesman“ wurden sieben große Rangun-⸗-Boote 12 Meilen unterhalb Shoogyeen von Freischärlern angegriffen. Die letzteren erbeuteten 2 Kanonen und 4000 Rupien. 28. September. (W. T. B.) Die amtliche „London Gazette“ veröffentlicht die Verordnung, betreffend das Inkrafttreten der am 2. Juni mit Deutschland zum Schutz des literarischen und artistischen Eigenthums abgeschlossenen Konvention.

Bombay (Indien), 27. September. (R. B.) Der Herzog und die Herzogin von Connaught sind hier angekommen und werden heute Abend landen. Ein großartiger Empfang ist für Ihre Königlichen Hoheiten vorbereitet worden und es soll zu Ehren des Ereignisses der Tag als ein allge— meiner Feiertag beobachtet werden.

Frankreich. Paris, 29. September. (W. T. B.) Der Minister-Präsident de Freyeinet ist gestern Vor— mittag 11 Uhr in Toulouse eingetroffen, wo ihm zu Ehren gestern Abend ein Banket fatt fand. Bei . wies Hr. de Freycinet auf das weise und vorsichtige Verhalten der republikanischen Partei und auf die in den letzten 15 Jahren gemachten Fortschritte hin. Es ergebe sich daraus die Noth— wendigkeit einer dauernden und spystematischen Einigkeit unter der republikanischen Partei, wobei man alle Fragen fernhalte, die eine Spaltung herbeiführen könnten, und alle Bemühungen auf solche Fragen konzentriren müsse, für welche sich eine Majorität erwarten lasse. Als Fragen dieser Art seien anzusehen: die Reform der militärischen Ein— richtungen, die Verbesserung der Finanzen, die Revision des Abgabensystems, die Erleichterung der Leiden der Industrie und der Landwirth— schaft, endlich die sozialen Fragen. Er wolle den Staatssozialismus nicht über die Gebühr preisen, aber der Staat habe die Pflicht eines Vormunds, müsse zu Reformen den Anstoß geben und die— selben ermuthigen; er müsse das Loos der Arbeiter zu einem weniger ungewissen umgestalten und daran arbeiten, die Gegner— schaft zwischen Arbeitgebern und Arbeitern zu beseitigen. Ueber diese Fragen könnten sich die beiden republikanischen Parteien unter einander ebenso gut verständigen, wie über die allgemeine Richtung der inneren und der auswärtigen Politik. In Bezug auf die Art der Auffassung der auswärtigen Politik gebe es nicht zwei verschiedene Wege. Frankreich wolle gegenwärtig den Frieden ganz entschieden und aufrichtig, aber einen Frieden, bei dem seine Würde keinen Schaden leide und der ihm nicht in Bezug auf seine Rechte irgend— welches Opfer auferlege; es wolle auf seinen Rang als Groß— macht nicht verzichten. In gewissen Fragen müsse seine Inter— vention eine reservirte sein, sobald aber seine Interessen ins Spiel kämen, müsse die Aktion Frankreichs sich energisch geltend machen, und, wenn seine Ehre und Würde bedroht würden, müsse es zu jedem Opfer bereit sein. Die Beziehungen Frankreichs zu den Groß— mächten seien auf dem Fuße gegenseitiger Achtung , . (anhaltender Beifall. Was die Kolonial⸗ rage anbelange, so müsse sich Frankreich auf das be— schränken, was es besitze. Frankreichs Macht sei eine hin— reichend ausgedehnte, aber wenn man nicht beschränkt sei, neue Gebiete zu erwerben, so sei man es doch in Bezug auf das Wiederaufgeben derselben. ( Tren müsse auch die unvor⸗ ,, Erwerbungen sich erhalten; es müsse sie organisiren und sie zu fruchtbaren zu machen suchen. Auf einigen Punkten sei die Lösung der Frankreich in dieser Richtung obliegenden Aufgabe bereits weit vorgeschritten, auf anderen, aber nur wenigen sei diese Aufgabe 36 nicht a klargestellt. Die Regierung

hoffe, diese Aufgaben mit mäßigen Opfern entsprechend dem

Was die innere Politik betreffe, so Regierung die Ausführung der Gesetze sich angelegen sein lassen. Er verstehe eine Regierung nicht die darein willige, daß über ihr Bestehen noch verhandelt werde und daß, ihre Anordnungen nur in saumiger und schlaffer Weise befolgt würden. Die Regierung woll eine Freiheit, die nur durch die Rücksicht auf die nati Einheit und öffentliche Sicherheit beschränkt werde. . schreitungen in der Rede und in der Presse seien nicht ge fährlich, wenn man, wie dies bei der Regierung der ö entschlossen sei, Unordnungen zu unterdrücken, sobald sie un brächen. Am Schluß seiner Rede forderte Hr. de Freycinc⸗ alle Gruppen der geeinigten republik anischen Partei zur Eintracht und gegenseitigen Duldung sowie zur Achtung der Freiheit und des Fortschritts auf (anhaltender Beifall.

Bei dem gestrigen Empfange der Deputirten und Senatoren des Departements Haute⸗ Garonne äußerte der Konseils⸗Präsident in einer an dieselben gerichteten Ansprache: „Indem Sie an der Einigung der republikanischen Partei arbeiten, verfolgen Sie ein Hiel, das ich auf das Lch— hafteste wünsche, und dessen Verwirklichung, wie ich glaube von der günstigsten Bedeutung für Frankreich sein würde.““

GeneralHanrion stellte bas Sffizier⸗Eorps vor und betante in seiner Rede; die Offiziere seien vor Allem von dem Gefühl der Ehre und der Pflicht beherrscht; ihr einziges Ziel sei die Wiederaufrichtung des Vaterlandes; Frankreich und bie Regierung der Republik könnten auf sie zählen.

(Fr. C.) Die „République frangaise“ kann über den Stand der Unterhandlungen mit Mada— gaskar Folgendes berichten: „Schon im August wurde Hr. Le Myre de Vilers in Folge der Veröffentlichung des Er— läuterungsschreibens der Herren Miot und Patrimonio zu dem Vertrage von dem Ministerium des Aeußern be— auftragt, der Hovas⸗-Regierung mitzutheilen, daß dieses Schreiben, welches von Hrn. de Freycinet nicht ratifizirt worden war, für die französische Regierung nicht bindend ist da dieselbe nur den Vertrag kennen kann und darf, der von den französischen Kammern und der Regierung von Tananarivo ratifizirt worden ist. Der Genergl-Resident überreichte sofort eine Note, nachdem er mit dem Premier-Minister verschiedene Unterredungen gehabt hatte. Was die Affaire Wilkinson betrifft, so gab dieselbe, sobald man am Quai d' Orsay davon Kenntniß hatte, zu einer energischen Einsprache der französischen Regierung Anlaß. Hr. de Freycinet kann nicht gestatten, daß die Hovas= Regierung den ausdrücklichen Abmachungen des französisch⸗ madagassischen Vertrags zum Trotz auch ferner einen „Ersten Staatssekretär der Auswärtigen Angelegenheiten“ beibehalte, welcher auf eigene Faust, wie dies anläßlich der Ausweisung des Engländers Wilkinson geschah, an die fremden aus— wärtigen Aemter Mittheilungen richtet. Alle auswärtigen Angelegenheiten der Regierung von Emyrna, gleich wie bie— jenigen der Regentschaft Tunis oder des annamitischen Reichs, müssen von dem General⸗Residenten der Französischen Republik, welchem zugleich die Funktionen eines Ministers des Aeußern übertragen sind, geführt werden. Demgemäß ist Hr. Le Myre de Vilers telegraphisch aufgefordert worden, der Hovas⸗Regierung kategorisché Vorstellungen über die Verletzung des Vertrages zu machen. Sollte nun jene Regierung diese Reklamationen unbeachtet lassen, so würde der General-Resident eine Beschwerdenote zu über— reichen haben. Da der Verkehr mit Tananarivo ein äußerst langsamer ist, so weiß man am Quai d'Orsay noch nicht, ob Hr. Le Myre de Vilers in die Lage gekommen ist, die fragliche Note zu überreichen. Wie dem aber auch sein möge, die französische Regierung ist entschlossen, in allen Punkten volle Genugthuung zu erreichen.“

Spanien. Madrid, 28. September. (W. T. B.) Heute wurde hier ein junger Mensch in dem Augenblick ver— haftet, als er eine Dynamitpatrone in ein Fenster det Palais des Generals Pavia legte.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 29. Sep— tember. (W. T. B.) Der „Regierung s⸗-Anzeiger“ macht Folgendes bekannt: Anläßlich der Weiterverbreitung der Cholera in Europa findet eine ärztliche Revision der aus dem Auslande ankommenden Personen in Sosnowitzy, Granitza, Radziwilow, Wolotsalusk, Nowoselitza, Ismail, Lipkany, Paltscha, Kahul, Kilia, Wilkowo und Ustpruth (an der Pruthmündung) statt; außerdem ist eine sanitäre Ueberwachung der aus ländischen Dampfer, die in Reni, Ismail und Kilia eintreffen, eingeführt. Der „Regierungs⸗ Anzeiger“ theilt ferner mit, daß an der in den ersten Tagen des September in Wladiwostok unter der dortigen fremden Bevölkerung aufgetauchten Cholera, an welcher auch etliche Russen erkrank— ten, bis zum 14. September insgesammt 79 Personen er— krankt und 37 Personen gestorben sind. Am 14. September befanden sich noch 16 Koreaner, 3 Russen und 1 Japaner in Behandlung.

müsse die

Amerika. New⸗Hork, 26. September. (Allg. Corr.) Einige englische Kapitalisten haben sich erboten, der Regierung von Nicaragua 1 440 000 Doll. zu leihen, um damit die wirklichen Verpflichtungen des Staats, einschließlich Schatz⸗ wechsel, zu tilgen. Die Republik will sich verpflichten, als Garantie für die Rückzahlung der Anleihe ihre Eisenbahn— Einkünfte zu hypotheziren. Eine weitere Anleihe ist zur Ver— besserung der Schiffahrt auf dem Flusse und Hafen von San

Juan del Norte angeboten worden, wo die Zoll-Einkünfte als Garantie dienen sollen.

Afrika. Egypten. Alexandria, 25. September. (R. B.) Die hiesigen Militärbehörden wisfen jetzt zuverlässig, daß die Nachricht, 30000 Derwische seien in Don gola beisammen, höchst übertrieben ist; ihre Zahl beträgt sicher= lich nicht über 4000. Man glaubt allgemein, daß keine Ge— fahr besteht, daß ein Massenangriff erfolgen könnte, und be— fürchtet nur gelegentliche Streifzüge.

Zeitungsftimmen.

Die „Neue Preußische Zeitung“ bemerkt in ihrem wirthschaftlichen Wochenbericht:

. Der große Umschwung, der sich in Beziehung auf die Be— handlung der wirthschaftlichen Fragen vollzieht und schon vollzogen hat, trat greifbar in der Versammlung des Vereins für Sozialpolltik zu Frankfurt a. M, der am 24. September die Wohnungsnoth er— örterte, hervor. Selbst der Vertreter des engsten Interesses auf diesem Boden gab die Nothwendigkeit staatlichen Einschreitens zu; er be— kämpfte eigentlich nur das Hereinziehen der Aktiengesellschaften, die

Interesse und der Würde Frankreichs zu erfüllen (Beifalh.

allerdings auch zwei Vertreter aufwiesen. . . .

Der 3 wird aus der Mitte erufsgenossenschaften geschrieben; .

9. * n,, Seiten sucht man die Thätigkeit der durch das unfallversicherungsgesetz geschaffenen Organe der Berufsgenossenschaften is eine unzureichende darzustellen und diesen Theil des Gesetzes als . Abänderung dringend bedürftig zu bezeichnen. Wir glauben, daß n dieser Stelle wohl am wenigsten eine Veranlassung zu Bedenken 96. bas SGefetz sich finden lassen wird so lange die. genügende ahl von geeigneten Persõnlichkeiten in den einzelnen Beruf genossen⸗ schaften vorhanden ist, welche die Funktionen dieses über die Maßen weitschweifigen Apparats wahrzunehmen die Lust haben. Kenn man bedenkt, daß eine nach einer ganzen Reihe von Tausenden shlende Schaar von ehrenamtlichen Stellungen durch die neue Cr u njfaticn geschaffen ist, so kann es nicht Wunder nehmen, daß uch schon jetzt in der erstmaligen Wahlperiode in einzelnen Berufs⸗ an ssenschaften hin und wieder die Wahl auf Männer fallen mußte, 6 denen die nöthigen Eigenschaften zur Wahrnehmung ihrer Auf⸗ * nicht vorbanden sind. Soweit wir aber im Allgemeinen unter itte sind, kann man der mühsamen und verdienstvollen Thätigkeit e ondere der Vertrauensmänner der Berufsgenossenschaften nur

alle Anerkennung zollen.

In der „Wiesbadener Presse“ lesen wir;

Bei . der Erwähnung des Gesetzes vom 22. Mai 1886, betreffend die Abänderung des Zolltarifgesetzes⸗ giebt die Handels⸗ kammer für Reichenbach. Schweidnitz und Waldenburg in ihrem Jahresberichte folgendes Urtheil ab: . Die wichtigsten Verände⸗ fungen der Zollnovelle beziehen sich ohne Frage auf Getreidezölle. Die Handelskammer war über die Dpportunstät derselben getheilter Anficht; sie hält die bisherigen Resultate diefer Zölle noch nicht für mahgebend, um ein desinitives Urtheil üher dieselden zu fällen, erkennt tach an, daß ihre Wirkungen auf, die Preise bisher geringer gewesen r als Diesenigen erwarteten, welche gegen dieselben gestimmt haben. d' daß zur Zeit in der That einen großen Theil dieses Zolles das Ausland getragen hat.

Bemerkenswerth offen eingeräumt, was bestritten wird.

Das „Dresdner Journa! “/ sagt über die jüngsten Verhandlungen im Reichstage, betreffend den NRechenschafts⸗ bericht über die Fortdauer des kleinen Belagerungszustandes . 2ojnzio⸗: ö ͤ 363 jener Verhandlung ist man in noch erhöhtem Maße auf. die pon außen kommende, die Fachvereine beeinfluss ende schädliche agitatorische Einwirkung aufmerksam geworden. Erst un ler Restriges Blatt gestattete durch die in demselben enthaltenen Vetrg htun gn über den Ausstand der Glasarbeiter in der Fabrik von Friedrich Siemens zu Löbtau einen tiefen Blick in das Treiben jener verde b⸗ sichen, sich im Geheimniß verhüllenden Führer, welchen die Ar. Haler bei ihren Ärbeitseinstellungen Folge leisten. Hinter. diesen Fachvereinen verbirgt sich eine gefährliche, die gen erbliche Thätigkeit und gesellschaftliche Ordnung bedrohende Absicht. Würde. diesen. Be⸗ strebungen kein Einhalt gethan, so wäre der Untergang eines ö, den Gewerbfleißes und die Verarmung des Arbeiterstandes die noth⸗ wendige Folge. Was weiter aus diefer Lage entspringen würde, die fortdauernden Beunruhigungen der Gesellschaft und der Krieg gegen die öffentliche Ordnung, welche noch vor wenigen Monaten in den Hüttenbezirken Frankreichs und den Fabrikstädten Belgiens wütheten, sst leicht ersichtlich. Die Regierungen haben alle Ursache, den Fach⸗ vereinen gegenüber eine strenge Wachsamkeit zu üben.

hieran ist insbesondere der Schlußsatz, hier wird von den Freihändlern immer noch hartnäckig

Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits⸗ amts. 36 95 . Gesundheitszustand und Gang der Volks⸗ krankheiten. Witterung. Volkskrankheiten in der Berichtswoche. Cholera⸗Rachrichten. Sterbefälle in. deutschen Städten von 19 000 und mehr Cinwöohnern. Sterbefälle in größeren Städten, des Aus⸗ landes. Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. Erkrankungen in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Witterungs · Nachweis. Sterblichkeit n Triest. Infektionskrankheiten in Moskau 1385. Sterblichkeit in Stuttgart 1885. Sanitätsverhältnisse des öster⸗ reichischen Heeres April bis Juni 1886. Zeitweilige Maßregeln zur Abwehr und Unterdrückung von Volkskrankheiten. Stand der Thierseuchen. Viehpest in Niederl. Indien. dungen zucht in Illinois. Veterinär- polizeiliche Maßregeln. Medizinal⸗ Gesetzgebung ꝛe. , , nne, des mecklenburgischen Ministe⸗ riums? zu? Schwerin, betr. Maßregeln gegen . aul⸗ und Klauͤenseuche. Bekanntmachung des mecklenb; Ministeriums zu Schwerin, betr. Offenhaltung der deutschen Viehausfuhr. = Schwedische Verordnung, betreffend den Verkauf. von Wein, Malzgetränken . Regelung des Verkehrs mit künstlichen Milchprodukten in den öl. einigten Staaten von Amerika. (Schluß) Rechtsprechung. Ober Landesgericht zu Stettin über das Feilhalten von Eserin. K richtungen zur Förderung der öffentlichen Gesundheits pflege. Bericht über die Ferienkolonien des Berliner Vereins für häusliche Gesund⸗ heitspflege? 1885. Verfälschung der Lebensmittel, in Chemnitz. (Schluß) Kongresse, Verhandlungen gejetzge bender Körherschaften . Französsischer Gefetzentwurf, betreffend die Ausübung der Thierheilkunde. Die Frage der Alkoholisation der Weine in der französischen Aeadsmié de médecine. Kongreß der Socists Roxzale de mode- cine publique de Belgique 1885. Dritte Delegirtenversammlung des nationalen Viehzüchtervereins der Vereinigten Stanten Nord⸗ Amerikas. Verzeichniß der für die Bibliothek des Kaiserlichen Gesundheitsamtes eingegangenen Geschenke.

Statiftische Nachrichten.

Die soziale Gliederung der kleingewerblichen ,, in Preußen. (Stat. Corr.) Durch die Entwicke⸗ lung des Gewerbefleißes in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts, der sich die Gewerbegesetzgebung (Gewerbeordnung). naturgemäß an⸗ gepaßt hat, ist die soziale Gliederung der Erwerbsthätigen. in NMeister, Gesellen und Lehrlinge allmählich so gut wie, ganz beseitigt worden; das Leben und die Gesetzgebung kennt im Großen und Ganzen nur noch selbständige und unselbständige Gewerbtreibende, Arbeitgeber und Ärbeitnehmer, und erst die in den letzten Jahren wieder auflebenden Innungsbestrebungen auf Grund des Reichsgesetzes vom 18. Juli 1881 werden in gewissem, zeitgemäß verändertem mfange die frühere sollale Srdnung des HDandwerts wieder herstellena). Einer späteren BGewerbestatistik wird es vorbehalten bleiben, . Ertwickelung der Dinge ziffermäßig festzustellen; die heutige Stat st (is und 1882 erhoben) unterscheidet nur die „Inhaber und Ge—⸗ schäftsleiter von den „Gehülfen“, zu welchen letzteren sie das lauf. maͤnnisch und technisch gebildete Personal, die Arbeiter und die . linge zählt. Aber auch diese Unterscheidung der . hat einen nicht zu unterschätzenden Werth für sozialpolitische B ö trachtungen, infonderheit für solche, die sich über das Kleingewer erstrecken. Freilich sind gerade hier die Grenzen zwischen Selbständi⸗ gen und 65h eh i häufig recht flüssig und kaum erkennbar, und ö. Umstand, ebenso wie der ungehinderte Uebergang aus einem Gewerbe in ein verwandtes oder in den fabrikmäßigen Großbetrieb und der— ien erschwert die Gewinnung sicherer Ergebnisse in mannigfachster

eise

Im Ganzen gliederte sich die gewerbsthätige Bevölkerung in den Klein ir be d Irl d. h. in den Betrieben mit nur Inhabern

) In Berlin gehörten 1885 von 35 330 Handwerktumeistern mit

oder bis 5 Gehülfen, folgendermaßen: Es wurden in den rein ge— werblichen Gruppen - XVI*) k 188

männl. weibl. S848 243 319 303

männl. weibl. 3 , . 70 964 270 372 ehülfen, Arbeiter, Lehr⸗ 6 . . n 363 47340 col 967 68 867 zusammen 1442 327 317712 1500210 388 170 Das Bild, welches diese wenigen Zahlen über das Kleingewerbe entrollen, ist reich an bedeutfamen Zügen. Man erkennt zunächst, daß sich die kleingewerbliche Bevölkerung Preußens in dem hier betrach⸗ teten 6tjährigen Zeitraume im Ganzen von 1760 O39 auf 1888 380, d. i. um 7.29 /o, also fast genau in demselben Maße wie die gesammte Bevölkerung vermehrt hat. Dieses an sich gesund erscheinende Ver⸗ hältniß bekommt aber ein anderes Anfehen, sobald inan die Ge— schlechter unterscheidet: das männliche. Geschlecht überwiegt im Kleingewerbe ganz wesentlich das weibliche; aber die Zunahme des letztern (23,1850 ist mehr als viereinhalbmal stärker denn die des ersteren (51 90. Und vollends die Aenderung in der sozialen Gliede⸗ rung! Der Stand der kleingewerblichen Selbständigen hat sich um 5,4 oo, die Zahl der männlichen Inhaber (so zu sagen, der Meister“) um 12, 84 G vermindert, derjenige der Gehülfen aber um nicht weniger als 38.7 6 vermehrt; die Zunahme der weiblichen Inhaber beträgt 18,08, die der weiblichen Gehülfen 4547 9o. Diese Thatsachen sind gewiß sehr beachtenswerth. Mag die eine oder die andere derselben wegen der etwas verschiedenen Ermittelungsweise beider Er⸗ hebungen sowie auch wegen des Zählungstermins (Winter bezw. Sommer) nicht im vollen Umfange aufrecht zu erhalten sein, eine ganz bestimmte Richtung der Entwickelung des Klein⸗ gewerbes lassen sie doch erkennen: den Uebergang der kleinen Betriebe zu etwas größerem Umfange, das Herabsteigen einzelner . Meister auf die niedrigere soziale, vielleicht aber wirthschaftlich besser gestellte Stufe der „Gesellen“ (oder Ausscheiden aus ihrem gelernten Berufe bezw. Uebergang in einen andern oder in die Fabrik), das dem⸗ entsprechende Anwachsen der Gehülfenzahl, die verminderte Aussicht der „Gesellen“ auf Begründung einer eigenen Werkstatt, endlich, den höheren Antheil des weiblichen Geschlechts an der kleingewerblichen Thätigkeit, ohne daß sich auch diesem eine erweiterte Aussicht auf Finrücken in' den Stand der Selhständigen eröffnete, obgleich zu letzteren die große Menge, der, Näherinnen, Putzmacherinnen, Strickerinnen. Weberinnen, Spinnerinnen n. s. w. gerechnet werden, deren Selbständigkeit ja oft genug eine. sehr bedingte ist. Folgende Verhältnißzahlen beleuchten die Lage der Dinge besonders scharf. Es

kommen auf 18575 1882 42

je 100 Inhaber (Selbständige) überhaupt Gehülfen

1060 männliche Inhaber (Meister) männliche Gehülfen ö

100 weibliche Inhaber weibliche Gehülfen . ... 100 nel ge, Gewerbtreibende männl. Selbständige 68 100 weibliche Gewerbtreibende weibliche Selbständige 83 3

Soll man die hier gekennzeichnete soziale Veraͤnderung in der kleingewerblichen Bevölkerung beklagen, oder darf man sie als ein Zeichen gesunder Entwickelung ansehen? Diese Fragen sind äußerst schwer mit Sicherheit zu beantworten. Kaum jemals gelingt es ja, die vielverschlungenen Fäden, des wirthschaftlichen Lebens so zu ent— wirren, daß Ursache und Wirkung überall klar vor Augen liegen. Aber wir dürfen vorliegenden Falls vielleicht doch auf zwei Haupt⸗ gesichtspunkte für die Beurtheilung obiger Zahlen aufmerksam machen: Eine Verminderung der kleinsten, thatsächlich häufig ganz unselbst ständigen Meister, welche ohne Gehülfen arbeiten, ist an glich keineswegs ein Zeichen sozialer und wirthschaftlicher Ver⸗ schlechterung und bedeutet nicht ein Verschwinden des bürger⸗ lichen Mittelstandes; das Anwach sen der Gehülfenzahl kenn⸗ zeichnet sogar sicherlich einen Fortschritt in der Leistungs⸗ fähigkeit des Kleingewerbes und eine Besserung der wirth— schaftlichen Lage für Meister und Gesellen, von welch' letzteren sich viele einen bescheidenen aber doch gesicherten Hausstand zu gründen vermögen (fast 46 00 aller männlichen Gehülfen in sämmtlichen Ge⸗ werben Preußens sind verheirathet!)]. Dem gegenüber ergiebt sich aber aus denfelben Vorgängen, worguf schon J. G. Hoffmann und nach ihm Andere aufmerksam gemacht haben, für Gesellen und Ge⸗ hülfen die wachsende Schwierigkeit, sich zu der höheren soꝛialen Rang⸗ stufe gewerblicher Selbständigkeit emporzuarbeiten, und Vielen wird dies ganz unmöglich, was deren Abfluß aus dem Kleingewerbe in die Fabriken. ihren Uebergang aus den gelernten Berufen in. andere Handel und Hökerei, Schankwirthschaft, Dienstmannschaft, Stellung als Portier, Vereinsdiener u. dergl, auch Beamtenstellung nach zwölf⸗ jähriger Militärzeit), ferner Auswanderung und neben dem Allen gar häufig Unzufriedenheit mit der bestehenden sozialen und wirthschaft— lichen Ordnung zur Folge hat. . .

Die deutschen und die englischen Konsumpexeine. (Stat. Corr. Dem 1883 von dem stellvertretenden Genossenschafts⸗ anwalt Pr. F. Schneider herausgegebenen „Taschenbuch für Konsum⸗ vereine entnehmen wir, daß im Rechnungsjahre 1881 in Deutschland 660 Konfumvereine namentlich bekannt waren. .

Von denselben hatten 185, also etwas über ein Viertel, einen Jahresabschluß eingefandt, in welchem sie zusammen einen Bestand don 116 510 Mitgliedern, einen Verkaufserlös von 32 761 636 6 und einen Reingewinn von 2337 928 6 Geschãftsantheile der Mitglieder im Betrage von. 3088785 „é, einen Re⸗ servefonds von 1206289 , aufgenommene Anlehen in Höhe von 2936 506 S6, Waarenschulden der Vereine im Betrage von 537 672 46 und endlich in 48 Vereinen 122 759 64 an Waarenschulden der Mitglieder bei den. Vereinen nachwiesen. Bei wachfendem Verkaufserlöse waren seit 1876 die Waarenschulden der Vereine wegen Ausbreitung der Baarzahlung in steter Abnahme begriffen, während dies bei den Waarenkrediten der Mitglieder nicht regelmäßig der Fall gewesen ist, Auf ein Mitglied kam Ende 1881 ein ga feen von 255 M und eine Reserve von 103 1M Was die Theilnahme der einzelnen Berufsarten an, den Konsumwvereinen anbetrifft, fo waren 1886 bei 168 Vereinen mit 90 136 Mitgliedern die Fabrikarbeiter, Bergarbeiter und Handwerksgesellen mit 39,2 Oso, die i e ,. Handwerker mit 15.9, die freien. Berufsarten mit 11,6, die Personen ohne Beruf mit 6,8, die selbständigen Kaufleute und Händler mit 4,2, die selbständigen Landwirthe u. s. w. sowie die Gehülfen derselben mit je 3,7 o vertreten, während der Rest sich in fleineren Antheilen auf die übrigen Beruftzarten zersplitterte.

Von Interesfe ist eine Vergleichung dieser Ergebnisse mit den⸗ jenigen der englischen Konsumvereine nach dem Systeme der Pioniere von Rochdale, deren Anzahl nach unserer Quelle ausweislich des be— züglichen Berichtes für 1880 sich auf 838 mit 404 887 Mitgliedern, einem Verkaufterlöse von 275 027 280 M,. einem Aktienkapitale von S4 867 4260 6, AUnlehen und Depositen im Betrage von 10794 80 4, einem Reservefonds von 3 h95 900 M6 und einem Waarenvorrath von 37 426 360 Me belief. Der Unterschied gegenüber den deutschen Kon⸗ sumvereinen beruht, abgesehen von der Verschiedenheit der wirthschaft⸗ lichen Verhältnisse beider Länder, wesentlich darauf daß die englischen Vereine statt der unbegrenzten Solidarhaft, der Mitglieder nur eine Haftung mit den Geschäftsantheilen bei bedingter Zurückzieh⸗ barkeit derselben kennen. Dieser Umstand gestattet ihnen einen weit vielseitigeren und spekulativeren Geschaäͤftsbetrieb, sowie die Ausdehnung . auf andere genossenschaftliche Unter⸗ nehmungen außerhalb des Waarenverkehrs, welche nach Ausweis der

2) Für die Gewerbegruppen ist folgende Zusammenfassung her . J. Kunst« und Handelsgärtnerei, IJ. Thierzucht und Zischerei/ III. Bergbau, Hütten⸗ und Salinenwesen, Torfgräberei, IV. Industrie der Steine und Erden, V. Metallverarbeitung, VI. Verfertigung von Maschinen, Geräthen, Instrumenten, Apparaten, VII. Ehemische Induftrie, Vill. Gewerbe für Leuchtstoffe, Fette und HParze, JX. Textilindustrie, X. Papier⸗ und Lederindustrie, XI. Gewerbe für Holz⸗ und Schnitzstoffe, XII Industrie der Nahrungs⸗ und Genuß⸗

62 457 Hesellen und 13 284 Lehrlingen bereits 13 249 Meister mit 31 988 Gefellen und 7564 Lehrlingen Innungen an.

obigen Ziffern noch nicht die Hälfte des gesammten Betriebskayitals 2 während dasselbe bei den deutchen Vereinen gan; über⸗ wiegend, das ist mit Ausschluß von 1 301 299 Hvvothetenschulden, im Waarengeschäft angelegt war. Aus diesen Gründen ist auch der auf ein Mitglied entfallende Geschäftsantheil in England mit 175.60 ungleich höher, dagegen die Betheiligung fremden Kapitals verhält nißmäßig geringer und zugleich der Umsatz des Waarenkaxitals, welcher 7, Mal im Jahre erfolgte, durchschnittlich erheblich ge schwinder als in Deutschland, wo übrigens nach Ausweis der in⸗ zwischen bis zum Jahre 1885 einschließlich erschienenen Jahresberichte des Allgemeinen deutschen Genossenschafts verbandes wesentliche Ver⸗ änderungen in den oben geschilderten Verhältnissen nicht eingetreten zu sein scheinen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die Strafprozeßordnung für das Deutsche Reich vom 1. Februar 1877 und das Gerichts verfassungsgeetz vom AY Januar 1877. Mit den Entscheidungen des Reichsgerichts. Herausgegeben von Dr. P. Daude, Universitätsrichter bei der König⸗ lichen Friedrich⸗Wilhelms-⸗Universität Berlin Berlin, Verlag von S. W. Müller. 47 Seiten, gebunden 3.60 6 . Die günstige Aufnahme, welche der von Dr. Daude bearbeiteten, bereits in zweiter Auflage erschlenenen Ausgabe des Strafgesetzhuchs bei der gesammten deutschen Juristenwelt zu Theil geworden ist, hat den Verfasser zu der vor⸗ siegenden gleichartigen Bearbeitung der Strafprozeßordnung und des Gerichtsverfassungsgesetzes für das Deutsche Reich ver⸗ anlaßt. Wie die Ausgabe des Strafgesetzbuchs, so ist auch die Ausgabe der vorgedachten Gesetze aus der langjährigen staatsanwalt⸗ schaftlichen Praxis des Herausgebers entstanden und wesentlich für die Praxis bestimmt. Auch sie soll das eingehendere Studium der reichs⸗ gerichtlichen prozeßrechtlichen Entscheidungen durchaus nicht entbehrlich machen, sondern vorwiegend nur dazu bestimmt sein, dem Praktiker das zeitraubende Nachsuchen in den umfangreichen Sammlungen, der reichsgerichtlichen Entfcheidungen zu ersparen und ihm die vom Reichs gericht angenommenen prozeßrechtlichen Grundsätze in gedrängter Fass ung vorzuführen. Des Verfassers Bestreben ist dahin gerichtet gewesen, auch für das Gebiet des Reichs⸗Strafprozeßrechts dem Praktiker einen will⸗ kommenen Wegweiser durch, die gerade hier besonderz umfangreiche Rechtsprechüng' det Reichsgerichts zu schaffen. Das Bändchen ist uber ausgeftattet, dauerhaft gebunden und mit einem ausführlichen Sach⸗ egister versehen. . ö . neue Ausgabe von Gu st av Freytag's gesam⸗ melten Werken wird demnächst im Verlage von S. Hirzel in Leipzig erscheinen. Ueber das Unternehmen, äußert sich Gustav Freytag selbst in einem. Briefe an den Verleger folgendermaßen: Mit Ihrem Antrag, meine Schriften unter dem Titel Gesammelte Werke? herauszugeben, bin ich von Herzen einverstanden, auch deshalb, weil ich wünsche, die Bände der „Ahnen“ und. „Die Bilder aus der deutschen Vergangenheit? den Lesern, leichter zugänglich zu machen. Die Reihenfolge richte ich soe ein, daß die poetischen Werke, nach, der Zeitfolge ihres Erscheinens geordnet beginnen, die geschichtlichen und biographischen Arbeiten, Auffätze über Politik, Literatur und Kunst folgen. Für das Ganze schreibe ich unter dem Titel „Erinnerungen gus, meinem Leben“ eine Einleitung, worin ich über meine literarische Thätigkeit und über Er— sebniffe, welche den Inhalt meiner Bücher beeinflußt haben, berichte. Viele Fahre war ich auch als Journalist ghaͤtig. Nun ist Jelbstver= ständlich, daß ich das meiste jener alten Arbeiten für den Tag von dieser Ausgabe fernhalte. Doch möchte ich mir nicht versagen, ver⸗ hältnißmäsig Weniges aufzunehmen und einiges Neue beizufügen, da doch die Sammlung in, gewissem Sinne ein Rechenschaftsbericht über meine gesammte literarische Thätigkeit werden soll. . Sibirien. Geographische, ethnographische und historische Studien don N. Ja drinzew. Mit Bewilligung des Verfassers nach dem Russischen bearbeitet und vervollstindigt von Dr. Ed. P gtri, rofesfor der Geographie und Anthropologie an der Universität Bern. * zahlreichen Illustrationen Jeng, Herm. Costenoble, 1886. gr. 8. Der Verfasser ,,, ö ö. 3 edeutendsten Autoritäten in Bezug auf die Kunde Sibiriens gil , bee ,, ein warmer Patriot ist, wollte das en fh Publikum über die in Sibirien herrschenden Zustände aufflären und in Hinweis auf die Reife wie die. momentanen Bedürfnisse seines speziellen Vaterlandes für die Einführung gewisser Reformen eintreten. Die Entlegenheit Sibiriens, die er—⸗ brückende Macht feiner Ratur und das gewaltige Wirken der Ele— mente, die Schwierigkeit des Kampfes um die Existenz sowie, das Bewußtfein der Schwäche, welches den zum Kampfe unporbereitetzn Menschen übermannt, ja schließlich auch das mythische, geheimnißvolle und das schreckafte Gebild, in welchem das Unbekannte aufjutreten pflegt, das Alles hat dazu beigetragen, daß Sibirien lange Zeit für ein unbekanntes Land galt. In der Gewißheit, daß die seit. langer Zeit herrschenden Vorurtheile vor dem Lichte der Wissenschaft bereits anfangen zurückzuweichen, soll das vorstehende Werk dazu verhelfen, die wahre Bedeutung des so ungemein reichen Landes für das Staatsinteresse zu erkennen. Ist doch das Areal Sibiriens mehr als doppelt so groß als dasjenige des europäischen Rußlands, Finnland und das arenthum, Polen inbegriffen, übertrifft ferner seinem Umfang nach Australien und Europa, es macht mehr als ein Viertel von Asien aus und weit über ein Drittel von Afrika. Der Verfasser eröffnet sein Werk mit einer Untersuchung über die gegen— wärtigen Bewohner Sibiriens, welche sich dem ursprünglichen flavischen Typus gegenüber als Sondertypus charafterisiren lassen (Kap. 1 und 2). Auf Grund hervorgehobener Einzelheiten wird die Hoffnung ausgesprochen, daß dem Lande zweifellos eine industrielle Ent⸗ wickelung zu Theil. werden würde, seine natürlichen Schätze zu⸗ gänglicher werden, seine Produktionskraft sich steigern werde. Persön⸗ liche Beobachtungen und Untersuchungen (haben den Verfasser zu der Anschauung geführt, daß die slavische Rasse bei ihrer Vermischung mit den Eingeborenen häufig nur einen sehr schwachen Einfluß aus⸗ geübt, dafür aber eine Herabsetzung in ihren Fähigkeiten erlitten hat. Die folgenden Abschnitte, Kap. 3 und 4, behandeln die Eingeborenen und ihre Lage, bezüglich die Mittel zur Lösung der Eingeborenenfrage. Die Ürsachen der zunehmenden Verschlimmerung der Lebens weise der Eingeborenen, ihrer Vergrmung und ihres Dahinschwindens sind nach Ansicht des Verfassers kein sweges in. den physischen Verhältnissen und in den Rasseneigenthümlich⸗ Ketten allein zu“ suchen, wir haben in dieser traurigen Er— scheinung vielmehr auch das Resultatz der absoluten Verschlimmerung der ökonomischen Lage und der Hülflosigkeit der Eingeborenen zu fehen. In Üebereinstimmung hiermit wird man dem Aussterben der Eingeborenen durch eine Verbesserung ihrer ökonomischen Lage und durch gesetzliche Sicherung derselben, vor Gewaltthaten jeglicher Art entgegenzuwirken haben. Von Diesen vorwiegend ethnographischen Aurgaben geht der Verfasser auf die wirklich dringenden Lebensfragen Sibiriens über: auf die Kolonisation- und Die Au zwanderungẽftage der Gegenwart (Kap. 5), auf die sibirische Deportation und die Lage der Deportation (Kap. 6) und die allgemeinen ökonomischen Zustände Sibsriens, die Reichthümer, des Ostens und die Geschichte ihrer Ausbeutung (Kap. 7 u. 8J. Die Zukunft des Landes, seine kulturelle Ent⸗ wickelung und feine Erfolge, sie werden durch die Freiheit der Auswanderung und durch die richtig eingeleitete Kolonialarbeit bedingt. Es handelt sich darum, ob Rußland in Sibirien ein bevölkertes und blühendes Land voll Lebenskraft besitzen soll oder ob Sibirien nach wie vor in einem leblosen und wüsten Zustande zu verbleiben habe. Im Interesse von Sibirien aber liegt es, mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln die Auswanderer an sich zu ziehen und die Kolonisations= arbeit derfelben zu begünstigen. Die, Abschnitte über die Verwaltung Sibiriens (Kap. 9), das Streben nach Bildung wie den gegenwärtigen Stand der Volksbildung (Kap. 10) gewähren uns neben einem reichen historischen Material einen gewissen Ausblick in die mögliche Zukunft des Landes und die Bedingungen seines Gebeihens, wie die Möglichkeit der Erschließung Sibiriens,

S. XVIII. u. 589.

mittel, XII. Gewerbe für Bekleidung und Reinigung, XI Y. Bau⸗ gewerbe, XV. Buch und Kunstdruck und XVI. Künstlerische Gewerbe.

welcher die speziellen Kapitel 11 und 12 gewidmet sind. 1 des Landes ist eine traurige, urtheilt der Verfasser