827
Berichte uͤber den Gesundheits⸗Zustand aus dem Innern des Reichs vom Ende Juli.
1I. Ostpreußen. — Koͤnigsberg. Der Gesund⸗ . beitszustand unter den Menschen hat sich gut erhalten, und ep demische Krankheiten haben bicht geherrscht. Im
einer Sclavenarbeit vom sechsten Jahre an verurtheil! so daß, wenn sie zu arbeiten anfangen, sie die Ermuͤdun ohne Nachtheil besser ertragenskoͤnnen. — 8* Das Zunehmen von Heirathsavertissements in d Zeitungen erinnert uns (sagt ein hiesiges Blatt) a
folgende vor einiger Zeit wirklich statt gefundene Ge
n Reise nach Europa am 28sten Juni zu Georgtown auf Demerara angekommen. Die Voͤlkerschaften in der Naͤhe jener Kuͤste befinden sich noch immer mit dem Koͤnige der Aschantihs im Kriegszustande, und die dens Englaͤndern sehr ergebene Koͤnigin von Akim hat ihnen, zum Beweise der Freundschaft, ihre beiden Soͤhne alu Geißel gesendet. Auf dem Demarara⸗Fluß sollen Dampf⸗
und froͤhlich, aber der englische vermag dies nicht zu sein, und warum? weil er von seiner Kindheit an, um sich zu ernaͤhren, mit allen seinen Kraͤften bis zur Er⸗ schoͤpfung arbeiten muß, und seine Muskeln zu sehr er⸗ schlafft sind, um Froͤhlichkert an den Tag legen zu koͤnnen.
Das Morning Chronicle, aus dem wir dies ent⸗
und andern eine Buͤrde.
lehnen, zieht bei dieser Gelegenheit aus einem alten Buche eine Stelle an, worin gesagt wird, daß die schwer arbeitende Klasse in England sich gewoͤhulich uͤberarbeilte, und dann in solch einen Zustand von Erschlaffung falle, daß sie fuͤr die uͤbrige Lebenszeit zur Arbeit untauglich wird. Dieses Blatt faͤhrt sodann folgendermaaßen fort: „Wenn es je ein Volk gab, daß diese Bemerkung zu Herzen nehmen sollte, so ist es das 8.2
ein schwer arbeitendes Volk, wenn ein Volk je diesen Namen verdiente. Es arbeitet uͤber seine Sraͤrke, und daraus entspringt das freudenlose Aeußere, das dem Aus⸗ laͤnder, wenn er England besucht, so sehr auffaͤllt. In dieser Hauptstadt, die so viele tuͤchtige Arbeiter nach hier zu kommen, reizt, kann es dem aufmerksamen Be⸗ obachter nicht entgangen sein, wie kurz die Laufbahn vieler dieser Menschen ist. Sie haben ihre Kraͤfte, wie die Pferde unserer Landkutschen, in einigen Jahren er⸗ schoͤpft, und wenn sie das vierzigste Jahr erreicht haben, sind sie buchstaͤblich alt und gebrechlich. Dies ist be⸗ sonders bei denfenigen wahrzunehmen, die sich damit beschaͤftigen, Kanaͤle zu graben oder andere schwere Schiffsarbert thun. Wir haben Schaͤfer selbst in den gebirgichten Gegenden gesehen, die in ihrem achtzigsten Jahre nicht allein gesund, sondern auch froͤhlich und munter waren. Der englische Tageloͤhner ist dagegen, wenn er das funszigste Jahr zuruͤckgelegt hat, sich selbst Die Handwerker sind in der Regel nicht besser daran, und als wir vor einiger Zeit eine Tabelle des Alters der Gesellen eines sehr ausge dehnten Zweiges des Industrie sahen, fiel uns ganz be⸗ sonders ere ungewoͤhnlich kleine Zahl derjenigen uͤber 40 Jahre auf. Die in der Heilkunst gemachten Fort⸗ schritte, die groͤßere Aufmerksamkeit auf Reinlichkeit, die Verbesserungen in unsern Städten, die Austrocknung von Laͤndereien und viele andere Ursachen, haben unbe, zweifelt die Zahl der Sterbefaͤlle zusammengenommen, vermindert, aber uͤbermaͤßige Arbeit und in manchen Faͤllen auch Entbehrungen haben dem wohlthaͤtigen Ein. flusse aller dieser Ursachen auf die arbeitenden Klassen ent,⸗ gegengewirkt. Der Stamm der Arbeiter in mehr eren suͤdlichen Grafschaften Englands ist das niche mehr was sie fruͤher waren. Wir bemitleiden den Zustand der irländischen Bauern, und zwar mit Recht, aber wenn
englische. Es ist
schichte. In einer lustigen Gesellschaft von Herren un Damen wurde beschlossen, daß in einer Londoner Mog genzeitung eine Anzeige eingeruͤckt werden sollte, d
die Freuden des Ehestandes zu schmecken wuͤnsche, un um sich einen Lebensgefaͤhrten aussuchen zu koͤnne diesen Weg waͤhle. In Antwort auf diese Anzei ein, und jeder erhielt zur Antwort, daß man zwar niche gegen ihn einzuwenden habe, aber, daß die Dame, sie ihm vorgestellt wuͤrde, ungesehen ihn zu sehen win sche, und daß er, auf eine beschriebene Art gekleigee an einem gewissen Abend im Parterre des Druryla Theaters sein, nach Beendigung des ersten Stuͤckes auf die Bank stellen und mit dem rechten Auge dumr eine Lorgnette sehen solle. Alles gelang so gut, dit nachdem das erste Stuͤck vornber war, ohngefaͤhr
von dem 15)aͤhrigen glattkinnigen Adonis an bis zu de 50jährigen woylgenaͤhrten und stattlichen Wirtwer, u dem 60zaͤhrigen eingeschrumpften und abgelebten Jun gesellen, geputzt und mit einer freundlichen, das H.e seiner Schoͤnen zu erobern wuͤnschenden Miene, auf
Baͤnke stiegen. Hoch schwoll ihre Brust vor Hoffnu und mit einer studirten Stellung erhoden sie das Ge zum Auge, aber wer vermag ihr Erstaunen, ihr E setzen, ihre Wuth zu malen, als sie sich so zum Nan gehalten sahen. Um sich unter die Zaschauer zu n stecken, sprangen sie saͤmmtlich mit einer solchen Schn. ligkeit herab, daß der gebrechliche 60jaͤhrige Liebhab Ursach hatte zu glauben, seine Kniee haͤtten die Bieß sjamkeit des Juͤnglingsalters wieder erhalten.
Wie sehr London sich von Jahr zu Jahr ausdeh und wie groß die Bausucht hier ist, kann man dar abnehmen, daß nur in dem Kirch piel Mary le⸗bone zwei Jahren die Haͤuserzahl von 9000 auf 14,000 stiegen ist. Dieser gewaltige Zuwachs in jener Geg hat es nothwenoig gemacht, einen neuen großen Was oehaͤlter einzurichten, um die neuen Stadttheile m. Wasser zu versehen. Man hat ihn auf einem Hug angedracht, der 75 Fuß uͤder dem Wasserspiegàd Themse eryaben ist; das Wasser wird mithin aus jen Behalter von einem Punkte fließen, der hoͤyer liegt à irgend ein Haus in Mary le⸗bone und man kann song durch die Roͤhrenleitung bis in die hoͤchsten Zima
IJunhalts: daß eine Dame von Schoͤnheit und Reichthum
gingen Briefe von 50 bis 60 Schwaͤnen jedes Alten
schiffe errichtet werden. 19 h-dn ) en vn
8 —
11 8* 8 9 2 1 .“ —
8 — . . Q
—— 1415 1 281
8 †
,sgI9829
788 Magdeburg, 4. September. Seine Majestaͤt der Koͤnig haben, in der Absicht, das vierte, siebente und achte Armee⸗Corps in Augenschein zu nehmen, am 1. d. M., Morgens um halb 8 Uhr, Potsdam verlussen, und sind an demselben Tage Nachmittags halb 3 Uhr in Magdeburg eingetroffen, wo Hoͤchstdieselben von dem kommandirenden General, General Lieutenant v. Jagow und saͤmmtlichen Generalen und Staabsoffizieren des in der Stadt und Gegend versammelten vierten Armee⸗ Corpe, so wie von dem Staatsminister v. Klewitz und den obern Civilbehoͤrden empfangen, in der Dom, Dechanei Ihr Absteigequartier nahmen. Allerhoͤchstdie, selben hatten die Freude, Ihre, Tags zuvor aus dem Bade angekommene erlauchte Schwiegertochter, die Kronprinzessin K. H, im erwuͤnschtesten Wohlsein an⸗ zutreffen und beluchten in Begleitung Derselben und des gleichfalls angekommenen Kronprinzen, so wie der Prinzen Wilhelm, Carl und Albrecht KK. HH. Abends cas Threater, woselbst zum Empfange der Kronprinzessin K. H. ein Prolog gesprochen wurde. Am solgenden Tage Morgens begaben Sich Se. Majestaͤt außerhald der Stadt nach der Ebene bei Fermersleben, wo das ganze virrte Armee⸗Corps aus 24 und ein halbes Ba⸗ kaillon Infanterie, 28 Schwadronen Kavallerie und 30 Geschuͤtzen bestehend, en parade aufgestellt war, lie⸗ ßen dasselbe vor sich vorbeimarschiren und darauf ein Corps⸗Manoͤver ausfuͤhren, woruͤber Hoͤchstdieselben v hre Zufriedenheit aͤußerten. Das schoͤnste Wetter be⸗ gͤnstigte dieses militairische Fest. Mittags geruhten Se. Majestaͤt, die saͤmmtlichen hier anwesenden Koͤnig! prinzen, der Kronprinzessin Koͤnigl. Hoheit, die saͤmmt suchen Generale und Staabs Offiziere des vierten Armee⸗ Corps, so wie die hier anwesenden andern Generale und Regiments⸗Commandeure, die hoͤchsten Ciyilstellen, und mehrere angesehene Fremde zu Hoͤchstihrer Tafel zu ziehen, und besuchten Abends die Domkirche, in welcher ein neues Oratorium von Fr. Schneider: „das verlorne Paradtes“ von einem ungemein stark besetzten Orchester
Dorfe Heinrichsdorf, Amts Soldau, haben sich die Pok⸗ ken gezeigt, und zur Unterdruͤckung derselben sind so⸗ gleich die zweckdienstlichen Maaßregeln getroffen worden. Die Sterblichkeit ist im Ganzen geringer als im vori⸗ gen Monat gewesen. — Gumbinnen. Die Sterb⸗ lichkeit hat im Monat Juli auf keine ungewoͤhnliche Weise statt gefunden. Von Krankheiten unter den Menschen entstanden vorzuͤglich aus dem Einfluß der bis auf 25 Grad nach Reaumur gesteigerten und oft schnell bis 7 Grad verminderten Temperatur der At⸗ mosphaͤre, Brechdurchfaͤlle und Catarrh mit gastrischen Complicationen.
II. Westpreußen. — Marienwerder. In dem Gefundheitszustande des Menschen ist im Lause des Mo⸗ nats Juli im Allgemeinen eine unguͤnstige Veraͤnderung nicht vorgekommen. Es haben sich vielmehr die fruͤher so allzsemein herrschenden rheumatischen Krankheiten seit dem Eintritt der waͤrmern Witterung bedeutend gemin⸗ dert. Das Scharlachfieber ist fast ganz verschwunden und neue Krankheiten haben sich nicht gezeigt; auch er⸗ folgte keine weitere Verbreitung der in einigen Orten des Kulmer, und Thorner Kreises zum Vorschein gekom⸗ menen natuͤrlichen Blattern. 5
III. Brandenburg. — Potsdam. Unter den Erwachsenen herrschten zwar keine Epidemisen je⸗ doch zeigten sich haͤufig rheumatische Augen⸗ und Hals⸗ entzuͤndungen, auch wurde der Unterleib von gleichen rheumatischen Beschwerden heimgesucht. Unter den Kindern bemerkte man besonders Stickhusten, Masern und Scharlachausschlag. Die Pockenkrankheit hat weder in der Ost⸗ und Westpriegnitz, noch im Prenzlowschen
C 898 192
Kreise aufgehoͤrt; namentlich sind in der Stadt Prenz⸗
low 7 Erwachsene und 12 Kinder von denselben befallen worden. Frankfurt. Die Sterblichkeit hat die Grenzen des natuͤrlichen Verhaͤltnisses nicht uͤberschrit⸗ ten. Epidemieen sind nicht bemerkt worden und nur entzuͤndliche und gallichte Krankheiten haben die Mehr⸗ zahl ausgemacht. Bei den Kindern ist das Scharlach⸗ sieber haͤufiger vorgekommen, auch hat sich unter ihnen die Halsbraͤune und die Ruhr gezeigt. A
8 . ee ; * 4
IV. Pommern. — Coͤslin. Die Sterblichkeit
ihre Nahrungsmittel elend sind, so ist doch ihr Koͤrper nicht durch uͤbermaͤßiges Arbeiten erschoͤpft, und deshalb sind sie robust und stets frohen Muthes. Man kann einen irlaͤndischen Tageloͤhner in einer Entfernung von einer Meile von einem englischen unterscheiden, und zwar durch das Aufrechte und durch die Leichtigkeit seines Ganges, und bei naͤherer Untersuchung faͤllt der Ver gleich noch mehr zum Nachtheil des Englaͤnders aus. Harte Arbeit von Jugend auf, oder der Mangel an Heitzmaterialien, oder einige andere Ursachen haben die Entfaltung seiner Gliedmaaßen gehemmt, und dies ist die Ursache, daß, waͤhrend die Maͤnner der hoͤhern Staͤnde in England beinahe die schoͤnsten in Europa sind, man beinahe keinen Tageloͤhner in den suͤdlichen Grafschaften antrifft, der wohl gebaut genannt werden koͤnnte. Wir sprechen hier lediglich von den suͤdlichen Grafschaften; denn die Tageloͤhner in den noͤrdlichen sind nicht dermaßen durch Anstrengungen erschoͤpft, und die Banern in Yorkshire, Lancashire, Northumberland, Durham, Westmorland ꝛc. sehen sehr wohl aus. In diesen Theilen von England verlieren sie ihre Unabhaͤn⸗ gigkeit nicht, ihre Kinder werden nicht von den Kirch⸗ spielvorstehern unter ihren Schutz genommen und zu
74 “
unter den Menschen hat keine ungewoͤhnlichen Erschei⸗ nungen geliefert und der Gesundheitszustand ist im All⸗ gemeinen gut. Das Scharlachfieber hat bedeutend nach⸗ gelassen und besteht nur noch am hiesigen Orte, in Crampe, Stolpschen⸗, in Tietzkow und Gr. Pancknin, Belgardschen⸗ und in Neblin, Neustettinschen Kreises. Es sind die erforderlichen Maaßregeln in sanitaͤtspolizei⸗ licher Hinsicht getroffen worden. — Stralsund. Der Keichhusten hat sich im Juli nur noch in Barth vorge⸗ funden. Dagegen haben sich die Hautausfchlaͤge, beson⸗ ders die Scharlachfieber und die Roͤtheln, sehr vermehrt. Das erste ist in hiesiger Stadt sehr boͤsartig. Auch sind hin und wieder Windpocken erschienen. Bei den sonstigen Krankheiten blieb der katarrhalisch rheumati⸗ sche Charakter auch in diesem Monate fortdauernd vor⸗ herrschend. Doch traten gastrische und gallichte Zufäͤlle immer mehr hervor, daher denn Uebelkeiten, freiwilliges Erbrechen und Brechdurchfaͤlle vorkommen. Die Mor⸗ talitaͤt war, außer hier im Orte, in welchem viele Kin⸗ der am Schaclachfieber starben, von keinem groöͤßeren Belange wie gewoͤhnlich.
und Saͤngerpersonale, bei einer schoͤnen Erleuchtung der Kirche ausgefuͤhrt wurde.
Am 3. September Morgens fand in der Gegend des oben erwaͤhnten Terrains ein Manoͤver im ausge⸗ dehnteren Sinne, Statt. Das vierte Armee⸗Corps, nach der Formation in kleine Bataillone zur Staͤrke von 2 Bataillonen angewachsen, griff den durch das 32ste Linien⸗-Regiment und 4 Landwehr⸗Schwadronen markir⸗ ten Feind in seinen verschiedenen Stellungen am Suͤlz⸗ hbacke an, und uͤberwaͤltigte dieselben nach hartnaͤckigem
Widerstande. Se. Maj. schienen auch mit dieser Aus⸗ uͤhrung sehr zufrieden zu seyn.
dieses Stacttheils Wasser bringen. Jenes große We serbecken wird 20 Fuß tief und nimmt eine Flachen 2 Morgen Landes ein; es wird 18,000 Tonnen Wast halten. Das Becken bekoͤmmt sein Wasser aus 1 Tyemse oberhalb London durch eine sieben (engl.) M len lange Wasserleitung.
Die so langwierigen Zwistigkeiten zwischen Schiffsdauern und Schiffseigenthuͤmern von Sunt land sind endlich beigelegt; erstere gaben in ihren àh derungen nach, und letztere verpflichteten sich, auf jed Schiff einen Mann meyr als bisher zu nehmen.
Nach der Zeitung von Plymouth sind Befeh’en der Admiralitaͤt ergangen, die Kriegsschiffe nicht me Mittags war Tafel, und Abends besuchten Se. nach der von Sir Humphrey Davy angegebenen Methw Maj. noch einmal das hiesige Theater. Heute Morgen zu beschlagen. halb 9 Uhr haben Allerhoͤchstdieselben nach beigewohntem
Die Mehl⸗Ausfuhr nach Neu⸗Schottland bestaseGottesdienste in der Domkirche die hiesige Stadt im im vorigen Jahre in 32,632 und die nach Neu⸗Bralsicesten Wohlsein verlassen, um Ihre Reise uͤber Braun⸗ schweig in 38,199 Faͤssern; der gesammte Einfuhrwessschwei Minden nach Lippstadt fortzusetzen. in ersterer Colonie betrug 433,679 und in letzttce. “ E“ 514,557 Pfd. Sterl. 8 b“ 16“
Der Koͤnigl. Daͤnische Statthalter an der Gel kuͤste von Afrika, Major von Richelieu, ist auf sein
1u“]