1891 / 212 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 09 Sep 1891 18:00:01 GMT) scan diff

Die Anwendung der Elektrizitãt auf den Gebieten des Nach⸗ richten weseng, der Beleuchtung, der Elektrochemie und Metallurgie, des Eisenbabnweseng, der Marine, des Bergbaues, der Heilkunde. sowie für motorische und sonstige Betriebszwecke hat in den letzten Jahren einen man kann wohl sagen erstaunlichen Aufschwung genommmen Auch für die äußerst wichtige Frage der Arbeitgsübertragung werden fich durch den bier im Großen angestellten Versuch hoffentlich weitere Fortschritte ergeben.

In fast allen Tbeilen der alten und neuen Welt verbreiten sich bereits die elektrotechnischen Anlagen; wichtige Zwecke der Civilisation find durch diefelben gefördert; große Kapitalien finden in ihnen nutz. bare Anwendung; bedeutende Kräfte und Intelligenzen sind in nicht geringer Zahl in ihnen vertreten und dem Leben wie der Wissen⸗ schaft gewähren sie in gleicher Weise Förderung.

Es ist ein erbebendes Gefühl, daß das 18. Jahrhundert, welches uns so viele bedeutende Entdeckungen und Fortschritte auf dem Gebiet der exakten Wifsfenschaften und der Lebenspraxis gebracht hat, allerdings zum Theil mit Beeinträchtigung der idealen und metaphv fischen Gebiete, eine Beeinträchtigung, die ich jedoch nur als vorũber⸗ gebend anzufehen bermag es ist erbebend, sage ich, daß das jetzige Jahrhundert mit jenem großen Ergebniß der Dienstharmachung der Tlektrizität für die Zwecke der menschlichen Kultur seinem Schlusse entgegengeßt. Der Funke, den Volta's erfinderischer Geist dem jögernden Metall entriß, hat sich in einen Lichtbogen verwandelt, der nicht nur in das Dunkel der Vergangenheit aufhellend zurückstrahlt. sondern auch in das uferlofe Meer der Zukunft eine Leuchte der Wissenschaft die Pfade weist.

Dankbar gedenken wir gewiß und gern der hervorragenden Männer aller Rationen, welche durch die Ideen ihres Geistes und, die Ergebnisse ihrer Arbeit seit anderthalb Jahrhunderten zur Entdeckung diefer wunderbaren Kraft, zur Erforschung ihrer Gesetze und Wirkun gen und jur Verwerthung der letzteren im Leben der Menschbeit bei⸗ getragen haben. In ihrem. Beispiel und in dem Hinblick auf das Fisher und zwar in verhältnißmäßig kurzer Zeit Erreichte, wie diese große Ausstellung es so sichtbar bekundet, liegt ein gewaltiger Sporn für weitere Forschungen und Anstren gungen auf diesem Gebiet.

Aber, meine Herren, Sie werden gewiß Alle mit mir darüber einver⸗ standen fein, daß diese großen Ergebnisse auch nicht zu einer Ueberschãtzung des bisher Erreichten verleiten dürfen, sondern daß uns die Lösung großer und schwieriger Probleme erst noch bevorftebt, Ich brauche kieselben in diefem Kreise nicht erst aufzuführen. Gestatten Sie mir nur, der äußerst wichtigen Frage des Verhältnisses der erreichten nutz⸗ baren Wirkung zu dem stattgehabten Kraftverbrauch Erwähnung zu thun. Die Angriffe auf unsere Kohlenbestände sind gewaltige. Wenn man die beutige Verwendung der Kohlen, wie sie bei der stets junehmenden Zahl und sleigenden Leistung der Maschinen, J. B. bei dem transozeanischen Schnelldampferverkehr bestebt, mit ins Auge faßt, so wird man ernstlich, vor die Ihnen Allen längst entgegengetretene Frage gestellt, ob es nicht möglich sei, bei Umsetzung der Verbrennungswäͤrme in Elektrizität für unsere Anlagen und Maschinen den Nutzeffekt zu erböhen, also den Kohl enverbrauch zu ver⸗ ringern. Denn bis wir vielleicht die dir ekte Sonnenwärme, an Stelle der in früheren geologifchen Epochen aufgespeicherten, oder irgend eine andere Kraft, als Energiequelle wer den verwenden können, darüber wird wobl noch geraume Zeit vergehen, obgleich die Schlag⸗ weile des Geistesfunkens der Menschheit unberechenbar ist,

Auch eine andere Betrachtung bietet sich dar, meine Herren. Ich spreche bloß aus, was schon in verschiebenen Kreisen empfunden wird; näm⸗ sich ob denn alle elektrotechnischen Anlagen, wie sie gemacht und noch mehr wie sie namentlich projektirt sind, wobei ja mitunter auch die Spekulation die Initiative ergreift, in diesem Umfange wirklich durch dringende Bedürfnisse geboten sind, oder ob man hier nicht in der That der Gefahr einer gewissen Ueberproduktion wie des Luxus und der Lebensvertheuerung entgegengeht. Einführung von Verbesserungen, so erfreulich sie stets sein wird, darf mit der Befriedigung von Bedürfnifsen nicht verwechselt, werden Wie es Menschen giebt, deren Wefen sich nicht einheitlich äußert, sondern bei denen man das Gefühl hat, es steht noch immer ein Anderer hinter ihnen, so scheint mir inter dem Erfindungsgeiste unserer Zeit nicht selten auch deren Erwerbsdrang zu stehen.

Ich bin fern davon zu verkennen, daß die Spekulation eine wichtige Triebfeder der Unternehmungen ist, sowie daß auch die Kon⸗ kurrenz auf diesem Gebiet sich sebr fruchtbringend erwiesen hat; doch sollte im freien Spiel der wirtbschaftlichen Kräfte nie vergessen

werden, daß dasselbe auch Pflichten auferlegt. Kämpfe sind überall nothwendig im Leben; aber wie das Völkerrecht gewisse Regeln vor schreibt, nach welchen die Kämpfe zwischen den Nationen gefũbrt werden, so möchle es sich auch auf dem hier in Rede stehenden Ge= biet empfehlen, die allgemeinen Gesetze walten zu lassen, ohne welche ein einträchtiges Zusammenwirken der Menschen überhaupt nicht möglich ist. ;

Meine Herren! Alle Regierungen haben ein lebbaftes Interess für die freie Entwickelung der wichtigen elektrotechnischen Induftrie bekundet und deren Bedeutung in vollem Maße anerkannt. Keine derfelben, soweit mir bekannt ist, strebt danach, für einzelne . diefer Industrie ein Monopol oder Regal, abgesehen von

dem Berkömmlichen und Nothwendigen des allgemeinen Nachrichten verkeßrs, durchführen zu wollen. Auf der anderen Seite aber haben die Staatsregierungen auch wichtige und höher stehende Interessen der Allgemeinheit zu vertreten und wahrzunehmen, und es ist aus diesen gewichtigen Rücksichten gewiß zu wünschen, daß sie in der Aus ö. der desfallsigen Pflichten Unterstützung und nicht Gegenwirkung inden. werden, wobon ich überzeugt bin, dürfte gerade für die hier vertretenen Interessen selbst von Wichtigkeit sein.

Das Auftreten einer neuen Idee oder Form der Kraft im Kultur leben der Menschheit ist fast nie ohne Zuckungen und Geburtswehen abgegangen; aber diese sind auch immer noch ohne dauernde Schädigung des Gesammt Organismus bei versöhnlichem Geiste glücklich uber wunden worden. Wir wissen ja, daß Ströme wechselnder Richtung durch den Kommutator in gleichgerichtete umgewandelt werden kznnen. Die Kämpfe stehen in der Zeit und vergeben in der . Aber was hinter ihnen steckt: die Ideen, die näar der innere Sinn wahrnimmt, die bleiben und werden unveräußerliches Gut der Menschheit.

Geehrte Herren! Die Entdeckung neuer Gesetze und die Erfor= schung wichtiger Wahrheiten ist, Sie wissen das, nicht die Sache größerer Versammlungen. Sie pflegt zu gescheben durch den Einzelnen fn der Stille des Studirzimmers, im Laboratorium, in der Werk siatt, und mitunter hilft ja auch Seine Majestät der Zufall, wie Friedrich der Große sagte, dazu. Aber der Werth solcher Kongresse liegt in dem Austausch der Ideen und in dem Kampf ber Meinungen vor der Oeffentlichkeit, in der freien Wirkung der geistigen Polarität, in der Geltendmachung der Strömungen, sowie in dem Kontakt der Individualitäten. Die angemeldeten Vorträge betreffen meistentheils Fragen von großer und gegenwärtiger Wichtigkeit, deren Besprechung im Kreise so gründlicher Fachkenner sicherlich reichen Stoff zum Rachdenken und Handeln liefern witd. Wir haben es hier hauptsächlich mit der Anwendung der Elektrizität zu thun. Gs schließt das wissenschaftliche Fragen und theoretische Er⸗ zöͤrterungen, soweit sie mit unserer Hauptaufgabe im Zu⸗ sammenhange stehen, nicht aus. Einen zu breiten Raum werden biese ja nicht einnehmen und Themata wie die über das eigentliche Wesen dieser Naturkraft, wenn auch neuere Forschungen dem etwas näher gekommen zu sein scheinen, werden wie Älles, was in das metaphysische Gebiet übergreift, wohl besser vermieden' werden. Unsere Hauptaufgabe ist schaffen und nützen. Vicles ist erreicht, aber noch viel mehr bleibt zu erreichen.

Meine Herren! Im September 1877 hatte ich die Ehre, Seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm J. in Seinem Palais zu Berlin die ersten Sprechversuche mit den eben damals nach Deutschland ge⸗ kommenen Fernsprechern vorzuführen. Der hochselige . widmete diesen Verfuchen das lebhafteste Interesse, erkannte sofort mit dem ihm eigenen praktischen Blicke die ungeheure Wichtigkeit des unschein- baren Werkzeuges für das gesammte Nachrichtenwesen und sagte zum Schluß lächelnd zu mir: „Die Herren, die dies in die Welt ringen, können' froh fein, daß sie nicht vor 406 Jahren gelebt haben; damals würden fie wahrscheinlich als Hexenmeister verbrannt worden sein. Solcher Hexenmeister, meine verehrten Herren, zählt diese ausgezeichnete Ver⸗ fammilung viele und hervorragende unter sich. Freuen Sie sich, daß Sie in einem Zeitalter geläuterter Ansichten leben und wirken können. Aber vergeffen wir nicht, wie viel wir der Nachwelt schuldig bleiben, wie viel und wie Großes noch zu erreichen ist! Lassen Sie uns, und damit möchte ich schließen, meine Herren, nicht müde werden in der Arbeit, und setzen wir dem demütbigenden ignorabimus, mit welchem Vorkämpfer der modernen Naturwissenschaft vor den höchsten Fragen des Daseins resignirt Halt gemacht haben, das aufrichtende laboremus tapfer entgegen.

Daß diefe Gesichtspunkte entsprechend gewürdigt

Ic erklãre den internationalen Elektriker · Rongreß von Frankfurt für eröffnet und bitte die geehrte Versammlung, 6 nunmehr durch die Wahl des Verfitzenden und des Bureaus, sowie der betreffenden Stellvertreter zu konstituiren. .

** München, 8. September. Seine Majestät der Kaiser Jeichnete heute Mittag gegen 12 Uhr das Hanfstaengl sche Atelier in der Maximilianstraße durch einen längeren Besuch aus und gewährte Hrn. Hofrath Hanfstaengl mehrere Sitzungen in ver⸗ schledenen Uniformen Behufs Herftellung von lebensgroßen photo- graphischen Bildnissen.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depe chen.

Weimar, 9. September. (W. T. B.) E Jor⸗ mittag 11 Uhr hat hier die feierliche Beisetzung. Seiner Hoheit des verstorbenen Prinzen Alexander Sachsen⸗ Weimar in der Fürstengruft stattgefunden. Der Großherzog, der Erbgroßherzog, der Prinz Her⸗ mann, der Vater des Verstorbenen, und die übrigen Prinzen des Großherzoglichen Hauses wohnten der Feier bei. Der König von Württemberg hatte seinen Flügel-Adjutanten Frei⸗ herrn von Watter als Vertreter entsandt. Das Königlich Sächsische 19. Husaren⸗ und das Königlich Sächsische II. Ulanen⸗Regiment, dessen Offiziercorps der Verstorbene vordem angehörte, waren durch Deputationen vertreten.

Galgoez, §. September. (W. T. B.) Der Kaiser ist heute Vormittag 9 Uhr hier eingetroffen. Am Bahnhofe waren zum Emyfange erschienen der Erzherzog Friedrich, der Minister⸗ Prãäfident Graf Szapary, der Landes⸗ veitheidigungs-Minister Freiherr von Fejervary, der höhere Klerus, die Mitglieder der Behörden und eine große Zahl von Abgeordneten. Von der versammelten Volksmenge wurde der Kaiser enthusiastisch begrüßt. An die anwesenden Bischöfe und Abgeordneten richtete der Kaiser eine Ansprache.

Paris, 9. September. (W. T. B.) Der ehemalige Präsident der Republik Grévy ist gestorben.

St. ö 9. September. (W. T. B.) Die von hier nach au erhalb verbreitete Nachricht, die Eisenbahntarife für Getreide, welches in die Häfen des Schwarzen und des Asowschen Meeres befördert wird, würden erhöht werden, wird von der „Börsen⸗ zeitung“ kategorisch für unrichtig erklärt. Das Blatt meint, allenfalls dürfte eine Revision der Getreidetarife im Verkehr der Centralgouvernements mit den baltischen Häfen und der Westgrenze des Landes vorgenommen werden.

Marseille, 9. September. (W. T. B.) Als das Publikum gestern Abend nach Schluß der Vorstellung den Circus verließ, brach die Treppe ein. Wie verlautet, sind 23 Personen verwundet und zahlreiche leichte Ver⸗ legungen vorgekommen.

Kopenhagen, 9. September. W. T. B.) Das chilenische Kriegsschiff „Presidente Pinto“ ankerte gestern auf der Außenrhede. Der dänische Kreuzer „Hekla“ lief alsbald aus, um zu überwachen, daß das Schiff weder Geschütze einschiffe noch Mannschaften anwerbe. Heute früh ist der „Presidente Pinto“ abgefegelt und passirte, vom observirenden „Hekla“ gefolgt, Vormittags Helsingör.

New⸗York, 9. September. (W. T. B.) Einem Tele⸗ gramm des „Herald“ aus , (Honduras) zufolge ist bei der am Sonntag stattgehabten Wahl eines neuen Präsidenten der Kriegs⸗Minister, General Ponciano⸗ ö, welchen die Progressisten aufgestellt hatten, gew ählt worden.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

ᷣ— —— ————

Morgens 8 Uhr.

Wetterbericht vom 9. September, or

Wind. Wetter.

Stationen.

Bar. auf 0 Gr.

u. d. Meeressp

red. in Millim. Temperatur

758 5 Regen PYlaschke. 764 ? bedegt 1 wolkig 2 Dunst 4 wolkenlos 2 bedeckt 1Nebel 1 bedeckt

Mullaghmore Aberdeen .. Christiansund 767 Kopenhagen. I69 Stockholm. 765 aranda. 762 t. Petersburg 756 Moskau... 756 Cork,. Queens

7 Uhr.

M. Grube.

4 Regen 3 halb bed. wolkenlos still Dunst 1 wolkig!) X heiter?) 1 wolkenlos 4 heiter

1 wolkenlos

761 766 769 769 770 Swinemünde 770 Neufahrwasser 767 Memel 1764 K ünster. .. 169 I wolkenlos Karlsruhe. 1769 3 wolkenlos i 770 still wollenl. ) 771 O 1 wolkenlos 762 still heiter ꝝꝰ) II WNW 2 wollenlos 769 NW 1ẽ wolkenlos 771 W 2 bedeckt 764 O 3 wollenlos 66 O 2 wollenloß 767 ftill wolkenlos

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der Excellenz.

Sonnabend:

Freitag: 2. Tropfen Gift.

Früh Nebel. ) Thau. ) Thau. ) Thau.

Uebersicht der Witterung.

Wind und Wetter von ganz Europa steben unter dem Einflusse eines umfangreichen barometrischen o nabend: centralen Deutschland lagert, sodaß der Witterungè⸗ charakter unserer Gegenden beständiger geworden ist. Ueber ganz Central ⸗Guropa und Umgebung ist das Wetter rubig, vorwiegend heiter und trocken. In

Teutschland ist in den westlichen Gebietstheilen Der Mann mit hundert Köpfen. die Temperatur allenthalben geftiegen, in den 3 Akten von Henri Moulin und Edmond Delayiane. hierauf Musikalisch⸗ veklamatsrische Abend Gefangs ⸗Burleske in 1 Akt von

östlichen durchschnittlich etwas gefallen; in Mittel- 6 l liegt sie noch überall unter dem Mittel- wert he. Deutschland nicht gemeldet.

Deutsche Seewarte.

unterhaltung. Anfang 7 Uhr.

Theater⸗Anzeigen.

NRönigliche Schauspiele. Donnerstag: Opern haus. 175. Vorstellung. Zar und Zimmermaun. Romische Oper in 3 Akten von A. Lortzing. Dirigent: Musikdirektor Wegener.

Schauspielhaus. Barnhelm, oder: Das Soldatenglück. in 5 Aufzügen von G. Anfang 7 Uhr.

Freitag: Opernhaus. 176. Walküre in 3 Akten von R. Wagner.

Sc auspielbaus. Male: Die Augen des Herzens. in 1 Aufzwg von H. Gallina. Aus dem Italienischen von J. Stinde. In Scene gesetzt vom Ober Regiss eur zrube. (Adelaide: Fr. als Gast.) Hierauf, Zum ersten Male; Am Fenster. 236 in h ns . e pr, . saͤnger Dierich, als Gäste) gesetzt vom RNegissleur aschte. um Schluß, neu i : Vorletzte astspi ö. einffudirt; Herrn Kaudels Gardinenpredigten. v . Luftspiel in 1 Aufzug von G. von Moser. In Scene gesetzt vom Regisseur Anra Schramm, als Gast) Anfang 7 Uhr.

Zeutsches Theater. Donnerstag: Die Kinder

Freitag: Wildfener. Fanft.

Die nächste Aufführung von Faust's Tod findet am Montag statt.

Berliner Theater.

Tell. Anfang 7 Uhr. Abonnements · Vorstellung. Ein

Sonnabend: Wilhelm Tell. Tessing- Theater.

Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann, Freitag: Zum ersten Male: Francillon. Lust spiel in 3 Akten von Alexander Dumas Hils. 74

Maximums, dessen Kern mit 772 mm über dem Alten nach A n, 9

Sonntag: Franeillon. Wallner Theater. Donnerstag: Zum 1. Male:

Nennen wertbe Niederschläge werden aus D. Kalisch. Neu Freitag u. folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Donnerstag: Boceaceio.

F. von Supps. Anfang 7 Ühr. Freitag: Boccaccio. 182. Vorstellung. Minna von Lustsyiel

E. Lessing. Regie: Hr.

Anfang Pariser Sittenbild

Zam ersten

183. Vorstellung. Familienbild

burg. Anfang 71 Uhr.

Anna Schramm,

Andrade.

Krause. (Kunigunde: Fr. Lucia von Lammermoor.

Täglich:

Abends bei brillanter

siten, Beleuchtungseff ecten ꝛc.

auf der Bühne von lebenden

Donnerstag: Die Ehre.

des ganzen Garten Etablissem

Ubr. Lustspiel in Freitag: Dieselbe Vorstellung.

lar Blumenthal.

Posse in

ständig neuen Kostümen.

Bukacz. Anfang 75 Uhr

bearbeitet 7 Freitag: Dieselbe Vorstellung.

von H. Graef.

ZTriedrich wilhelmftãdtisches Theater. Komische Operette in 3 Akten von F. 1 und R. Gense.

egie: Hr. Binder. Hr. Kapellmeister Federmann. Anfang 74 Ühr.

Sonnabend: Girofls Girofla.

Nesidenz Theater. Direktion: Sigmund Lauten · Vorstellung. Die burg. Denner stag; Zum 15. Male: Frou⸗Fron. ,, .

eilhac und Ludovie Hals vy. Deu von Eduard Mauthner. In Scene gesetzt von Sigmund Lauten werf enschaftlichen ÜThentet.

Freitag u. folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.

Aroll's Theater. Donnerstag: Euryanthe. (Eglantine: Fr. Moran Olden; Adolar: Hr. Kammer

Der Barbier von Sevilla. Son nabend; Letztes Gastspiel des Hrn. Emil Götze.

Großes Goncert im Sommergarten,

elektrischer

desselben. Anfano hz, der Vorftellung 7 Uhr. Montag: Schluß der Opern⸗Saison.

Belle Alliance Theater. Donnerstag: Zum 42. Male mit durchweg neuer glänzender Ausstattung an Dekorationen, Kostümen, Ballets, Waffen Requi-⸗

, ; zur See. Großes Ausstattungs Jeitbild in en Donnerstag: Wilhelm s. Bfsterm von Grnft Nicht. Tn 5. Bilde: Zum ersten Male in Deutschland: W 1 Pferderennen erden. ,, , n . nehmstes und großartigstes Sommer em ö e e , , Gestorben: Hrn. Rittmeister a. D. von Hertzberg faͤmmtlicher Spenalitäten. Brillante Illumination

entt. ging. des Concerts 6 Uhr. Anfang des Theater

Adolph Ernst⸗ Theater. Donnerstag: Zum 10. Male: Der große Prophet. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Musik von Gustav Steffens. Die neuen Dekorationen sind aus dem Atelier der Herren Wagner und In Scene gesetzt von Adolph Ernst.

Thomas - Theater. Alte

Direktion: Emil Thomas. Donnerstag: Zum

Mußt von T. Male: Im siebenten Himmel. Posse mit Dirigent: Gesang in 3 Akten (4 Bildern) von Jean Kren.

Musik von Jobannes Doebber. In Scene gesetzt

vor Direktor Emil Thomas. Anfang 71 Ubr. Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Jakobstraße 30.

Arania, Anstalt für volksthumliche Naturkunde. Am Landes Ausstellungs Park (Lehrter Bahnbof). Gezffnet von 12— 11 Uhr. Täglich Vorftellung im Näheres die Anschlag⸗

Henry zettel.

320231 Nur noch kurze Zeit. National ⸗Panorama Herwartbstraße 4 am Königsplatz. „Das alte Rom“ mit dem Triumphzuge Kaiser Constantins. 1

v. Morg. 9 Uhr bis zur Dunkelheit. Eintr. tãgl. S0 J. Soldaten u. Kinder 2 3.

ö

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Therese Richter mit Hin. Ritter⸗ gutsbesitzer Willi von Sametzli (Waldenburg Schl = Nieder ⸗Kunzendorf bei Münsterberg). Fresin Elsa von Gemmingen⸗Hagenschieß mit Hrn. Gerichts Referendar Felix Grafen von Stosch (Bessenbach Polnisch Keffeh.

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Pastor Baumgart nr i. Schl.). Hrn. Ernst von Kalüisch (Taschenberg). Eine Tochter; Hrn. Wilhelm Wittchow von Brese⸗Winiary (Kaisermühl).

Beleuchtung

Tochter Ilse (Lottin). Fr. Clotilde von Gaffron und Oberstradam, geb. von Hanstein (Dresden⸗ Blasewitzn. Hr. General der Kavallerie z. D. Rudolph von Schön (Berlin).

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin:

Mit voll⸗ Verlag der Expedition (Scholy.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagk⸗ Änstalt, Berlin 8SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Vier Beilagen (einschließlich Börsen · Beilage).

von?

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗A1nzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 212.

Königreich Preußen.

Privileg i um

tigung auf den Inhaber lautender Kreis- ,,,, 2 in im Betrage von

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen ꝛc.

dem die Vertretung des Kreises Templin auf dem Kreis⸗ tage r . November 1896 beschlossen hat, die zum Bau einer Kreischaussee von der Niederbarnim ˖ Templiner Kreisgrenze über Falkentbal und Liebenberg bis zur Templin-Ruppiner Kreisgrenze in ber Richtung auf Baknhof Löwenberg erforderlichen Mittel im Wege einer nleibe zu befchaffen, wollen Wir auf den Antrag der Kreis vertretung, ; zu diesem Zweck auf jeden Inhaber lautende, mit Zins⸗ scheinen verschene, Seitens der Gläubiger unkündbare Anleihe⸗ scheine im Betrage von 128 000 6 ausstellen zu dürfen, da sich hiergegen weder im Interesse der Gläubiger, noch der Schuldner Etwas zu erinnern gefunden hat, in Gemäßheit des §. 2 des Gesetzes

vom 17. Juni 1833 zur Ausstellung von Anleihescheinen zum Betrage

von 128 500 46, in Buchstaben: „Ein Hundert Acht und Zwanzig Tausend Mark“, welche in folgenden Abschnitten:

90 000 zu 1000 6

15 000 M zu 590 4

23 000 Æ zu 200 A

zusammen 128 9000 M

nach dem anliegenden Muster auszufertigen, mit Vier vom Hundert jährlich zu verzinsen und nach dem festgestellten Tilgungsplan mittels Verioosung jäbrlich vom 1. April 1892 ah mit wenigstens Eins dom Hundert des Kapitals, unter Zuwachs der Zinsen von den getilgten Schuldverfchreibungen, zu tilgen sind, durch gegenwärtiges Privilegium sinfere landesherrliche Genehmigung ertheilen, Dieselbe erfolgt mit der rechtlichen Wirkung, daß ein jeder Inhaber dieser Anleihe⸗ scheine die daraus hervorgegangenen Rechte geltend zu machen be⸗ fugt ist, ohne zu dem Nachweise der Uebertragung des Eigenthums verpflichtet zu sein. .

Durch vorflehendes Privilegium, welches Wir vorbehaltlich der Rechte Dritter ertheilen, wird für die Befriedigung der Inhaber der Anlcihescheine eine Gewährleistung Seitens des Staats nicht über nommen.

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucklem Königlichen Insiegel.

Gegeben Kap Kunnen, den 28. Juli 1891.

An Bord Meiner Jacht Hohenzollern“. (L. 8.) Wilhelm R. ̃ Herrfurth. Miguel. Thielen.

Provinz Brandenburg. Regierungsbezirk Potsdam. Anleiheschein des Kreises Templin

ĩ Reichs wãhrung. ; herrlichen Privilegiums

Potsdam bestäͤtigten en Aufnahme einer sschuß des Kreises

haber gültige,

erfolgt

ittels Verloosung 8 1934 einschließ⸗ ens Eins vom

kündigen.

Die durch die verstärkte Tilgung ersparten Zinsen wachsen eben falls dem Tilgungsstocke zu.

Die ausgeloosten, sowie die gekündigten Schuld verschreibungen werden unter Bezeichnung ihrer Buchstaben, Nummern und Betrage, sowie des Termins, an welchem die Rückzahlung erfolgen soll, öffentlich bekannt gemacht. Diese Bekanntmachung erfolgt sechs, drei, zwei und einen Monat vor dem Zahlungstermine in dem „Deutschen Reichs‘ und Preußischen Staats⸗Anzeiger“, dem Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und dem Templiner Kreisblatte. Geht eines diefer Blaͤtter ein, so wird an dessen Statt von der Kreisvertretung mit Genehmigung des Königlichen Regierungs Präsidenten in Potsdam ein anderes Blatt bestimmt.

Bis zu dem Tage, wo solchergestalt das Kapital zu entrichten ist, wird es in halbjährlichen Terminen, am 1. April uns am 1 . von heute an gerechnet, mit Vier vom Hundert jährlich verzinst. .

Die Auszahlung der Zinsen und des Kapitals erfolgt gegen bloße Rückgabe der fällig gewordenen Zinsscheine beziehungsweise dieser Schuldverschreibung bei der Kreis⸗Kommunalkasse zu Templin, und zwar auch in der nach, dem Eintritte des Fälligkeits termins folgenden Zeit. Mit der zur Empfangnahme des Kapitals eingereichten Schuldverschreibung sind auch die dazu gehörigen Zinsscheine, der spãteren Fälligkeitstermine zurück zuliefern. Für die fehlenden Zinsscheine wird der Betrag vom Kapital abgezogen. Die gekündigten Kapitalbeträge, welche inner⸗ halb dreißig Jahren nach dem Rückjahlungstermine nicht erhoben wer⸗ den, sowie die innerhalb vier Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres, in welchem sie fällig geworden, nicht erhobenen Zinsen verjähren zu Gunsten des Kreisez. Das Aufgebot und die Kraftloserklärung ver⸗ sorener oder vernichteter Schuldverschreibungen erfolgt nach Vorschrift der S§§. 838 und ff, der Civilprozeßordnung für das Deutsche Reich vom 35. Januar 1877 (Reichs- Gesetz blatt Seite 83) bezw 5. 20 des Ausführungsgesetzes zur Deutschen Gipilprozeßordnung vom 24. Marz 187d ( Gesetz.Samml. Seite 281). ( ;

Zinsscheine können weder aufgeboten noch für kraftlos erklärt werden. Boch soll Demjenigen, welcher den Verlust von Zins⸗ scheinen vor Ablauf der vierjährigen Verjährungẽfrist bei der Kreis verwaltung anmeldet und den stattgehabten Besitz der Zinsscheine durch Vorzeigung der Schuldverschreibung oder sonst in saubhafter Weise darthut, nach Ablauf der Verjährungsfrist der Betrag der ange⸗ 1 und bis dahin nicht vorgekommenen Zinsscheine gegen Quittung ausgezahlt werden. . . ö

Hir vieser Schuldverschreibung sind halbjährige Zinsscheine bis zum Schlusse des Jahres.... ausgegeben; die ferneren Zinsscheine werden für fünfsährige Zeitabschnitte ausgegeben werden. Die Aus- gabe einer neuen Reihe von Zinsscheinen erfolgt bei der Kreis- Kommunalkasse in Templin gegen Ablieferung der, der älteren Zins⸗

Berlin, Mittwoch, den 9. September

scheinreihe beigedruckten Anweisung. Beim Verluste der Anweisung erfolgt dre Aushändigung der neuen Zinescheinreihe an den Inhaber der Schuldverschreibung, sofern deren Vorzeigung rechtzeitig geschehen ist. Zur Sicherheit der hierdurch eingegangenen Verpflichtungen haftet der Kreis mit feinem Vermögen und mit seiner Steuerkraft.

Deffen jur Ürkunde haben wir diese Ausfertigung unter unserer Unterschrift ertheilt.

Templin, den. ten .

Der Kreisausschuß des Kreises Templin. Anmerkung: Die Anleihescheine sind außer mit den Unter. schriften des Landraths und zweier Mitglieder des Kreisausschusses mit dem Siegel des Landraths zu versehen.

Provinz Brandenburg. Regierungsbezirk Potsdam. . Zinsschenn

.... Reibe

zu der Schuldverschreibung des Kreises Templin

Buchstabe Nr über Mark ;

Hundert Zinsen über .... ... Pfennig.

Der Inhaber dieses Zinsscheines empfängt gegen dessen Rückgabe in der Zest vom 1. April (bejw) 1. Oktober 1. ab die Zinsen der vordenannten Schuldverschreibung für das Halbjabr vom. ten

mit ... . Mark.. Pfennig bei der

te Ausgabe,

Templin, den. Der

Dieser Zinsschein ist ungültig, wenn dessen Geldbetreꝝz nicht inner⸗ halb vier Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres der Jälligkeit er⸗ boben wird. e

Anmerkung. Die Namentunterschriften der Mitglieder des Krelgautzschufses können mit Lettern oder Facsimilestempeln gedruckt werden, doch muß jeder Zinsschein mit der eigenbhändigen Namens⸗ unterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden.

Provinz Brandenburg, Regierungsbezirk Pots dam. Anweisung zum Kreisanleiheschein des Kreises Templin. te Ausgabe, Buchstabe . . Nr. . . . über... Mark.

Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Rückgabe zu der obigen Schuldverschreibung die, te Reihe von Zinsscheinen für die fünf Jahre 1... bis 1... bei der Kreis. Kommunalkasse zu . . . . sofern nicht rechtzeitig von dem als solchen sich ausweisenden Inhaber der Schuldverschreibung dagegen Widerspruch erhoben wird.

Templin, den. ten.. 1 .

Der Kreisausschuß des Kreises Templin. (Unterschriften. ) 3

Anmerkung. Die Namensunterschriften der Mitglieder des Kreisausschusses können mit Lettern oder Faesimilestempeln gedruckt werden, doch muß jede Anweisung mit der eigenhändigen Namens⸗ unterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden.

Die Anweisung ist zum Unterschiede auf der ganzen Blatt⸗ breite unter den beiden letzten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nachstehender Art abzudrucken:

.. ter Zinsschein. .. ter Zinsschein.

Anweisung.

Statistik und Volkswirthschaft.

Der Bedarf an Brotfrucht.

Die Berliner Börsen⸗Zeitung stellt folgende Rechnung auf, welche zeigt, wie wenig gerechtfertigt die Spekulation der Haussepartei in Roggen und die Antikornzoll bewegung sind.

Als Ertrag der Roggenernte werden 100 Millionen Centner, der Weijenernte 40 Millionen, also zusammen 140 Millionen berechnet. „Diese Schätzung ist gewiß mäßig, wenn man erwägt, daß die aller ˖ schlechteste Ernte im letzten Jahrzehnt, diejenige von 1880 81, immer noch einen Betrag von annähernd 144 Millionen Centner ergeben bat. Von diesem Ernteertrage von 149 Millionen Centner soll die Aussaatmenge sehr reichlich mit 25 Millionen Centner in Abzug gebracht werden, sodaß 115 Millionen Centner Broimaterial zum Perbrauch verbleiben. Der Durchschnitt der Jahre ILöso / 9 hat an Weizen und Roggen einschließlich Mehreinfuhr von rund 20 Millionen Ctr. und abzüglich des Saatguts mit 25 Millionen Ctr. einen Durchschnittsrerbrauch ergeben von 159 Millionen Ctr. Nun ist aber in Folge verspäteter Ernte nur sehr wenig neues Getreide zu Markt gekommen.

Auch die nächsten Wochen werden noch wenig Zufuhren vom Lande bringen. Man kann daber annehmen, daß die Landesernte Falls das nächste Erntejabr den gewöhnlichen Verlauf nimmt,. kaum auf elf Monate zu reichen braucht. Die diesjährige Ernte deckt alfo bei ungũnstigster Schätzung einen Monats verbrauch 1065 u Millionen Gentner, während der durchschnittliche Monatsverbrauch des letzten Jahrzehnts 159‚ß12 134 Millionen Centner beträgt. Wir hätten alfo nur nöthig. allmonatlich 236,46 Millionen Centner Brotfrucht einzufübren. Das würde für 11 Monate einen Import von zöz Millionen Centner Brotfrucht ergeben, d. h. eine Importmenge, die auch im Jahre 1884/85 erreicht wurde.

Ein so D Import, welcher sich nach dem bisherigen Durch⸗ schnitts verhältnisse etwa auf 26 Millionen Centner Roggen und 15 Millionen Centner Weizen vertbeilen würde, ist aber durchaus nicht als unbedingt nöthig zu bezeichnen. Es kann daran im Gegen⸗ theil recht erbeblich gespart werden Denn es schränkt sich 1) in theuren Jahren naturgemäß der Verbrauch ein. Diese Einschränkung erreicht, wie die Erfahrungen früherer Jahre ergeben, mindestens So / g ohne der Bevölkerung auch nur zum Bewußtsein zu kommen. Es würde sich die bis zur nächsten Ernte nöthige Verbrauchsmenge dementsprechend um 3 Millionen Centner vermindern, und hierdurch wird die Volks⸗ ernährung in keiner Weise beeinträchtigt, denn es tritt in etwas stärkerem Maße als in billigen Jahren an Stelle der eigentlichen Piotfrucht Hafer oder Maismehl. Die Verwendung dieser Mehlsorte fand schon früher auf dem Lande in kleinerem Maßstabe statt. Sie hat in der letzten Zeit sehr zugenommen und wird sich in Folge lebhafter An⸗ regung aus landwirthschaftlichen Kreisen in der bevorstebenden Ver brauchs periode voraussichtlich so steigern, daß ein Minderverbrauch pon 8 Millionen Centner Brotfrucht sehr knapp berechnet erscheint, zumal die Preise von Hafer und Mais in Folge reicher Ernten ver⸗ hältnißmäßig gering sind. Der Verein Deutscher Stärke⸗ interesf enten regt ferner unterstützt durch die in landwirtbschaft⸗ lichen Kreisen gemachte Erfahrung. daß durch Beimischung von Kartoffeln das Brot wohlschmeckender und schmeidiger wird, obne an Näbrwerth zu verlieren mit Erfolg die Verwendung von Fartoffelmehl an, wobei zu erwähnen ist, daß die früheren Be ürch˖ tungen wegen der Kartoffelernte sich keineswegs zu bewahrheiten scheinen. Hierdurch kann die Verminderung des Verbrauchs an

Brotfrucht unschwer auf 10 Millionen Centner gesteigert werden.

1891.

2) Es ist nicht nöthig, 4 Millionen Centner Roggen zu Branntwein zu verbrennen. Mag für besondere Freunde des reinen Rornbranntweins eine Million Centner Roggen verbrannt werden. 3 Millionen Centner Roggen können im Brennereibetriebe fehr wohl durch Mais ersetzt werden. Die Verwendung des billigen Mais zur Brennerei wird dann auch bei uns sowohl als in Oesterreich in der nächsten Zeit in sehr viel stärkerem Maße statt⸗ finden als früher. 3) Kein Landwirth wird bei den jetzigen Preisen daran denken, feinen Pferden als schweres Futter Roggen zu geben. Hierdurch können bei mäßiger Schätzung, d. h. wenn nur 1 Million schwere Roggen Rationen zu 63 3 erspart würden, der Volksernãhrung 2 Millionen? Centner erhalten werden. 4) In Folge Einführung der Hochmüllerei vermindert sich das Ergebniß an Brod meblé bei der Vermahlung von Roggen und Weizen von Jahr zu Jahr. Ein Mahlergebniß von nur 65 Pfund Tuf den Centner Brotfrucht ist nichts Ungewöbnliches. Es liegt auf der Hand, daß dieses Mahlergebniß ohne die Vol kẽernã hrung oder auch nur die Güte des Brotes irgend zu beeinträchtigen, namentlich bei Verwendung von Mifchmebl (aus Weizen und Roggen) durch schnittlich um 5 oo gesteigert werden kann. Hierdurch würde sich der Import Bedarf abermals um 8 Millionen Centner, also im Ganzen am j F342 4 58 23 Millionen Centner verringern, also nur auf 7t Millionen Centner stellen. ; .

Führen wir mehr Brotfrucht ein, so ist das nur ein Beweis n. a der als Schreckgespenst hingestellte Nothstand nicht vor⸗ anden ist.“

Bei der Invaliditäts⸗ und Altersversicherungsanstalt Bersin find bis Ende August 1659 Anträge auf Gewährung don Alterstenten eingegangen. Von diesen Anträgen sind 1192 an⸗ erkannt, 334 als unbegründet zurückgewiesen, 17 anderweit erledigt und 16 unerledigt auf den Monat September übernommen.

Das sächsische Sparkassenwesen von 1869 bis 1835.

In dem neuesten Heft der Zeitschrift des Königlich sächsischen Statsstischen Bureau bebandelt der Geheime Regierungs- Rath Dr. Fß. Böohmert das säͤchsische Sparkassenwesen. Nach einigen ein seitenden Bemerkungen, in welchen auch das in neuester Zeit so viel besprochene Scherl'sche Sparsystem kritisirt wird, etsehen wir aus einem geschichtlichen Abschnitt über die Entstebung und die erste Ent⸗ wicklung des sächsischen Sparkassenwesens, daß die ersten sächsischen Sparkassen in Dresden, Annaberg und Königsbrück ziemlich zu derselben Zeit errichtet worden sind; die Ein⸗ leitungen dazu wurden scon im Jahre 1818 getroffen. Die Ent wickelung des sächfischen Sparkassenwesens läßt sich in statistischer Hinsickt in zwei Perioden theilen, von 1821 His 1849 und von 1849 bis 1588. In der ersten Periode war der Sxparsinn und auch die Sparkass enstatistik noch wenig ausgebildet Vom Jahre 1849 aber zeigt sich ein außerordentlich starkes Anwachsen der Sparkassen und deren Benutzung. Die Zahl der Sparkassen hat sich in dem 40 jahrigen Jeitraum von 18319 bis 1888 von 49 auf 211 Sparkassen erhöͤbt, Das Guthaben der sfämmtlichen Einleger stieg von 11 700 8185 6 auf 523 057 373 „, die Zahl der zu honoritenden Konten von 81 517 auf 1 NI 68. Die rascheste Zunahme hat in den Jahren von 1871 bis 1874 stattgefunden. Das Fahr 1874 bezeichnet den Höhepunkt. Von da an tritt wieder eine ruͤckschreitende Bewegung ein, welche sich namentlich in dem Verhältniß der Rückzahlungen zu den Einzahlungen abspiegelt. Der Durchschnittswerth eines Svarkassenbuches hat sich von 143,5 6 (1849) auf 3565, 36 6 888) erhöht. Die höchsten Vurchschnittswerthe zeigen die wirthschaftlich ungünstigen Jahre 158.8 und 1880 mit 372,25 bezw. 372,40 MS, was wohl damit zusammen. hängen mag, daß in Folge der wirthschaftlichen Krisis der kleine Mann gejwungen war, seine geringen Ersparnisse zurũck⸗ zuziehen, während größere Einlagen sich nicht in solch zwingender Nothlage befanden. Das Durchschnitisguthaben pro Kopf der Be⸗ völkerung ist stetig gestiegen, nicht ein Jahr der betrachteten 40 weist einen Rückgang auf. Ebenso hat die Zahl der Sparer stetig zu⸗ genommen, denn die Anzahl der Bewohner, auf die ein Sparkassen⸗ buch entfällt, wird von Jahr zu Jahr eine geringere; wäbrend 1849 1 Sparkaffenbuch auf. 235,24 Bewohner entfiel, kam 1888 schon auf 2.24 Bewohner ein Sparkassenbuch. Vergegenwãrtigt man sich weiter, daß 1849 auf einen Kopf der Bevölkerung 6, 18 „, 1888 aber 158,94 ½ in den Sparkassen angelegte Ersparnisse entfielen, so dürfte diese intensive und extensive Sparsamkeit der fächsifchen Bevölkerung als gute Gewähr für eine künftige friedliche soziale Entwickelung unseres Volkes gelten. = Eine am Schlusse des Aufsatzes befindliche graphische Tafel veranschaulicht in lebrreicher Weife die Entwickelunz des Sparkassenwesens sowie deren Verthei⸗ lung und Benutzung in den einzelnen Bezirken des Königreichs.

Zur Arbeiterbewegung. . .

Aus Bochum wird der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ über einen Aufruf berichtet, den die Delegirten der Bergleute des Wattenscheider Reviers an alle Bergleute von Watten⸗ scheid und Umgegend richten, und in welchem um Unter⸗ stützung für einen Saalbau zu Versammlungszwecken ge⸗ beten wird. Aus dem Inhalt des Aufrufs theilt das Blatt Folgendes mit; .

Seit vier Monaten seien alle Bemübungen, einen Saal zur Abhastung einer Versammlung zu bekommen, vergebens gewesen. Trotz der unbestreitbaren Tbatsache, daß die, Herren Saal⸗ besißer nur dann existenzfähig blieben, wenn die Bergleute ihr Geld bei ibnen verzehrten, weigerten dieselben sich dennoch, ibnen Säle zur Verfügung zu stellen. Die Delegirten meinen, es müße Job0 Bergleuten eine Kleinigkeit sein, einen Saal aus eigenen Mitteln erbauen u können. Eine folche stattliche Macht Tänfe sich nicht aut Gnade und Ungnade ergeben, und es sei desbalb Pflicht eines jeden Bergmanns, der Saal und Wohnungsbau Genossenschaft beizutreten.

Die „Rh.⸗Westf. Ztg.“ weist dann auf die Schwierigkeiten hin, die nöthigen Geider aufzubringen und bemerkt: Die Bergleute sind des Zahlens müde. Der Kassirer des Ver⸗ bandes deutscher Bergleute schreit in jeder Ausgabe der Zeitung der deutschen Bergleute um Zahlung der ständigen monatlichen Beiträge, und dieser Rückstand soll gar nicht klein sein. Annähernd 20 900 Bergleute im Verbande sollen über drei Monate keine Beiträge mehr gezahlt haben und viele zahlen sehr unregelmäßig. Die meisten Verbandsmitglieder wollen nun einmal mit dem jetzigen sozialdemokratischen Vorstande nichts mehr zu thun haben. Auch Frau Ihrer und die in nächster Zeit erscheinenden sozialdemokratischen Redner werden wohl wenig an dem Rückgange der Arbeiterbewegung im Industriebezirk ändern können.

Giner Meldung des „Vorwärts“ aus Bremerhaven mu⸗ folge baben die Kohlenarbeiter von Bremerhaven⸗ Rordenham am Dienstag die Arbeit eingestellt. Als Grund der Arbeitseinstellung wird Lohnabzug angegeben. Nach der Darstellung. des Blatts erhielten die Kohlenarbeiter bis jetzt für Verladen von Kohlen von der Landseite aus Tags 8 3. Nachts Ji 3 pro Tonne, von der Wasserseite aus Tags 10 3.

Nachts 13 3 pro Tonne; jetzt sollten für das Verladen der Kohlen