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Die im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellte Uebersicht der Betrlebs-Ergebnifse deutscher Eisenbahnen im Mona: April 1899 ergiebt für 67 Bahnen, die schon im April 1898 im Betriebe waren, Folgendes:
Gesammtlänge: 42 411,02 km.
—
im gegen auf gegen Einnahme Ganzen das Vorjahr 1 Rm das Vorjahr . nr, ö s, og für alle Bahnen im April 1899 aus dem Per⸗ 36 ö sonenverkehre 38 600 449 1065 33 98304 5 054 aus dem Güter⸗ ; . verkehre S4 M 912 3 968 230 1988 * 49 4 2,53
für die Bahnen mit dem Rechnungsjahre 1 April — 31. März in der Zeit vom L. bis Ende April 1899
* 2
aus dem Per⸗ t ö sonenverkehre 32 503 286 4 S55 251 9184 34 0,33
aus dem Güter⸗ verkehre 73 210 031 3 910510 2030 * 644 3.26
für die Bahnen mit dem Rechnungsjahre 1. Januar — 31. Dezember in der Zeit vom 1. Januar bis Ende April 1899 aus dem Per⸗ ! sonenverkehre 19 616 692 1539 826 3200 * 196 4 6,51 aus dem Güter⸗ . verkehre . 42 925 366 4 605430 6908 — 535 — 076 Eröffnet wurden: am 1. April Hollenbek Mölln 11,74 km (Direktionsbezirk Altona) und Köln⸗Ehrenfeld — Poulheim 1I51 km (Direktionsbezirk Köln), am 5. April Ganzlin Röbel 26,65 km (Großherzoglich mecklenburgische Friedrich Franz⸗Eisenbahn), am 19. April Busenbach — Ittersbach 255 Km (Badische Lokaleisenbahn⸗Gesellschaft).
1
Der Königliche Gesandte in Weimar, Prinz von Ratibor und Corvey, ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschafte der Gesandtschaft wieder übernommen.
Laut telegraphischer Meldung an den Admiralstab der Marine hat das J. Geschwader, Chef: Vize⸗Admiral Thomsen, heute von Lissabon aus die Rückreise nach Kiel angetreten; S. M. S. „Arcona“, Kommandant: Fregatten⸗ Kapitän Reincke, ist am 18. Mai in Plymouth und S. M. S. „Iltis“, Kommandant: Korvetten-Kapitän Lans, an demselben Tage in Kiautschou angekommen.
Bayern.
Die Kammer der Reichsräthe hat, dem „W. T. B.“ zufolge, in ihrer gestrigen Sitzung mit allen gegen neun Stimmen den neuen Gewerbesteuer-Gesetzentwurf nach den Beschlüssen des Ausschusses angenommen. Im Laufe der Debatte ergriff auch Seine Königliche Hoheit der Prinz Ludwig zweimal das Wort und trat der Behauptung ent⸗ gegen, daß das neue Gewerbesteuergesetäz die Groß⸗ industrie zu stark belaste. Höchstderselbe schilderte dabei den schweren Stand, welchen Bagerns Großindustrie habe, da es ihr an genügenden Wasserstraßen und an billigem Bezuge von Kohlen fehle, während sie andererseits hohe Löhne zahlen müffe. Nur der Tüchtigkeit der Leiter und Arbeiter sei es gelungen, die Großindustrie auf ihrer jetzigen Höhe zu erhalten. In seiner zweiten Rede sprach der Prinz Ludwig über die Lage der bayerischen Mühlenindustrie und befürwortete einen ge⸗ rechten Ausgleich zwischen den Interessen der Großmühlen und denen der Kleinmühlen.
Lübeck.
Die Mitglieder der Senate der Hansestädte Ham⸗ burg, Lübeck und Bremen hatten gestern in Lübeck eine Zusammenkunft. Rach dem Frühstück im Rathskeller wurden die Sehens würdigkeiten der Stadt und hierauf die umfang— reichen Bauarbeiten an dem Elbe⸗Trave⸗Kanal besichtigt. Nach⸗ mittags fand im Festsaale des Rathhauses ein Diner siatt.
Desterreich⸗ Ungarn.
Der Kaiser ritt, wie dem W. T. B.“ aus Bruck a. d. Leitha gemeldet wird, gestern nach der Besichtigung des mobilisierten Infanterie⸗Regiments Hoch⸗ und Deutschmeister an dasselbe heran und richtete an die Truppe folgende Worte:
„Ich freue mich über das gute Aussehen des Regiments und dessen vorzügliches Exerzieren; ich habe darin einen neuen Beweis dafür, daß ich mich jederzeit auf dieses Regiment, meine Deutschmeister und meine Wiener verlassen kann.“
Ein gestern Abend in Wien ausgegebenes Com⸗ muniquèe besagt: Die Vertrauens männer der deutschen Oppofitionsparteien waren behufs Abfassung eines Ent⸗ wurfs der nationalpolitischen Forderungen fast den ganzen Tag versammelt. Im 86 des Nachmittags traten die in Wien eingetroffenen Mitglieder der deutschen Fortschritts⸗ partei und der Volkspartei zu Vorbesprechungen zu⸗ sammen, welche heute fortgesetzt werden sollen.
Der böhmische Landtag nahm gestern den Landes⸗ voranschlag an und beschloß, zum Zwecke der Deckung des trotz Erhöhung der Umlagen und 1 Einstellung der Ueber⸗ weifung aus der Personal⸗Einkommensteuer im Etat noch un⸗ gedeckten Defizits von 3 Millionen ein Landes-Anlehen in gleicher Höhe aufzunehmen.
Die Reskriptkommission des Landtages hat be— schlossen, dem Landtage folgende Resolutionen vorzuschlagen:
Der Landtag beharrt auf den in der vorjährigen Adresse dargelegten Grundsätzen, insbesondere auf Erweiterung des Eine Abänderung der Wahl⸗ ordnung wird für nothwendig erklärt; der Landesausschuß wird beauftragt, in der nächsten Session eine entsprechende neue Landtagswahlordnung zu unterbreiten, in welcher die den Ausstand der Briefträger zu interpellieren. Es wurde die sofortige Berathung der Interpellationen beschlossen. Der Deputirte
legislaslven Wirkungskreises.
2 des nichtfideikommissarischen Großgrundbesitzes nach dem Muster der Reichs⸗Wahlordnung abzuändern ist, und die Wahlordnung der Kurien, Städte und Landgemeinden
mil einer gerechten Vertretung beider Volksstãmme in Einklang gebracht und allen Staatsbürgern, welche das Reichsratha⸗ wahlrecht besitzen, das Landtags wahlrecht verliehen wird; ferner soll der alis chu in der nächsten Session einen Gesetz⸗ entwurf vorlegen, in welchem beiden Nationen eine gerechtere Vertretung im Landesausschusse, in der Landtagskommission und in den Landesinstituten verbürgt wird. .
Wie den Wiener Blättern aus Prag gemeldet wird, haben 13 deutsch- nationale Landtags⸗Abgeordnete in einer Zuschrift an den Oberstlandmarschall erklart, daß sie ihre Mandate niederlegten. 5
Im steierischen Landtag verließen gestern die slove⸗ Rischen Abgeordneten bei Beginn der Debatte über das Budget den Saal, nachdem der Stellvertreter des Landes⸗ hauptmanns erklärt hatte, daß die Slovenen infolge der Ein⸗ stellung von 20 9090 Gulden für das deutsche Gymnasium in Gilli ¶nd zu Subventionen für den deutschen Schulverein in das Budget an der Debatte nicht theilnehmen würden,
Im un garischen Unterhause interpellierte gestern der Abg. Ugron über die Haager Konferenz und wies in der Begruͤndung seiner Interpellation darauf hin, daß ganz Ungarn die Friedensaktion mit Freude begrüße. Ungarn sei stets ein Freund des Friedens gewesen und habe nie Expansions⸗ gelüste gehegt. Redner gab sodann seinen Sympathien für Finland Ausdruck und führte aus, es sei unverständlich, wie der Faiser von Rußland einerseits Beweise seines edlen Herzens geben könne, andererseits aber zulasse, daß den armen Finländern die Verfassung geraubt werde. Ugron richtete schließlich an den Minister-Präsidenten folgende Anfrage: „Im Hinblick darauf, daß diejenigen Staaten, die zum Haager Kongresse geladen sind, jedoch keine Vertreter dorthin entfandt haben, nicht als erschienen betrachtet werden und kein Stimmrecht ausüben können, ferner mit Rücksicht darauf, daß das nicht erschienene Montenegro trotzdem sein Stimmrecht ausüben will, und schließlich mit Rücksicht darauf, daß, falls es jetzt anerkannt werde, daß Rußland Agent und Vertreter Montenegros sei, späterhin sich die benachbarten Staaten in allen auswärtigen Angelegenheiten statt Montenegro Ruß⸗ land gegenüber N. würden, frage ich, ob es wahr ist, daß Rußland auch an Stelle Montenegros auf dem Kongresse ab⸗ simmen wird und was die Delegirten Oesterreich⸗ Ungarns gethan haben, um dies zu verhindern.“
Großbritannien und Irland.
Das Oberhaus genehmigte ohne namentliche Ab⸗— stimmung die dritte Lesung des Wuchergesetzentwurfs und ver⸗ tagte sich alsdann bis zum 1. Juni. .
Im Unterhause erklärte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain, der Präsident des Oranje⸗-Freistaates Stejn habe den Gouverneur der Kapkolonie Sir Alfred Milner und den Präsidenten Krüger zu einer ing fete nach Bloemfontein eingeladen. Der Gouverneur habe diese Einladung mit Zustimmung der Regierung angenommen, welche hierdurch einen Beweis ihrer Bereitwilligkeit, mit der Südafrikanischen Republik herzliche Beziehungen aufrecht zu erhalten, habe geben wollen und ernstlich hoffe, daß durch die en,, eine befriedi⸗ gende Lösung der schwebenden Fragen werde herbeigeführt werden. Die Zusammenkunft bezwecke, die gegenwartige Lage zu erörtern und den Abschluß eines solchen Ab⸗ kommens herbeizuführen, welches die englische Regierung annehmen und den Uitlanders als ein billiges Zugestandniß auf ihre gerechten Forderungen empfehlen könne. Ferner wolle man suchen, den Schwierigkeiten ein Ende zu machen, welche die guten Beziehungen bedrohten, die nach dem Wunsch der britischen Regierung zwischen ihr und der Regierung der Suͤdafrikanischen Republik fortdauernd beständen. Chamberlain fügte hinzu, er höre, daß der Präsident Krüger erklärt habe, die Antwort Sir Alfred Milner's gehe über seine Absichten hinaus; trotzdem sei er aber bereit, nach Bloemfontein zu gehen und jeden Vorschlag in freundschafi⸗ licher Weise zu erörtern, welcher geeignet sei, zu einem guten Einvernehmen zwischen der Südafrikanischen Republik und England und zur Aufrechterhaltung des Friedens in Süd⸗Afrika beizutragen, vorausgesetzt, daß die Unabhängigkeit der Süd⸗= afrikanischen Republik nicht angefochten werde. Schließlich erklärte Chamberlain, er glaube, die Zusammenkunft werde am 30. Mai erfolgen. Der Parlaments- Sekretär Brodr ick sagte, es sei ihm nicht bekannt, daß die russische Regierung für Waaren, welche in Ching mittels der Eisenbahn von Port Arthur und von demjenigen Theile Talienwan's importiert würden, welcher für die ausschließliche Benutzung russisther und chinesischer Schiffe reserviert sei, Vortheile beanspruche, wie sie gemäß 8§ 3 des russisch chinesischen Abkommens, betreffend den Bau der Manöschurei⸗Bahn, gewährt würden. Er werde in Peking darüber Nachfrage halten lassen. Wenn es sich thatsächlich so verhalten sollte, O würden die so eingeführten russischen Waaren bezüglich des Werthzolls um A/ Proz. besser gestellt sein als die durch die Vertrags—⸗ häfen eingeführten englischen Waaren.
Die Kommission des Unterhauses hat die Londoner Lokal⸗ Verwaltungs⸗Bill angenommen.
Der Erste Lord der Admiralität Goschen hielt gestern bei einem Bankett eine Rede, in welcher er, dem „W. T. B.“ zufolge, ausführte, daß die Lage in Afrika zwar zu Befürchtungen Anlaß gebe, daß er aber trotzdem hoffe, der Präsident Krüger werde den Theil der Bewohner der Süd⸗ afrikanischen Republik zufriedenstellen, welcher zu ihrem Wohl⸗ stande beigetragen habe, sowie Zufriedenheit und Loyalität im ganzen Lande herbeiführen, wodurch die Unabhängigkeit des Landes am besten werde gewahrt werden.
Frankreich.
Das „Journal officiel“ veröffentlicht ein Dekret, durch welches der am 14. November 1896 in Haag unterzeichnete erste internationale Privatrechtsvertrag, das Zivil⸗ prozeßverfahren betreffend, nebst dem dazu gehörigen Zusatzprotokoll bekannt gemacht wird.
Der Ministerrath beschäftigte sich gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, mit dem Ausstande der Briefträger und beschloß, im Falle einer Interpellation in der Deputirten⸗ kammer solle die 1 erklären, daß die Briefträger, da sie Staatsangestellte seien, nicht in den Ausstand treten könnten, ohne sich eines Vergehens schuldig zu machen, und daß die Urheber des Ausstandes ** bestraft werden müßten.
Bei Eröffnung der gestrigen Sitzung der Deputirten⸗ kammer verlangten mehrere Deputirte, die Regierung über
Baudry d'Asson richtete an die Re⸗
gierung die Anfrage, welche Maßregeln sie zu ergreifen 2 Der Deputirte Cère hob die Nachtheile hervor, die der Ausstand für den Pariser Handel mit sich bringe. Der Handels ⸗Minister Delombre erwiderte, daß die Vertheilung der Briefe Abends wieder regelmãßig erfolgen werde. Der Minister war der Ansicht, daß ein öffent⸗ licher Dienstzweig nicht der Willkür einiger Angestellten preis⸗ egeben werden dürfe, und daß diese unmöglich ihre Beschlüsse 9 Parlament und der Regierung n, , könnten. Der Minisler⸗Präsident Du puy erklärte, die Regierung werde es nicht zulassen, daß Staatsangestellte in den Ausstand treten könnten. Die Vertheilung der Briefe werde in Paris wie gewöhnlich weiter erfolgen. Wenn die Briefträger ihren Dienst nicht wieder auf⸗ nähmen, würden sie einfach durch andere ersetzt werden. Die Regierung werde sich vor keiner Drohung beugen. Die De⸗ batte wurde hierauf geschlossen. Die Kammer verwarf schließlich mit 4050 gegen 177 Stimmen eine von dem Sezialisten Millerand beantragte Tagesordnung, in welcher dem Bedauern Ausdruck gegeben wird, daß die den Briefträgern gemachten Versprechungen nicht gehalten worden seien. Zu der von dem Deputirten Codet . Tages ordnung beantragte der Deputirte Gauthier de Clagnny einen Zusatz, durch den die Regierung aufgefordert werden solle, vor dem Senat das Votum der Kammer zu vertheidigen. Dieses Amendement wurde, nachdem der Minister⸗Präsident Dupuy erklärt hatte, daß die Regierung einen derartigen Zwang ablehne, mit 366 gegen 165 Stimmen verworfen. Schließlich nahm die Kammer mit 385 gegen 112 Stimmen eine Tagesordnung an, in welcher die Erklärung der Regierung gebilligt wurde. Sodann ging die Kammer zur Weiterberathung der Interpellation über Algier über. .
Im Senat wurde die Regierung gleichfalls über den Ausstand der Briefträger interpelliert. Der Unter ⸗Staats⸗ sekrelär für Posten und Telegraphen Mougeot gab ähnliche Erklärungen ab, wie der Minister Delombre und der Minister⸗ Praäͤsident Dupuy in der Deputirtenkammer, Er berichtete über die seitens der Regierung ergriffenen Maßnahmen und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Krisis bald überwunden sein werde. Der Senat nahm darauf eine Tagesordnung an, in welcher das Vertrauen in die Festigkeit der Regierung aus— gesprochen wird.
Das Schwurgericht in Grenoble hat den früheren Maire von Algier Max Régis von der Anklage der Aufreizung zum Mord und zur Plünderung frei e sproch en. Gestern Abend begab sich ein Haufe von 309 Personen vor den dortigen cercle militaire, brachte Hochrufe auf Dreyfus und Picquart aus, sang die Carmagnole und warf mit Steinen. Drei Offiziere wurden verletzt. t
Der Maire von Algier ist infolge mehrerer Zwischen⸗ fälle, welche ihre Veranlassung in einer Etikettefrage anläßlich der dortigen landwirthschaftlichen Ausstellung hatten, durch den Präfekten vom Amte suspendiert worden. Ein antisemitisches Mitglied des Generalraths wurde wegen Beschimpfung des Präfekten verhaftet.
Als die Nachricht von der Freisprechung Max Regis' be⸗ kannt geworden war, sammelte sich gestern in Algier eine zahlreiche Menge auf der Place de la République und zog unter Hochrufen auf Régis und Schmährufen auf die Juden durch die Stadt. Die Polizei verhinderte Ausschreitungen, welche gegen die Juden versucht wurden. Einige Verhaftungen wurden? vorgenommen; ernsie Zwischenfälle ereigneten sich nicht.
Italien.
Die Stellen der Unter⸗Staatssekretäre sind, dem „W. T. B.“ zufolge, so besetzt worden, wie gestern mitgetheilt
wurde, nur diejenige im Justiz-Ministerium ist noch zu besetzen.
Portugal.
Die portugiesische Regierung gab, wie „W. T. B.“ meldet, am Mittwoch zu Ehren der Offiziere des deutschen Gefchwaders ein Bankett zu 250 Gedecken, bei welchem der portugiesische Marine Minister Villagg sowie der deutsche Hesanbte Graf von Tattenbach und der deutsche Admiral Thomsen freundschaftlich gehaltene Trinksprüche ausbrachten. Gestern fand auf der deutschen Gesandtschaft eine Festlichkeit statt, zu welcher der König und die Königliche Familie erschienen.
Niederlande.
Die gestrige erste Sitzung der internationalen Konferenz über die Abrüstungsfrage war formeller Natur und dauerte nur 25 Minuten. An derselben nahmen alle Delegirten mit ihren Beiräthen theil. Dieselben erschienen von 1½ Uhr an und nahmen ihre in alphabetischer Reihen⸗ fo ige angeordneten Plätze ein. Nach 2 Uhr erschien der nie derländische Minister des Aeußern de Beaufort in Be⸗ gleitung des Kammerherrn der Königin Jonkheer Hoeufft van Velzen. Der Minister de Beaufort nahm alsbald den Präsidentensitz ein und hielt, wie „W. T. B.“ berichtet, nach⸗ fol gende Ansprache:
Im Namen meiner erhabenen Herrscherin habe ich die Ebre, Sie willkommen zu beißen und dem Kaiser aller Reußen, welcher durch die Wabl des Haag zum Sitze der Konferenz unserem Lande eine große Ghre erwies, meine tiefste Gbrerbietung und lebhafte Dankbarteit auszudrücken. Durch seine edle, in der ganjen zivilisierten Welt mit Beifall begrüßte Initiative hat der Kaiser von Rußland den von cinem seiner erbabenen Vorgänger, dem Kaiser Alexander J. gus⸗ gedrückten Wunsch erfüllen wollen, daß alle Herrscher und alle Völker Europas sich unter einander verständigen möchten, um als Brüder zu leben und sich gegenseitig in ihren Bedürfnissen zu unterstützen. Geleitet von diesen edlen Traditionen seines erhabenen Ahnen, bat Seine Majestät allen Regierungen, deren Vertreter bier anwesend sind, den Zusammentritt einer Konferenj vorgeschlagen, welche die Aufgabe baben soll, nach Mitteln zu suchen, um den unaufhörlichen Rästungen ein Ziel zu setzen und die schwere Noth, welche die ganie Welt bedrobt, za beendigen. Der Tag des Zusammentritts dieser Fonferenz wird einer der hervorragendften Tage in der Geschichte des ur Reige gebenden Jahrhunderts sein. Er sällt zusammen mit dem Festtage, den alle Unterthanen des Kaisers von Rußland als natio⸗ nalen Feiertag begeben, und indem ich mich aus tiefstem Herzen allen Wunschen fär das Glück des großberzigen Souveräng ans ließe. will ich mir erlauben, als Wortführer der ganzen zivilisierten Welt der Hoffnung Ausdruck ju geben, daß der Kaiser, der in den Arbeiten Tieser Konferenz die Verwirklichung seiner großherzigen Züge siebt, in Zukunft diesen Tag als den schönsten seines Lebens ansehen werde. Ihre Majeftaͤt, meine erbabene Souperänin, die von denselben Gefühlen durchdrungen sst, welche den Katser von Rußland zu seinem Vorgehen angeregt haben, hat der Konferenz das schönste bistorische Bauwert zur Verfugung ftellen wollen, welches sie besitzt. Der Saal, in welchem Sie sich befinden, ist von den bervorragendsten Künstlern des 17. Jahr⸗ bunderts aukgestattet und von der Wittwe des Prinzen Friedrich Heinrich zum Andenken an ibren edlen Gemabl errichtet worden. Ünter den' Grupden und allegorischen Gestalten, welche Sie hier be—= wundern werden, befindet sich eine, welche sich auf den
Weftfãlischen g.. benteht und Ihre ganz besondere Beachtung verdient, nämlich die Gestalt, welche sich über der Eingangsthür diefes Saales befindet, wo Sie die Friedensgöttin in diesen Saal eintreten sehen, um den Janustempel zu schließen. Ich boffe, daß diefe schöne Allegorie von guter Vorbedeufung für Ihre Arbeiten sein wird und daß Sie nach Beendigung derselben sich werden sagen önnen, daß die Friedensgöttin, welche die Kunst in diesen Saal zuerst eintreten ließ, dicsen wieder verlassen bat, um ibre Wohlthaten der ganjen Menschheit zu theil werden ju lassen.
Der Minister de Beaufort schlus sodann unter dem einstimmigen Beifall der Mitglieder der Konferenz vor, das k Telegramm an den Kaiser von Rußland zu enden:
Die Konferenz legt zu Füßen Eurer Majestät ibre ergebensten Glückwünsche ju dem heutigen Geburtstage nieder und drückt ihre aufrichtigste Befriedigung darüber aus, an der Vollendung des e und edlen Werkes mitwirken zu dürfen, zu dem Eure Majestät die hochberzige Initiative ergriffen haben, für welche die KonQ— ferenz ihre ergebenste und tiefste Dankbarkeit anzunehmen bittet. de Beaufort.“
Sodann schlug der Minister den russischen Botschafter in London Baron von Staal zum Präsidenten vor. Derselbe übernahm sofort das Präsidium mit folgender Ansprache:
Meine erste Pflicht ist, dem niederländischen Minister der aus⸗ wärtigen Angelegenheiten meinen Dank auszusprechen für die edlen Worte, welche er soeben meinem erbabenen Herrn gewidmet hat. Seine Majestät wird tief serührt sein von den bohen Gesinnungen, von denen der Minister de Beaufort sich hat leiten lassen, und von der Bereitwilligleit, mit welcher diese bobe Versammlung sich diesen Gesinnungen angeschlofen bat. Wenn auf den Kaiser von Rußland die Initiative zur Ein⸗ berufung der Konferenz zurückzufübren ist, so verdanken wir es der Königin der Niederlande, in ihrer Hauptstadt zusammenberufen worden ju sein. Es ist eine glückliche Vorbedeutung für den Erfolg unserer Arbeiten, daß wir unter den Auspicien einer jungen Herrscherin ver⸗ sammelt sind, deren beiaubernde Anmuth bis in die weiteste Ferne ihre Wirkung übt, und deren allem Großen und Edlen zugãngliches Herz so viel Sympathie bezeugt bat für die Sache, die uns bierher 6. bat. Inmitten der Rube des Haag und im Schgoße tines
olkes, das einen so bervorragenden Faktor der allgemeinen Zivilisation bildet, haben wir ein leuchtendes Beispiel dessen vor rn en wens er fertei, n, , und Thatkraft für das Wohl eines Volkes vermögen.
uf dem geschichtlichen Boden der Niederlande sind die größten Probleme des politischen Lebens der Staaten diskutiert worden., Hier, kann man sagen, stand die Wiege der Wissenschaft vom internationalen Recht. Jahrhunderte bindurch wurden bier die haurtsächlichsten Ver⸗ bandlungen iwischen den eurgpäͤischen Mächten gepflogen. Hier end⸗ lich wurde der bemerkenswerthe Vertrag unterzeichnet, welcher einen Waffenstillstand in den blutigen Kämpfen zwischen den Staaten herbei⸗ fübrte. Wir befinden uns also inmitten lauter bistorischer Ueberlieferungen. Es erübrigt mir noch, dem Minister des Auswärtigen der Nieder lande meinen Dank abzustatten für die so s meichelhaften, zu schmeichelbaften Worte, die speziell mir galten. Ich bin sicher, den Gefüblen aller Mitglieder dieser hohen Versammlung Ausdruck zu geben, wenn ich dem Minister de Beaufort verfichere, wie glücklich wir ewesen wären, wenn wir ihn bei unseren Versammlungen die Prä- dentschaft hätten führen sehen Sein Platz für das Praͤsidium war nicht nur durch Vorgänge bei ähnlichen Gelegenheiten, sondern durch die Eigenschaften des hervorragenden Staats mannes angezeigt, der gegen⸗ wärtig die auswärtige Politik der Niederlande leitet. Sein Prãsidium wärt überdses eine weitere , , . gewesen, welche wir seiner erhabenen Herrin hätten abftatten wollen, die gerubt bat, uns liebens. würdige Gastfreundschaft anzubieten. Was mich betrifft, so kann ich die Wahl meiner Person für das Präsidium nur damit als begründet ansehen, daß ich der Bevollmächtigte des Kaisers Nikolaus, meines erhabenen Herrn, bin, der den Gedanken jzur Konferenz angeregt bat. In dieser Eigenschaft nehme ich mit tiefer Dankbarkeit die aus—⸗ , . Ehre an, welche mir der Minister des Auswärtigen erwiesen at, indem er mich für das Präsidium vorschlug, und die mir auch die Mitglieder der Kenferenz erwiesen, indem sie diese Wahl gut⸗ hießen. Ich werde alle meine Kräfte aufwenden, um Ihr Bertr auen zu rechtfertigen, aber ich lege mir vollkommen Rechenschaft darüber ab, daß das vorgerückte Alter, welches ich erreicht, leider ein trauriges Privileg und ein schwacher Bundesgenosse ist; ich glaube indeß, daß dies ein Grund für Sie sein wird, gegen mich nachsichtig zu sein.
Die Rede des Barons von Staal wurde mit einstimmigem, warmem Beifall aufgenommen. Der Präsident schlug hierauf vor, an die Königin der Niederlande folgendes Telegramm abzusenden:
Die jum ersten Male im schönen Schlosse Huis ten Bosch“ versammelten Mitglieder der Konferenz beebren sich, Eurer Majestät ihre besten Wünsche zu Füßen zu legen mit der Bitte, den Aue druck ihrer tiefsten Ergebenheit und ihrer Dankbarkeit für die Gastfreund⸗ schaft entgegenzungbmen, welche Eure Majestät geruht baben, denselben in so buldvoller Weise zu gewähren. von Staal, Präsident.“
Die Versammlung nahm diesen Vorschlag mit lebhaftem Beifall an. Der Praͤsident von Staal beantragte hierauf, den Minister de Beaufort zum Ehren⸗Präsidenten und den ersten niederländischen Vertreter Jonkheer van Karne⸗ beek zum Vize-⸗Präsidenten zu ernennen. Dieser Antrag wurde ebenfalls angenommen. Weiter wurden auf Vorschlag des Barons von Staal zu Schriftführern ernannt: der russische Staatsrath Ra falowitsch, der bel—⸗ gische Legations⸗ Sekretär de Grelle⸗Rogier, die ö Eys, Baron Schimmelpenninck van der
ije, Jar ousse de Sillac, Rochuss en, Legrand, der Kapitän im Generalstabe Pop und der Leut nant der Marine⸗ Infanterie Ditt linger. Dieselben nahmen sofort an einem Tische vor dem Sitze des Präsidenten Platz. Ein Antrag des Präsidenten, die Verhandlungen der Konferenz als geheime zu behandeln, wurde gleichfalls angenommen. Der Präsident schlug vor, die nächste Sitzung am Sonnabend um 11 Uhr Vormittags abzuhalten, um die Kommissionen und Abtheilungen zu wählen und das Arbeitsprogramm aufzuste llen. Hierauf wurde die Sitzung aufgehoben.
Wie dem „W. T. B.“ weiter von zuständiger Seite mit⸗ 56 wird, wird die Konferenz drei K nieder⸗ etzen. Die erste Kommission soll über die Einschrãnkung der Rüstungen und der militärischen Ausgaben, die zweite über die Festsetzung von Kriegsgesetzen berathen und die dritte sich mit der Vermittelung und dem fakultativen Schiedsspruch beschãftigen.
Die erste Kommission wird sich danach befassen:
I) mit dem Memorandum des Fürsten Metternich vom Jahre 1516 über den vom Kaiser Alexander J. von Rußland unterstützten Vorschlag des Prinz ⸗ Regenten von England, daß in einer inter- nationalen Konferenn der K der Armee einer jeden Macht festgestellt werden solle; 27) mit dem Schreiben Napoleon's III. an die Souveräne Europas vom 4. November 1863, in welchem eine in Paris abzuhaltende Konf erem vorgeschlagen wurde, welche über die Grundlage einer allgemeinen Pazifilation berathen sollte;
mit dem von Rolin Jacqguemyng im Jahre 1887 dem Institut für internationales Recht in Heidelberg gemachten Vor— schlage, vom Standpunkte des internationalen Rechts aus die Frage zu prüfen, ob es möglich sei, durch Uebereinkommen zwischen den europäischen Staaten den Effektivbestand der Armeen und die mili⸗ tärischen Ausgaben in Friedenszeiten einzuschränken; 4 mit der ́ einungsãußerung des Professors Lorimer von der Universität
dinburg über die Frage der Abrüstung; 5) mit den Betrachtungen
des Grafen Komarowski über die mnebmende Rüstung Europas; 65 mit der Schrift von Dudley Field über dauernd Ne schräntung der Streitträfte; ) mit der Schriet Merigher' über gleichzeitige allgemeine, propostfionelle und progressive Abrüstung; 8) mit der Schrift des Staatsraths Jobann von Bloch; 9) mit der Schrift Bafstiat's über Entlassung im Heere; 10 mit der Schrift des Fürsten Obolenski über die Idee des allgemeinen Friedens und der Abrüũstung.
Die zweite Kommission wird sich mit folgenden Schriftstücken beschäftigen:
I) der Deklaration des Pariser Kongresses vom 6. April 1856; Y. Genfer Konventien vom 22. Auguft 1664; 3) dem noch nicht rati⸗ fizierten n artikel zur Genfer Konvention vom 20. Oktober 1868; 4 der St. Petersburger Konvention, betreffend Verbot des Ge— brauchs gewisser Geschosse; 5) der Brüsseler Konferenz; von 1874 über Kriegsgesetze und Kriegs gebräuche; 6) dem von Rußland auf der Brüsseler Konferenz . Vertrags entwurf über Kriegsgesetze und Kriegs , 77 dem Oxford⸗Handbuch, betreffend Gesetze über den andkrieg, angenommen vom Institut für internationales Recht in der zu Oxford abgehaltenen Session von 1880; 8 den Regeln für die Beschießung offener Starte durch Seestreitkräfte, angenommen vom Jaftitut für internationales Recht in der Session zu Venedig im September 1896 9) der Er⸗ klärung Frankreichs und Großbritanniens, betreffend die Zusatzartikel zur Genfer Konvention; 10) dem Entwurf einer Reviston der Genfer Konvention von Moynier; 11) dem vorläufigen Programm, vorge—⸗ schlagen durch den schweizer Bundesrath; 12) dem Zirkular des niederländischen Ministers des Aeußern an die Vertreter der Nieder lande vom 13. Februar 1871, betreffend die Bitte der Amsterdamer Handelsbank, das Prinziv der Unverletzlichkeit von Privateigenthum auf dem Meere zu billigen und den Begriff Kriegskontrebande defi⸗ nieren zu lassen.
Die dritte Kommission wird sich mit folgenden Dokumenten befassen:
1) dem Vorschlag des Lord Clarendon auf dem Pariser Kongreß am 14 April 1856 wegen Inanspruchnabme der Vermittelung eines befreundeten Staats vor Anwendung von Gewalt; 27) dem Antrag Macini, eingebracht am 24. November 18755 in der italienischen Dexutirtenkammer, dahin gehend, daß das Institut des Schiedsgerichts ein allgemein angewandtes Mittel werde, um nach Gerechtigkeit inter ⸗ nationale Streitfragen zu lösen; 3) der Resolution des Irstituts für inter⸗ nationales Recht in Betreff einer schiedsrichterlichen Klausel angenommen in der Züricher Session von 1877; 4 dem Artikel 12 der General-Atte der Berliner Konferenz von 1885 wegen Vermittelung oder schieds⸗ richterlicher Entscheidung für Streitfragen im Congo, und Niger. becken; 5) dem Entwurf eines Reglements für internationales Schiedsgerichts verfahren, vorbertitet vom Institut für inter⸗ nationales Recht auf der Session im Haag 1875; 6) dem Antrag Dudley Field's auf Einsetzung eines Schiedsgerichts; ) den Grundregeln für eine Bearbeitung eines interngtionalen Schieds⸗ , , . aufgeftellt vom Institut für internationales
echt in der Brüsseler Session vom Oktober 1895, 8) dem Entwurf für die Erricktung eines ständiges internationalen Schiedsgerichts bofeg, angeroammen von der intervarlamentarischen Konferenz in Brüssel von 1895; 9 den Verhandlungen der Brüsseler interrarlamentarischen Konferenz von 1897; 10) dem Vertrag von Wasbington vom 8. Mai 1871; 11) dem Entwurf zur Errichtung eines Schiedsgerichtes zwischen den Staaten Nord., Mittel und Süd⸗Amerikas, unterzeichnet in Washington am 18. April 18980, 19 dem Briefe Lord Salisbury's an den britischen Botschafter in Washington vom 5. März und 13. Mai 1896 wegen Abschluß eines Schiedsgerichts vertrages; 13) dem Schiedegerichts vertrag jwischen England und den Vereinigten Staaten, der war abgeschlossen, aber nicht ratifisiert worden ist; 14) em allgemeinen Schiedsgerichtsvertrag zwischen Italien und Argentinien vom 25. Juli 1898; 15) den Artikeln 55 und 58 der am 2. Juli 1890 auf der Brüsseler Konferenz unterjeichneten General⸗Atte; 16) dem Artikel 23 der Weltvost⸗ konvention vom 4. Juli 1891; 17) den vom Justizkongreß 1892 in Madrid angenommenen Beschlüssen; 18) der Schrift Descamp's über Schie dagerichte. 1
Die Thätigkeit der Kommissionen ist indessen nicht auf diese Dokumente beschränkt.
Türkei.
Im Ministerium des Aeußern ist unter dem Vorsitz des Ministers des Aeußern Tewfik Pascha eine Kommission zusammengetreten, um die Frage der Errichtung von Waisen—⸗ häusern in den Vilajets von Kleinasien und anderen Gegenden des Reichs zu studieren.
Der Ober⸗Kommissar für Kreta Prinz Georg von Griechenland hat sich, wie W. T. B.“ meldet, gestern zur Einweihung eines auf Befehl des Kaisers von Ruß⸗ land erbauten Hospitals, welch es Allerhöchstderselbe der Stadt in, Geschenk machen will, von Kanea nach Rethymon
egeben.
Bulgarien. Der Fürst hat, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern ein Dekret unterzeichnet, durch welches die Sobranje auf den 28. Mai zu einer außerordentlichen Session einberufen wird.
Amerika.
Der Präsident Me Kinley hat, wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Washington meldet, gestern das nach⸗ stehende Telegramm an den Kaiser von Rußland gesandt: An Seine Majestät Nikolaus II., Kaiser aller Reußen. St. Peters burg.
An diestem Tage von guter Vorbedeutung sende ich meine herz— lichen Glückwünsche zur Eröffnung der Konferem im Haag, welche der erleuchteten und hochherzigen Initiative Eurer Majestät entsprungen ist.
Willtam Me Kinley.
Wie aus Havanna gemeldet wird, ist zwischen dem General Broote und Gomez ein Abkommen getroffen worden. Gomez veröffentlichte ein Manifest, in welchem er erklärt: er verbleibe auf Seiten des Volkes; er mahne zur Ruhe und verspreche, in Washington die Sache Cubas und die Unabhängigkeit der Republik zu vertreten.
A sien.
Aus Peking vom 18. Mai wird der „Times“ gemeldet, das Tsung⸗li⸗YJamen habe die britische Gesandtschaft am 109. Mai offiziell davon in Kenntniß gesetzt, daß Rußland das Recht beansprucht habe, eine direkte Eisenbahn von der WMandschurei nach Peking zu bauen, daß aber von chinesischer Seite noch keine Schritie in der Angelegenheit gethan wor⸗ den seien. .
Der Vertrag über die Eisenbahnlinie Tientsin— Tschinkiang ist gestern Abend von den beiden chinesischen Direktoren und den Vertretern des britisch⸗deutschen Syndikats unterzeichnet worden.
Demselben Blatte wird aus Hongkong vom gestrigen Tage berichtet, daß in Wutschau gegen die Ausländer i Plakate angeschlagen worden seien, welche, wie sie elbst besagten, von den Mandarinen und allen Klassen der Bevölkerung ausgingen. Die Plakate enthielten die Aufforde⸗ rung, di elus länder ohne Gnade niederzumetzeln, und richteten sich besonders gegen die Christen.
Der General-Gouverneur von Französisch-Indochina Dou mer ist heute von Hanoi nach JYünnanfu abgereist.
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Der General Otis hat aus Manila nach Washington
telegraphiert, daß die Vertreter Aguinaldo's bemüht seien, die Friedensbedingungen mitgetheilt zu erhalten, und daß die Aufständischen zerstreut in den Bergen umherstreiften.
Afrika.
Aus Pretoria meldet die „Agence Havas“, daß die Regierung dem Volksraad einen Gesetzentwurf vorgelegt habe, welcher den Ausländern nach einem Aufenthalt von 9 Jahren in Transvaal alle Bürgerrechte verleihe, ferner einen Gesetzentwurf, welcher die Regierung ermächtige, die so⸗ genannten Bewaarplaatsen, auf denen Superfiziglrechte ruhen, nach gehöriger Abschätzung an die Inhaber dieser Berechtigungen zu verkaufen.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.
Statiftik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Zur Lohnbewegung der niederrbeinischen Textilarbeiter tbeilt die Rh.⸗Westf. Ztg.“ vom Mittwoch aus Viersen mit; Nachdem das Arbeiterperfonal der biesigen Aktien⸗ Spinnerei gestern Abend ein Versammlung abgebalten, traten heute Vormittag die Fabrikausschüsse mit Lohnforderungen an die Direktion beran. Die Feinspinnerinnen fordern eine Lobnerböhung von 25 0,ο , alle anderen Arbeiterinnen und Arbeiter eine solche von 20 6069. In der Bleiche der Aktienspinnerei, wo gestern die Forderung auf Lobnerhöhung zzestellt wurde, wurde der Sprecher des Ausschusses sofort entlassen. Daraufbin legte die gesammte Arbeiterschaft die Arbeit nieder und nahm sie eher nicht wieder auf, bis die Entlassung zurück⸗ genommen war. Die Spinnerei beschäftigt etwa 800 die Bleiche etwa 130 Personen. — In der Niederrheinischen Tauwerk und Bindfadenfabrik Fr. Mahle Söhne haben sämmtliche Arbeiter wegen Lohnfragen gekündigt. — In Krefeld bewilligten, der Köln. Ztg. zufolge, die Seiden färbereien Büschens und Puller den größten Theil, der Forderungen der Arbeiter. Diese erklärten ihr Einverständniß. Damit ist ein Ausstand der 800 Färber vermieden.
In Frankfurt a M. sind, wie die „Frkf. Ztg. mittheilt, die Angestellten der Tram bahn in eine Lohnbewegung eingetreten. In einer am Mittwoch abgehaltenen Versammlung heschlossen sie eine Eingabe an die staͤdtischen Behörden, welche verlangt: Rückkebr zu dem Arbeitssystem von 1891/94, also jeden vierten Tag frei, mit nicht mebr als 60 Arbeitsstunden in sieben Tagen; Ueberstunden sollen mit 69 3 bejahlt werden; kein Abzug von 20 3 für die Sparkasse; Schaffung einer Pensions⸗ kasse, als Grundstock dafür der von der früheren Gesellschaft ange—⸗ sammelte Fonds. Als Termin der Antwort wurde der 27. Mai fest⸗ gesetzt Eventuell wird beabsichtigt, in den Ausstand zu treten. In Augsburg legten nach der Köln. Ztg.“ gestern Vormittag 700 Maurer die Arbeit nieder. Sie verlangen Lohnerböhung und Arbeite kürzung. .
Der Ausstand im Grubenbecken von Mons gilt, wie W. T. B. mittheilt, als beendet. Nur 709 Arbeiter waren bis gestern noch nicht wieder angefahren Die nach La Leuvière und Charleroi gesandten Truppen kehren nun wieder in ibre Garnisonen zurück.
Aus Brünn meldet W. T. B.“ vom gestrigen Tage: Eine Versammlung der mährischen Wollindustrievereine, an welcher Delegirte aus Reichenberg und Bielitz theilnahmen, beschloß solidarisches Vorgehen und das Festhalten an der elfstündigen Arbeitszeit.
In Kriwoi Rog, einem großen Dorfe des Gouvernements Jekaterinoslaw, sind, dem W. T. B. zufolge, vor einigen Tagen Arbeiterunruhen ausgebrochen. Dem Vernehmen nach sind von Odessa vier Kompagnien Infanterie zur Wiederherstellung der Ruhe dorthin abgegangen.
Kunft und Wissenschaft.
In der Sitzung der philosophisch⸗historischen Klasse der Akademie der Wissenschaften vom 4 Mai (vorsitzender Sekretar: Herr Diels) las Herr Pernice einen Beitrag zum römi⸗ schen Gewohnheitsrecht“ Das Gewohnheitsrecht ist, wie darin aus geführt wurde, auf die Entwickelung des römischen Rechts von großem Einfluß gewesen. Aber es tritt nur auf beschränktem Raume unmittelbar wirksam auf: es steckt in dem prätorischen Eeikt im jus gentium, in der aequitas, in Rechts- sprüchen und Rechtsgutachten. Es wird begründet auf allgemeine Willensübereinstimmung, die sich in längerer Uebung zeigt und äußert. Julian (D. , 3. 32, IJ steht allein mit seiner Auffassung der Gewohn⸗ beit als eines durch schlüfsige Handlung gegebenen Gesetzeg und mit seiner Folgerung, daß sie derogatorische Kraft habe. Das spartanische Gewohnhensrecht ist für die römische Rechtsordnung nicht vorbildlich gewesen.
In der Sitzung der physikalisch⸗mathematischen Klasse der Akademie von demselben Tage las Herr Engler über die von ihm mit Herrn Dr. L. Diels gemeinsam bearbeitete systematische Gliede⸗ rung und Verbreitung der Gattung Combretum, insbesondere der afrikanischen Arten. Die Gattung umfaßt danach jetzt 241 Arten, von denen 183 dem tropischen Afrika angehören; es sind Halb⸗ sträucher, Sträucher, Klettersträucher und Bäume, die sich auf 28 Gruppen vertheilen und durch Form des RScsptaculums, Entwickelung des Discus, Gestalt der Blumenblätter und Früchte von einander unterscheiden. Die meisten Gruppen sind entweder auf West⸗ oder auf Oft Afrika beschränkt. — Herr Vogel legte eine Abhandlung des Herrn Professors J. Wilsing in Potsdam „‚üder die Deutung des typischen Speltrums der neuen Sterne“ vor. Der Verfasser hat durch elektrische Entladungen in Flüssigkeiten Metallspektra erzeugt, die infolge des hoben Druckes Verschiebungen der Spektrallinien und andere Erscheinungen im Spektrum aufwiesen, wie sie ähnlich bei den Spektren neuer Sterne beobachtet worden sind.
Aus St. Petersburg meldet W. T. B.“: nach Mittheilungen dortiger Blätter sei das Ministerium der Volksaufklärung amtlich davon benachrichtigt worden, daß bei der unter dem Präͤsidium Seiner Majestät des Kaisers Nikolaus stebenden russischen astronomischen Gesellschaft eine besondere Kommission zur Berathung der Kalenderreform eingesetzt worden sei. .
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Der Ausbruch und das Erlöschen der Maul⸗ und Klauenseuche ist dem Kaiserlichen Gesundheittamt gemeldet worden dom Viebhofe zu Mannheim am 17. Mai, das Exlöschen der 3 27 Klauenseuche vom Schlaͤchtviebbofe zu Dresden am
Nai.
Verdingungen im Auslande.
. Oesterreich⸗Ungagrn.
15. Juni, 12 Uhr. K. K. Staatsbahn Direktion in Krakau: Lieferung von insgesammt 258 30 t Steinkohlen für die Zeit vom 1. Januar 1900 bi Ende Dezember 1900 für die Bezirke der K. K. Staatsbabn-Direktionen in Krakau, Lemberg und Stanislau. —
Näheres bei der obengenannten Adresse.
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