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F Cronberg, 3. Mal. Ihre Majestät die Kaiserin a, ist, wie ‚W. T. B.“ meldet, von München ommend, heute früh in Schloß Friedrichshof eingetroffen.
Köln, 3. Mai. Das Befinden des Rardinal⸗Erzbischofa Kremenßtz hat sich, der Köln. Zig. zufolge, im Laufe des gestrigen Lan verschlimmert. Tie Schwäche hat zugenommen, und der Zustand ist, da der Kranke fast keine Nahrung zu sich nimmt, sehr bedenklich.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Das Presbyterium der Wiener evangelischen Kirchengemeinde Augsburger Konfession hat ein Commun què veröffentlicht, welches, dem „W. T. B.“ zufolge, besagt: Das Presbyterium habe, um Mißdeutungen seines bis⸗ herigen Schweigens gegenüber der Usbertritis bewegung vor zubeugen, einstimmig folgende Resolution beschlossen: Das Presbyterium müßse lebhaft wünschen, daß die bisherige gedeihlich fortschreitende Entwickelung der evangelischen Air in Oesterreich, welche derselben durch die Staalsgrundgesetzé und die Kirchenverfassung gewahrleistet sei, nicht gestört werde, und weil nur ein aus religiöser Ueber⸗ zeugung erfolgter Uebertritt zu einem anderen Glaubens⸗ berenntnisse vom kirchlichen Stanopunkt aus zu billigen sei, müßte sich das Presbyterium gegen jede Ausnützung des evangelischen Bekenntnisses zu politischen Zwecken entschieden verwahren. . lee. .
Bei Beginn der gestrigen Sitzung des böhmischen Landtages beantwortete der Stattzalter Graf Couden⸗ hove eine Interpellation über die Vorfälle in Eger und gab auf Grund amtlicher Erhebungen eine Schilderung ber Vorfälle, wobei er hervorheb, daß er die nöthigen Weisungen zum Schutze der bedrohten Advokaten nech Eger habe gelangen lassen. Die ber auerlichen Vorfälle auf der Straße hätten dadurch einen größeren Umfang angenommen, daß der eine von ihnen der Menge einen geladenen Revolver entgegen gehalten habe. Der Statthalter verurtheilte nachdrücklich die vorgekommenen. Demon strationen und Aus⸗ schreitungen und bedauerte, daß die Polizei denselben nicht entschieden genug entgegengetreten sei. Sollte sich er⸗ geben, daß den amtlichen Organen irgend ein Versthul den oder ein Uebergriff zur Last falle, so werde mit voller Strenge gegen dieselben vorgegangen werden. Der Statthalter wandte sich sodann nachdrücklichst dagegen, daß auf Grund mangelhafter Kenntniß des Sechverhalts gegen die gerichtliche und politische Beamienschaft und deren patriotische Gesinnung und Pflichttreue ungerechte und beleidigende Vorwürfe erhoben würden. Was die Angriffe gegen seine Person hetreffe, so erkläre er, daß er sich stets die Deinlichste Gerechtigkeit zur Richtschnur genommen und es sich zur Aufgabe gemacht habe, die Gleichberechtigung beider Rationalitãten zu schützen und zu wahren. Er werde, ohne daß es hierzu irgend welcher Diohungen bedürfe, auch in Zukunft mit dem Aufgebot seiner ganzen Kraft in dem bezeichneten Sinne wirken. Bei der Berathung des Antrags des Landesausschusses, betreffend die Errichtung eines Kreis⸗ gerichts in Klattau, beantragie der Abg. Baya unter heftigen Ausfällen gegen die administrative Verwaltung des Landes, ber Landtag möge nur dann zur Serichtung neuer Gerichte in gemischtsprachigen und deuischen Gegenden Feine Zu⸗ stimmung geben, wenn die Regierung sich verpflichte, für volle Gleichberechtigung der czechischen und deutschen Sprache einzustehen Der AÄbg. Skarda erklärte im Namen der Jung⸗ czechen, dieselben verharrten fest auf dem Standpunkte, daß in ganz Böhmen die volle unverkürzte Gleichberechtigung beider Volksstämme gewahrt werden müsse. Da nicht anzunehmen sei, daß die Regierung dieses Prinzip nicht anerkennen warde, spreche er sich gegen den Antrag des Abg. Baya aus. Dieser Antrag wurde hierauf abgelehnt und der des Landesausschusses angenommen. 9
In der gestrigen Sitzung des ungarischen Unter— hauses nahm im Laufe der Debatte über die Gesetz vorlage, betreffend die Gerichtsbarkeit in Wahlsachen, der Minister⸗ Präsident von Szell das Wort und bezeichnete als den Zweck der Vorlage die Sicherung der Rechte der Staatsbürger, Fa es ihnen ermöglicht werden solle, völlig frei und geschütz gegen eine übermäßige Agitation sowie gegen Pression und Ve⸗ stechung ihrer Gesinnung bei den Wahlen Ausdruck zu geben. Die öffentliche Meinung hege zur Zeit gegen die Enischeidungen des Unterhauses über die Gültigkeit der Wahlen ein gewisses Mißtrauen; man müsse daher die Gerichtebarkeit über die Wablen dem höchsten richterlichen Forum, dem Obersten Gerichtshof, und zwar zunächst nur für eine Periode von acht Jahren, übertragen. Der Minister⸗Präsident richtete schließlich an das Haus die dringende Aufforderung, die Vorlage un— verändert anzunehmen.
Großbritannien und Irland.
Im Unterhause theilte gestern, wie, W. T. B. berichtet, der PFarlaments-Sekretär des Aeußern Brodrick mit, es sei der Regierung vor kurzem von dem österreichisch⸗ ungarischen Botschafters Grafen Deym die Mittheilung gemacht worden, daß die Bauten zur Regulierung der Stromschnellen des Eifernen Thores im Herbst vorigen Jahres vollendet und die Schiffahrt eröffnet worden sei. Der Entwurf des beabsichtigten Gebührentarifs sei gemäß Artikel 6 des Londoner Vertrages vom 13. März 1871 der brit schen Re⸗ gierung zur Erwägung unterbreitet und nach sorgfältiger Prüfung der Vertrags-Stipulatignen und der Interessen der britischen Schiffahrt eine Verletzung der Vertrggs— rechte darin nicht gefunden worden. Es heiße indessen, daß die ungarische Regierung infolge der Erörterung in der Wiener Handelskammer am 10 April die Erhebung neuer Febühren verschoben habe. — Im Verlaufe der Debatte bei der zweiten Lesung der Finanzbill tadelte Sir William Vernon Harcourt die Finanzpolitik der Regierung auf das schärfste und sprach die Hoffnung aus, es werde eine Reaktion gegenüber den ungeheuren Ausgaben ein⸗ treten, welche ruinösen Unternehmungen zugeschrieben werden müßten, die angeblich aus handels politischen Gründen erfolgt seien. Er sei froh darüber, daß der Schatzkanzler es be⸗ züglich der Eisenbahnen in Afrika abgelehnt habe, den Rredit des Landes einzusetzen. Redner beglückwünschte Lord Salisbury zu der Geschicklichkeit, mit der er das Abkommen mit Rußland abgeschlossen habe. Die liberale Partei wünsche nicht, die Regierung zu schwächen, sondern sie bei der Durchführung einer Politik, welche
stärken. Der Erste Lord der Admiralität Gos chen vertheidigte bie Finanzpolitik der Regierung und erklärte, er hoffe, an⸗ gesichts der jüngst getroffenen Abkommens, daß die besser ge⸗ wordenen Bezichuugen der Regierungen zu einander eine Verminderung der Rüstungen herbeiführen würden Bisher seien solche nothwendig gewesen, und die für dieselben ge⸗ machten Aufwendungen seien keine fruchilosen. Hierauf wurde die ,, der Finanzbill mit 280 gegen 155 Stimmen genehmigt, . .
Der Schatzkanzler Sir Michael Hicks Begch empfing gestern eine Abordnung der Wein- und Spiritus ⸗ Vereinigung welche gegen die Erhöhung der Weinzõlle protestierte. Der Schatzkanzler erwidert, daß die Erhöhung der Weinzölle ein wesentlicher Faktor im Budget sei; er müsse darauf bestehen, da die Regierung diese Steuer für die angemessenste halte, doch werde er hinsichtlich der Einzelheiten dem Weinhandel soviel als möglich entgegenkommen.
Frankreich. Die Königin von Großbritannien und Irland bat, wie W. T. B.“ meldet, gestern Mittag die Rückreise von Nizza nach England angetreten. ;. Der r e nn en r i der Deputirten kammer hat sich gestern in Ruhe vollzogen. Der Präsident Deschanel brachte zahlreiche Anträge und Interpellationen zur Verlesung. Der Minister⸗Präsident Dupuy bat, die Besprechung aller auf die Dreyfus⸗Angelegenheit bezũglichen Interpellationen bis nach der Fällung des Urtheils des Kassations⸗ hofs zu vertagen. Nach einigen Bemerkungen des Deputirten Biviani, welcher an den Minister⸗Prãsidenten die Anfrage richtete, ob er eine Untersuchung uber die Unter⸗ schlagung hewisser Aktenstücke angeordnet habe, und ob er bereit sei, sogleich nach der Enischeidung des Kassationshofs Maß⸗ regeln gegen alle kompromittierten Persönlichkeiten zu, ergreifen, welches auch immer der Rang und die Stellung derselben sein möge, nahm die Kammer den Vorschlag des Minister⸗Präsi⸗ denten an. ; Das Zuchtpolizeigericht verhandelte gestern gegen den General-Sckretär der Patriotenliga Lemenuet und ver⸗ urtheilte denselben zu 16 Fr. Geldsirafe unter Zubilligung des Strafausschubs. Italien.
In der gestrigen Sitzung der Deputir tenkammer erwißerte, wie „W. T. B.“ meldet, auf eine Anfrage des Deputirten Santini, ob und welche Missionen einige italienische Deputirte bei der französischen Regierung gehabt hätten, der Ünter-Staatssekretär im Ministerium des Innern Marsengo⸗ Bastia, es fei durchaus unwahr, daß italienische Deputirte mit irgend einer Mission der italienischen Regierung nach Frankreich gegangen seien. Sodann wurde die Besprechung der Inter⸗ vellationen über die auswärtige Politik wieder aufgenommen. Da zahlreiche Interpellanten bemerkten, sie wollten ihre Inter⸗ pellationen erst nach der Rede des Ministers des Aus⸗ wärtigen begründen, so erklärte der Minister⸗Prãäsident Pelldur, die Regierung müsse, bevor sie die Inter⸗ Vellationẽn beantworten könne, die Ansichten der Inter— pellanten bestimmter erfahren. Er halte das Verfahren, Inter⸗ pellationen erst nach den Erklärungen der Regierung zu be⸗ gründen, nicht für korrekt und beantrage, daß die Dis tussion auf den folgenden Tag vertagt werde, damit die Regierung inzwischen ihre Anworten auf alle gestellten Fragen noch mehr abwägen könne. Der Deputirte Giolitti befürwortete diesen Antrag und bemerkie, es liege kein Anlaß vor, eine so bedeutsame Entscheidung, wie sie der Kammer zur Zeit obliege, zu über⸗ stürzen; er wünsche jedoch, daß die chinesische Frage getrennt von' den übrigen behandelt werde. Der Minister Fes Aus⸗ wärtigen Cane varo bemerkte, er wolle nur eine kurze Er⸗ klärung abgeben, um festzustellen, wie weit seine Verantwort⸗ lichkeit in der chinesischen Frage gehe, und um sich gegen An⸗ griffe zu vertheidigen, die nicht lediglich aus dem Interesse an der Wahrheit und dem Gemeinwohl hervorgegangen feien. Der Minister verlas hierauf ein von. dem Grafen Bonin als Unter-Staatssekretär im Ministerium Rudini unterzeichnetes Schreiben des damaligen Ministeriums des Auswärtigen an den Marine⸗Minister, in welchem letzterer erfucht wird, Erwägungen anzustellen, ob es nicht angezeigt fei, eine Aknion in China einzuleiten und Italien dort eine Station zu verschaffen. Er behalte sich vor, auf die anderen Anklagen zu antworten, habe aber schon jetzt feststellen wollen, daß die Politik der Regierung bezüglich Chinas sich darauf beschränkt habe, der Initiative des früheren Ministeriums zu folgen. (Zwischenrufe und große Unruhe, die deshalb entstand, weil Graf Bonin vorgestern eine Interpellation begründet hatte, in welcher die Richtung gemiß⸗ dilligt wird, die der Minister des Auswärtigen Canevaro der' italienischen Politik in Bezug auf China ge⸗ geben habe. Crispi sprach im weiteren Verlauf der Debatte seine Mißbilligung darüber aus, daß man ge⸗ heime Schriftstücke öffentlich verlese und forderte das Ministersum auf, dieser Diskussion ein Ende zu machen. Graf Bonin und der Marquis di Rudi ni erklärten, wenn Visconti Venosta, wie dies seine Pflicht gewesen, zeitgemäße Erwägungen habe anstellen wollen, so habe er doch nicht verfehlt, am 25. April vorigen Jahres in der Kammer zu erklären, daß eine Unter⸗ nehmung in China nicht ohne die nothwendigen Vorbereitungen durchgeführt werden dürfe. di Rud ini bemerkte noch seinerseits, daß er in Üebereinstimmung mit Visconti Venosta eine Beseßung der Sanmun Bay nemals gebilligt habe, noch jemals billigen werde. Der Minister des Auswärtigen Canevaro entgegnete, das Dokument, welches er verlesen habe, sei weder ein geheimes, noch ein diplomatisches Aktenstück, sondern einfach ein dienst⸗ liches Ansuchen. Der Minister-Präsident Pelloux wieder— holte sodann die Bitte, die weitere Debatte auf heute zu vertagen, worauf die Sitzung unter andauernder Unruhe des Hauses geschlossen wurde. ; Der Ministerrath ist auf heute Vormittag zusammen⸗ berufen worden, um die parlamentarische 566 zu prüfen und über die in der Kammer einzunehmende Haltung Beschluß zu
fassen. Niederlande.
In der Zweiten Kammer theilte gestern der Minister des Auswärtigen de Beaufort in seiner Antwort auf eine Interpellation des Abg. Kuyper mit, daß die süd⸗ afrikanischen Republiken nicht auf der Liste der von dem Kaiser von Rußland zur Konferenz im Haag ein⸗ geladenen Staaten ständen. Die einleitenden Schritte, welche in St. Petersburg bezüglich einer Einladung geschehen seien, seien noch nicht zum Abschluß gelangt, weil, wie er glaube, eine
sichtlich ihrer Unabhängigkeit beeinträchtigen würde. Die nieder ländische Regierung sei nicht ri nochmals in dieser
insicht Schritte zu thun. Der Abg. Ku yper beschrãnkte ch darauf, zu erwidern, er werde später eine Abstimmung der Kammer hierüber herbeizuführen suchen.
Türkei.
Der Patriarch des armenisch⸗unierten Ritus Azarian ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern in Konstantinoyel gestorben.
Schweden und Norwegen.
Die norwegische Regierung verlangt, wie dem „W. T. B.“ aus Christiania gemeldet wird, im außer⸗ ordentlichen Vertheidigungs - Etat die Bewilligung von 11455 600 Kronen. Hiervon sind A/ Millionen für das Heer und der Rest für die Flotte bestimmt.
Amerika.
Der brasilianisch e en,, wird heute eröffnet werden. Wie das „Reuter'sche Bureau“ mittheilt, segt der Präsident Campos Salles in seiner Botschaft: er sei für die Verpachtung der Zentralbahn; indessen sei der erste Schritt zur Reform der brasilianischen Finanzen die Verringerung des vielen Papiergeldes. Einer der Haupt⸗ punkte seiner Finanzpolitik sei die Anlegung eines Garantie⸗ fonds mit Hilfe der um 5 Proz erhöhten Goldzölle. Dem Ein⸗ lösungsfonds sollen die Einnahmen überwiesen werden, welche aus den bereits verpachteten Bahnen, den Schuldrückzahlungen der Barken an die Republik und dem Verkauf anderer in der Hand der Regierung befindlichen Attiva flössen. Sodann empfiehlt die Botschaft die Abschaffung des Gesetzes von 1855, durch welches temporäre Ausgaben von Papiergeld zu⸗ elaffen werden; auch findet sie weder Monopole, ö erhöhten er hn empfehlenswerth. Die Einnahmen des Jahres 13898 würden annähernd 352 860 Kontos Reis (gegen 342 650 Kontoz des Vorarschlags; und die Ausgaben annähernd 103 290 Kontos (gegen 372 810 Kontos des Voranschlags) betragen. Für das gegenwärtige Jahr erwartet der Prãäsident einen Ueberschuß von 30 378 Kontos Reis. Er befürwortet die strengste Sparsamkeit und empfiehlt, daß eine Anzahl von Steuern, deren Erhebung thatsächlich der Union zuftehe, den Einzelstaaten abgenommen würde.
Asien.
Die „Times“ meldet aus ,, Tage: Der Fritifche Geschäftsträger habe dem Tsung⸗li⸗Jamen amtlich mitgetheilt, daß Großbritannien volle Genugthuung für das Verhalten des Vize⸗Königs von Kanton und der dortigen Be⸗ hörden fordere, welche den Angriff uniformierter chinesischer Soldaten auf die Engländer in Kaulung zugelassen hätten. Das Tsung⸗li⸗amen stelle in Abrede, daß die Behörden mit dem Angriff einverstanden gewesen seien, und behaupte vielmehr, daß derselbe von den geheimen Gesellscaften ausgegangen sei.
Wie das New Yorker Eoening Journal“ aus Manila erfährt, übermittelte der Delegirte der Aufstãndischen, Obers Arguelles, gestern dem General Otis einen direkten Vor⸗ schlag Aguinald o's, welcher im wesentlichen dem in der vorigen Woche gemachten gleich ist. General Otis lehnte den Vor⸗ schlag Aguinaldo's ab und sagte Arguelles, es sei unnũtz, daß die Delegirten zu den amerikanischen Linien zurückkehrten, wenn sie nicht zur Annahme der Forderungen der Amerikaner bereit seien. ;
Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ wurde der General Lawton, obwohl die Delegirten der Auf⸗ ständischen sich noch in Manila befanden, gestern in ein hefti⸗ ges Gefecht verwickelt. Die telegraphische Verbindung mit ihm wurde um 9 Uhr Vormittags unterbrochen.
Parlamentarische Nachrichten.
Die heutige ( 5) Sitzung des Reichstages wurde von dem Präsidenten Grafen von Balle strem mit folgenden Worten eröffnet: . . —
Ich babe dem Hause eine Tꝛauerbetschaft mitjutbeilen. (Die Mit lieder erbeben sich) Nach einer Mitteilung des Venrn Justiz⸗ Ratks von Simson ist der Vater desselben, der langjãbrige ebe⸗ malige Präsident des Reichstages, Reichsgerichta. Prãsident a2. D. Dr. Martin Eduard von Sim son gestern Abend im 89. debenejabre sanft entschlafen. Meine Herren, in allen Entwickelungsvbasen der deutschen Einbeitsbewegung bat der Entschlafene eine hervorragende Siellang ein genemmen und eine becutsam. Thätigkeit ent-= saltet. Als Hräsident der Frankfurter Nationalversammlung kün igte er an der Spitze einer Devutation derselben am 3 April 1849 Seiner Majestäf dem Tönig Friedrich Wilblm LV. von Preußen die Wabl jum Deutschen Kaiser an. Später war der Ert⸗ schlafene auch Präsident des Erfurter Parlaments. So wohl im fonstituterenden als im erften ordentlichen Reichstage des Norddentschen Bundes und im JZollvarlament bekleidete Simson die Stelle des Präsidenten. Als solcher überreichte er an der Spitze einer . des Norddentschen Reichstages am 18. Dejember 1870 Seiner Majestst dem König Wilhelm J. von Preußen in TVerfailles die Adresse, durch welche Allerhöchstdemselben die deutsche Faiserwärde angetragen wurde. Auch der Deutsche Reichstag wäblte Simfon jum ersten Präsidenten. Er bekleidete diese Würde von 1871 bis 1874, in welchem Jahre er aus Gesundbeits⸗ ick sichter eine Wiederwahl ablehnte, wäbrend ar noch bis 1876 dem Reicht tage als Mitglied angebörte. Im Jahre 1879 wurde Simson ium ersten Präsidenten des neuerrichteten Reichsgerichts in Leipng ernannt. Im Jabre 1888 verlieb Seine Majeftät der Kaiser Friedrich dem Intschlasenen den bohen Orden vem Schwarzen Adler und damit den erblichen Adel. Meine Herren, dieser in der neuesten Geschichte des Deulschen Reichs so bedeutsam hervorgetretene Mann ist nicht mehr.? Trauernd und tief bewegt fteht der Deutsche Reichstag an der Barre diefes seines ausgejeichneten erften Präsidenten, dem er immer en boch ebrendeg und dankbares Andenken bewahren wird. Sie kaben fich von Ibren Plätzen erboben, um das Andenken dieses Ibres ersten Präsidenten ju ehren. Ich stelle dies fest. Meine Ferren, ich erbitte mir Ihre Ermächtigung zu Folgendem: I) im Ramen des Reichttages ein Beileidsschreiben an den Sohn des Verstorbenen, Herrn Justij⸗ Rath von Simson, iu richten; 2) eben⸗ falls im Namen des Reichttages eine Kranzpende an der Babre des Verewigten niederjulegen. Da kein Woderspruch erfolgt, ftelle sch fest, daß diese Ermächtigung ertbeilt ist. Wegen weiterer Ber tbeillgung des Reichstages an den Trauerfeierlichketten gedenke ich mit den Verren Senioren zu berathen und bitte dieselben, sich nach Schluß der Sitzung in meinem Konferennimmer einjufinden.
Auf der Tagesordnung stand zunächst die zweite Be⸗ rathung des von den Abgg. Liebermann von Sennen⸗ berg (Reformp.) und Genossen eingebrachten Gesetzent⸗ wurfs, betreffend das Betäuben der Schlachtthigre.
Auf Antrag des Abg. Dr. Lieber (Zentr) und im Ein⸗ verständniß mid dem Antragsteller wurde dieser Gegenstand abgesetzt und die Berathung der von verschiedenen Seiten
von allen Friedensfreunden gebilligt und unterstützt werde, zu
Einladung die internationale Position dieser Republiken hin⸗
gestellten Anträge wegen der Errichtung von Arbeit s⸗
kammern und eines Reichs⸗Arbeitsamts, die am vorigen Mittwoch abgebrochen worden ist, fortgesetzt.
Bei Schluß des Blattes nahm der Abg. von Kar⸗ dorff (Rp.) das Wort.
— Die heutige (64) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten eröffnete der Präsident von Kröcher mit folgenden Worten:
Meine Herren! Herr Justij⸗Ratbh von Simsen bat mir an— gejeigt, daß sein Vater, der ehemalige Präsident des Deutschen Reichz.˖ tages, Reichagerichts Präsident a. D. Br. Gduard von Sim son,
eftern Abend bierselbst im bohen Alter von 88 Jabren ver- torben ist. Dr. von Simson bat dem Abgeordnetenbause lange Zeit angebört; er ift in demselben schon in den Jabren i849— 51 gewesen und war Präsident des Hauses in den Jahren 1860 und 1561. Ich bitte Sie, meine Herren, um die Verdienste dieses Mannes und das Andenken desselben als Präsidenten des Hauses zu ehren, sich von den Sitzen erheben i wollen.
Das Haus erhebt sich. .
Ebenso ehrt das Haus das Andenken des verstorbenen Abg. Rath (Zentr.).
Nach Eintritt in die Tagesordnung wird zunächst in dritter Beraihung der Gesetzentwurf, betreffend die Ver⸗ pflichtung der Gemeinden in der Provinz Sachsen zur Bullenhaltung, durch Annahme, erledigt und sodann die Berathung des Kommissionsberichts über den Antrag der Abgg. Gamp und Genossen, betreffend Maßregeln gegen die in der Landwirtschaft herr⸗ schende Arheiternoth, bei Punkt 6 der Kommissions⸗ anträge fortgesetzt, der die Einschränkung des bisherigen Ver⸗ fahrens, den Arbeitsmarkt durch . von besonderen Tarifermäßigungen auf weite Entfernungen zum Nach— theil der Landwirthschaft künstlich zu verschieben, bezweckt.
Abg. Wetekamy (fr. Volkep.) spricht seine Befriedigung darüber aus, daß sowohl die Eisenbabnverwaltung wie die Kommission gegen die Arbeiterwochenkarten nichts einjuwenden gehabt babe. Die JV. Klasse sei am wenigften mit Tarifermäßigungen bedacht. Hohe Tarife würden die Arbeiter auch schwerlich abbalten, nach dem Westen zu gehen, während billige Tarife es ibnen ermöglichten, wieder in ihre Heimath jarückjukeb ren. Desbalb bitte er, den Punkt 6 abzulebnen. Abg. von Mendel ⸗Steinfels (kons.): Die moderne Verkehrs⸗ entwicklung bat ju einem übermäßigen Angebot von Arbeitskräften in den Städten und zu einer Entvölkerung des platten Landes geführt. Das ist ein großer Uebelftand und eine sittliche SGefabr für das Familienleben. Gegen die Ausgabe von Wochenkarten auf kürzere Ent- sernungen in der Nähe großer Städte haben wir nichts einzuwenden. Die Räckfahrtkarten auf eine Woche dagegen ziehen die Arbeiter nach den großen Städten und belasten die ländlichen Gemeinden. Die Staatsregierung und die Staatseisenbahnverwaltung darf die 6 der Arbeiter, möglichst bequem ohne geiftige und körper liche Anstrengung ju leben, nicht unterftüßen. In den Wochenkarten auf eine Entfernung von 160 Em liegt ein mächtiger Anreiz für die Arbeiter jum Aufsuchen der Stäxte. Gesellschaftzüge für Arbeiter und beftimmte Extrazüge, nicht Ver— gnügungszüge, sind miteinander nicht zu vergleichen; denn die ersteren werden das ganze Jabr über benutzt.
Wirklicher Geheimer Ober ⸗-Regierungs⸗Rath Dr. von der Leyen: Es sind Untersuchungen darüber im Gange, ob die Arbeiterfahrkarten über eine gewisse Grenje binaut nicht mehr ausgegeben werden sollen. Es ist aber dabei zu beachten, daß die Arbeiter, welche auf weitere Entfernungen reisen, nur zum tbeil ländliche Arbeiter sind. Es sind Toßentheils induftrielle Arbeiter, die man nicht benachtbeiligen darf. In Bezug auf die Gesellschaftskarten stehen sich die Interessen des Oftens und die des Westens gegenüber. Diese müssen gegeneinander abgewogen werden.
Abg. Dr. Barth (fr. Vgg.) spricht die Hoffnung aus, daß die Regierung die gestellten Anträge, die nur fromme Wäünsche seien, gründlich erwägen werde. Zu den bedenklichsten gehöre der vorliegende. Er führe im Prinziv ju einer ESEinstellung des Eisenbabn— verkehrs und jur Beseitigung der Freijügigkeit. Die Arbeiter würden in dieser ganzen Sache nur als Materie behandelt, nach ibrer Meinung fragten die Herren von der Rechten nicht. Die Arbeiter bätten aber auf die Vortbeile der Eisenbabn genau dasselbe Recht wie die Arbeitgeber. Es dürfe ihnen nicht die Gelegenbeit entjogen werden, böhere Löhne ju suchen, wo sie eg für gut fänden. Die Eisenbahnderwa ltung habe nicht die Aufgabe, Sozialpolitik ju treiben, sondern sich ausschließlich mit der Transportpolitik zu befassen.
Abg. von Mendel Stein tels verwahrt sich gegen den Vor⸗ wurf, daß er und seine Freugde Vertehrserschwerungen im Interesse der Arbeitgeber wünschten. Sie bekämpften nur die ungesunde und lünstliche Verschiebung der Arbeitsverbältnisse zu Ungunsten des platten Landes Die Interessen von Arbeitern und Arbeitgebern feien im Grunde solidarisch. Die Linke vertrete nicht allein die Arbeiter, die Rechte habe ge vau dasselbe Arbeiterinteresse wie die Linke. Es liege auch im Inte reße der Arbeiter, daß die ländliche Produktion nicht zu Srunde gerichtet werde. Eine Staats babnverwaltung babe nicht allein Transportvolitik zu treiben, sondern der Gesammtheit des Staats jum Nuß en zu sein. In der Hauptsache diene aber die Eisen— bahn beute sem Großkapital.
Abg. Wetekamp: Zur Sesammtheit gebört auch der Arbeiter, der nur seine Arbeitskraft verwerthen kann. Er hat also denselben Ansvruch auf billige Tarife, wie ihn die Agrarier für ihre Produkte in Anspruch nehmen.
Punkt 6 wird mit den Stimmen des Zentrums und der Konservativen angenommen.
(Schluß des Blattes.)
Der JustizRath Franzius, Mitglied des Reichs⸗ tages für den 1. Hannoverschen Wahlbezirk (Weener, Leer, Emden und Norden), ist, wie ‚W. T. B.“ meldet, gestern in Blankenburg i. H. gestorben.
Statistik und Volkswirthschaft.
Wohlfahrts⸗Ginrichtungen.
In Lippspringe bat sich ein Verein gebildet, der die
Gründung eines Sanateriums für Lungenkranke der ärmeren Bevölkerungsklassen daselbst beabsichtigt. Nachdem Ibre Majestät die Kaiserin und Königin durch Vermittelung des Pastors von Bodelschwingh eine namh afte Spende gewährt bat und sämmt⸗ liche Kommunalverbände des Regierungsbeiirks Minden sowie jabl⸗ reiche Private theils größere einmalige Beiträge gewährt, tbeils laufende Zuschüsse gezeichnet haben, 333 das wok ltbatige Unter⸗ nehmen nunmehr gesichert. Der Kaufmann und Beigeordnete Wilhelm Dümling in Schönebeg, Reg. Bej. Magdeburg, bat zu der von dem Vater⸗ ländischen Frauenverein geplanten Errichtung einer Lungenheil⸗ stätte bei Gommern 23 090 M gespendet.
Von dem Kaufmann Gustav Tonne in Magdeburg wurden der dortigen Dandelskammer 10009 A zur Unterftützung hilfe ⸗ bedürftiger, würdiger Schiffer überwiesen.
Zur Arbeiterbewegung.
In Guben ist einer Mittheilung der Voss. Ztg.“ zufolge der größte Theil der Maurer wegen Lohnstreites in den Ausstand einge⸗
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Ausständigen reisen zum größten Theil ab. Die Ausständigen ver⸗ langen einen Mind ndenlohn von 35 3 und die Lieferung der Spaten und Stemmeisen durch die Meister. In Lübeck baben, wie der „Köln. Itg.“ berichtet wird, die Metall-Industriellen gestern alle Arbeiter ausgesperrt“, die am 1. Mai nicht gearbeitet baben. Aus Leipzig wird der Voss. Ztg.“ telegraphiert, daß die dortigen 5 ,, sammiliche 1600 Former wegen Theil⸗ nahme an der Maifeier auf acht Tage ausgesperrt! haben. Hier in Berlin sind gleichfalls jablreiche Arbeiter, die am 1. Mai nicht jur Arbeit erschienen, auf einen Tag oder längere Zeit von der Arbeit ausgeschlossen worden. Aus Brünn meldet W. T. B.: Die Zabl der ausftändigen Textilarbeiter beträzßt etwa 12 000. In wei Fabriken wurde gestern der Zebnftundentag eingeführt, der bereits seit längerer Zeit in zwei anderen zugeftanden war; etwa die Hälfte der Arbeiter einer der ersteren . bat trotzdem gestern Nachmittag die Arbeit ein⸗ ,. In vier Fabriken, in denen die Forderungen bisber über⸗ aupt nicht erheben waren, verlangten autständige Arbeiter den r um die Arbeitseinstellung zu erzwingen, die auch tbatsächlich erfolgte. . * Lemberg drang, wie W. T. B.“ berichtet, eine Anjabl feiernder Arbeiter am Montag Abend in einige Bäckereien ein und mißbandelte die arbeitenden Bäckergesellen. Die Polizei nahm 13 Ver⸗ haftungen vor und stellte die Ruhe wieder ber. Zum Ausstande der belgischen Bergarbeiter meldet .W. T. B. weiter: Der Ausftand der Grubengrkeiter in Her stal bat sich auf weitere Kohlengruben ausgedehnt. In Angrse ist in zwei Gruben, in denen die Arbeiter theilweise feierten, die Arbeit gestern ganz eingestellt worden. — Die Zahl der Ausständigen in den Bafsin von Charleroi bat sich gestern noch vermebrt und beträgt nun— mehr 25 0900. Mehrere Eribütten maßten wegen Mangels an Kohlen ihren Betrieb einstellen oder die Produktion beschränken. — Im Bassin von Mons hat sich die Zabl der Ausständigen gestern um etwa 5000 verringert. Im Bassin du Centre ist die Lage unverändert.
Kunft und Wissenschaft.
Die seit dem Monat März in Lichtbofe des Kunstgewerbe⸗ Museums veranstaltete Aus stellung von Auf nabmen mittel alterlicher Baudenkmäler islamitischer Kunst in Verbin⸗ dung mit den Erwerbungen, welche Dr. Friedrich Sarre auf seinen Reisen in Kleinasien und Persien gesammelt bat, ist injwischen um einzelne werthvolle Aufnahmen sowie Sammlungegegenstände noch weiter vermehrt worden und wird bis Ende Mai dem Publikum geöffnet bleiben.
Ueber den Verlauf der von dem Berg⸗Assessor Hupfeld geleiteten Douglas'schen geologischen Forschungs- Expedition im deutsch⸗westafrikanischen Schutzgebiet Togo berichtet das Deutsche Kolonialblatt? Folgendes: Am 11. April 1897 verließ mit dem Woermanndampfer Lulu Boblen' die Exvedition Hamburg und traf am 3. Mai woblbebalten in Lome ein. Sie bestand aut den Herren: Berg ⸗Assessor Hupfeld, Leutnant d. R. Klose und Steiger Hoyer; von diesen kebrte Herr Klose bereits Ende 1897 nach Europa zurück. Zu seinem Ersatz wurde im Oktober der Berg⸗Ingenieur Wulff und mit ibm der Steiger Lenczer aus. gesandt. Hover trat seine Heimreise im Mai an. Wulff und Lengzek im Norxember und als letzter Hupfeld im Dezember 1895. Der Dauptiweck der Expedition war die geologische Durchforschung des Landes, besonders im Hinblick auf nutzbare Mineralien. In jweiter Linie war die Expedstion beauftragt, Land für Plantagenbau oder industrielle Anlagen gegebenenfalls ju erwerben. Endlich sollte sie, soweit es die Zeit geftattete, allgemein wissenschaftliche Studien treiben, insbesondere auf geograpbischem und etbhnographischem Gebiete. Die Karawane war bei ihrem Aufbruch ven Lome, Ende Mai, über 100 Mann stark. Später betrug die Zabl der beschäftigten Leute in der Regel gegen 50. Der Marsch ging über Misaböbe und KeteKratschi. Hier wurde er dutch Trägerschwierig⸗ keiten etwas aufgehalten Vom Norden traten aufgebauschte Gerüchte über Aufftand ꝛc. ein. Der damals noch ganz unbekannte, sebr jabl⸗ reiche Stamm der Konkombas an der einzigen für die Deutschen passierbaren Straße von Basari nach Sansane Mangu batte sich erbober, und die Basarileute selbft hatten nicht übel Lust, wit den Aufständischen gemeinsame Sache zu machen. Durch das rechtzeitige Eintreffen der Expedition gelang es dem dortigen Stationschef Dr. Gruner, wieder Ordnung ju schaffen. Von Basari verlegte die Expedition iber Standquarlier Mitte November nach dem verbältnißmäßig gesunden Dako. Von hier wurde nun der ganze Norden des Gebiets durchstreift, so Basilo, Sudu. Krikri, Tsbamba, Paratau im Often, Banyeri und Dumern im Westen. Auch das Kabureland wurde besucht. Von besonderem Interesse war die Eisen⸗ industrie von Banveri und Umgegend. Die Expedition begab sich sodann in das jentrale Togogebirgsland und zwar junächst nach Keisbenke bei Bismarckburg, wo sie bei der Baseler Mission Auf⸗ nahme fand, später nach Gyasekang⸗Kese in Böeöm. Von bier aus wurden die Landschaften Anyanga und Atakxame im Osten, Atposso, Kebu, Bosm, Tribu und Adele in der Mitte, Kete⸗Kratschi im Westen untersfucht. Mit der geelogischen ging die geographische Routenaufnahme Hand in Hand, auch wurde eine größere Zabl von Photographien aufgenommen. Pfingsten 1898 siedelte man nach der Regierungestation Misaböbe über. Die Reisen erftreckten sich von hier éstlich bis Atakrame und zum Mono, südlich bis Lome und den Adaklu, westlich bis Anum und zum Volta, nördlich bis an die Grenzen ron Akvosso. Von Misa—⸗ höhe und Ho aus marschierte die Exxedition nach Kpong, wo der Volta überschritten wurde, und dann nach Acera. Von Accra aus wurde noch eine Rundtour nach Fyebi unternommen, dem britischen Gebiet, in welchem Gold vorkommt. Die Expedition hat dabei auf den jzablreichen Stationen der Missionsgesellschaften eine überaus liebenswürdige Aufnabme erfahren. Um Zeit jur Sichtung und Bear⸗ beitung des Materials zu gewinnen und mit Rücicht auf die angegriffene Gesundbeit der Theilnebmer der Expedition wurde sie nunmehr aufgelöst. Herr Wulff und Herr Lencjek kebrten mit dem Novemberdampfer der Woermann⸗Linie beim, Herr Hapfeld reiste an der Küfte entlang nach Kotonou und bestieg den Dezemberdampfer der franjösischen Linie, mit dem er am 11. Januar Marseille erreichte. Die Expedition ist so glücklich, keinen Mann, weder weißen noch schwarjen, verloren ju baben. Das Verhältniß ju den Eingeborenen war meist ein gutes. Die Anwendung von Waffengewalt ist außer im Kaburelande, wo eine staatliche Expedition damals gegen Rube⸗ störer thätig war, nirgendz nöthig gewesen.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Der ständige Ausschuß des Deutschen Landwirtb⸗ schaftsraths wird am 6. und 7. Juni d. J. in Wil helm eb 5sbe bei Cassel eine Sitzung abhalten, um über folgende Segenstäͤnde zu be⸗ rathen; Errichtung einer Zentral. Sandwirthschafte kammer für das Deutsche Reich; Abänderung des Unfallversicherunge ⸗Gesetzes für Land- und Forstwirtbschaft; gesetzliche Regelung des Verkehrs mit Dünger⸗ und Futtermitteln; Erbebungen über die Rentabilität typischer Land— wirthschafte⸗Betriede; Stand der Entschuldungesfrage des ländlichen Grundbesitzes; Wirkung des sogenannten Margarine ⸗Geseßes; die Kaiserliche Verordnung, betreffend Hauptmängel und Gewaͤbrfristen beim Viehhandel, vom 27. Mär; 18989.
Die 25. Berliner Mastvieß Ausstellung, welche beute auf dem mit Fahnen reichgeschmückten Zentralviehhof der Stadt eröffnet wurde) tritt bezuglich der Beschickung binter der vorjäbrigen etwas jurũck. Es sind diesmal insgesammt in 663 Anmeldungen 818 Thiere genannt wor⸗
neten. Fast alle größeren Bauten g ruhen. Die unverheiratheten
noch mehr als 1397 wo nur 703 Thiere zur Anmeldung gekommen waren. Die Zahl der Autfteller ist dagegen geftiegen von 101 im Jahre 1897 auf 164 im Jahre 1898 und 113 bei der diesjährigen Schau. Nicht alles freilich, waz angemeldet war, ist diesmal auch wirklich jur Ausftellung gekommen; vielmebr sind 6 Züchter, die jusammen 19 Thiere genannt batten, durch die in ihrer Heimath aus⸗ ebrochene Maul und Klauenseuche verhindert worden, ihre Zucht und aftprodukte, 20 Ochsen, 3 Kübe, 3 Bullen und 18 Lämmer, nach Berlin ju senden. In der Halle rechts vom großen Börsengebäude findet man die wicktigste Abtheilung der Schau, dle Rinderdbtbellun g ie 540 Haupt umfaßt. Der weitaus größte Theil dieser Thiere, 285, stammt aus der Provinz Posen, die sich diesmal in ganz bewor. ragender Weise an der Auetstellung betheiligt hat. Die Mark Brandenburg, auß der überhaupt nur 17 Aussteller erschienen sind, tritt mit ibren 39 Haupt erheblich zurück. Sehr stark beschickt sind diesmal die beiden Klassen für Kälber mit 117 Haupt gegen 101 im Vorjahre und 86 im Jahre 18987; 59 der Kälber tragen den ausgesprochenen Typus des Doppellenderg. Braun⸗ schweig und Bremen sind die Hauptproduktientgebiete für Thiere dieser Art, die in Berlin ihres guten Schnitzelfleisches wegen besonders beliebt sind. Meyer ⸗Bremen und die Braunschweig⸗r Witte, Roll⸗ wage, Heyne und Pape seien als Ausfteller hier genannt. Ochsen im Alter bis zu 21 Jahren sind 45 ausgestellt, eigentlich recht wenig, da die vorjäbrige Schau deren 129 aufwies. Der Grund des Rückganges liegt wobl darin, daß Berlin das Fleisch der aus gewachseneren Ochsen votziebt. Die Thiere der übrigen Rinderklafsen sind nach Rassen ge⸗ schieden, und da zeigt sich nun die interessante Thatsache, daß die Stämme deg deutschen Höhelandes immer mehr überwiegen; von den in Frage kommenden 378 Thieren gebören 202 den Stämmen des Höhelandes, 72 denen des Tieflandes an; 84 sind Kreuzengtprodukte, 10 rerräsentieren sonstige Rassen. In den beiden Klafsen für Kühe find 39 Thiere ausgestellt, etwa eben so viel wie in früheren Jahren. Schone Kühe bat namentlich Krause⸗Lissa, aus verschiedenen Posenschen Mästereien aus—⸗ gewählt, nach Berlin gebracht. Ven ibm ist auch die schwerste Rub auggestellt, und jwar unter Nr. 192: eine Shorthornkuh, die 870 kg wiegt. Auch Bremer-⸗Jethausen sei aus dieser n, . als Züchter und Mäfter genannt. Am stärksten beschickt ist die Klasse der Ochsen im Alter von 21 bis 35 Jahren; sie jäblt 179 Haupt, freilich immer noch weniger als im Vorjahre, wo bier 246 Thiere vorgeführt wurden. Diese Klasse bildet unstreitig den Glanjpunkt der ganjen Schau, denn die bervorragendsten Mäfter Deutschlandz haben gerade bier ausgestellt. Es seien nur genannt: Stich⸗aisersbof, Nehring ⸗ Nimojen ko, Dr. Sartazin⸗ Urbanie, der ungewöhnlich schwere Thiere vorfübrt, und Krause⸗ Lifsa. Die lasse der alten Ochsen ist mit 116 ftärker beschickt als je, und zwar fast ausschließlich mit Höbenvieh. In dieser Klasse findet man auch das schwerfte Tbier der ganzen Schau, den blauweißen ‚Cäsar“ des errn von Wuthenau⸗ Poledno; das unter Nr. 499 ausgestellte Tbier wiegt 1108 kg. Frühere Schauen haben allerdings schon schwerere Thiere aufgewiesen. Eine 16 Haupt umfassende Kollektion des Herrn Krüsemann Wybranowo, Thiere bayerischer Rasse, von denen man sich befonders viel versprach, sind leider aus— geblieben. Aus Brandenburg ift bier die neumaärkische Domäne Breitenstein mit sehr schönen Thieren erschienen. Besonders schwere Thiere bat Krisch Inowrazlam aus Posen gebracht. Bullen sind ins gesammt 38 ausgestellt, bedeutend weniger als im Vorjahre. Den schwerften Bullen, ein Kreuzungerrsdukt von Simmenthaler und Oldenburger Rasse, bat Graf Kwilecki aus Dobroj⸗wo unter Nr. 540 aus- gestellt (1107 Kg). — Die übrigen Abtheilungen der Thierschau, die in der linken Halle untergebracht sind, treten der Rinderabtbeilung gegenüber stark zurück. Die Abtheilung der f 1 etwas mehr als im Vorjahr, aber die Schauen der 80er Jahre, wo hi i O6 afe vereinigt waren. Die Schafijucht gilt eben ni ; lobnender Erwerb Am besten vertreten sind noch Mecklenburg Schwerin. In den Rafen dagegen verschwinden allmählich Plan, da sich mehr und mehr mit Erjolg geltend macht. Sehr schön sind die Hos ge Zier ter Auch F Rievert· Marienfelde
Nonne ⸗Großseidau und Staudinger⸗Läbsee ihrer Zuchten. — In Schweine ⸗ Abt tbeiligung mit nur Anmeldungen man bedenkt, daß z. im Jahre autgestellt waren. erz. Qullon Bremer⸗Jethausen furth seien als Mecster in erster Reibe gena
Möãafter sind ausgeblieben. — Die Ausstellung d
ist von 38 Firmen beschickt. — Morgen soll jum ersten Male eit langen Jahten geschlachtetes Maftgeflügel ausgestellt werden. E in den 70er Jahren unternommener ähnlicher Versuch fand d keinen Anklang.
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Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Der Ausbruch und daß Erlöschen der Maul, un Klauenseuche ist dem Kaiserlichen Gesundbeits amt gemeldet werde vom Viehbofe ju Dresden am 1. Mai, das Erlöschen der und Klauenseuche vom Schlachtviehbofe zu Mülhausen i. Els. 2. Mai.
dem im Kaiserlichen Gesund Gesundbeits büchlein“, einer gemeir sundbeiterflege mit Abbildungen im Text jum ersten Mal im Jabre 1894 dem weite Verbreitung gefunden Julius Springer bierselbft ein Das ise darin aus dem gesammten Gebiete dasjenige ausgewäblt und gemeinverständlich bekannt sein sollte. In dier Abschnitien Bau des menschlichen Körpers, die Thätigkeit Organe, die Lebensbedürfnisse des einzelnen Nabrung und Nahrungsmittel, Kleidung, den Menschen in seinen Bezieb! Grjiehung, Beruf
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sähr dung Klima, Infektions.· und andere Krankbeiten, einem Anhang die Krankenpflege.
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Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 2. Mai. (W. T. B.)
Norddeutsch Dampfer Kaiser Friedrich', v. New York kommend, he
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e u passiert.
— 3. Mai. (W. T. B.) Dampfer Wittekind“ 2.
v. Vigo n. Southampton fortges. Löͤwenkurg“, d. Brasilien kommend, 2. Mai Vlissingen passiert. Sachsen“ 2. Mai Reise v. Senua n. Neaxel fortgesetzt.
Hamburg, 2. Mai (W. T. B.) Ham burg⸗Amerika-⸗Linie. Dampftr Hungaria“ Sonntag in Colon, Venetia“ gestern in St. Thomas angek „Patria“ gestern v. Boulogne n. New Jork, Va⸗ lencia“ v. Havre n. West⸗Indien. Adria“ v. Antwerpen n. Hamburg abgeg. Sicilia“ Sonntag Gibraltar. Norderney geftern Lizard, Graf Walderseen heute Nachmittag Scilly rassiert
Lond an, 2. Mai. (W. T. B.) Cast le- Linie. Dampfer Dunottar Castle“ auf Ausreise beute in Kapstadt angek. Arundel Taftle⸗ gestern auf Heimreise bei ven Canarischen Inseln angekommen. Union⸗-Linie. Dampfer Goth heute auf Ausreise von
Madeira abgegangen. (B. T. S. Holland ⸗Amerika⸗
Rotterdam, 2. Mal. Linie. Dampfer Rotterdam Sonntag Vorm. in New Jork an⸗
den, gegen 806 Anmeldungen mit 1038 Thieren im Vorjahre, immer aber
gekommen.