1890 / 61 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 08 Mar 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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der Wolken zur Vermittelung von Licht⸗Telegrammen. Elektrische Bahnen. Elektrische Beleuchtung von Eisenbahnwagen. Störung des Telegraphenbetriebes in Frankreich.

Die im § 95 des Reichs⸗Unfallversicherungsgesetzes aus gesprochene Befreiung des Betriebs⸗Unternesmentg ier von pflicht für die von ihm nicht vorsätzlich herbeigeführten Unfälle der nach Maßgabe des Unfallversicherungsgesetzes versicherten Personen erstreckt sich nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II Civilsenats, vom 29. Oktober 1889, nur auf Betriebsunfälle, nicht aber auf Unfälle, welche sich nicht bei dem Betriebe ereignet haben und deshalb der Unfallversicherung nicht unterliegen. Bei diesen haftet der Betriebs⸗Unternehmer gemäß der einschlägigen bür⸗ gerlichen Rechtsbestimmungen in vollem Umfange. Als Unfälle „bei dem Betriebe“ sind nur solche zu erachten, welche in einem wenn auch nur mittelbaren ursächlichen Zusammenhange mit den Gefahren, welche der Betrieb mit sich führt, stehen. Eine Körperverletzung demnach, welche ein Arbeiter einem anderen bei einer Rauferei zufügte, ist in der Regel selbst dann nicht als Betriebs⸗ unfall anzusehen, wenn die Rauferri während des Aufenthaltes in der Betriebsstätte erfolgte und der Thäter sich bei der Mißhandlung eines zum Betrieb erforderlichen Werkzeuges bediente. 8

Theater und Mufik.

1 Königliche Schauspiele.

Der Spielplan der Oper für die Zeit vom 9. März bis 16. März lautet: Sonntag, den 9.: Geschlossen; Montag, den 10.: „Don Juan“; Dienstag, den 11.: „Tannhäuser“; Mittwoch, den 12: „Der Trompeter von Säkkingen“; Donnerstag, den 13.: „Othello“; Freitag, den 14.: „Coppelia“, „Die Jahreszeiten“; Sonnabend, den 15.: „Die Hugenotten-; Sonntag, den 16: „Othello“.

Für das Schauspiel: Sonntag, den 9. März: Ge⸗ schlossen; Montag, den 10.: „Der Mann der Freundin“, „Der Winkel⸗ schreiber?; Dienstag, den 11.: zum ersten Mal: „Feurige Kohlen“; Mittwoch, den 12.: „Die Quitzow's“; Donnerstag, den 13.: zum ersten Mal wiederholt: „Feurige Kohlen“; Freitag, den 14.: „Die Journalisten“; Sonnabend, den 15.; zum ersten Mal: „Loni“; Sonntag, den 16.: zum ersten Mal wiederholt: „Loni“.

8 Deutsches Theater.

GSeestern Abend setzte Frl. Alwine Melar ihr Gastspiel als Ilka Etvös in v. Moser's „Krieg im Frieden⸗ fort und wußte auch in dieser Rolle die Sympathie des Publikums sich zu erwerben. Die angenehme Bühnenerscheinung der Darstellerin verband sich auch gestern mit gefälligem und temperamentvollem Spiel, sodaß das Publikum mit ununterbrochener Theilnahme den Leistungen folgte und, wie die wiederholten Hervorrufe bekundeten, völlig von den⸗ selben befriedigt zu sein schien. Wenn man diesem Urtheil nicht ganz zustimmen kann, so liegt das an zwei Umständen, nämlich daran, daß die Künstlerin das Wesen ihrer Rolle, nach der sie eine Ungarin darzustellen hat, die durch ihr heißes Blut und vielleicht auch durch kleine Aeußerlichteiten, wie den Dialekt und das Benehmen, zu den Hausgenossinnen und Freundinnen einen starken Gegensatz bilden

soll, fast völlig vermissen ließ und daran, daß ihr die Kraft der Leidenschaft fehlte. Diesen Mängeln gegenüber stand aber eire gewinnende Liebenswürdigkeit des Spiels, der sich zuweilen ein feiner Humor zugesellte. Frl. Melar war also auch diesmal eine schmucke und angenehme Liebhaberin, aber ohne rechte Eigenart, welche zu zeigen der Künstlerin wohl noch in anderen Rollen Gelegenheit gegeben sein wird. Im Uebrigen bot die Vorstellung das gewohnte vortreffliche Zusammenspiel und fand den verdienten reichen Beifall. Am nächsten Sonnabend, 15. d. M., geht „Rosenkranz und Güldenstern“, Lustspiel in 4 Aufzügen von Michael Klapp, zum ersten Mal in Scene. Morgen, Sonntag, wird „Der Fiareen von Kirch⸗ feld“ gegeben; übermorgen, Montag, beschließt Frl. Alwine Melar ihr Gastspiel in der Rolle der Emma in „Doctor Klaus“. Das weitere Wochen⸗Repertoire ist folgendermaßen festgestellt: Dienstag. 11.: „Der Widerspänstigen Zähmung“; Mittwoch, 12.: „Die Stützen der Gesellschaft“; Donnerstag, 13.: „Der Unter⸗ staatssekretär“; Freitag, 14.: „Der Pfarrer von Kirchfeld Sonn⸗ abend, 15. und Sonntag, 16: „Rosenkranz und Güldenstern“.

Berliner Theater.

Das Repertoire der nächsten Woche lautet: Sonntag: „König

Lear“. Montog: „König Oedipus“, „Hexenfang“. Dienstag: „Gräfin

Lea“. Mittwoch: „Der Veilchenfresser'. Donnerstag: Zum 1. Male:

„Galante Könige“. Freitag: 26. Abonnements⸗Vorstellung: „Galante Könige“. Sonnabend, den 15. März: „Gräfin Lea“.

Lessing⸗Theater. 1 b

Das Repertoire für die nächste Woche lautet: Sonntag: „Die

Ehre“. Montag: „Die Ehre“. Dienstag: „Der Fall Clémenceaut.

Mittwoch: „Die Ehre“. Donnerstag: „Die Ehre“. Freitag: „Die

Ehre“. Sonnabend. den 15. März: Zum ersten Male: Das

vierte Gebot“. Volksstück in 4 Akten v wig Anzengruber. Sonntag: „Das vierte Gebot.“

Concerthaus. 8 ““

Im Concerthause wird der Todestag des Hochseligen Kaisers Wilbelm I. nicht ohne besondere Feier vorübergehen. Das Pro⸗ gramm des 9. März, Sonntag, dieses Trauertages für das ganze deutsche Volk, setzt sich lediglich aus tiefernsten Kompositionen zu⸗ sammen, unter denen natürlich die weltberühmten Trauermärsche von Beethoven und Chovin nicht fehlen. Auch der Montag bringt wieder eine Gedächtnißfeier; sie gilt dem größten französischen Instrumenta⸗ listen Hector Berlioz, welcher am 9. März 1869 zu Paris starb. Die beiden ersten Theile des Programms enthalten die Carneval⸗Quverture, das Sylphen⸗Ballet aus „Faust’'s Verdammniß“, ein Bruchstück aus „Benvenuto Cellini“ und die Harold⸗Sinfonie. Im dritten Theil werden dann die ihm geistesverwandten Tondichter Beethoven und

Liszt vertreten sein.

Zur Gedächtnißfeier für Kaiser Wilhelm I. giebt Frl. Henriette Liebert Dienstag Abend 7 ½ Uhr in der Nicolai⸗Kirche ein Concert, in welchem sie den Spruch „Fürwahr, er trug unsere Krankheit“ von Dienel, „Höre Israel' von Mendelssohn und Händel's Largo mit Be⸗ gleitung von Violine, Cello und Orgel singt. Der Kammervirtuose und Concertmeister Fritz Struß, die Kammer⸗ musiker Fritz Maneke und Franz Pönitz und der Musikdirektor Otto Dienel werden sich außerdem noch zur Ausführung von Becker's Cis-moll-Adagio, eines Adagio von Gluck und eines neuen Andante von Dienel vereinigen. Ed. Rohde's „Selig sind die Todten“ u. A wird der Chor der Dankeskirche, unter Leitung von Fritz Schmid, V Bach's G-moll-Phantasie der Musikdirektor Dienel und Dienel's

Trauermarsch über „Jesus meine Zuversicht“ dessen Schüler Bernhard Irrgang vortragen. Billets à 3, 2 und 1 sind zu haben bei Bote u. Bock, Leipzigerstraße 37, und in der Sakristei.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Köln, 8. März. (W. T. B.) Die Kölnische und die Düsseldorfer Dampfschiffahrt⸗Gesellschaften haben, ebenso wie die Niederländische Rhederei die des Eisganges wegen eingestellten Fahrten wieder auf⸗

genommen. (W. T. B.) Der Weberstrike ist

Aachen, 8. März. beendet.

Pest, 8. März. (W. T. B.) Die ungarische regie⸗ rungsfreundliche Presse erörtert die gegenwärtige Lage mit bemerkenswerther Ruhe, indem sie den Hauptnach⸗ druck auf das Beisammenbleiben der liberalen Partei legt und hervorhebt, daß der Grund für die Krisis in einem rein persönlichen Momente liege; für die Oppo⸗ sition ständen keinerlei Erfolge in Aussicht. Der Nachfolger Tisza's, aufrichtig unterstützt von der Majorität unter Füh⸗ rung Tisza's, werde das Werk des Liberalismus fortsetzen. Dem „Egyetertes“ zufolge wäre Graf Joseph Zichy zum Minister des Innern an Stelle Teleki's designirt, welcher das Ministerium des Ackerbaues übernehmen würde, da der bisherige Minister für Ackerbau, Graf Szapäry vermuthlich Minister⸗Präsident werden würde. Wie „Pesti Hirlap“ er⸗ fährt, werde Tisza morgen in einer Konferenz der Mitglieder seiner Partei die Motive für sein Vorgehen darlegen und das neue Kabinet sich am 15. d. M. dem Parlamente vorstellen, nachdem Tisza zuvor dem Abgeordnetenhause über die Krisis berichtet haben würde.

St. Petersburg, 8. März. (W. T. B.) Wie die „Nowoje Wremja“ meldet, hat der Admiralitätsrath kürzlich den Entwurf zu einer neuen Eintheilung der Flottenmannschaften in ihren resp. Landesorten an⸗ genommen. Die Anzahl der taktischen Einheiten wird erhöht durch Umbildung der bestehenden 8 Equipagen und einiger Lehrabtheilungen der baltischen Flotte in 20 Equipagen und der zwei Schwarze Meer⸗Flotten⸗Equipagen in 6 Equipagen. Aus diesen Equipagen werden zwei baltische und eine Schwarze Meer⸗Flotten⸗Truppen⸗Division gebildet, welche je einem älteren unterstehen. Der Effektivbestand jeder Equipage soll 850 bis 1000 Mann betragen. Jede Equipage umfaßt die Mannschaften für 1 oder 2 Kriegsschiffe ersten Ranges und mehrere Schiffe niederen Ranges. Die Divisions⸗ chefs sind zugleich Escadre⸗Kommandanten, sobald die Mann⸗

schaften eingeschifft sind. Bukarest, 8. März. (W. T. B.) Die Regierung hat die Handelsverträge mit Italien und Belgien

welche mit dem 1. (13.) März 1891 ablaufen, gekündigt.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der E sten Beilage.)

Wetterbericht vom 8. Morgens 8 Uhr.

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4 R.]

Otto Devrient.

Stationen. Besetzung:

8 S. =

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp

S lu. d. T

red. in Millim 8 2. Temperatur in ° Celsius

744 1 halb bed. 8 Schnee Kopenhagen. 2 2 2 wolkenlos Stockholm. 734 2 Schnee Haparanda. 735 2 bedeckt St. Petersbrg. 738. 4 Schnee Moskau 7 1 wolkenlos Cork,Queens⸗

towu 750 4 halb bed. Cherbourg. 756 4 Regen

750 1 wolkig

746 2 heiter Hamburg . 1748 4 bedeckt¹) Swinemünde 744 8bedeckt Neufahrwasser 741 6 bedeckt Memel 740 S 5 Schnee

17759 S 2 bedeckt Hster... 761 5 Regen Karlsruhe.. 758 S 4 bedeckt Wiesbaden. 756 S 2 bedeckt München 759 SW

4 heiter Chemnitz. 754 SW 5 wolkig Berlin....

749 W 5 bedeckt Wien... 759 SW

2 bedeckt Breslau 752 SW 5 bedeckt Ile d'Aix .. 762

Burnier, Frl. Frl. Conrad.

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r. Link, Hr

Anfang 7 Uhr.

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von Kirchfeld.

als Gast.)

Montag:

BSZ 3 bedeckt Nizza 761 SO 4 bedeckt

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burg. Große romantische Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Anfang 7 Uhr. bnr

Schauspielhaus. 61. Vorstellung g. Feurige Kohlen. von Oftomar Beta. In Scene gesetzt von Direktor

. Frau Süllmann, Fr. Kahle. Hertha, ihre Tochter, Frl. Kester. Peregrine Cherutti, ihr Pflegesohn, Hr. Matkowsky. 2 Gottberg, Engen Sloberg, Kaufherren, Hr. Krause, Hr. Plaschke, Hr. Kahle, Hr. Vollmer. Frau Beleuchtungs⸗Effekten: Bergmann. Clärchen, ihre Tochter, Nautilus. Großes Ausstaktungsstück mit Gesang Fräulein Pagot, Fr. Anders. und Tanz in 4 Akten und 13 Bildern nach Jules Musik von E. Christiani Ballets und Gruppirungen von G Musik⸗Dirigent: 2 e, k. Fr. Birken⸗ Hr. Kapellmeister A. Wicher. In Scene gesetzt vom stock, Matthes, Pleininger, Prokurist, ein Commis, Direktor Sternheim. Anfang 7 ½ Uhr. in Hänfner’s Diensten, Fr. Seebach, Hr. Siegrist,

Tinchen Kettelstein, Dame, Frl. Walter. 5 M. Kannewurf. Erstere ältere Dame, Frl. Heuser. Zweite ältere Dame, Frl. Golmick.

r. Süllmann, Hr. Will. Burnier, Hr. Schippang.

Beutsches Theater. Sonntag: Der Pfarrer

Dienstag: Der Widerspänstigen Zähmung. Mittwoch: Die Stützen der Gesellschaft.

Verliner Theater.

Dienstag: Gräsin Lea.

Tessiing-Theater. Sonntag:

Sonntag: Charakterbild in 5 Aufzügen Montag: Marqnuise.

Frl. Abich. Erste junge Verne von Carl Pander. Zweite junge Dame, Frl. und A. Wicher. der Balletmeisterin Maria Volta.

Franz, Diener bei

. Herrmann. . . Ein Diener b

Vorletzte Woche. Sonntag:

Alfred Bender.

Musik von G. Steffens. Sonntag: König Lear. Direktor Emil Thomas.

nig Oedipus. Hexenfang.

Sonntag: Zum 30. Male:

Montag: Dieselbe Vorstellung.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ 3 Zum 30. Male: Marquise. Zum 1. Male: Lustspiel in 3 Akten von Victorien Sardou. Deutsch von Robert Buchholz. Anfang 7 ½ Uhr.

grin, Belle-Alliance-Theater. Sonntag: Mit Hänfner, Burnier, Fnens neuer Ausstattung an Dekorationen, Kostümen, Requisiten, maschinellen u. elektrischen

um 8.

Central-Theater. Direktion: Emil Thomas Zum 23. Male: Ein gemachter Manunn. Posse mit Gesang in 3 Akten (5 Bildern) von Eduard Jacobson. von G. Michaelis und G. Steffens. ed In Scene gesetzt vom Direktor Montag: Doctor Klaus. (Emma: Frl. Mélar, Emil Thomas. Anfang 7 ½ Uhr.

Montag: Dieselbe Vorstellung.

In Vorbereitung: Zum 1. Male: Haus. Novität. Posse mit Gesang in 4 Akten nach einer vorhandenen Idee von W. Mannstädt. In Scene gesetzt vom

Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72. Der Goldfuchs.

3 Gesangsposse in 4 Akten von Eduard Jacobson und Die Ehre. Leopold Ely. Couplets theilweise von Gustav Görß.

Familien⸗Nachrichten.

Heute früh 3 Uhr verschied sanft in fester Zuversicht der Auferstehung unser Onkel, Groß⸗ onkel und Urgroßonkel, Mitkämpfer in den Freiheitskriegen 1813 15

Herr Pastor Primarius Wilhelm Starke, Ritter des Rothen Adler⸗Ordens, Der im 94. Jahre seines gesegneten Lebens

Dies zeigen im Namen der trauernden Hinter⸗ bliebenen ergebenst an [69841]

Freystadt⸗Zorau, 5. März 1890.

Adelhaid verw. prim. Müller. Hugo Kade, Kommerzien⸗Rath.

Male:

Verlobt: Frl. Bertha Fernbolz mit Hrn. Robert Hornberger (Essen a. d. Ruhr Mühlhofen a. Rhein). Frl. Hildegard Baronesse Buxhövden mit Hrn. Paul Schnetger⸗Machern (Leipzig). Frl. Gertrud Boretius mit Hrn. Kaufmann Hans Zierep (Berlin). Frl. Ottilie Hübener mit Hrn. Pastor Herm. Ringelmann (Schwarmstedt Niedernstöcken). Frl. Jenny Fischer mit Hrn. Predigtamtskandidaten Herm. L. Jeep (Stendal See.. Frl. Margarethe Eichler mit Hrn. Rechtsanwalt Dr. jur. Herm. Schulze (Berlin Delitzsch).

Verehelicht: Hr Ernst Schneidewin mit Frl. Lina Elschner (Eisenach)h. Hr. Albert Fischer mit Frl. Lina Harnisch (Leipzig). Hr. Ernst enmer mit Frl. Frieda Steiger (Leisenau

olditz).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Paul Kreitling (Berlin) Hrn. Rudolf Krüger (Berlin). Hrn. Willyh Dalchow (Charlottenburg) Hrn. Karl von Jan (Stuttgart). Hrn. W. Böllert (Dui burg). Hrn. Kurt Naumann (Grimma).

Musik Couplets von

Ein fideles

folgt ist, wird das Schloßpark, in welchem das hochselige Kaiserliche

zur letzten Rast von aller

1111 still halb bed.

1¹) Gestern Nachmittag Gewitter, starker Regen.

Uebersicht der Witterung.

Barometrische Minima liegen über Finnland, der nördlichen Nordsee und auf dem Ocean, westlich von Schottland, während über Süd⸗Europa der Luft⸗ druck am höchsten ist. Bei lebhafter Luftbewegung aus westlicher und südwestlicher Richtung ist das Wetter in Central⸗Europa ziemlich warm und vor⸗ wiegend trübe; vielfach ist Regen gefallen. Hamburg hatte gestern Nachmittag Gewitter mit Platzregen und Nachts Sturm aus westlicher Richtung.

B Deutsche Seewarte.

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Fchauspiele. Sonntag bleiben die Königlichen Theater geschlossen.

Montag: Opernhaus. 58. Vorstellung. Don

uan. Oper in 2 Akten mit Tanz von Mozart.

ext von Daponte. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 60. Vorstellung. Der Winkel⸗ schreiber. Lustspiel in 4 Aufzügen, nach einer Idee des Terenz, von A. von Winterfeld. Vorher: Der Mann der Freundin. Lustspiel in 1 Auf⸗ zug von Ernst Wichert. Anfang 7 Uhr.

Dienstag: Opernhaus. 59. Vorstellung. Tanu⸗ häuser und der Sängerkrieg auf der Wart⸗

Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann. Montag: Die Ehre. Dienstag: Der Fall Clémenceau. Schauspiel

in 4 Akten von A. Dumas und A. d’'Artois. Mittwoch: Die Ehre.

Wallner-Theater. Sonntag: Neu einstudirt: O, diese Männer! Schwank in 4 Aufzügen von

Julius Rosen. Anfang 7 Uhr. 3 Montag und Dienstag: O, diese Männer!

Victoria-Theater. Sonntag: Zum 203. M.: Stanley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bildern von Alex. Moszkewoki und Richard Nathanson. Musik von C A. Raida. Ballet von C. Severini.

Anfang 7 ¼ Uhr. hng38 : Dieselbe Vorstellung

6 8

Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Sonntag: Mit neuer Ausstattung: Zum 53. Male: Der arme Jonathan. Operette in 3 Akten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. Musik von Carl Millöcker. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Hr. Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr. ö16““ Montag: Der arme Jonatha

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Musik von Franz Roth. Anfang 7 Uhr. Montag: Dieselbe Vorstellung. Anfang 7 ½ Uhr.

Urania, Invalidenstraße 57/62, geöffnet von 12 11 Uhr. Sonntag um 7 ½ Uhr: Die Ge⸗ schichte der Urwelt. v

Circus Kenz, Karistraße. Sonntag: 2 große Vorstellungen. 4 Uhr Nachm. (1 Kind frei): Auf vielseitiges Verlangen: Aschenbrödel. Großes phant Zaubermärchen. Abends 7 ½ Uhr: Zum vorletzten Male: Deutsche Turner. Große nationale Original⸗ Pantomime In beiden Vorstellungen: Auftreten der renommirten Luftkünstlerinnen Geschw. Castagna. Zum Schluß: Der großartige Tauchersprung aus der] Höhe von 50 Fuß; sowie der vorzügl. Reit⸗ 185 84 Fe Reiten und Vor⸗

bren der best. dress. Schul⸗ und Freiheitspferde.

Montag: Deutsche Turner. 6

Dienstag: Zum 50. und letzt Turner. 3 nd letzten Male: Deutsche

Concert⸗Anzeigen.

Concert-Haus, Leipzigerstr. 48 (früher Bilfe) „Sonntag, 9. März: Karl Meyder⸗Concert. . dächtniß⸗Feier für Kaiser Wübelm 8 Anfang 6 she 10. März, Abends 7 Uhr: Berlioz⸗

Hrn. Bruno Lerche (Leipzig —Reudnitz). Hrn. Max Pommer (Magdeburg). Hrn. Jo⸗ hannes Margerie (Krefeld). Hrn. Adolf Werner (Zittau) Eine Tochter: Hrn. Professor Dr. Slaby (Charlottenburg). Hrn. Dr. Gloeckner (Tharandt). Hrn. Rich. Cleff (Mülheim ga. d. R.). Hrn. Otto Westhoff (Chemnitz). Hrn. J. Rau (Berlin).

Gestorben: Hr. Kaufmann August Kappelmann (Berlin). Hr. Rentier Aug. H. Conrad (Berlin) Hr. Avpotheker Julius Krüger Berlin). Hr. Photograph Bernhard Brunkel (Berlin). Hr. Fabrikbesitzer Julius Nürrenbach (Potsdam). Hr. Lieutenant a. D. Fritz Libeau (Ospedaletti). Hr. Friedrich Liebtreu (Frank⸗ furt a. M.). Hr. Friß Ballerstedt (Rittergut Birkholz). Hr Geh. Archiv⸗Rath Falkmann (Detmold). Frau Mathilde Conditt, geb. Stahl (Königsberg). Frau Sophie Matthias, geb. Pieper (Osterweddingen).

Redacteur: Dr. H. Klee. 1

Verlag der Expedition (Scholz). Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sieben Beilagen (einschließlich Börsen⸗ und Besondere Beilage),

sowie ein Prospekt, betreffend F. Soennecke SESchreibwaaren.

Berlin:

Erste Beilage

s⸗-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗A

Berlin, Sonnabend, den 8. März

Zum 9. März 1890.

8 Kaiser Wilhelm I. und Kaiserin Augusta. Zwei christliche Charakterbilder aus dem Hause Hohenzollern.*)

Morgen, zwei Jahre nach dem Heimgange Kaiser Wil⸗

helm's I. und zwei Monate nachdem ihm, dem Helden der Schlacht und des Sieges, dem Einiger Deutschlands, seine Gemahlin, die Kaiserin Augusta, die Heldin auf dem Felde der fürsorgenden Menschenliebe, in den Tod ge⸗ Mausoleum im Charlottenburger Paar ruhenden Eltern Kaiser Wilhelm's irdischen Mühsal gebettet worden, nach beendigter baulicher Umgestaltung in Gegenwart Ihrer Majestäten und der ganzen Königlichen Familie feierlich neu geweiht werden. Nach der Wiedereröffnung wird sich dieser patriotische Wallfahrtsort des preußischen Volks, zu dem die Ruhestätte der Königin Luise, dieses Schutzengels des Vaterlandes im Befreiungskampfe, geworden war, nunmehr zu einem solchen für das ganze deutsche Volk erweitern. An dem erinnerungsreichen Trauer⸗ und Gedächtnißtage tritt das hehre Bild des ersten Deutschen Kaisers noch einmal in seiner ganzen Heldengröße vor uns hin. Aber nicht den tapferen, siegreichen Feldherrn wollen wir im Folgenden schildern, der in ruhmvollen Kriegen sein Heer von Sieg zu Sieg geführt hat, nicht den weisen und gewissenhaften Re⸗ genten, der fast dreißig Jahre hindurch die Geschicke Preußens und Deutschlands mit fester und starker Hand gelenkt hat, nicht den Heldenkaiser, der Deutschland wieder einig und groß gemacht hat, sondern den frommen, aufrichtigen und demüthigen Christen, der seinen Glauben in Wort und That vor allem Volke bekannt hat und Fürsten und Völkern ein leuchtendes Vorbild wahrer Gottesfurcht gewesen ist. 3 Die stille, ernste Pflichttreue, die gründliche Tüchtigkeit, welche Kaiser Wilhelm in allen seinen späteren Stellungen bewahrt hat, ist als eine wesentliche Frucht der erziehenden Arbeit des von Friedrich Wilhelm III. aus Magdeburg zur Leitung der beiden Prinzen berufenen Rektors des dortigen Pädagogiums, Dr. Friedrich Delbrück, anzusehen. Bis an ihr Ende haben König Friedrich Wilhelm IV. und sein Bru⸗ der, Kaiser Wilhelm, das Andenken dieses tüchtigen und braven Lehrers werth gehalten, der in der heiligen Schrift die einzig sichere, reine und ewig frische Quelle echt christlicher Bil⸗ dung sah.

Indessen auch der bittere Ernst der Zeiten übte seine rzieherische Wirkung auf den Königssohn. Nachdem er als kaum siebenzehnjähriger Jüngling in den Befreiungskampf gezogen, kehrte Prinz Wilhelm früh gereift und in seinem Charakter gestählt aus dem Felde zurück.

Davon zeugt das von ihm selbst verfaßte Glaubens⸗

neben den in Gott

1 . 8 xb . 5 8 F bekenntniß, das er bei seiner Konfirmation am 8. Juni 1815

in der Schloßkapelle zu Charlottenburg ablegte, nachdem er vorher durch den Ober⸗Hofprediger Ehrenberg im christlichen Glauben unterwiesen worden war. Es heißt darin u. a.: „Ich erkenne es mit dankbarem Herzen für eine große Wohlthat, daß mich Gott in einem hohen Stande hat geboren werden lassen,

weil ich in demselben mehr Mittel, meinen Geist und mein Herz zu

bilden, ein reiches Vermögen, außer mir Gutes zu stiften, besitze. Ich freue mich dieses Standes nicht um der Auszeichnung willen, di er mir unter den Menschen verleiht, auch nicht um der Genüsse willen, die sich mir in demselben darbieten, sondern um deswillen, daß ich in demselben mehr wirken und leisten kann. Ich freue mich meines Standes in Demuth und bin weit davon entfernt zu glauben, Gott habe mir hier einen Vorzug vor anderen geben wollen, auch weit entfernt, mich meines höheren Standes wegen für besser zu halten. Mein fürstlicher Stand soll mich immer die größeren Verpflichtungen, die er mir auflegt, an die größeren Anstrengungen, die er von mir fordert, und an die größeren Versuchungen, mit denen ich zu kämpfen habe, erinnern. Ich will nie vergessen, daß der Fürst doch auch Mensch vor Gott nur Mensch ist, und mit dem Geringsten im Volke die Abkunft, die Schwachheit r menschlichen Natur und alle Bedürfnisse derselben gemein hat, daß die Gesetze, welche für andere gelten, auch ihm vorgeschrieben sind, und daß er, wie die anderen, einst über sein Verhalten wird gerichtet erden.

Mir soll alles heilig sein, was dem Menschen heilig Jein muß. Ich will dem Glauben der Christen, für den ich mich in diesen Tagen bekenne, immer getreu bleiben, ihn jederzeit in Ehren halten

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und mein Herz immer mehr für ihn zu erwärmen suchen. Mein

ürstenstand soll mich nicht verhindern, demüthig zu sein vor meinem ott.

Bei allem Guten, welches mir zu Theil wird, will ich dankbar auf Gott blicken, und bei allen Uebeln, die mich treffen, will ich mich Gott unterwerfen, fest überzeugt, daß er überall mein Bestes beabsichtige.

Auf Gott will ich unerschütterlich vertrauen, ihm alles anheim⸗

ellen und mir im Glauben an seine Vorsehung einen getrosten Muth zu erhalten suchen. Meines Gottes will ich uͤberall gedenken, an ihn will ich in allen Angelegenheiten mich wenden, und es soll mir eine

süße Pflicht sein, im Gebete mit ihm meine Secele zu vereinigen.

Ich weiß, daß ich ohne ihn nichts bin und nichts vermag.

Meine Kräfte gehören der Welt, dem Vaterlande. Ich will daher unablässig in dem mir angewiesenen Kreise thätig sein, meine Zeit auf das Beste anwenden und soviel Gutes stiften als in meinem Vermögen steht.

Ich will ein aufrichtiges und herzliches Wohlwollen gegen alle Menschen, auch gegen die Geringsten denn sie sind alle meine Brüder bei mir erhalten und beleben. , .

Ich will mich meiner fürstlichen Würde gegen Niemand über⸗ heben, Niemanden durch mein fürstliches Ansehen drücken, und wo ich

*) Nach dem Werke: „Christliche Charakterbilder aus dem Hause Hohenzollern“. Gezeichnet von D. Bernhard Rogge, König⸗ lichem Hosprediger in Potsdam. Hannover, Verlag von Carl Meyer (Gustav Prior), 1890. Außer denjenigen des Kaisers Wilhelm und der Kaiserin Augusta enthält dasselbe noch die Charakterbilder des Kurfürsten Friedrich II., der Kurfürstin Elisabeth, Gemahlin Joachim's II., des Markgrafen Johann von Küstrin, des Großen Kurfürsten und seiner Gemahlin Luise Henriette, dann die der Königin Elisabeth Christine, Gemahlin Friedrich’s des Großen, der unvergeßlichen Königin Luise und König Friedrich Wilhelm's IV. Die werthvolle, belehrende und erbauliche Sammlung dürfte vortrefflich geeignet sein, die Liebe zu unserem Königshause im deutschen Volke und besonders unter der deutschen Jugend zu pflegen und zu stärken, wie es nach der Aeußerung des Verfassers ihr Zweck ist.

von Anderen etwas fordern muß, mich dabei herablassend und freund⸗ lich zeigen und ihnen die Erfüllung ihrer Pflicht, soviel ich kann, zu erleichtern suchen.

Ich achte es viel höher, geliebt zu sein, als gefürchtet zu werden, oder bloß ein fürstliches Ansehen zu haben.

Ich will das Verdienst aufmuntern und belohnen und be⸗ sonders das Bescheidene und Verborgene an das Licht ziehen.

Den Pflichten des Dienstes will ich mit großer Pünklichkeit

nachkommen und meine Untergebenen zwar mit Ernst zu ihrer Schuldigkeit anhbalten, aber ihnen auch mit freundlicher Güte be⸗ gegnen. Ich will unablässig an der Verbesserung meines Herzens und Lebens arbeiten. Jeden Tag will ich mit dem Andenken an Gott und meine Pflichten beginnen und jeden Abend mich über die An⸗ wendung des verflossenen Tages sorafältig prüfen. Verderbte Menschen und Schmeichler will ich entschlossen von mir weisen. Die Besten, die Geradesten, die Aufrichtigsten sollen mir die Liebsten sein. Die will ich für meine besten Freunde halten, die mir die Wahrheit sagen, wo sie mir mißfallen könnte.

Jeder Versuchung zum Bösen will ich kräftigen Widerstand leisten und Gott bitten, daß er mich stärke.“

Diese edlen Entschlüsse des fürstlichen Jünglings hat ein wechselvolles, dem Dienste des Vaterlandes geweihtes Leben zur That reifen lassen. Sie wären wohl werth als goldene, vor⸗ bildliche Worte auf der Haustafel eines jeden deutschen Mannes zu stehen.

Schon früh zeigte der Prinz ein warmes Gefühl der Theilnahme für alle Bestrebungen, welche dem Wohl der arbeitenden Klassen gewidmet und auf die Besserung ihrer Lage gerichtet waren. Ein beredtes Zeugniß dafür ist ein Rundschreiben, welches er als hervorragendes Mitglied des Frei⸗ maurerordens an sämmtliche Logen richtete. Er empfahl ihnen darin, den Vereinen für das Wohl der arbeitenden Klassen beizutreten und durch ihr Beispiel den Sinn der Ordnung, der Pflicht und der Nächstenliebe zu wecken und zu verbreiten.

Als dann Prinz Wilhelm am 2. Januar 1861 durch den Tod des Bruders der Erbe der Krone wurde, war es sein Erstes, das Bekenntniß des Heimgegangenen: „Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen“, auch zu dem seinigen zu machen. Immer von Neuem wiederholte er es, daß Gerechtig⸗ keit, Wahrheit, Vertrauen und Gottesfurcht die unerschütter⸗ lichen Grundlagen des preußischen Staates bleiben müßten.

Und wie König und Kaiser Wilhelm mit heißen Gebeten in Demuth und Ergebung, aber auch in freudigem und muthigem Gottvertrauen zu den Kriegen und Kämpfen, die ihm beschieden gewesen sind, ausgezogen ist, so hat er nach Kriege, der seinem tapferen Heere beschieden war, sich in Demuth vor dem Herrn, seinem Gott gebeugt und allen eigenen Ruhm immer wieder in das Bekenntniß aufgehen lassen: „Gott war mit uns, ihm allein die Ehre!“ „Welch eine Wendung durch Gottes Fügung!“ mit diesen Worten schloß die Botschaft, die er seiner Gemahlin über die beispiellosen Erfolge des Sieges von Sedan zugehen ließ, und in einem ausführlicheren Briefe heißt es: „Wenn ich mir denke, daß nach einem großen glück⸗ lichen Kriege ich während meiner Regierung nichts Ruhm⸗ reiches mehr erwarten konnte und ich nun diesen weltgeschicht⸗ lichen Akt erfolgt sehe, so beuge ich mich vor Gott, der allein mich, mein Heer und meine Mitverbündeten ausersehen hat, das Geschehene zu vollbringen und uns zu Werkzeugen seines Willens bestellt hat. Nur in diesem Sinne vermag ich das Werk aufzufassen und in Demuth Gottes Führung und Seine Gnade zu preisen.“

jedem

Am Ende des denkwürdigen Jahres 1871 läßt er in ernstem Rückblick die weltbewegenden Ereignisse der beiden

letzten Jahre an seinem Geiste vorüberziehen und sagt dann

zum Schluß: „Mit demüthig dankerfülltem Herzen preise ich Gottes Gnade, die uns würdig befunden hat, so Großes nach

seinem Willen vollbringen zu sollen! Möge diese Gnade ferner uns zur Seite stehen beim Auf- und Ausbau des neu geeinten Deutschlands, zu dem erst der Grund gelegt ist, und Frieden uns beschieden sein, „die Güter in Demuth zu genießen“, die in blutigen heißen Kämpfen errungen wurden!! Her Dein Wille geschehe im Himmel also auch auf Erden!! Amen! Wilhelm.“

Selbst die schmerzlichen Erfahrungen des Jahres 1878, in welchem sein Leben zweimal von Mörderhand bedroht war, gereichten ihm zur demüthigen Selbstprüfung. Davon zeugen die in den letzten Stunden jenes Jahres von ihm ge⸗ schriebenen Worte: „Ich erkenne in den so sichtbar gewordenen Ereignissen eine gnadenvolle Führung Gottes, die zum Guten führen soll, wie alles, was von ihm in Leid und Freude uns trifft. Darum preise ich die Vorsehung für die schmerzens⸗ vollen Ereignisse des ablaufenden Jahres. Sie haben mir aber auch Erhebendes gebracht durch die Theilnahme, welche mir von allen Seiten zu Theil wurde. Die Menschen haben meine Schwächen und meine Fehler übersehen wollen, aber der, welcher sie kennt, wolle mir dereinst ein barmherziger Richter sein, wo ich die Lehren und Weisungen des ein⸗ geborenen Sohnes des himmlischen Vaters nicht achtete! Herr, Dein Wille geschehe im Himmel, also auch auf Erden. Im Glauben ist die Hoffnung und die himmlische Liebe der Weg dahin! Amen!“ 1““

Gar manches herrliche und köstliche Bekenntniß seines Glaubens hat Kaiser Wilhelm auch solchen Bestrebungen gegen⸗ über abgelegt, die nach seiner Meinung die Grundlagen der christlichen Kirche, insbesondere den Glauben an die Gottheit Christi antasteten und in Frage stellten. Namentlich gab ihm der unglückliche Versuch, der auf einer der Berliner Kreis⸗ synoden gemacht wurde, das apostolische Glaubensbekenntniß in der Gottesdienstordnung zu beseitigen, wiederholten Anlaß, seinem Unwillen über solche Bestrebungen den unverhohlensten Ausdruck zu geben.

Bei dem Empfang der Berliner Volksschullehrer, die ihn zu seiner Errettung aus Mörderhänden beglückwünschten, äußerte der Kaiser: „Vieles muß zur Besserung der jetzigen Zustände durch die Erziehung und den Unterricht der Jugend geschehen. Auf die Menge des Wissens kommt es dabei weniger an. Es wird jetzt in den Schulen ja Vieles gelehrt, doch darf das nicht hintenan gesetzt werden, was für die Erziehung von be⸗

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sonderer Wichtigkeit ist. Dahin gehört vor allen Dingen die Religion. Ihre wichtige und schwere Aufgabe ist es daher, die Jugend in der wahren Gottesfurcht zu unterweisen und mit Achtung vor den heiligen Gütern zu erfüllen.“

Auch der Paragraph des Reichs⸗Civilstandsgesetzes, zu dessen Aufnahme in das Gesetz Kaiser Wilhelm persönlich die Anregung gegeben hat, und durch welchen es dem deutschen Volke zum Bewußtsein gebracht werden sollte, daß die kirch⸗ lichen Verpflichtungen in Beziehung auf Taufe und Trauung durch jenes Gesetz nicht berührt würden, ist neben vielem Anderen ein Denkmal der zarten Fürsorge für das Heiligste seines Volkes, die ihn beseelte.

Allen Werken und Bestrebungen, die mittelbar oder un⸗ mittelbar auf die Förderung des Christenthums, auf die Weckung und Hebung evangelischen Sinnes und Lebens, auf die Heilung und Besserung der sittlichen Schäden des Volks gerichtet sind, hat der hochselige Kaiser allezeit die wärmste Theilnahme zugewendet. Dahin gehören die mannigfachen Zweige der inneren Mission zur Rettung der Verlorenen, zur Bewahrung der Kinder, zur Pflege der Kranken, zur Beseiti⸗ gung der Kirchennoth in den großen Städten, zur Ausbildung von Diakonissen für die Pflege der Armen und Kranken in den Gemeinden und viele andere Aufgaben sonst noch, für die der Kaiser allezeit eine offene Hand gehabt hat.

Und wie im Leben, so hat Kaiser Wilhelm IJ. auch im Sterben seinen evangelischen Glauben treu bekannt. Noch im Sarge hat er bei seiner Begräbnißfeier seinen evangelischen Glauben bezeugt in den von ihm selbst ausgewählten Worten aus der Schrift, deren Verlesung er angeordnet hatte. Da erklang es noch einmal wie sein eigenes Glaubensbekenntniß: „Ich habe einen guten Kampf gekämpft; ich habe den Lauf vollendet; ich habe Glauben gehalten. Hinfort ist mir bei⸗ gelegt die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr an jenem Tage, der gerechte Richter, geben wird, nicht mir aber allein, sondern allen, die seine Erscheinung lieb haben.“

Mit dem Namen des Hochseligen Kaisers Wilhelm wird für alle Zeiten der seiner nun ebenfalls heimgegangenen Gemahlin, der Kaiserin und Königin Augusta, zu un⸗ vergänglichem Gedächtniß verknüpft bleiben. Ist sie doch nahezu sechs Jahrzehnte lang mit ihm gemeinsam durch Freud und Leid gepilgert, an seinen Sorgen wie an seinen Siegen und Ehren nicht bloß den herzlichen inneren Antheil nehmend, den jede rechte deutsche Frau dem Ergehen und den Erlebnissen ihres Gatten zollt, sondern auch an denselben jederzeit in treuer uͤnd unermüdlicher Mitarbeit betheiligt. Sie selbst widmete allen Bestrebungen der Wohlthätigkeit und christlichen Barmherzigkeit sowie allen auf die Volkswohlfahrt abzielenden Einrichtungen ihre unablässige Fürsorge. Mit ihrem hohen Gemahl in Pflichttreue wetteifernd, erfaßte

Kaiserin Augusta ihre hohe Stellung nicht als ein ihr vor anderen verliehenes Vorrecht, sondern als einen erhabenen ihr von Gott bestimmten und auferlegten So wurde sie in der That, wie es an ihrem Sarge bezeugt worden ist, eine „Diakonissin im Purpur“, eine „Sa⸗ mariterin auf dem Throne“. Die großartigste, umfassendste Wirksamkeit entfaltete sie vor Allem in der Organisation der freiwilligen Krankenpflege im Kriege und im Frieden. Das namenlose Elend des Krieges zu mildern, machte sie sich ge⸗ Fradezu zur Lebensaufgabe. Kaiserin Augusta ist die erste Fürstin gewesen, welche den Gedanken eines völkerrechtlichen Schutzes der Verwundeten und ihrer Pfleger lebendig er⸗ griff und mit aller Ueberzeung dafür wirkte. Nicht zum ihrem Einfluß zu verdanken ge⸗ wesen, daß der diplomatische Kongreß zu Stande kam, aus welchem die Genfer Konvention hervorgegangen ist, deren Vereinbarungen bekanntlich die im Kriege Verwun⸗ deten und das gesammte Kriegssanitätswesen unter den Schutz des Rothen Kreuzes stellte. Aber noch lange bevor diese Ver⸗ einbarung zu anerkannter Wirksamkeit gelangte, war auf An⸗ regung der Königin Augusta der „Preußische Verein zur Pflege im Felde verwundeter Krieger“ ins Leben getreten, der erste, welcher mit dem Johanniter⸗Orden die freiwillige Pflege auf dem Schlachtfelde besorgte. Durch eine lange Reihe von Jahren hat sie die Versammlungen des „Centralvereins vom Rothen Kreuz“ persönlich geleitet. Keine neue und praktische Erfindung auf dem Gebiet der modernen Chirurgie und Hygiene entging ihrem für das Kriegerheil besorgten Herzen. Eine sehr große Anzahl von Geld⸗ und Ehrenpreisen für gute Bücher und praktische Vervollkommnungen der Spitals⸗ bedürfnisse hat sie aus eigenen Mitteln Jahre hindurch ver⸗ theilen lassen. Der Kaiserin Augusta dankt die Menschheit die Technik der Chirurgie von dem berühmten Professor Esmarch in Kiel, das von Bernhard von Langenbeck und einigen Kollegen redigirte vortreffliche Buch über mobile Hospitalsbaracken u. a. Ein Preis, den die Kaiserin auf die Erforschung eines sicheren Abwendungs⸗ oder Heilverfahrens bezüglich der Diphtheritis aussetzte, ist noch unerhoben geblieben.

Durch diese, ganz Deutschland umfassende, reich gesegnete Liebesthätigkeit ist Kaiserin Augusta neben ihrem Gemahl eine treue Gehülfin und kräftige Mitarbeiterin an der Durchführung der deutschen Einheit geworden. Ueber das ganze deutsche Vaterland hat sie ein großes, alle Zweige helfender Samariter⸗ liebe umfassendes Netz christlicher und humaner Vereins⸗ thätigkeit ausgebreitet. Kaiser Wilhelm aber hat der unermüdlichen Fürsorge seiner Gemahlin für die Armee in Krieg und Frieden wiederholt auch öffentlich seinen Kaiserlichen Dank ausgesprochen. Unmittelbar bevor er, aus Frankreich zuruͤck⸗ kehrend, den heimathlichen Boden betrat, richtete er von Nancy aus an sie ein Schreiben, in welchem er ihren hochherzigen Bestre⸗ bungen mit seinem Danke die wärmste Anerkennung zollte. Und als im Jahre 1884 eine militärische Konferenz zusammen⸗ getreten war, um über die Verbesserung und einheitliche Leitung des Sanitätswesens im Kriege zu berathen, gedachte Kaiser Wilhelm der großartigen Leistungen seiner Gemahlin, indem er hinzufügte: „Wenn ich auch nicht so weit gehen kann, wie die Kaiserin, welche am liebsten jeden verwundeten Soldaten in ein Himmelbett gelegt haben möchte, so habe ich doch das feste Vertrauen, daß im Fall eines neuen Krieges 8† ich

geringsten Theile ist es