1886 / 214 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 11 Sep 1886 18:00:01 GMT) scan diff

Meldung des kommandirenden Generals und des Gouverneurs entgegen, empfingen die Begrüßung des Statthalters Fürsten Hohenlohe, begaben Sich hierauf zu den auf dem rechten Flügel der Ehrenwache stehenden Vorgesetzten der letzteren und zu den Fürstlichkeiten und so⸗ dann in den Kaisersalon, wohin Sich mittlerweile auch Ihre Majestät die Kaiserin und die Großherzogin von aden begeben hatten. Während hier Vorstellungen er⸗ folgten, formirte sich die Ehrenwache auf dem Platze vor dem Bahnhofe zum Vorbeimarsch. Se. Majestät der Kaiser erschienen darauf im Portal und nahmen den Vorbeimarsch ab, wobei der Großherzog von Baden, der kommandirende General und alle Vorgesetzten der Ehrenwache kotoyirten. Nach beendetem Vorbeimarsch der Ehrenwache intonirten die Musikkaäpellen der Kriegervereine, welche vom Bahn⸗ hofe ab Spalier bildeten, die Nationalhymne. Von der nach Tausenden zählenden Volksmenge und den Offtzieren, die an dem Bahnhofsplatze sich aufgestellt hatten, wurden Se. Majestät mit brausenden Hurrahrufen begrüßt. Se. Majestät fuhren darauf mit Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen in einem vierspännigen Wagen nach der Stadt, in dem zweiten Wagen folgten Ihre Majestät die Kaiserin und die Großherzogin von Baden, daran schlossen sich die Wagen mit den anderen Fürstlichkeiten. In den reich geschmückten Straßen bildeten die Vereine und Schulen Spalier. Ihre Majestäten wurden auf der Fahrt unausgesetzt mit jubelnden Zurufen begrüßt. In dem Palais des Statthalters, wo Se. Majestät Absteigequartier genommen haben, war die Ehrenwache von dem 4. Bayerischen Infanterie⸗ Regiment gestellt. 8 Bei der Ankunft im Statthalter⸗Palais wurden Se. Ma⸗ jestät der Kaiser von dem König von Sachsen, dem Groß⸗ herzog von Baden, dem Prinzen Karl von Schweden und dem Statthalter Fürsten Hohenlohe und dessen Gemahlin, welche auf kürzerem Wege vorausgefahren waren, begrüßt. Nach Besichtigung der daselbst aufgestellten Ehrencompagnie und längerer Unterredung mit dem Statthalter und der Generalität zog Sich der Kaiser in Seine Gemächer zurück. Kurz darauf machten Se. Majestät dem König von Sachsen und Ihrer Majestät der Kaiserin, welche im Rath⸗ hause abgestiegen ist, einen Besuch. Um 5 ½ Uhr fand bei Sr. Majestät das Diner statt, zu welchem mehr als 40 Ein⸗ ladungen ergangen waren. Um 7 Uhr begann die glänzende Beleuchtung des Münsters, der öffentlichen Gebäude und sehr vieler Privathäuser. 1 Um 9 Uhr fand der große Zapfenstreich statt, welchem Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin mit sämmtlichen in Straßburg anwesenden Fürstlichkeiten von den Garten⸗ fenstern des Statthalter⸗Palais aus beiwohnten. Der Auf⸗ marsch sämmtlicher Musikkapellen, welche von Lampion⸗ und Laternenträgern begleitet waren, und die Ausführung der einzelnen Musikstücke machte einen großartigen Eindruck. Von den versammelten Offiziercorps der Regimenter wurden Sr. Majestät wiederholt stürmische Huldigungen dargebracht.

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In der am gestrigen Tage unter dem Vorsitz des Staats⸗Ministers, Staatssekretärs des Innern von Boetticher abgehaltenen Plenarsitzung beschloß der Bundesrath, dem am 28. August d. J. zu Madrid zwischen dem Reich und Spanien acasschlbssetcen Vertrage, betreffend die Verlängerung des Handels⸗ und Schiffahrtsvertrages vom 12. Juli 1883, Die Vorlagen, betreffend die Revision der Vorschriften über die Prüfung der See⸗ schiffer und Seesteuerleute, die Zulassung der aus dem Dienste der Kaiserlichen Marine geschiedenen Maschinisten ꝛc. als Maschinisten auf Seedampfschiffen der Handels⸗ flotte, und die Abänderung des Betriebsreglements für die Eisenbahnen Deutschlands in Bezug auf die Be⸗ förderung von Salpetersäure und Scheidewasser, sowie der Antrag Badens, wegen Ermächtigung des Neben⸗ Zollamts Rötteln zur Abfertigung von Baumwollengarn, wurden den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Endlich wurde über die geschäftliche Behandlung mehrerer Eingaben Beschluß gefaßt.

Die Fälschung einer Urkunde in rechtswidriger Absicht und der Gebrauch derselben zum Zwecke einer Täuschung, um dadurch ein Recht auszuüben, welches thatsächlich diese Urkunde auch ohne Fälschung gewährte, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Strafsenats, vom 28. Juni d. J., trotzdem als Urkundenfälschung zu bestrafen. (Mehrere Personen hatten an der Eisenbahn⸗Billetkasse zu Leinefelde Billets nach Treysa gelöst. In der irrigen Annahme, daß diese Billets nur zum Befahren der Linie Leinefelde —Niederhone Treysa berechtigten, während sie gern über Kassel gefahren wären, vollzogen sie an den Billets eine Fälschung, welche ihnen das Befahren der Linie über Kassel ermöglichen sollte. Thatsächlich aber gestatteten die Billets rechtmäßig das Be⸗ fahren jeder der beiden Linien nach der Wahl der Billetinhaber. Diese gaben während der Fahrt die gefälschten Billets dem Schaffner ab, die Fälschung wurde entdeckt, und gegen die Fälscher wurde die Anklage wegen Urkundenfälschung erhoben.)

Der Kaiserliche Gesandte Graf Brandenburg ist nach Brüssel zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandt⸗ schaft wieder übernommen.

Der Gesandte von Bülow in Bern hat sich an das Kaiserliche Hoflager begeben. Während der Abwesenheit des⸗ selben von seinem Posten fungirt der Legations⸗Sekretär von Bülow als interimistischer Geschäftsträger.

Der hiesige amerikanische Gesandte, George H. Pendleton, ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Ge⸗ schäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

S. M. Kreuzer⸗Korvette „Luise“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Graf von Haugwitz, ist am 10. September cr. in Wilhelmshaven eingetroffen.

S. M. Aviso „Loreley“, Kommandant Kapitän⸗ Lieutenant Draeger, ist am 10. September cr. in Buyukdéré eingetroffen. †½

Sigmaringen, 10. September. (W. T. B.) Zu Ehr des Königs von Portugal fand heute bei dem Fürsten von Hohenzollern ein Galadiner statt, bei welchem der Fürst einen Toast auf den König von Portugal ausbrachte, welchen dieser mit einem längeren Trinkspruch auf das Haus Hohenzollern erwiderte.

11. September. (W. T. B.) Zur Theilnahme an der silbernen Hochzeit des Fürsten von Hohenzollern

die zu ertheilen.

sind heute ferner hier eingetroffen: Prinzessin Friedrich von —2 Erbprinz ilhelm von Hohenzollern und der raf von Flandern mit Familie.

Bayern. München, 11. September. (W. T. B.) Ein Erlaß des Prinz⸗Regenten ordnet außer einigen sonstigen geringen Aenderungen in der Adjustirung der baye⸗ rischen Truppen auch die Ersetzung des Raupenhelmes durch

den preußischen Helm an.

essen. Darmstadt, 10. September. (W. T. B.) Fürst Alexander von Battenberg ist heute Nachmittag An Uhr mit der Ludwigsbahn hier eingetroffen und nach kurzem Aufenthalte auf dem Bahnhofe, wo der englische Geschäftsträger und der Ober⸗Bürgermeister denselben be⸗ grüßten, mit der Main⸗Neckar⸗Zahn nach Jugenheim weitergereist.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 11. September. (W. T. B.) Die Herzogin von Edinburg ist hier ein⸗ getroffen.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 10. Sevptember. (W. T. B.) Der König von Sachsen ist Mittags 12 ½ Uhr hier eingetroffen und von dem Statthalter, dem General⸗Lieutenant von Heuduck, dem Staatssekretär von Hof⸗ mann, den Spitzen der Civil⸗ und Militärbehörden und der Generalität empfangen worden. Zur Begrüßung wurde ein Kanonensalut von den Forts und den Wällen abgegeben. Auf dem Bahnhof war eine Ehrenwache des 105. Regiments auf⸗ gestellt. Nach Entgegennahme der Meldung des komman⸗ direnden Generals schritt der König die Ehrenwache ab, nahm die Begrüßung der Anwesenden entgegen und ließ auf dem Bahnhofplatz die Ehren⸗Compagnie vorüber⸗ marschiren. Hierauf fuhr der König, überall von lauten Zurufen der zahlreich herbeigeströmten Menge begrüßt, in das Be⸗ zirks⸗Präsidium, woselbst Allerhöchstderselbe sein Absteigequartier nahm. Mit demselben Zuge trafen auch der Großherzog von Hessen, Prinz Leopold von Preußen und Feld⸗ marschall Graf Moltke ein. Der Großherzog von Baden ist heute Morgen hierher zurückgekehrt. Zu Ehren der eingetroffenen hohen Gäste hat die Stadt einen sehr reichen Flaggenschmuck angelegt.

Großbritannien und Irland. London, 9. Sep⸗ tember. (Allg. Corr.) Gladstone wird am 18. oder 19. d. M. hier zurückerwartet; er dürfte indeß einige Tage eher eintreffen, falls die Debatte über die zweite Lesung der Parnell'schen Bill vorher beginnen sollte. Man glaubt, er werde im Allge⸗ meinen die darin enthaltenen Vorschläge begünstigen und auf deren Annahme Seitens der Regierung dringen.

General Buller hat dem Minister des Innern einen ersten Bericht erstattet, worin er sagt, daß die Zustände in den Grafschaften Kerry und West⸗Cork obwohl sie weniger ernst seien, als er sie zu finden erwartete eine weit⸗ verbreitete Demoralisirung unter den Bauern zeigen. Der General sagt ferner, daß es einer energischen und dauernden Bb“ bedürfen werde, um dieser Demoralisirung zu steuern.

Die alte radikale Parole „Einschränkung“ schaart eine Anzahl Liberaler im gegenwärtigen Parlament zusammen, die sich verpflichtet haben, in nächster Session sobald als mög⸗ lich eine ernste Diskussion über die Staatsausgaben anzuregen. Illingworth, der radikale Vertreter von West⸗ Bradford, wird zum Beginn der nächsten Session die Auf⸗ merksamkeit des Hauses der Gemeinen auf die wachsenden EETöö lenken und einen diesbezüglichen Antrag tellen.

Der „Patristische Verein“ sammelt im ganzen Lande Unterschriften zu einer Petition, in welcher Lord Salisbury aufgefordert wird, ungesäumt energische Schritte bezüglich der im Orient entstandenen Krisis zu thun. In der Petition heißt es, daß es eine Lebensfrage für das britische Reich sei, daß russische Truppen nicht die Balkan⸗ halbinsel besetzt hielten, und vor allem, daß Konstantinopel nicht in russische Hände gerathe.

10. September, Abends. (W. T. B.) Im Unter⸗ hause erklärte der Unter-Staatssekretär für Indien, Gorst, auf eine Anfrage, der Bau der Eisenbahn durch den Bolanpaß sei am 26. Juli d. J. bis nach Quetta vor⸗ geschritten, die Quettabahn in der Richtung nach Harnai sei noch im Bau begriffen, über Quetta hinaus in der Richtung gegen Candahar seien vorläufige Vermessungen vorgenommen.

11. September, früh. (W. T. B.) Das Unterhaus nahm die erste Lesung der von Parnell eingebrachten irischen Bodengesetzbill an und setzte die zweite Lesung auf nächsten Dienstag fest.

Die „Morningpost“ erfährt, der heutige Kabinetsrath werde über die Antwort auf die letzte Note der Türkei bezüglich der bulgarischen Frage berathen. Es handle sich um die sehr ernste Frage, ob die Signatarmächte Ruß⸗ land gestatten wollen, die Unabhängigkeit Bulgariens zu zerstören und sich die Straße nach Konstantinopel auf⸗ zuschließen. Aus dem Vergleich des neuesten Artikels des „Journal de St. Pétersbourg“ mit dem Ton der türkischen Note folgert die „Morningpost“, daß das vielbehauptete Ein⸗ vernehmen zwischen Rußland und der Pforte über die bulgarische Frage nicht existiren könne. Der diesseitige Botschafter in Konstantinopel, Thornton, hat gestern die Rückreise auf seinen Posten angetreten.

10. September. (W. T. B.) Eine den Journalen zugegangene amtliche Mittheilung erklärt das Gerücht, daß der Pforte die Ernennung White's zum Botschafter in Konstanti⸗ nopel vorgeschlagen worden sei und daß die Pforte die Genehmigung dieses Vorschlages ablehne, für unbegründet.

Frankreich. Paris, 9. September. (Wes.⸗Ztg.) Zum Direktor im Kabinet des Ministeriums des Aus⸗ wärtigen an Stelle Jules Herbette's ist der frühere Kabi⸗ nets⸗Chef Freycinet's, Rabel, ernannt worden.

„— 10. September, Abends. (W. T. B.) Der „Univers“ veröffentlicht eine aus Hongkong von gestern datirte De⸗ pesche des Bischofs Puginier in Tongking über eine im August welcher 30 Ortschaften eingeäschert und 700 Personen nieder⸗ gemacht wurden.

Spanien. Madrid, 6. September. Urwahlen zu den Provinzial⸗Kammern sind, soweit es sich jetzt schon übersehen läßt, ganz im Sinne der Regierung ausgefallen Beachtenswerth war an dem gestrigen Wahl⸗

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in Tanhoa stattgehabte Christenverfolgung, bei

gange allein, daß die Republikaner, wenn auch mit geringen Erfolge, daran theilgenommen haben. Die Urheber des Dynamitverbrechens in Bar⸗

celona sind noch nicht ausfindig gemacht; von den sechz

Verwundeten befinden sich zwei sehr schwer krank. Die von Kapitän Julio Cervera geführte Expedition, welche von Rio de Oro im Auftrage der Geographischen Gesellschaf 425 km ins Innere der Sahara drang, ist in Madri angelangt, ohne vom Ergebnisse der Reise befriedigt zu sein In allen Gegenden, die sie erforschte, fand sie eine schreckh liche Dürre und feindselige Eingeborene.

Serbien. Belgrad, 10. September. (W. T. B.) König Milan reist heute Abend zur Badekur nach Gleichenben (Steyermark).

11. September. (W. T. B.) Der König hat eine Proklamation erlassen, worin er seine bevorstehende Reise nach Gleichenberg ankündigt und die Regentschaft währemd

seiner Abwesenheit dem Ministerrath überträgt.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 11. September (W. T. B.) Der Kaiser und die Kaiserin sind gesten Vormittag in Begleitung der Großfürsten in Brest⸗Litowzl eingetroffen und am Bahnhofe von den Spitzen der Behörden und Deputationen der Stadt, des Adels und der Bauernschaft begrüßt worden. Der Minister des Auswärtigen von Gierz, welcher bereits gestern bei den Majestäten in Wyssoko⸗Litowe⸗ eingetroffen war, hat dieselben nach Brest⸗Litowsk begleitet Auf dem Wege nach der Festung wurde das Kaiserpaar von der Bevölkerung mit enthusiastischen Zurufen begrüßt.

Warschau, 10. September. (W. T. B.) Se. König⸗ liche Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen is heute Vormittag hier eingetroffen. Höchstderselbe wurde von dem Fürsten Tschakowskoi und dem General von Werder empfangen. Um 2 Uhr setzte Se. Königliche Hoheit die Reif⸗ nach Brest fort.

Zeitungsstimmen.

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ enthäl⸗ eine Correspondenz aus Straßburg vom 8. d. M., welche der freudigen Stimmung Ausdruck verleiht, mit welcher die don wohnenden „Altdeutschen“ der Ankunft des Kaisers entgegen⸗ sehen. In dieser Correspondenz heißt es:

... Srieben Jahre sind verflossen, seit der Kaiser zum letzten Mal über die Rheinbrücke bei Kehl herüber in die Mauern der alten Reichsstadt gezogen. Sieben Jahre bedeuten wenig im Leben eines Volkes; aber wer unbefangen auf diesen Zeitraum zurückblickt, das Straßburg von heute mit dem Straßburg von damals, und das Volk von heute mit dem Volk von damals vergleicht, wird doch zu⸗ geben müssen, daß eine wenn auch langsame, so doch stetige Ent⸗ wickelung nach vorwärts sich vollzogen hat im Sinne des inneren Wiederanschlusses an das alte Reich und die alte Volksgemeinschaft,

.So stellt in großen Zügen die Stadt in ihre äußeren Erscheinung sich dar .. . Was die inneren Verhältnisee 1e so ist auch da ein Wandel unverkennbar. Vor Allem der Umstand, daß ein Bürgermeister, und zwar ein deutscher Bürger⸗ meister, nach den bestehenden Vorschriften rite in den Gemeinderatz gewählt, an der Spitze des Gemeinwesens steht, bezeichnet deutlich den neuen Abschnitt der inneren Entwickelung, welchen Straßburn mit der Wiederzulassung zu den Gemeinderathswahlen beschritten hat⸗ Die Kreditbewilligung in diesem neuen Gemeinderath für die Aus⸗ schmückung der Straßen u. s. w. vollzog sich ohne jede Weiterung; ein von einigen Mitgliedern, wie verlautet, beabsichtigter Proteft unterblieb Angesichts der überwältigenden Mehrheit, und seit diese Abstimmung soll auch in jenen Kreisen die Ueberzeugung feststehen,

daß die Tage gezählt seien, in denen der Protest Boden in der Be⸗

völkerung hatte.

Aber nicht nur nach dieser Richtung hin ist eine Veränderung u

konstatiren, daneben fällt das Vorschreiten des deutschen Elemente auf, wie es in seinen Erfolgen bei den Gemeinderathswahlen und in den kräftig sich entwickelnden Vereinen zu Tage tritt. Namentlich in den letzten fünf Jahren haben dieselben sehr bedeutend an Boden g⸗⸗

wonnen, vielleicht nicht zum Wenigsten durch die wohlwollende Förde⸗

rung ihrer Vereinszwecke, die ihnen durch die Regierung zu Theil ge⸗ worden ist. Jedenfalls ist aus Allem ersichtlich, daß feste und sichen Grundlagen für die Zukunft mit Ruhe, Fleiß und Umsicht gewonnen sind, und wenn am Freitag Nachmittag die Mäünsterglocken weit über den Rhein hinüber verkünden, daß der Deutsche Kaiser einzieht in das alte Straßburg, dann mögen sie drüben die Gewißheit wecken, dair das ehrwürdige Oberhaupt des Reiches hier eine reiche Saat in den Halmen stehen finden wird.

Der „Düsseldorfer Anzeiger“ schreibt:

„Daß der deutsche Einfluß auf dem Weltmarkt in eine Periode stetigen Aufschwunges eingetreten ist, erhellt aus den verschiedensten Wahrnehmungen, die alle in der gleichen Erkenntniß gipfeln. In Mexilo und Mittelamerika ist die langjährige Spannung, welche sei Juarez' Zeiten zwischen der Konföderation und den Regie⸗ rungen Englands und Frankreichs herrschte, den deutschen Bestrebungen zu Statten gekommen. Durch ihre sprichwör⸗ lich gewordene Geduld, Ausdauer und weise Sparsamkeit sowie durch die Gabe, sich den gegebenen Verhältnissen anzupassen ist es den Deutschen daselbst gelungen, in der Handelswelt einen her⸗ vorragenden, wo nicht den ersten Rang einzunehmen. Auch in anderen Ländern nehmen die Deutschen eine ähnliche Stellung ein. In Chim

und Japan haben die von Kaufleuten aus Hamburg oder Bremer

errichteten Geschäftshäuser einen großen Theil des Handels an sic gezogen, welcher früher in den Händen englischer oder amerikanischer Kaufleute lag. „SEs ist noch kein Menschenalter her, als in den chinesischen Hafen⸗ städten Shanghai und Hongkong die Straßen an den Häfen groh⸗ artige Kaufläden aufwiesen, die Engländern oder Amerikanern gehörten. Das ganze gesellschaftliche und geschäftliche Leben dieser Kaufleut⸗ stand in Uebereinstimmung mit der glänzenden Ausstattung ihrer Ge⸗ schäftshäuser. Damals war es noch sehr leicht, viel Geld zu verd ienen, und di Amerikaner oder Engländer konnten, nachdem sie vielleicht 12—1 Jahre in China geweilt hatten, mit einem bedeutenden Vermögen in ihre Heimath zurückreisen. Im Laufe der Zeit tauchte jedoch die Konkurrenz der Deutschen auf. Die neuen Ankömmlinge hatten ir China dasselbe Handelsrecht wie alle anderen Nationen auch, sie ver⸗ schmähten es aber, den Amerikanern oder Engländern in der Art der Geschäftsführung zu folgen, und zogen es vor, auf eine sehr bescheiden und unscheinbare Weise anzufangen. „Es fiel ihnen nicht ein, wie Fürsten zu leben und ihren Ange— stellten übermaͤßig hohe Löhne zu zahlen. Sowohl in ihrem Geschäft⸗ als zuch in ihrem Privatleben huldigten sie im hohen Grade dr Sparsamkeit. Sie ließen sich aus Deutschland junge Leute kommen die Willens waren, für ein mäßiges Salair lange und angestrengt zn rbeiten. Da war von orientalischem Luxus keine Rede, wie bei den Engländern und Amerikanern, und die Folge davon war, daß, di Deutschen ihre Waaren bedeutend billiger tgeern komnten, als Ue end billiger liefern konnten, als i

anderen Konkurrenten.

(Köln. Ztg.) Die

N 5„ 8 akl Nach ng nach verdrängten sie dieselben immer mehr; eine A zahl der ältesten englischen und amerikanischen Geschäftshäuser ging

vollständig zu Grunde und die übrigen mußten sich wohl oder übe

zu 18 Frechölsehen Umänderung ihrer Geschäftspraxis verstehen, un nur die Konkurrenz mit den Deutschen aushalten zu können.

einer Wiedergewinnung der früheren Superiorität der Engländer und Amerikaner im ostasiatischen Geschäft ist aber nicht entfernt die Rede, da das Deutschthum ebenfalls nicht müßig auf seinen Lorbeeren ruht, sondern unablässig thätig ist, die günstige Konjunktur wahrzunehmen und auszunützen. Einen ganz bedeutenden Vorschub wird den deutschen Bestrebungen der Betrieb der neuen ubventionirten Postdampferlinien leisten, da derselbe eine schmerzlich empfundene Lücke ausfüllt, indem er den deutschen Handel von dem englischen Speditions⸗ und Kommissionsgeschäft nach und nach zu emanzipiren verspricht. In den deutschen Handelskreisen Ostasiens herrscht daher nur Eine Stimme der Anerkennung und des Dankes ür das bahnbrechende Vorgehen der Reichsregierung auf dem Gebiete se überseeischen Schnelldampferverkehrs, und man ersieht auch hier⸗ aus, daß Deutschland, Dank seiner vernünftigen Wirthschaftspolitik, jetzt ebenbürtig auf dem Weltmarkt dastehht.

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 37.— Inhalt:

oll⸗ und Steuerwesen: Veränderungen in dem Stand oder den Be⸗

fugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. Konsulatwesen: Entlassung;

Ermächtigung zur Vornahme von Civilstandsakten. Polizei⸗ wesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Justiz⸗Ministerial⸗Blatt. Nr. 33. Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 3. September 1886, betreffend die Anfertigung von Ucbersichten über die Diensteinnahmen der Gerichtsvollzieher.

Archiv für Eisenbahnwesen. Heft 5. September und Oktober. Inhalt: Die Güterbewegung auf deutschen Eisenbahnen im Jahre 1885. Von C. Thamer. Die Eisenbahnen Deutschlands und Englands in den Jahren 1882 bis 1884. württem⸗ bergischen Eisenbahnen im Rechnungsjahr 1884/85. Die Eisen⸗ hahnen im Großherzogthum Baden im Jahre 1884.— Die italienischen Eisenbahnen im Jahre 1884. Auszug aus der Uebersicht über den ausländischen Handel Rußlands im Jahre 1883. Notizen: Ueber das Eisenbahnwesen in der Schweiz. Der Ankauf der Eisenbahn von Rustschuk nach Varna. Die transkaspische Eisenbahn. Cisenbahnen der Insel Java. Japanische Eisenbahnen. Eisen⸗ bahnen in Australien. Statistisches von den deutschen Eisenbahnen. Der Güterverkehr von St. Petersburg in den Jahren 1884 und 1885. Rechtsprechung und Gesetzgebung. Rechtsprechung: Rechts⸗ grundsätze aus den Entscheidungen des Reichsgerichts (Reichsrecht: Reichshaftpflicht; Aktienrecht; Handelsrecht. „Preußisches Recht: Wegerecht). Rechtsgrundsätze aus den Entscheidungen des Kammer⸗ gerichts in Sachen der nichtstreitigen Gerichtsbarkeit und in Straf⸗ sachen (Handelsrecht; Strafrecht). Gesetzgebung: Oesterreich⸗Un⸗ arn. Italien. Rußland. Bücherschau: Besprechungen Frrank, E. Der Betrieb auf den englischen Bahnen. Mittheilungen der Kaiserlichen Normal⸗Aichungs⸗Kommission. Uebersichtskarte der Verwaltungsbezirke der Preußischen Staatseisenbahnen. Deutsch, E. Franz Riepl, der geistige Gründer der Kaiser Ferdinands⸗Nord⸗ bahn. Winkler, E. Vereinigte Eisenbahnrouten⸗ und Ladeprofil⸗ karte von Mittel⸗Europa). Uebersicht der neuesten Hauptwerke über Eisenbahnwesen und aus verwandten Gebieten. Zeitschriften.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 37. Inhalt: Amtliches: Cirkular⸗Erlaß vom 31. August 1886. Personal⸗Nach⸗ richten. Nichtamtliches: Frankfurt am Main und seine Bauten. Fliegende Krankenbaracken. Die Vorschläge zur Errichtung be⸗ weglicher Stau⸗Anlagen. Ueber Stahldraht von besonders hoher Festigkeit. Wegeüberführung aus alten Eisenbahnschienen. Ver⸗ mischtes: Meister⸗Ateliers für Architektur. Beurtheilung einer

Konstruktion nach ihrer Einsenkung. Bestimmung der Länge von

Kreisbögen durch Zeichnung. Ueber die Entwerthung der Maschinen durch den Betrieb. Eisenbahn⸗Unfälle in Großbritannien während des Jahres 1885. Ueber den Widerstand von Stützen im Feuer. Ueber den Erfolg der Felssprengungen im Hafen von New⸗York. Die russische Eisenbahnlinie Jekaterinburg⸗Tümen. Büche rschau.

Statistische Nachrichten.

Ueber die Schulbildung der sächsischen Rekruten veröffentlicht das Königlich sächsische Statistische Bureau nachsteh ende Angaben. Es wurden eingestellt Rekruten davon mit Schulbildung

in nur in Schulbildung deutscher eineranderen über⸗ Proze

8 8 rozent Sprache Sprach haupt 8156 3126 26 0,32 0,24

7942 7733 0,28 8661 0,17 8748 0,23 1882/83 8766 8757 0,07 1883/84 8856 8840 0,15 1884/85 8840 8828 5 7 0,08 Die Eingestellten ohne Schulbildung sind solche, welche weder lesen noch ihren Namen schreiben konnten. Die Abnahme der Analpha beten ist zwar in dem achtjährigen Zeitraum mehrfachen Schwankungen unterworfen, immerhin ist eine beträchtliche Abnahme zu verzeichnen.

Der soeben erschienene Jahresbericht des Gewerbe⸗ und Handelsvereins in Oldenburg verbreitet sich über die industriellen und wirthschaftlichen Verhältnisse des Herzogthums während der Jahre 1883 1885. Von den vorhandenen 36 aktiven Branntweinbrennereien entrichteten im Etatsjahr 1884/85 an Steuer: über 300 600 2 Brennereien; 600 1500 4; 1500 bis 2400 4; 2400 3600 11; 3600 4800 ℳͤℳ 5; 4800 bis 6000 1; 6000 7500 1; 7500 9000 2; 9000 12 000 2; 12 000 15 000 2; 18 000 21 000 1; 47 000 50 000 1 Brennerei. An Getreide wurden verarbeitet 3 443 800 kg. In den Bierbrauereien kamen an Getreide zur Verwendung 2142 600 kg, an Malzsurrogaten 3500 kg. Zahl der aktiven Brauereien 97. Die Lage der Tabackindustrie wird als eine wenig günstige bezeichnet, ebenso diejenige der Woll⸗ geschäfte. Die Preise für inländische Wolle sind in Folge massenhaften Imports amerikanischer und auftralischer Wolle von Jahr zu Jahr zurückgegangen und waren in diesem Jahr⸗ hundert noch nie so niedrig wie im Jahr 1885. Demzufolge und da auch russische Wolle billiger importirt wird, war der Absatz in den letzten Jahren ein geringer. Unsere Wollproduzenten wünschen die Einführung eines angemessenen Wollzolls. In der Konfektions⸗ branche herrscht Ueberproduktion, welche die Preise stark herab⸗ drückt. Die Stearin⸗ und Seifenfabriken finden nach wie vor guten Absatz, wenngleich das Geschäft durch die gesteigerte Kon⸗ kurrenz wenig lohnend geworden. Die Korkfabrikation wird

1b ohne Ersatz⸗ jahre 1877/78 1878/79 1879/80 1880/81 1881/82

überhaupt

8646 8727

5—ö—2;—

von Jahr zu Jahr weniger lohnend. Zwar sind die Korkholzfrachten ¼

Rohmaterial

seit den 7Der Jahren heruntergegangen, doch ist das Re während die

seit 10 Jahren um 10 20 % theurer geworden, mittleren und geringeren Korksorten in Folge gesteigerter Konkurrenz um 10 20 % im Preise gefallen sind. Die Eisengießereien und Maschinenfabriken waren ausreichend beschäftigt und erzielten im Durchschnitt befriedigende Resultate. Die Preise der Rohmaterialien waren so außerordentlich niedrig, daß selbst ie sehr mäßigen Fabrikatpreise einen angemessenen Nutzen lieferten. agegen wird über die Produktion von Walzeisen und Stahl ngünstiges berichtet und andauernde Ueberproduktion hervorgehoben, auch die Höhe unserer Frachttarife gegenüber den Ausnahmetarifen, welche der rheinisch⸗westfälischen Konkurrenz nach den Küstenplätzen sowie nach Schleswig und Jütland, unserem natürlichen Absatzgebiet, gewährt werden. Das Glashüttenwerk in Oldenburg Gu den

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größeren Fabriken dieser Branche in Deutschland gehörend) konkurrirt mit den auswärtigen Werken mit Erfolg, obgleich die Preise gedrückt sind. In dem ausgedehnten Ziegeleibetrieb ist ein erfreulicher Aufschwung zu verzeichnen, dagegen leidet die Torf⸗ industrie unausgesetzt unter der Konkurrenz der Steinkohle. Im Gewerbewesen arbeitet man immer mehr an der Errichtung von Innungen. Die Zahl der neu errichteten Innungen beträgt zur Zeit 11; Gesellenprüfungen auf Grund des §. 97a der Gewerbe⸗ ordnung wurden eingeführt in 11, Meisterprüfungen in 7 Fällen. Der hiesige Handwerkerverein spricht die Ansicht aus, daß den Innungen ein entschiedener Einfluß auf die Hebung des Handwerks zuzuschreiben, der schon jetzt ersichtlich si. Der Stand der Bauthätigkeit war in den letzten Jahren ein stetig zunehmender und ziemlich reger. Die Preise der Steine sind erheblich gestiegen, die der übrigen Mate⸗ rialien, wie Holz, Kalk, Cement u. s. w. ziemlich konstant geblieben und hat auch der neue Zolltarif nur eine geringe Differenz hervor⸗ gebracht. Ueber den Einfluß der neuen Getreidezölle auf den in⸗ ländischen Getreidehandel ist nach dem Bericht bis jetzt Sicheres nicht zu ermitteln gewesen. Die inländischen Müllereien sind davon unbe⸗ rührt geblieben, und man wird, wie es in dem Bericht beißt, an⸗ nehmen dürfen, daß die Anfangs gehegten Befürchtungen übertrieben waren, insofern wenigstens, als von einer „Brodvertheuerung“ bis jetzt nichts verspürt worden ist. Die Getreidepreise haben sich im Gegentheil um reichlich den Betrag des Zolls erniedrigt, so daß seit⸗ dem keine Frucht im Preise sich höher stellt; der Weizen ist auf einem so niedrigen Preis angekommen, wie wir ihn seit funfzig Jahren nicht gekannt haben. Auf der Rhederei lastet im Allgemeinen eine schwere Krisis. Der Schiffsbau bezifferte sich auf den inlän⸗ dischen Werften 1884 auf 18 abgelieferte und auf 10 im Bau be⸗ griffene Schiffe; der Bestand der oldenburgischen Handelsflotte war am 1. Januar 1884 345 Seeschiffe, darunter 80 dreimastige, 135 zwei⸗ und 126 einmastige, fowie 4 Schraubendampfschiffe.

Summarische Uebersicht über die Zahl der Studirenden auf der Königlichen Rheinischen Friedrich⸗Wilhelms⸗Univer⸗ sität zu Bonn im Sommer⸗Semester 1886. A. Im Winter⸗ Semester 1885/86 sind immatrikulirt gewesen 1081. Davon sind a. ver⸗ storben 3, b. abgegangen mit Exmatrikel 305, c. weggegangen, ohne sich abzumelden und daher gestrichen 23, d. gestrichen auf Grund des §. 13 für die Studirenden ꝛc. vom 1. Oktober 1879 6, e. gestrichen aus sonstigen Gründen 9, zusammen 346. Es sind demnach geblieben 735. Dazu sind in diesem Semester gekommen 558. Die Gesammt⸗ zahl der immatrikulirten Studirenden beträgt daher 1293. Davon zählt: die katholisch⸗theologische Fakultät 93 Preußen, 4 Nichtpreußen, zu⸗ sammen 97; die evangelisch⸗theologische Fakultät 121 Preußen, 12 Nichtpreußen, zusammen 133; die juristische Fakultät 242 Preußen, 22 Nichtpreußen, zusammen 264; die medizinische Fakultät 334 Preußen, 15 Nichtpreußen, zusammen 349; die philosophische Fa⸗ kultät a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 306, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife nach §. 3 der Vorschriften vom 1. Oktober 1879 65, zusammen Preußen 371, c. Nichtpreußen 79, zusammen 450. Unter den Immatrikulirten der philosophischen Fakultät befinden sich 70 Preußen und 11 Nichtpreußen, zusammen 81, welche der landwirth⸗ schaftlichen Akademie zu Poppelsdorf angehören. B. Außer den im⸗ matrikulirten Studirenden haben die Erlaubniß zum Hören der Vor⸗ lesungen vom Rektor erhalten: nicht immatriknlationsfähige Preußen und Nichtpreußen 38. Die Gesammtzahl der Berechtigten ist mithin 1331. Von diesen Berechtigten hören Vorlesungen AA. von den im⸗ matrikulirten Studirenden: in der katholisch⸗theologischen Fakultät 96, in der evangelisch theologischen Fakultät 132, in der juristischen Fa⸗ kultät 264, in der medizinischen Fakultät 347, in der philosophischen Fakultät 440, zusammen 1279. Vom Hören von Vorlesungen dis⸗ pensirt sind: in der katholisch⸗theologischen Fakultät 1, in der evan⸗ gelisch⸗theologischen Fakultät 1, in der medizinischen Fakultät 2, in der philosophischen Fakultät 10, zusammen 14; BB. von den übrigen berechtigten Personen: nicht immatrikulirte Preußen und Nicht⸗ preußen 29. Die Gesammtzahl der Berechtigten, welche Vorlesungen hören, ist mithin 1308.

Summarische Uebersicht über die Zahl der Studirenden auf der Königlichen Georg⸗Augusts⸗Universität zu Göttingen im Sommersemester 1886. A. Im Wintersemester 1885/86 sind imma⸗ trikulirt gewesen 940; davon sind a. gestorben —, b. abgegangen mit Exmatrikel 193, c. weggegangen, ohne sich abzumelden und daher gestrichen 48, d. gestrichen auf Grund des §. 13 der Vorschriften ür die Studirenden vom 1. Oktober 1879 —, e. gestrichen aus sonstigen Gründen 11, zusammen 252. Es sind demnach geblieben 688. Dazu sind in diesem Semester gekommen 388. Die Gesammtzahl der immatrikulirten Studirenden beträgt daher 1076. Die evangelisch⸗theo⸗ logische Fakultät zählt 202 Preußen, 45 Nichtpreußen, zusammen 247; die juristische Fakultät zählt 116 Preußen, 33 Nichtpreußen, zusammen 149; die medizinische Fakultät zählt 192 Preußen, 42 Nichtpreußen, zusammen 234; die philosophische Fakultät zählt a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 263, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife nach §. 36 des Reglements vom 2. Juni 1834 54, zusammen Preußen 317, c. Nichtpreußen 129, zusammen 446 = 1076. B. Außer diesen imma⸗ trikulirten Studirenden haben die Erlaubniß zum Hören der Vor⸗ lesungen vom Prorektor erhalten: nicht immatrikulirte Preußen und Nichtpreußen 16. Die Gesammtzahl der Berechtigten ist mithin 1092. Von diesen Berechtigten hören Vorlesungen: AA. Von den imma⸗ trikulirten Studirenden: in der evangelisch⸗theologischen Fakultät 247, in der juristischen Fakultät 149, in der medizinischen Fakultät 234, in der philosophischen Fakultät 443, zusammen 1073; vom Hören von Vorlesungen dispensirt sind: in der evangelisch⸗theologischen Fakultät —, in der juristischen Fakultät —, in der medizinischen Fakultät —, in der philosophischen Fakultät 3, zusammen 3. BB. Von den übrigen berechtigten Personen: nicht immatrikulirte Preußen und Nichtpreußen, welche vom Prorektor die Erlaubniß dazu erhalten haben, 16. Die Gesammtzahl der Berechtigten, welche Vorlesungen hören, ist mit⸗ hin 1089. 8 G

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die Nationalitäten in Tirol und die wechselnden Schicksale ihrer Verbreitung, von Dr. H. J. Bider⸗ mann, ordentlicher Professor der Statistik und des Staatsrechts an der Universität Graz. 1886. (86 S.) Preis 2 40 ₰. (Auch als Heft 7 der „Forschungen zur deutschen Landes⸗ und Volkskunde, im Auftrage der Centralkommission für wissenschaftliche Landeskunde von Deutschland, herausgegeben von Dr. Richard Lehmann, Professor der Erdkunde an der Akademie zu Münster i. W.) Stuttgart. Verlag von J. Engelhorn. 1886.“ Diese Forschungen, von denen bisher 8 Hefte des 1. Bandes erschienen, sollen dazu helfen, die heimischen landes⸗ und volkskundlichen Studien zu fördern, indem sie aus allen Gebieten derselben bedeutendere und in ihrer Tragweite über ein blos örtliches Interesse hinausgehende Themata herausgreifen und darüber wissenschaftliche Abhandlungen hervorragender Fachmänner bringen. Sie beschränken sich dabei nicht auf das Gebiet des Deutschen Reichs, sondern, soweit auf mitteleuropäischem Boden von geschlossenen Volksgemeinschaften die deutsche Sprache geredet wird, so weit soll sich auch, ohne Rücksicht auf staat⸗ liche Grenzen, der Gesichtskreis der Sammlungen ausdehnen. Es sollen demnach außer dem Deutschen Reich auch die Länder des cisleithanischen Oesterreichs, abgesehen von Galizien, Bukowina und Dalmatien, ferner die ganze Schweiz, Luxemburg, die Niederlande und Belgien in den Rahmen dieses Unternehmens hineingezogen werden. Außerdem aber sollen die Sachsen Siebenbürgens mit berücksichtigt werden und auch Arbeiten über die größeren deutschen Volksinseln des russischen Reichs nicht ausgeschlossen sein). Die Bevölkerung Tirols ist seit einem Jahrtausend und länger schon ein so buntes Ge⸗ misch der verschiedenartigsten Nationen, daß es geradezu unmöglich ist, die Geschlechterverbände in ihrer Mitte, worunter man eben die Na⸗ tionen versteht, streng auseinanderzuhalten. Dagegen läßt sich dort der geistige Typus der Bevölkerung, welchen man die Rationalität nennt, weit leichter und sicherer bestimmen. In Tirol kommen der⸗ malen nur zwei Nationalitäten, die deutsche und die italienische, in

Betracht, obschon das dortige Völkergemisch der nationalen Fragmente ungleich mehr aufweist. Außer den Rhäto⸗Romanen und Germanen, die dort zu Anfang des Mittelalters durch ihre Zahl und politische Stellung her⸗ vorragten, sind dort reine und Romano⸗Slawen, dann spätere Zuwanderer aus Nord und Süd, welche theils deutschen, theils romanischen Stämmen entsprossen waren, sowie Israeliten theils der italienischen theils der deutschen Nationalität anheimgefallen. Bald breitete sich die eine, bald die andere aus. Weil jedoch die Wandlungen, welche solcher⸗ gestalt sich vollzogen, nicht in allen Theilen Tirols gleichmäßig ein⸗ traten und 2⸗2„ so hat der Verfasser der vorliegenden Schrift die einschlägigen Thatsachen zunächst in Verbindung mit bestimmten geographischen Gebieten, innerhalb welcher sie zur Erscheinung ge⸗ langten, dem Leser vorgeführt. Er beschäftigt sich zunächst mit den Romanen unter Deutschen und giebt auf Grund der letzten Volks⸗ zählung vom Jahre 1880 die Zahl der Romanen, welche sich gegenwärtig unter Deutschen in 8 verschiedenen Thälern (Lechthal, Innthal, Wippthal, Pusterthal, Eisackthal, oberes Etschthal, Bozen und die 12 Malgreien, unteres Etschthal) befinden, an und geht sodann zu den Deutschen über und bezeichnet gleichfalls die Anzahl der Deutschen, die sich jetzt in 8 verschiedenen Gebieten Tirols (Thälern und Städten) unter Romanen, nämlich in den Gebieten der Dolomiten (den Thälern Eneberg, Gröden, Buchenstein, Ampezzo, Fassa, Fleims, Cembra und Primör), auf dem Nons⸗ und Sulzberg, in dem Fersinathal mit den Höhen von Pine, dem Brentathal, und auf dem Gebirgsstock zwischen ihm und dem Astikothale, ferner im Etschthal, bei den Städten Trient und Rovereto, im Sarkathal und im Ledro⸗ und Chbiesethal, vorfinden. Hierauf liefert der Ver⸗ fasser eine Geschichte der Nationalitäten Tirols und ihrer wechselnden Verbreitung, indem er in 7 Zeitabschnitten 1) über die voritalienische Zeit, 2) über die erste Ausbreitung italienischer Einflüsse gegen Norden (1290 1480), 3) über die deutschen Gegenbestrebungen und Erfolge (1480 1530), 4) über das abermalige Emporkommen der italienischen Nationalität (1530 1650), 5) über die Periode des Stillstands (1650 1750), 6) über das gesteigerte Umsichgreifen der Verwelschung (1750 1866), endlich 7) über die wirksamen Versuche, der Verwelschung Einhalt zu thun (1866 ff.) berichtet. In einem Anhange macht uns sodann der Verfasser mit den Wohnplätzen der Juden in Tirol, sowie mit den Nachwirkungen des Slawenthums im Iselthale und in dessen Verzweigungen bekannt. In den einzelnen Abschnitten der Schrift läßt der Verfasser den statistischen Angaben jederzeit absatzweise kulturgeschichtliche Bemerkungen folgen. Der ganzen Abhandlung aber geht ein Verzeichniß von Druckschriften, welche die Nationalitäten in Tirol betreffen, vorauf.

Die Buch⸗ und Antiquariatshandlung von Joseph Jolowicz in Posen hat einen Katalog (Nr. 93) ihres anti⸗ quarischen Bücherlagers versandt. Derselbe enthält ein Ver⸗ zeichniß von 988 Schriften unter folgenden Rubriken: I. Sagen, Legenden, Märchen, Volksbücher, Mythologie; II. Volkslieder; III. Sprichwörter, Emblemata, Räthsel ꝛc.; IV. Magie, Alchemie, Astrologie, Magnetismus, Hexen, Geister, Aberglaube ꝛc.; V. Alte Volksmedizin, Kräuter, Bücher ꝛc.; VI. Kultur, Gebräuche, Sitten, Ceremonien ꝛc. Unter den aufgeführten Schriften befinden sich werth⸗ volle, interessante und seltene Werke.

Centralblatt für Rechtswissenschaft. Unter Mit⸗ wirkung von Ober⸗Landesgerichts⸗Rath Achilles in Berlin, Prof. Afzelius in Upsala und anderen Rechtsgelehrten herausgegeben von Dr. von Kirchenheim, Dozent der Rechte in Heidelberg. Fünfter Band. Zehntes und elftes Heft. Juli⸗August 1886. (Stuttgart. Verlag von Ferdinand Enke. 1886.) Inhalt: A. Ausländischer Literaturbericht 1880 85. Die böhmische und kroatische Rechtsliteratur in der Periode 1880 85. Von Herrn Prof. Dr. Prazak in Prag. Die polnische Rechtsliteratur in der Periode 1880 85. Von Herrn Prof. Dr. Kasparek in Krakau. B. Besprechungen. I. Allgemeines. Renaud, A. Rechtliche Gutachten. Aus dessen Nachlaß herausgegeben von Th. Hergenhahn. I. Bd. Miraglia, L. Filosofia del Diritto. Napoli, Tipografia della R. Università. Johow und Küntzel, Jahrbuch der Entscheidungen des Kammergerichts. Rassow und Küntzel. Bei⸗ träge zur Erläuterung des deutschen Rechts. II. Rechtsgeschichte. Leist, G. A. Der attische Eigenthumsstreit im System der Dia⸗ dikasien. Tardif, A. La procédure civile et criminelle aux XIIIe et XIVe siêcles. Tardif, A. Le droit privé au XIIIe siècle, d'après les coutumes de Toulouse et de Montpellier. Harrasowky, Ph., Ritter von. Der Codex Theresianus und seine Umarbeitungen. Laferrière, F. Essai sur l'Histoire du droit français. Nouvelle édition publiée par M. Ed. Laferriéöre. III. Privatrecht. Gold⸗ schmidt, L. Die querela non numeratae pecuniae und die Reichs⸗ prozeßgesetzzebung. Ofner. Die neue Gesellschaft und das Heim⸗ stättenrecht. Seger. Das Gesetz, betreffend die Auflösung des Lehnsverbandes der nach dem Lehnrecht der Kurmark, Altmark und Neu⸗ mark zu beurtheilenden Lehne. Guillouard, L. Traité du Contrat du Louage. IV. Handelsrecht und verwandte Gebiete. Borchardt, O. Die geltenden Handelsgesetze des Erdballs. Ring, V. Das Reichsgesetz, betreffend die Kommanditgesellschaften auf Aktien und die Aktiengesell⸗ schaften. Simon, H. V. Die Bilanzen der Aktiengesellschaften und der Kommanditgesellschaften auf Aktien. Hafner, H. Ueber den Be⸗ griff der höheren Gewalt im deutschen Transportrecht. Lehmann, H. O. Lehrbuch des deutschen Wechselrechts. Rüdiger, A., Die Rechts⸗ lehre vom Lebensversicherungsvertrag aus den wirthschaftlichen Grund⸗ lagen des Geschäfts entwickelt. Agnel, E., Manuel général des assurances, ou Guide pratique des assurances et des assurés. V. Gerichtsverfassung und Civilprozeß. Dubarle, L. Code d'Or- ganisation judiciaire allemand. Schönfeld. Der preußische Gerichts⸗ vollzieher. Wollenzien, J. Systematische Zusammenstellung aller das Kassenwesen bei den preußischen Justizbehörden betreffenden gesetzlichen und administrativen Vorschriften. VI. Strafrechtswissenschaft. Oppenheim, L. Die Rechtsbeugungsverbrechen (§§. 336, 343, 344) des Deutschen Reichs⸗Strafgesetzbuchs. Costi, C. II2* ꝑƷϑdν μααros za τον⁷α T prala EeeAy&ν—s ανν. Denis Weil, M. G. De l'exercice illégal de la médecine et de la pharmacie, légis- lation pénale et jurisprudence. VII. Kirchenrecht. Maaßen, F. Pseudoisidor⸗Studien. VIII. Staats⸗ und Verwaltungsrecht. Hartog, L. de. Das Staatsrecht des Königreichs der Niederlande. Bernatzik, E. Rechtsprechung und materielle Rechtskraft. Heim⸗ burger, K. Die Reform der Verwaltungsrechtsprechung und der Kom⸗ petenzkonflikte in Italien. Falkmann, R. Die preußische Gewerbe⸗ steuergesetzgebung in ihrer heutigen Gestalt und das Gesetz, betreffend Besteuerung des Wanderlagerbetriebes. IX. Hülfswissenschaften. Warschauer, O. Die Geschäftsresultate der Klassenlotterie in Preußen und die Versuche bez. deren Aufhebung. Salva, M. Curso de Eco- nomia politica. C. Zeitschriften⸗Ueberschau. D. Neue Er⸗ scheinungen. 1) Deutsche Bücher und Broschüren. 2) Ausgaben von Gesetzen. 3) Wichtige ausländische Werke.

Die Nr. 37 von „Schorer's Familienblatt“” (redigirt von Dr. Franz Hirsch) hat folgenden Inhalt: Die Lebensmüden. Von Gräfin Agnes Klinkowström. (I. Fortsetzung.) Das Gehirn und Fieber. Die gestörte Hochzeit. Von Adolf Glaser. (Mit Illustration) Aus dem Hamburger Wagenpark. Von A. Sulz⸗ bach. (Mit 5 Illustrationen.) Vor der Sündfluth. Roman von E. Velv. (12. Fortsetzung.) Gewitterstimmung. Gedicht von Th. Nöthig. Zu dem gleichnamigen Kunstblatt. Rundschau der Erfindungen. Ein Damenkaffee. Von Wilhelmine Buchholz. (Schluß.) Plauderecke: Zwei ungedruckte Briefe Scheffel's. Wie man sich seiner Feinde erwehrt. Eine Wunderpflanze Gegen Leuchtgasvergiftungen. Anekdoten. Ein guter Geschmack in Bücher⸗Einbänden. (Mit Abbildung.) Kunstblätter: Die ge⸗ störte Hochzeit. Von C. H. Rochussen. Gewitterstimmung. Von F. Beuke. Beilage: Ansichten von Schloß Linderhof. Von Pro⸗ fessor Breling. Das Lieblingsschloß Ludwig's II. Aus der Frauenwelt: Gute Gedanken. Justinus Kerner und die Seherin von Prevorst. Für Haus und Herd: Eine reich tragende Erdbeer⸗ pflanze. (Mit Abbildung.) Humoristisches: Die Milch der from⸗ men Denkart. (Mit Illustration.) Denkübungen. Berühmte

Zeitgenossen: Fritz von Kaulbach. (Mit Bildniß.) Briefkasten.