1894 / 115 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 18 May 1894 18:00:01 GMT) scan diff

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wing fast allgemein über das ganz unzureichende Maß der Nieder schläge, welche die Dürre kaum behoben haben, geklagt. Die , waren in der , im allgemeinen annähernd normal, nur aus Galizien und der Bukowina wird zumeist über kühle Tage berichtet. Die Nächte waren aber ziemlich allgemein kalt; doch kam es in den meisten Gegenden nur in der Jeit vom 5. bis 7. Mai zu einem eigentlichen Frost, jedoch erreichte auch dieser meist keine größere Intensität, so daß derselbe häufig als unschädlich bezeichnet wird. In den . war unmittelbar vor dem Frostwetter in verschiedenen Gegenden Schnee bis in die Thalsohle efallen. Aus einer Gegend im südlichen Mähren wird über derart eftige Stürme berichtet, daß auf sandigem Boden Saaten verweht wurden, und aus Galizien liegen viele Klagen über anhaltende, aus⸗ trocknen de starke Winde vor. Mit verschiedenen Ausnahmen, welche fast aus⸗= 6 Galizien und die Bukowina betreffen, war demmach die

itterung außerordentlich günstig, und ist infolge derselben ein höchst erfreulicher Umschwung im Saatenstande seit dem letzten Bericht eingetreten. Nicht nur haben sich alle Saaten, welche uͤberhaupt er⸗ bolungsfähig geblieben waren und welche daz Gros derselben dar⸗ stellen, thatsächlich erholt, sondern es ist auch die Vegetation von obiger Ausnahme abgesehen ungewöhnlich weit vor— . nach verschiedenen Schätzungen durchschnittlich um zwei

ochen was besonders mit Rücksicht auf das ungünstige Ergebniß der Futterernten des Voeorjahrs für den Viehstand von außer⸗ ordentlichem Werthe ist. Die ungewöhnlich vorgeschrittene Vegetation wird charakterisiert . den Umstand. daß Roggen in den, Ebenen von Böhmen und. Mähren sowohl als auch in jenen der Alpenländer größtentheils bereits ausgeschoßt in Aehren stand und theilweise, wie z. B. im Pettauer Bezirk, bereits zu blühen anfing. Speziell für den Roggen kamen zwar in den meisten Fällen die Regen bereits zu spät, um die Be— stockung zu fördern, und steht derselbe demngch größtentheils schütter; doch wurde immerhin die kräftige Entwicklung der Halme ö und ist somit Aussicht auf eine wenn auch nicht vorzüg⸗

liche, so doch gute Roggenernte. Viele kräftig aus dem Winter gekommene Roggensaaten hatten sich aber trotz der Trockenheit im April hinreichend gut bestockt, und diese zeigen nun einen prachtvollen Stand. Manche der letzteren wurden durch Gußregen bereits gelagert. Nur in Galizien und der Bukowina giebt es wenige mit gutem, meist nur solche mit mittelmäßigem und sehr viele mit schlechtem Stande; viele mußten eingegckert werden, nachdem sie sich durch die anhaltende Trockenheit nicht hatten erholen können. Besser konnte der Weizen der Trockenheit widerstehen; doch kann sein Stand in den Nordost⸗Ländern im Durchschnitt 3. nur als mittelmäßig bezeichnet werden, und kamen dort au viele Weizensaaten zur Ausackerung, obwohl, weniger als Roggensaaten. In den übrigen Ländern konnte der Weizen nach dem Regen sich noch besser bestocken, als dies schon vorher der Fall war; derselbe steht nun zumeist hoffnungsvoll, häufig sogar prachtvoll. In vielen Lagen mußte er wegen großer Ueppigkeit e ,, werden. Allerdings kommen auch Ausnahmen vor, welche theils überhaupt einen schwachen Stand, theils Beschädigungen durch die Maulwurfsgrille, den Getreide⸗Laufkäfer, das Grünauge und durch Ackerschnecken betreffen. In manchen Gegenden Galiziens wird ein Ausfall an der Ernte der Wintersaaten auch dadurch ent⸗ stehen, daß wegen Mangels an Saatgut weniger als at angebaut worden war. Die Sommersagaten Gerste und Hafer, deren Anbau nur in mehr gebirgigen Gegenden noch nicht beendet ist, sind beinahe durchgehends recht schön und komplett aufgelaufen, und zwar auch solche, bezüglich deren, wegen der lange verhinderten Keimung, be⸗ reits Besorgnisse gehegt werden durften. Dies gilt im allgemeinen auch für Galizien und die Bukowina. Doch wird es boraussichtlich ziem— lich viel zweiwüchsige Gerste geben, da viele Saaten erst nach dem Regen ihren Stand komplettierten. Die Entwickelung der Soͤmmersaaten 7 bisher zumeist in erfreulicher Weise vor sich, obwohl hie und da . durch den Frost in der ersten Maiwoche, durch den Draht⸗ wurm, in manchen Gegenden Böhmens durch Gußregen und daraus fol— gender Bodenverkrustung und in Galizien durch die Dürre vorkamen und infolge der beiden letzteren Ursachen manche Gerstensaaten gelb wurden. In manchen Gegenden stellt sich auch schon viel Unkraut (in der Hanna Flughafer) ein. Der Anbau der Hülsenfrüchte wurde ebenfalls größtentheils schon beendet, und ist deren Stand recht erfreulich. Der Anbau des Mais wurde zwar in manchen Gegenden, namentlich in solchen der Bu⸗ kowina und der Karst-Länder, bereits beendet, zumeist aber ist der— selbe noch im Zuge; in den Alpenländern mußte er des Regens wegen durch längere Zeit sistiert werden. Wo der Anbau bereits beendet war, sind die Maissaaten bisher gut, nur in der Bukuwina bisher noch wenig aufgelaufen; im Küstenlande ist deren Vegetation schon erfreulich vorgeschritten. Der Kartoffelanbau war in vielen Gegenden schon zu Ende April beendet, in anderen Gegenden, und zwar namentlich in Galizien und der Bukowina, wird er noch fort— gesetzt. Bei Selsan in Böhmen sind schon die ersten Blätter ent— wickelt, in manchen Gegenden hingegen sind die Kartoffeln noch nicht aus dem Boden gekommen, obwohl sie schon zeitlich gelegt worden waren. Hier und da macht sich ein Schaden durch den Frost, in manchen Gegenden ein solcher durch Engerlinge bemerkbar. In manchen Gegenden Galiziens wurden wegen Mangel an Saatgut weniger Kartoffeln als sonst angebaut. Der Anbau der Rüben, namentlich der Zuckerüben, ist zwar in vielen Gegenden, aber noch keineswegs allgemein beendet. Die schon aufgegangenen Saaten haben aber durch Insekten snamentlich Nematoden und Drahtwurm) und durch starke Bodenverkrustung nach Platzregen häufig gelitten, sodaß ziemlich viel Nachbau, beziehungsweise Wiederholung der Saat nöthig ist. Hier und da zeigt sich auch schon Wurjelbrand. Der Klee hat sich, abgesehen von jenen Lagen, in welchen er durch die vor— jährige Dürre, und von denen, in welchen er durch Mäusefraß allzu sehr gelitten hatte, ebenso wie das Wiesengras nach den Regen zumeist sehr schön, kräftig und rasch ent— wickelt, sodaß eine sowohl ausgiebige als zeitliche erste Mahd in Aus—⸗ sicht steht und die Grünfütterung (wenigstens die fogenannte halbe, das heißt nicht ausschließlichh in manchen Gegenden entweder bereits seit mehreren Tagen im Zuge ist oder schon nach wenigen Tagen wird beginnen können. Besonders schön steht meistens die Luzerne und verspricht reichliches Futter. Es ist jedoch nicht zu übersehen, daß im Vorjahre in Böhmen und theilweise auch in Mähren viele Kleesaaten der Dürre wegen überhaupt nicht aufgegangen, noch mehrere später ganz zu Grunde gegangen sind und eingeackert werden mußten, sodaß die gesammte Futter liefernde Fläche in diesen Ländern eine beträchtliche Einbuße erlitten hat, und daß namentlich in vielen Gegenden der Nordost⸗ wie der Rordwest⸗ Länder Futternoth besteht. Zur Beseitigung derselben wurden in Böhmen und Mähren nicht selten manche Kornsaaten abgemäht und grün verfuttert Der Raps steht bereits fast allgemein in voller Blüthe, und ist, in manchen Gegenden Böhmens im Abblühen begriffen. Sein Stand ist ziemlich häufig gut oder sehr gut, etwas seltener nur mittelmäßig oder schlecht. Er leidet zwar ziemlich häufig durch die Glanzkäfer, aber immerhin seltener und weniger, als dies in vielen der verflossenen zwanzig Jahre der Fall war. Ueber das Aufgehen und den Stand des Flachsfes liegen aus QOber⸗Oesterreich, Steiermark, Kärnten, Böhmen und Mähren gute Nachrichten vor. Der Hopfen wurde schon an die Stange ge⸗ führt, hat nach einer Nachricht aus Süd⸗Steiermark schon bis S0 em lange Triebe und nach einer Nachricht aus Qber-Oesterreich schon die halbe Stangenhöhe erreicht; nach einer Nachricht aus Galizien wird er schon zum zweiten Mal angebunden. Sein Stand wird in Ober- Oesterreich, Steiermark und Mähren ziemlich allgemein, in Böhmen und Galizien theilweise gelobt; nach anderen Nachrichten aus Böhmen leidet er bereits etwas durch Nässe und kalte Nächte sowie auch durch den Erdfloh. In der Saazer Gegend ist der Hopfen, obwohl er, gut überwintert hat, im Wachs⸗ thum theilweise zurückgeblieben. Die Reben haben . Fortschritte in der Entwickelung gemacht. Amerikanische Reben haben in der e n. Gegend schon am 3. d. M., in der Kremser Gegend . chon am 18. April zu blühen angefangen; in Dalmatlen

blühen häufig auch einheimische Sorten. In Krain giebt es 3. 80 . lange Triebe. und auf Lesina schon 10 em lange. Trauben. Die Entwickelung ist im allgemeinen sehr n gig „der Traubensatz ist. meistens ziemlich reichlich, be— 3 in Dalmatien, in manchen Lagen aber nur sehr mäßig bit spärlich, was besonders in Steiermark häufiger der Fall ist. Bei naim tragen die jungen Weingärten reichlich, die alten hingegen, welche schon oft an Peronospora gelitten haben, wenig. Peronospora zeigt sich bisher hier und da, wo nicht gespritzt wurde, Oidium hier und da in Istrien, wo der Regen das Schwefeln verhindert hatte. Das Ob st hat mit Ausnahme der Nordostländer, wo dasselbe theils in voller Btüthe steht, theils sogar erst zu blühen anfängt, in den Übrigen Ländern zum größeren Theil schon verblüht; nur die Aepfel blühen meistens noch in den Nordwest⸗Ländern. Die Obstblüthe verlief im allgemeinen ziemlich günstig, obwohl die später blühenden Sorten häufig vom Regen in der Blüthe zu leiden hatten und die Maikäfer in den meisten Gegenden in großer Menge auftraten, wenn sie . der Regen wegen weniger schadeten. Auch der Apfelstecher trat ziemli häufig als Schädling auf, uußerdem schadete hier und da der Frost in der ersten Mai⸗Woche. Trotz dieser nachtheiligen Umstände zeigt sich viel Obst von allen Sorten; jedoch versprechen je nach Verschiedenheit . ö und Blüthezeit meistens nur einzelne Obstsorten eine reiche rnte.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Ober schle lien. .

An der Ruhr sind am 17. Mai gestellt 11026, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. (

In Oberschlesien sind am 16. d. M. gestellt 3937, nicht recht⸗ zeitig gestellt keine Wagen.

Berichtigung. Am 15. d. M. sind an der Ruhr nicht, wie in Nr. 113 d. Bl. gemeldet worden ist 1985, sondern nur 84 Wagen nicht rechtzeitig gestellt worden.

Zwangs-⸗Versteigerungen. .

Beim Königlichen Amtsgericht i Berlin stand am 16. Mai im Wege der Zwangsvollstreckung das im Grundbuche von Friedenau Band 13, Blatt Nr. 859, auf den Namen des Kauf⸗ manns Otto Rückert zu Friedenau eingetragene, ebendaselbst, Prinz Handjerystr. 86, Ecke Albestraße, belegene Grundstück, zur Versteigerung. Dasselbe ist bei einer Fläche von zig a mit 4500 6 Nutzungswerth zur Gebäu desteuer veranlagt. Mindestgebot 530 ιο, Für das Meist⸗ gebot von 112 010 S½ς wurde der Baumeister Richard Draeger zu ö Ersteher. Das Verfahren der Zwangsversteigerung des im

rundbuch von Schöneberg Band 24 Blatt Nr. 99 auf den Namen des Kaufmanns Oskar Jonas eingetragenen, zu Schöneberg, Nollendorfstr. 33, belegenen Grundstücks ist aufge⸗ hoben. Die Termine am 6. und 9. Juni d. J. fallen fort.

Preußische Feuerversicherungs-⸗Aktiengesellschaft zu Berlin. Nach dem Geschäftsbericht hat sich die Versicherungs— summe von 1129 205 727 S in 1892 auf 1 166578719 in 18593, also um 37372 992 S erhöht. Die Prämie betrug im Jahre 1892 2235 108, '5 M, im Jahre 1893 2 350346, 02 6, weist demnach einen Zugang von 116 237,27 S. guf. Die Zahl der Versicherungen im direkten Geschäft stieg von 126 461 Stück auf 138 639 Stück, also um 12178 Stück, von dieser Erhöhung entfallen 11 985 Stück auf gewöhnliche Risiken, sodaß sich der Prozentsatz der letzteren von 65,34 auf 6739, also um 1K,96 Jo erhöht. Die Zahl der Brandschäden ist von 7625 in 1897 auf 8686 in 1893, also um 1071 gestiegen, und haben sich die Entschädigungsbeträge unter Berücksichtigung der Brand⸗ schaden⸗Reserven um 117714414 4 höher als im Vorjahr gestellt. Der Abschluß weist deshalb einen Verlust von 81 227,40 MS auf.

Nach dem in der gestrigen Generalversammlung der Glad⸗ bacher Feuerversicherungs⸗-Gesellschaft erstatteten Geschäfts⸗ bericht pro 1893 ist ein Reingewinn von 45 9604,60 M erzielt und auf neue Rechnung vorgetragen worden. Die Brutto⸗-Prämieneinnahme ist um 107 882,20 S von 2937 539,80 , auf 5 45 422 d ge⸗ stiegen. Die im Berichtsjahre in Kraft gewesene Versicherungssumme betrug 1 887 301 188 6, wovon Ende des Jahres noch 1 803 847 360 C bestanden. Die Gesellschaft wurde im Rechnungsjahre von 2403 Brand⸗ und Eaplosionsschäden betroffen. Die Zahl der Schäden betrug 16365 in 1391 und 2138 in 1892, und wird demnach eine rapide Zunahme derselben konstatiert. Die Schäden betrugen für eigene Rechnung 1211 477,50 . (i. V. 1 246 9650,10), d. i. weniger als im Vorjahre 35 472,60 9M. Auch bei den Glasschäden ist mit 1023 gegenüber dem Vorjahre eine Steigerung um 149 eingetreten, und blieb demzufolge auch das Er— trägniß dieses Geschäftszweiges hinter demjenigen früherer Jahre zurück. Die Prämienreserve ist wiederum mit 50 CυάC der Prämien⸗ einnahme für eigene Rechnung mit 711 598, 60 MS (i. V. 707 290,70) eingestellt. Der Effektenbestand hat sich von 1124 425,50 SM auf L150 21850 M, also um 5793 ½, und der Hypothekenbestand hat sich von M7 500 M auf 934 500 M, also um 17 000 ½ gehoben.

Der in der gestrigen Generalversammlung der Gladbacher Rückversicherungs-Aktiengesellschaft erstattete Geschäfts⸗ bericht pro 1893 bezeichnet das Berichtsjahr als im allgemeinen für die deutschen Feuerversicherungs-Gesellschaften direkten wie Rück⸗— versicherungs, Gesellschaften außergewöhnlich ungünstig, weit un— günstiger noch als das Vorjahr. Die Versicherungssumme betrug 490 382 4397 ½½, wovon am Schluß des Jahres 412 806785 ι in Kraft verblieben. Die Prämieneinnahme betrug 1426381 M (i. V. S7 777.10 S). Die Prämienreserve stellt sich auf 445 232,80 . der 1 062 341,10 M betragenden Prämieneinnahme für eigene Rechnung. Die Schäden des Rechnungsjahres betrugen 4708 (3952 i. V. mit sb0 884,50 ½, wovon 210 685,60 M auf die Retrozessionäre entfallen. Die am Jahresschluß schwebenden Schäden betragen 187 246,60 „, wovon 46 755,60 ½ς auf die Retrozessionäre entfallen. Es ist ein Ueherschuß von 45 000 e erzielt, der gemäß 5 48 des Statuts zur Abschreibung auf den noch ungedeckten Kapitalverlust zu verwenden ist, welcher sich infolgedessen auf 80 000 0 vermindert.

Saal-⸗Eisenbahn. Die Gesammteinnahme für April stellt sich vorläufig auf 119133 gegen vorläufig 113 169 S und endgültig 123 444 M in 1893. Die Gesammteinnahme für die ersten vier Mongte des laufenden Jahres betrug vorläufig 427 983 06, gegen vorläufig 389 469 6 und endgültig 415 219 im Vorjahr.

Börse zu Düsseldorf. (Amtlicher Preisbericht vom 17. Mai 1894.) Der Kohlen- und Eisen markt sind unverändert. (Berechnung in Mark für 1000 kg und, wo nicht anders bemerkt, ab Werk) Kohlen und Koks. 1) Gas⸗ und

lammkohlen: Gaskohle für Leuchtgasbereitung 10— 11,00, Generator—⸗ ohle 8,09 59. Gasflammförderkohle 8,50 g,.56; Y)) Fett⸗ kohlen; Förderkohle 759 - 8,90, melierte beste Kohle 8,50 50, Kokskohle 6— 7,90; 3) Magere Kohlen: Jorderlohle 78, melierte Kohle 8— 19, Nußkohle Korn j (Unthracit) 18,00 = 20,00; c. Koks: Gießereikoks 13ů,50 14550, Hochofenkoks 11, Nußkoks,

ebrochen 11 15; 5) Briquetts S8, 50 -— 11,60. Erze: 1) Roh⸗ e „öb0 = 8,00, 2) Gerösteter Spatheisenstein 1050 11,59, 3) So⸗ morrostro f. o. b. Rotterdam —, 4) Nassauischer Rotheisenstein mit ca. 50 oo Eisen 8,0 , 60, 5 Rasenerze franc Roheisenz 1) Spiegeleisen a 19– 12 . Mangan h2, 2) Weißstrah— liges Qualitäts⸗Puddelroheisen; rheinisch⸗westfälische Marken 47, Sieger⸗ länder 45, 3) Stahleisen 4150 = 48, 4) Engl. . ab D n en Y) Spgnisches Bessemereisen Marke Mudela gif. Rotterdam —— 6) Deutsches do. ——, 7) Thomaseisen frei . 4709, 8) Puddeleisen (Luxemburger Qualität) 37,00, Y) Englisches Roheisen Nr. IL ab Ruhrort 56,00, 10) Luxem—⸗ burger Gießercieisen Nr. III ab Luxemburg 43,99, 11) Deutsches , . Nr. I 63, 19) do. Nr. II 15) do. Nr. III 54, 14) do. Hämatit 63, 16) Spanisches Hämatit Marke Mudela ab Ruhrort 69 -= 70. gta g en ewöhnl. Stabeisen 110 —- 115. Bleche: h Gewöhnliche Bleche 120 4136, 2) Kesselbleche 1529 166, 3) Fein bleche 1235 155. Draht; 1) Eisenwalzdraht ——, 3) Stahl⸗ waljdraht ——. Nächste Börse am 7. Juni 1894.

Pfälzische Gisen bahnen. Für den April 1894 betrugen

die Einnahmen aus dem Personenverkehr 417576, 42 ½ (- 22 bod, 29 4 gegen April 1893), aus dem Gütertransport 1981 895,5 ( 46 377,3æB8 MJ, aus dem Kohlentransport 289 873,50 4. * 39 552, 98 (), im ganzen also 1 789 255,51 MS (4 63 232,95 6h. n den verflossenen vier Monaten des Jahres 1894 belief sich die Einnahme aus dem Personenverkehr auf 1 507 661.80 4 57 309, 35 ιε), aus dem Gütertransport auf 3 934 847,75 ( 58 3953,17 Mt), aus dem Kohlentranspert auf 1218 8561 ( 169 100,13 606), insgesammt also auf 6 661 370,55 294 80 63 . .

Hessische Ludwigsbahn. Die Einnahme im April be— trug auf dem nichtgarantierten Netze 1 477 639 66 &= 51 378 w. Auf den Personenverkehr entfallen 529 759 S6 (— 26 302 6 auf den Güterverkehr 900 099 M ( 10 7658 M.) und auf die Extra! ordinarien 47781 M (— 14320 6). Die Einnahme seit Januar beträgt 5 469 133 M (4 38 836 6). Auf dem garantierten Netze wurden 188138 M (— S048 A) und seit Januar 695 834 C 15610 ) eingenommen. Unter Berücksichtigung der ermittelten Differenzen beziffert sich auf dem nichtgarantierten Netz⸗ das Plus seit Januar auf 41 01 6, auf dem garantierten Netz auf 7395 06

Gotthardbahn. Die Betriebseinnahmen betrugen im April 1894 für den Personenverkehr 526 009 (im April 1893 56 000) Fr., für den Güterverkehr 889 000 (im April 1893 49 000) Fr., verschiedene Einnahmen im April 1894 50 000 (im April 1893 40 00) Fr., zusammen 1 465 000 (im April 1893 15350 000) Fr. Die Betriebsausgaben betrugen im April 1894 640 009 (im April 1893 635 000) Fr.; demnach Ueberschuß im April 1894 825 000 (im April 1893 715 000) Fr.

Kattowitz, 17. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des QOberschlesischen Walzwerkverbandes wurde konstaliert, daß die Oberschlesischen Werke auf vier Monate mit Arbeit versehen sind, und daß das russische Geschäft sich weiter günstig entwickelt. Ez wurde beschlossen, die bisherigen Preise zu halten.

Magdeburg, 17. Mai. (. T. B. Zucterbe richt. Kornzucker exkl., bon 92,9 neue 1290, Kornzucker exkl. S8 ö Rendement neue 12, 15, Nachprodukte exkl., 76 o / o Rendement 9.30. Ruhig. Brotraffinade J. —, Brotraffinade II. Gen; zMRaffinade mit Faß ——, Gem. Melis ., mit Faß Geschäftslos. Rohzucker. J. Produkt Transito f. 4. B. Hamburg pr. Mai 1175 Gd, 11.86 Br., pr. Juni 11.85 Gd, 116575 Br. pr. Juli 11,625 Gd., 11,6743 Br., pr. Oktober⸗Dezember 11,274 bez. u. Br. Schwächer.

Düsseldorf, 17. Mai. (W. T. B.) Amtlicher Bericht der Montanbörse. Der Kohlen- und der Eisenmarkt sind un— verändert. r

Frankfurt a. M. 17. Mai. (Getreidemarktbericht von Joseph Strauß) Weizen ab Umgegend 14— 1 46, frei hier 144 * 16, ausländische Sorten (Redwinter, Kansas, La Plata) er⸗ drückend offeriert, die Notiz bleibt 145 155 S6, je nach Qualität und Herkunft. Roggen hiesiger 124 6 nominell, russischer 123. Gerste, bayerische (Ochsenfurter Gau) 13ᷓ— 406, unsere Wetterauer 13 S, rumänische ebenso. Eine schöne Futtergerste 19— 4. 6 vergebens am Markt. Hafer: Die Notiz bleibt 14 4—- 15 , exquisite viel darüber. Mais beschränktes Geschäft, Mixed und Bonau 103 46, beschädigtes sehr unregelmäßig gethan. Futterstoffe. Für alle Artikel herrschte eine mehr oder weniger flaue Tendenz. Roggenkleie 9 ca.; Weizenkleie 8 6; Heu per Itr. 4—5 M ; Roggenstroh (Handdrusch) per Ztr. 3 AM; Malzkeime 9 bis z getrocknete Biertreber 10 Sς; Spelzenspreu per Ztr. ea. 18 4 Torfstreu per Ztr. 1,20 MM; kleine Saaterbsen 133 M; hochfeine dar⸗ über. Milchbrot- und Brotmehl im Verband 59 42 , norddeutsches und westfälisches Weizenmehl Nr. 00 19 bis 29 ½ , Weizenmehl, hiesiges Nr. O 24 25 „S, Roggen . loko hier, Nr. O 185 193 S6, Nr. 0/1 17— 18 ½, Nr. 1 16

is 7 Ml

Leipzig, 17. Mai. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata Grundmuster B. per Mai 3,25 , er Juni 3,277 „S6, per Juli 3,30 M6, per August 3,823 M, per September 3,323 M, ver Oktober 3,30 S6, per November 3,339 „S, per De— zember 3,79 ο, per Januar 3,40 MS, per Februar 3,43 „S6, per März 3,45 S, per April 3,45 M .

Wien, 17. Mai. (W. T. B.) Der Verwaltungsbericht der Oesterreichischen Staatsbahnen für 1893 weist einen Ueber— schuß der Einnahmen von rund 4 Millionen Gulden gegenüber dem Jahre 1892 auf. Die Mehreinnahme in den ersten bier Monaten des Jahres 1894 beträgt gegen den entsprechenden Zeitraum des vorigen Jahres 29/10 Millionen Gulden.

Wien, 17. Mai. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn in der Woche vom 7. Mai bis 14. Mai 903783 Fl., Mehr—⸗ einnahme 117 209 Fl.

Lon don, 17 Mai. (W. T. B.). Das Comité der Besitzer urugugayscher Staatsschuldverschreibungen theilt mit, daß aus Montevideo 39 800 Pfd. Sterl. für den Dienst der Staatsschuld abgesandt sind. ö steti London, 17. Mai. (W. T. B.) Wollaukti on. Preise

etig.

An der Küste 6 Weizenladungen angeboten.

bo Javpagzucker loko 14 ruhig, w üben ⸗Roh zucker loko 11 matt. Chile⸗Kupfer 394, pr. 3 Monat 391i / iz. ö

Bradford, 17. Mai. (W. T. B.) Wolle ruhig, Croßbreds begehrt. Stoffe ruhig, für Inland ziemlicher Begehr.

St. Petersburg, 17. Mai. (W. T. B.) Produ kten⸗ markt. Talg loko 5700, ꝑr. August . Weizen loko 97h. 6 loko 6,109. Hafer loko 3,90. Hanf loko 44, 00. Leinsaat e .

. Zuckersyndikat ist auf weitere fünf Jahre verlängert worden.

Am ster dam, 17. Mai. (W. T. B.)) Java⸗Kaffee good ordinarv hIz. Bankazinn 453. .

Konstantinopel, 17. Mai. (W. T. B.) Die Einnahmen der Türkischen Tabackregie⸗Gesellschaft betrugen im Monat April 1894 18 600 000 (ohne Export) Piaster gegen 18 000 000 Piaster in der gleichen Periode des Vorjahres. ; .

Die Betriebseinnahmen der Anatolischen GEisenbahn betrugen im März 1894 224 380, 0s Fr. oder 388,20 Fr. per Kilo⸗ meter; die Betriebsausgaben stellten sich für denselben Monat auf 158 546,91 Fr. oder 4,30 Fr. per Kilometer. Für die Zeit vom 1 Januar, bis 31. März 1894 betrugen die Betriebzeinnghmen 689 080,48 Fr. oder 1176,51 Fr. per Kilometer, die Betriebtzaus⸗ gaben 484 24,04 Fr. bezw. 837,41 Fr. ;

New- Pork, 17. Mai,. (W. T. B.) Die Börse eröffnete fest und lebhaft, auch im weiteren Verlauf trat allgemeine Steigerung ein. Schluß vorherrschend träge. Der Umsatz der Aktien betrug 201 000 Stück.

Die Goldgusfuhr seit Montag beläuft sich auf 3 200 000 Dollars. Am Sonnabend sollen noch weitere 3 Millionen Dollars Gold verschifft werden. .

Weizen eröffnete schwach infolge lebhafter Verkäufe für lokale und auswärtige Rechnung, sowie auf günstige Ernteberichte. Dann vorübergehend bessere Stimmung. Später wieder nachgebend infolge reichlicher Verkäufe, sowie auf bessere Ernteschätzungen von privater Seite. Schluß schwach. Mais einige Zeit . nach Eröffnung auf unbedeutende Ankünfte, später Reaktion. Schluß träge.

Chieago, 17. Mai. (W. T. B.) Weizen fallend während des ganzen Börsenverlaufs mit wenigen Reaktionen infolge matter ,, und reichlicher Verkäufe, sowie auf günstige, Ernte⸗ berichte. Die Grandtrunk⸗Eisenbahn verweigert die Beförderung von Getreide aus Mangel an Kohlen. Mals steigend nach Er— öffnung infolge großer Käufe, worauf Abschwächung und fallend.

Zweite Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

*

Berlin, Freitag, den 18. Mai

1894.

Mn 115.

Deutsches Reich. FRüben-Verarbeitung sowie Einfuhr und Ausfuhr von Zucker im deutschen Zollgebiet

im Monat April 1894.

Verwaltungs ⸗Bezirke. briken,

(Steuer⸗Direktiv· Bezirke.) die Rüben verarbeitet haben.

Verarbeitete von ausländischem

Einfuhr Ausfuhr von inländischem Zucker

Zucker in den freien der Klasse:

Rüben⸗ Verkehr.

mengen. Raffi ö . nierter Rohzucker. ; ͤ ö Zucker. des Gesetzes vom 31. Mai 1891.

C.

Preußen. Ostpreußen. J Vestpreußen Brandenburg ommern . . chlesien Sachsen . Schleswig ⸗Holstein Hannover Hestfalen essen⸗Nassau heinland..

2

1060 kg netto.

J

Summe Preußen

bayern. Eachsen⸗ Vůrttemberg e, . Necklenburg Ihüringen Idenburg . graunschweig nhalt Lübeck. Fremen. hamburg... Gglsaß⸗Lothringen. Uuxemburg

IJ

4099 343

15 r 17 36 165 83

J— JJ

JJ Hierzu in den Monaten August 1893 bis März 1894.

273 473 257719 3214 64 161 ib

9 647 285 106433 878 2747 4245

zusammen August 1893 bis April 1894.

In demselben Zeitraum des Vorjahres Berlin, im Mai 1894.

3 518 17 1871879

1056 4335 5558 73737. I 3 562 oa] 2 656 274

97 S895 155 3558 66633

Kaiserliches Statistisches Amt.

von

Scheel.

Kunst und Wissenschaft. Große Berliner Kunstausstellung.

J. Religiöse Malerei.

L. K. Wer unsere diesjährige Ausstellung durchwandert, mpfängt kaum den Eindruck, daß ein heftiger Kampf um eue Kunstanschauung gegenwärtig ausgefochten wird. Statt dr Vorkämpfer sehen wir die Ersatztruppen in stattlichen Jassen mit solider Ausrüstung, aber ohne jenen Wagemuth, n nur das Feuer des Gefechts erweckt. Gleichwohl unden sich die neuen Ziele, nach denen die Künstler— shantasie heute ringt, auch hier an. Zahlenmäßig iberwiegen gegen frühere Ausstellungen diejenigen Kunst— perke, welche das ideale Moment der Darstellung stärker ktonen. Religiöse, geschichtliche, mythologische und allegorische Stoffe beschäftigen wieder lebhafter die Einbildungskraft. Vie die Wendung zum Naturalismus hat sich auch' dieser

Umschwung zuerst in Frankreich vollzogen; wenngleich die

deusche Kunst mit wenigen Ausnahmen von den krank— sasten Auswüchsen des Symbolismus und Mystizismus bis— her verschont blieb, hat sie doch die Neigung zum Abstrakten bon dort übernommen. Die Kraft, aus dieser Neigung heraus birklich Neues, dem modernen Empfindungs⸗ und Gedankenleben kbenmäßiges zu schaffen, den Geschmack, der auf diesen Grenz⸗ gebieten des sinnlich Darstellbaren die richtigste Grundbedingung des Erfolgs bildet, besitzt sie nur in fehr bescheidenem Um— inge. Die Mehrzahl der deutschen Künstler sieht in dem neuen 3 nur die Aufforderung, kur alten, abgelebten Schablone der Gedankenmalerei zurückzukehren. Freilich ist ii Schule des Naturalismus nicht ohne jede Nach⸗ vitkung geblieben; die Ausdrucksfähigkeit, die Beherrschung der technischen Mittel hat ohne Zweifel an Umfang nd Tiefe zugenommen. Typisch für diese Entwicklung it, der hervorragendste unter den deutschen Malern nligiöser Stoffe, Fritz von Uhde, der nach der Eröffnung die Ausstellung noch mit einem Bilde der Verkündigung an die Hirten beschickt hat. Seit Rembrandt ist die heilver⸗ heizende Botschaft selten eindringlicher, mit tieferer Ueber⸗ sugung künstlerisch verkündet worden, als hier. Die Echtheit s Staunens über die himmlische Erscheinung in den wetter⸗ arten Zügen der Herdenwächter, der visionäre Glanz, der die rte Gestalt des überirdischen Boten umfließt, die Züge des Engelantlitzes mit ihrem verklärten Ernst alles wirkt . einem mächtigen Eindruck zusammen. An der unstlerischen, wie religibsen Ueberzeugung solcher Schöpfungen

jweifeln, wäre ebenso. ungerecht, wie frivol. nun sehr wenige andere religiöse Darstellungen reichen an nel Uhde sch Werk heran. Am ehesten darf Neuhaus [einein tiefempfundenen und malerisch feinabgestimmten n. von Lazarus und dem Reichen Anspru erheben, en Uhde genannt zu werden. Wie schwächlich erscheint da= Hin troß des ersichtlichen Strebens nach Uhde 'scher Auffassung u gel 3 hr stuß als Kinderfreund (183); nichts lehrt mehr e Größe es aus einem reichen Seelenleben schöpfenden iter, als derartige äußerlich beeinflußte Nachahmungen. Von

her Nachahmung ist auch Ernst Hausmann nicht frei⸗

zusprechen, obwohl der Entwurf seines Osterbildes (604) nicht einer gewissen ernsten Größe entbehrt; wäre der Ausdruck seiner Köpfe nicht gar so schwächlich und sentimental, so dürfte man den Künstler zu einer gelungenen Schöpfung ,, Aber die Mischung von hohem Gedankenflug, theatralischem Pathos und reichlicher Empfindsamkeit hat leider keinen harmonischen Zusammenhang ergeben. Weit ergreifender, obwohl ohne jeden Aufwand an aͤußerlichen Mitteln, wirkt der Christuskopf des Grafen Harrach mit seiner „Charfreitagsfrage“. Der Er— lösertypus ist aus demjenigen der deutschen Altmeister ent⸗ wickelt, aber der Gefühlsinhalt durchaus modern. Franz Stuck dagegen giebt uns in seiner Piet (1571) eine fast wörtliche Kopie des bekannten Christusleichnams von ö im Baseler Museum, den schon sein ehemaliger Besitzer als „ein tobten Bild cum titul Jesus Nazarenus rex“ in seinem Inventar bezeichnete, und stellt daneben eine in leidenschaftlichem Schmerz ihr Antlitz verhüllende Madonna, auch diese archaisirend; aber man empfindet zu deutlich die verschiedene Herkunft beider Gestalten, jede Andeutung ihres Zusammenhangs ist zu ab⸗ sichtlich vermieden. Trotzdem liegt mehr Ausdruck in dieser Komposition als in derjenigen des gleichen Gegenstandes von Habermann (573), deren mit Ribera und Ribot wetteifern⸗ des Kolorit kaum minder affektiert erscheint, als die Ueber— treibung des Ausdrucks in der Gestalt der Maria. Man muß nicht um jeden Preis neu und geistreich sein wollen, wenn man ohnehin auf Anleihen angewiesen ist. Damit soll nicht formaler Leerheit das Wort geredet sein, wie sie bei aller Vornehmheit und technischer Gewandtheit in Hermann Kaulbach's Ruhe auf der Flucht (630) zu Tage tritt, von Werken wie Plockhorst's barmherziger Samariter und Ohe's Pietaä a ganz zu schweigen. Im Sinne der Diezschule ist die iet? Tichy's gehalten, nicht ohne Reminiscenzen an Feuer⸗ bach, kühl, vornehm, gleichgültig. Pauwel''s Christus als Tröster eines sterbenden Kriegers ist von der letzten Ausstellung her bereits bekannt, ebenso ist Scheurenberg's Madonna mit dem Schasfhirten nur eine kleinere Wiederholung des 1893 aus⸗ gestellten Gemäldes. Franz Z3immermann'sletztes Abendmahl folgt den Spuren Gebhardt s, dessen Ausbleiben schmerzliches Bedauern erweckt; nur verweichlicht er dessen kernige Eigenart, wahrscheinlich aus dem Gefühl heraus, dadurch der Darstellung den Anschein des Profanen zu nehmen. Er ahnt nicht, wie viel mehr Kraft und Charakter aus den schlichten Köpfen der Gebhardt'schen Apostel spricht, als aus den füßlichen Zügen der seinigen. Auch F. Müller⸗Münster erhebt sich in seinem Christus im Tempel (1178) ö. viel über das Typische, obwohl die Komposition sichtlich jeden Anklang an verwandte Darstellungen vermeidet. Wilhelm Räuber, der Kostümmaler des dreißigjährigen Krieges, überrascht seine Verehrer diesmal durch einen heiligen Hubertus, der in der Behandlung der Landschaft und des visionären Glanzes, welcher die Gestalt des Hirsches umgiebt, deutlich verräth, daß Herterich's Schöpfungen nicht ohne Eindruck auf seine Münchner Genossen geblieben, was freilich nicht von Glötz' großer Kreuzigung gilt, die ganz in den ausgefahrenen Gleisen der Pilotyschule sich bewegt.

Originell, aber wenig erfreulich ist Felix Possart's

Darstellung des Abendmahls, aus der man den brillanten Koloristen kaum wiedererkennt. Unter den Künstlern der jüngeren Generation . sich Willy Spatz in Düsseldorf durch selbständige Auffassung und eine liebenswürdige Anmuth aus, die in den Engelsgestalten seines „Stalls zu Bethlehem einen unwiderstehlichen . auf den Beschauer ausübt. gef h verführt seine egabung ihn nicht, allzu einseitig die

ierlichkeit zu kultivieren. Die Befürchtung des Gegentheils liegt bei dem 3 schaffenden August von Brandis nahe, der bei seiner großen J,, . nicht selten in leere Deklamation verfällt und in inzelheiten schülerhafte Nachlässigkeiten vermeiden sollte. Jugendlicher Feuereifer treibt auch L. . in seinem Ecce homo über das Ziel heul, odaß die Schärfe der Charakteristik ins Brutale um— chlägt; jedenfalls beherrscht Fahrenkrog die Farbentechnik mit großer Sicherheit, die Herrschaft über seinen jugendlichen Titanendrang wird er sicher auch erringen.

Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. Sitzung pom 9. Mai 1894. Herr Dr. Hintze besprach das Ergebniß der für die Acta Borussica von ihm angestellten archivalischen er n en., bei denen er sich nicht auf die bisher fast aus⸗ chließlich benutzten Akten über die Reform in Pommern und beim Kammergericht beschränkt, sondern das gesammte auf die übrigen Provinzen bezü liche Material mit herangezogen hat. Er wies darauf hin, da diese Ausdehnung nicht ich tg sei für das Gesammturtheil über die Bedeutung jenes Werkes im großen und ganzen. Die Cocceii'sche , erscheine darnach in der Hauptsache als ein Stück Behördenorganifation, die ganz von den Tendenzen der Cpoche Friedrich W n L. getragen, ge⸗ wissermaßen nachträglich für die Gerichte durchgeführt habe, wat schon früher durch die Verwaltungebehörden geschehen . Es handle sich, dabei im Grunde, nur um die Umwandlung der bisher noch wesentlich territorialen Gerichtsverfassung in eine staatliche, um die Ausgleichung des Ge ensatzes, der zwischen dem Geist des neu ffn, Beamtenstaats und den rück⸗ ständigen Organisationsformen der Gerichte sich geltend machte, und aus dem ein großer Theil der Uebel, an denen die Juftiz damals krankte, zu erklären ist. Der territoriale Typus der Gerichtsverfassung war zwar durch das 17. und die erste . des 18. Jahrhunderts mit ihren absolutistisch⸗zentralisierenden Tendenzen nicht unverändert hindurchgegangen; die Ober⸗Gerichte waren theilweife bereit zu Beamten kollegien geworden, aber es fehlte noch überall an einheit icher Or anisation, strenger Disziplinargufsicht, vor allem an staatlichem Pflichtgefühl des Personals; statt dessen machte sich vielfach eine begueme vornehme Lässigkeit, spröde territoriale Abfonderung, flän⸗ dische Exklusivität bei diesen Landeskolle gien geltend, die überhaupt dem sich bildenden Gesammtstaat als etwas ene gegenüberstanden, von ihm mit Mißtrauen angesehen wurden. Hier lag auch die Wurzel für die Entstehung einer weitgreifenden Jurisdiktion der Verwaltungs behörden, für die Ausdehnung der Militär⸗Gerichtsbarkeit, für die Bewahrung einer weitgehenden geistlichen Rechtfprechung bei den Konsistorien. Alles dies konnte . geändert werden, als die Gerichte zu wohldisziplinierten, dem Beamtenftaat einverleibten, rein König⸗ lichen Behörden geworden waren. Das Wesen dieser Umbildung erläuterte der Vortragende an einzelnen Punkten von besonderer Wichtigkeit, so an der Kombingtion konkurrierender Gerichtskollegien, der Reglerungen und Hofgerichte, an der Besoldungs⸗ und Finanzfrage, die bei der Abneigung des Königs für die Reform Geld herzugeben, zu einer außerordentlich schwierigen wurde, ferner an dem einheitlichen Aufbau der Instanzen mit dem Tribunal an der Spitze als oberster Revisionsbehörde für die gesammte Monarchie, an der damit im Zusammenhange stehenden neuen Einrichtung eines geordneten Beschwerdewesens, durch welches die Supplikation an den Monarchen sehr wesentlich eingeschränkt wurde, endlich an der beamtenmäßigen Umbildung des Richter⸗ und Advokatenpersonals. Weniger geschah für die Untergerichte, deren patrimonialer Charakter überhaupt unter Friedrich II. nicht angetastet worden ist; doch bereitete die Einrichtung der Landgericht; in Kleve⸗Mark, der Aemterkollegien in Preußen schon die spätere Einrichtung der Domänen⸗Justizämter vor. Vor allem aber ward die Unter⸗Instanz einer scharfen Aufsicht durch die Provinzial⸗Kollegien unterworfen. Zum Schluß wies der Vortragende darauf hin, daß die Be⸗ deutung, welche das eformwerk für eine rückschauende historische Betrachtung hat, sich keineswegs deckt mit den Plänen und Absichten, von denen Cocceji und der König ausgingen. Sie wollten den nächsten Bedürfnissen genügen; sie kamen dazu, einen großen ge⸗ schichtlichen Entwicklungsprozeß zum vorläufigen Abschluß zu bringen. Herr Graf zur Lippe⸗Weißenfeld theilte die Kabinets⸗ Ordre vom Februar 1780 mit, durch welche Friedrich der Große das Gesuch des Generals Chasot, sich Chasot-⸗Hohenfried⸗ berg nennen zu dürfen, mit der Begründung abschlaͤgt, „da er sonst allen Offizieren des Regiments Baireuth⸗Dragoner diesen Beinamen gewähren müsse, was doch nicht angehe'. Herr Oberst · Lieutenant Schnackenburg wies auf die Unzuverlässigkeit der Zeitungs⸗ berichte über die Kriegsthaten Friedrich's des Großen hin, indem er von dem . Korrespondenten“ ausging, der am 31. Dezember 1746 meldet, unter welchen ö Glogau kapituliert hat, während in der That diese Festung erst am 8. Mär; 1741 erstürmt worden ist. Herr Archivar Dr. Meinardus, sprach über eine im Sommer 1649 in Kleve—⸗ Mark verbreitete Schmähschrift gegen den Kur fürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg und einige seiner ersten the, namentlich Konrad von Burgsdorf. N äch einer Schilderung der politischen Situation jener Tage ging der Vortragende die hauptsächlichsten gegen Burgsdorf geschleuderten Schmähungen im einzelnen durch und wies namentlich auf die eigenthüm · lichen, an verschiedenen Stellen vorkommenden Beziehungen auf die Mitglieder des Oranischen Hauses und die Niederlande selbst hin. Die mit ehe, Strenge geführte Untersuchung vermochte zwar nicht, den Verfasser des Pasquills zu entlarven, doch fanden 6 unter den Papieren des 6 Raths Joh. von Diest, auf den sich der Verdacht lenkte, chriftstücke ähnlichen Inhalts, von denen einzelne Stellen sogar dem Wortlaut nach sich in dem Pagquill wiederfanden. Joh. v. D. wurde beinahe ein halbes Jahr in Unter- suchungshaft gehalten, dann aber vom Kurfürsten begnadigt, soweit seine Person betroffen war. Die beleidigten Beamten führten den Kriminalprozeß gegen v. D. weiter. Burgsdorf und die anderen Räthe ieren mehrere eingehende Ehrenerklärungen seitens ihres Kurfürstlichen Herrn. Der Vortragende suchte auch aus dem sonst noch über Burgsdorf bekannten fg fiche Material nachzuweisen, daß sein Charakter fleckenlos aus dieser Verleumdungsaffaire hervor⸗ geht. Aus dem Umstande, daß v. D. seine Begnadigung der Prin⸗ zessin Amalie von Oranien, der Schwiegermutter des jungen Kur⸗ fürsten, verdankte und aus mehreren anderen deutlichen Hin—⸗ weisen schloß der Vortragende, daß die klevischen Stände den, abgesetzten und nicht. wieder angestellten Rath von Diest zu der Abfassung der Schmähschrift e, , . haben werden, da ihnen daran lag, den Einfluß des für die militärischen und finanziellen Reformen im Lande eintretenden 2 zu brechen und dies am besten durch dessen Verfeindung mit den auf seine nahen