1896 / 103 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 30 Apr 1896 18:00:01 GMT) scan diff

Im Königlichen Opernhause geht morgen Mozart’s „Don sin der Anlage bezeichneten) Haltepl Herr Francesco d'Andrade verab 8

Juan- in Scene.

Titelrolle, Kapellmeister Dr. Muck dirigiert.

Kraufe; Puck: Frau Conrad; Zettel: Herr

von Felix Mendelssohn⸗Barthold des Musikdirektor

unter Leitun

Jubiläums des S mann⸗Kalisch ihre

Im Sch Sonnabend zum ersten Mal führung.

spielhauses, spielt als Gast die Titelrolle. Hofkapellmeister Weingartner komponierte meister Krause'’s Leitung von einem 30 Mann starken Orchester aus⸗

geführt werden. b Die Erstaufführun 8 88 Sonntag, den 3.

8

Frau Clara Meyer,

freie Bearbeitung

ai, verschoben worden.

Mannigfaltiges.

Zur ö des Personenverkehrs nach der Ge⸗ ung ist, wie die Königliche Eisenbahn⸗Direktion Berlin bekannt giebt, auf der Stadt⸗ und Strecken des Berliner Vorortverkehrs eine große Anzahl von Sonderzügen, welche nach Bedarf zur Ablassung kommen, vor⸗ Im besonderen ist für den Rückverkehr am Abend umfassend Mai, kommen auf der Stadtbahn schon von 12 Uhr Mittags an stündlich 18 Züge, davon 14 nach dem Bahnhof „Ausstellung“, E (Ring⸗) Bahnhof und Treptow 12 Züge stündlich in jeder den Vorortstrecken sind namentlich für auch im eine Das Kapitalvermögen hat gegen das Vorjahr eine Steigerung des Wum mehr als 64 000 erfahren; 412 484 ℳ, worunter 126 996 besonderen Zuwendungen aus Konzert⸗Einnahmen u. dergl. im Jahre 1895 die Höhe von 3923 erreicht, die weiteren einmaligen Spenden 4713 ℳ; an fortlaufenden Beiträgen sind 91 883 aufgekommen, mithin an Spenden insgesammt 100 499 Hierzu der Hauptkasse Die fortlaufenden Spenden rühren von 46 215 Personen her (1894: haben 19 237 Beamte 57 095 gezahlt, 26 978 Unterbeamte 34 767 ℳ, in durchschnittlichen Monatsbeträgen von 24 ¼ bezw. 10 ¾ 4. Von den überhaupt vorhandenen Beamten 1 (ohne die Posthilfstellen⸗Inhaber) machte die Zahl der regelmäßig 8

be⸗Ausstel

gesehen. Vorsorge getroffen.

16 nach Treptow,

Richtung zur Ablassung. Auf die späteren Abendstunden Zugv

Zur Regelung des Fuhrwerksverkehrs auf den Zufahrts⸗ zu der Berliner Gewerbe⸗Ausstellung ist folgende i: Auf Grund des § 5 des § 62 der Kreisordnung vom

ttraßen

olizei⸗Verordnung erlassen worde Gesetzes vom 11. März 1850 und des 13. Dezember 1872 in der Fassung vom 19. März 1881 wird hierdurch Amtsbezirk Treptow ausschusses folgende E11“ erlassen:

für den haben während der Fahrt, gegenstehen, stets die

Die vor dem Zentral⸗Verwaltungsgebäude auf der haussee (Haupteingang 1) anfahrenden Fuhrwerke haben schen Steindepot entlang und weiterhin fahrweg zu benutzen. Uhr Nachts darf die

zur Abfahrt den an dem städti ckführenden Seiten In der Zeit von 1 Uhr Mittags bis 12 Treptower Chaussee von der Gabelung mit der Köpenicker Landstraße bis zum Zentral⸗Verwaltungsgebäude sen (Mailcoaches) benutzt werden. Potsdamer Platz Treptow scke der Elsenstraße befahren. Die Chaussee eine Reihenfolge neu hinzukommende dem letzten in der Kein Fuhrwerk darf aus der Reihe ausbrechen, vorfahrende überholen oder sich in die Reihe ein⸗ drängen. Ausgeschlossen von der Reihenfolge sind: a. die Königlichen und euerwehr und der Straßen⸗

zur Treptower Chaussee zurü

Equi der Linie Chaussee

Fuhrwerke inne zu halten, sodaß jedes Reihenfolge

nur bis zur

Prinzlichen reinigung, c. werken vollständig Raum zu und Equipagen auf der Köpenicker Landstraße ist es das Aufnehmen oder

Am Sonntag, den 3.

haben auf der Treptower

ich anzuschließen hat.

agen, b. die Fuhrwerke der c. die eee

unter

nicht Seite der

soweit rechte

dürfen

denselben

geben.

Treptower Chaussee nur so lange Absteigen von

schiedet sich in der

Im Königlichen Schauspielhause findet morgen eine Auf⸗ führung von Shakespeare’'s „Sommernachtstraum“ in nachstehender Besetzung statt: Oberon: F Titania: Fräulein mer. Die 2 y wird von der Königlichen Kapelle 8 Steinmann ausgeführt. Das Lustspiel „Ein Staatsstreich“, welches am Sonntag zum ersten Mal in Scene geht und eine Minister und Seidenhändler“ von pertoirestücken des Théatre frangais. Stück durch die Gastspiele Lehfeld kannt; besonders häufig wurde e Zu der am nächsten Sonntag, Mittags 12 Theater stattfindenden Matinse

räulein von enigg 2* 0

des Scribe'’schen Axel Delmar ist In Deutsch 's und Moor's in weiteren Kreisen be⸗ s in München gegeben.

hr, im Deutschen zor Feier des 50 jährigen Künstler⸗ uspielers Ludwig Menzel hat auch 8 Lilli Leh⸗ itwirkung zugesagt: sie wird in dem

des „Lumpaci vagabundus“ einige Lieder vortragen.

iller⸗Theater kommt, wie schon angekündigt, am die „Antigone“ von Sophokles zur Auf⸗ Ehrenmitglied des Königlichen Schau⸗ Die begleitende, von dem aus dem Musik wird unter Kapell⸗

Ringbahn und den

ermehrungen angeordnet.

6535 des Ule Fuhrwerke örtliche Hindernisse ent⸗

nur von 1 Die Omnibuswagen

ist von allen Das Anhalten von Droschken

gestattet, als Personen wendig macht, das Umherfahren oder Warten aber verboten. Im übrigen ist längeres Anhalten (Warten) nur auf den dazu bestimmten

ofort nach dem Aussteigen der

gehört zu den land wurde das öffnung ihre Häuser zu

Gesammtbild.

esellschaftsakt

rechtsseitigen Fenster liest Dom zu

befindlichen Fenster Institut für deutsche

Füeelie öniglichen seum für

Ausstellun

Raum vorzugsweise mit Ge⸗ Brandenburg füllen.

Der „Töchterhort“, Majestät Töchter von Rei

Angehörigen der Reichs⸗Post⸗ einem Kapitalgrundstock abgelaufenen Jahre

zwischen

Amts⸗ kommen die Zinseinnahmen

43 657), und zwar Fahrbahn zu

Droschken und die Treptower

Fuhr⸗ des Töchter und auf der

noth⸗

thätigkeitssinn, welcher

8 . 89 2

richt vom 30. April, r Morgens.

V“ eh. q

Bar. auf 0Gr u. d. Meeressp red. in Millim

ius 40R.

Wetter.

Temperatur 0 Celsi

in

50° C.

Kopenhagen. Stockholm .

Haparanda . Moskau . ..

4 wolkig 6 wolkig 2 Regen 2w

1 bedeckt 1 Nebel

90 C 0o0 n2bo0 0—

Cork, Queens⸗ town .. Cherbourg Ider.. . Hamburg.. winemünde Neufahrwasser Memel ...

4 heiter

4 halb bed. 2 wolkenlos 4 wolki

4 halb bed. ¹) 3 wolkig²)

4 halb bed. 1 bedecki2)

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EEE Münster... Karlsruhe .. Wiesbaden

München. Chemnitz.. Berlin..

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1 wolkenlos 1 wolkenlos 2 en

1 bedeckt 4 wolkig ⁴) 1

Regen

3 bedeckt still balb bed. still bedeckt

Ocn ooSGOOo =82O0

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] 761 NℛO

8 1 757 SW

¹) Abends starker Regen. ¹) Gestern Regen. ⁴) Nachts

= wo still bedeckt

¹) Abends Regen. Regen. 9

00 bo

Uebersicht der Witterung. Während die barometrische Depression über Skan⸗

dinavien weni Ozean im W

Aenderung zeigt, nähert sich vom e der Britischen Inseln ein Hoch⸗

druckgebiet, welches die Ausbreitung nördlicher Winde über unsere Gegenden wahrscheinlich macht, sodaß

wieder ein

längerer Zeitraum mit

kürzerer kühler, veränderlicher Witterung bevorstehen dürfte.

. Deutschland ist das Wetter kühl, trübe, im regnerisch. Nur in den nordwestlichen Ge⸗

bietstheilen herrscht heitere

Witterung; meistens ist

gefallen, Wilbelmshaven batte am Abend

Deutsche Seewarte.

Theater.

Königliche Schauspiele. Freitag: Opern⸗ haus. 111. Vorstellung. Don Inan. Oper in 2 Akten mit Tanz von Wolfgang Amadeus Mozart. Text von Lorenzo Daponte. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. (Don Juan: Herr Francesco d'Andrade, Königlich bayerischer Kammersänger, als letzte Gast⸗

rolle.) Anfang 7 ½ Uhr. Schauspielhaus. 117. Vorstellung. Sonder⸗ Ein Sommer⸗

Abonnement B. 17. Vorstellung. nachtstraum von William Shakespeare, übersetzt von August Wilhelm von Schlegel. Musik von Feli Mendelssohn⸗Bartholdy. Tanz von Emil

raeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regifseur Max Grube. Dekorative Einrichtung vom Ober⸗Inspektor Brandt. Mustkalische Direktion: Musikdirektor nfang 7 ½ Uhr.

Steinmann. 112. Vorstellung. 8*

Sonnabend: Opernhaus.

50. Male: Tristau und Isolde von Richard Wagner. (Tristan: Herr Heinrich Vogl, Königlich bayerischer Kammersänger aus München, als Gast.) Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 118. Vorstellung. Vasautasena. Drama in 5 Aufzügen von Emil Pohl, mit freier Benutzung der Dichtung des altindischen Königs Sudraka. Anfang 7 ½ Uhr.

Deutsches Theater. Freitag: Der Talis⸗ man. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Die Weber.

Sonntag, Mittags 12 Uhr: Matinée. Lumpaci⸗ vagabundus. Abends 7 ½ Uhr: Liebelei. Vorher: Zu Hause.

Berliner Theater. Freitag (32. Abonnements⸗ Vorstellung): Der verlorene Sohn. (l'enrant FRslg8e.) Rur drei Worte. Anfang

r. Sonnabend: König Heinrich. Sonntag, Nachmittags 2 ½ Uhr:

Nachruhm. Abends 7 ½ Uhr: König Heinrich.

Lessing- Theater. Freitag: Geschlossen. Sonnabend: Zum ersten Male: Waldmeister. Unter persönlicher Leitung von Johann Strauß, mit Frau Kopaczy⸗Karczag und Ed. Steinberger

als Gast. Sonntag: Waldmeister. piel von Julie Kopaczy⸗Karczag und Eduard

8 1“

ahrgäste nach dem ihnen angewiesenen äge zu fahren und dürfen nur dort Personen aufnehmen. iese Verordnung ist vom 1. Mai bis zum 1. November 1896 in Kraft. Zuwiderhandlungen gegen diese Verordnung werden mit einer Geldstrafe bis zu 9 geahndet, an deren Stelle im Un⸗ vermögensfalle für je 3 eine Haftstrafe von einem Tage tritt. Treptow, den 25. April 1896. Der Amtsvorsteher: Hoffmann.

Das Comité der Aussteller und Interessenten für die Berliner Gewerbe⸗Ausstellung erläßt heute an den Anschla ssäulen einen Aufruf an die E“ morgen vrr

mücken.

der Zufahrtstraßen schreiten stetig fort und versprechen ein prächtiges Das Comité bittet, die ihm zugedachten Beiträge zur Bestreitung der Kosten der Ausschmückung an die Geschäftsstelle, zu Händen des Herrn Stadtverordneten Rosenow, Schmidstr. 6, einzusenden. Das Koͤnigliche Institut für Glasmalerei wird auf der Ausstellung mit einer hervorragenden Arbeit von und künstlerischer Bedeutung vertreten sein. Fenster in dem Gebäude für Wohlfahrtseinrichtungen und Erziehungs⸗ wesen sind Restaurationsarbeiten des genannten Instituts. Auf dem 89 8 die Inschrift:

endal.

Glasmalerei.’. Auch Volkstrachten und von „Tata⸗Toto“ im Neuen Theater ist des öHEan Klosterstraße 36, betheiligt sich an der

b g. Die Patzenhofer Brauerei, welche für ihren Ausschank

8 im Ausstellungspark nach Plänen 8 Gehöft errichten ließ, hat in diesem einen Sn Anbau dem Trachten⸗Museum zur Verfügung gestellt. Das SenFesen und Trachten aus der Mark

eine unter dem Protektorat Ihrer

der Kaiserin stehende Stiftung für eichs⸗Post⸗ und C hat

soeben den Geschäftsbericht für 1895 veröffentli .

Entwicklung dieser, im Jahre 1890 aus freiwilligen Beiträgen von

und Telegraphenverwaltung mit

von 109 089

Spendenden 37,7 % aus, von den Unterbeamten 39,0 %. An Unter⸗ 2 tzun 1895 ges des Eö“” in de Ptet öhe von 53 306 gezahlt worden, darunter mit auf Grun 8 w 8 8 selbständiger Bewflligungen der Stiftungs⸗Bezirksausschüsse. Ein⸗ des Erzherzogs Carl Ludwig werden keine Bulletins aus⸗ begriffen finden sich 81 fortlaufende Unterstützungen mit 10 145 Auf verwaiste Töchter unter 18 Jahren kamen 132 einmalige Unter⸗ stützungen mit zusammen 6150 ℳ, und hiervon 1734 zur Unter⸗ bringung von 34 kränklichen Kindern Lande, in Soolbädern und an der See. gezahlten nntesstcerngen entfielen auf Beamten⸗Waisen, und zwar unter hauptsächlicher Berücksichtigung der Töchter geringer besoldeter Beamten, 542 mit 26 843 ℳ, auf Unterbeamten⸗ für Unterbeamte in den Satzungen Gewährleistete erheblich hinaus⸗ gehend 778 mit 26 463 ℳ%ℳ Die Gesammthöhe der seit Beginn der rterstaßungethätigket (März 1891) bis Ende 1895 aus Mitteln

orts erfolgten Bewilligungen beträgt 165 000 ℳ: ein Beweis für die Bedeutung, welche die in einmüthigem Zusammen⸗ wirken von Beamten und Unterbeamten begründete und verwaltete Stiftung bereits erlangt hat, und ein schönes Zeugniß von dem Wohl⸗ in dieser großen Beamtengemeinschaft herrscht.

en gestattet. Kremser haben

eier der Er⸗ Die Arbeiten zur Ausschmückung

Vorsi

Die drei großen gemalten konnte. „Glasmalereien standen sein. 15. Jahrhundert“, auf dem die Worte: ‚Restauriert im das Mu⸗

Erzeugnisse

Hoffacker's ein Spreewald⸗

useum wird diesen

verwaiste

cht. Danach ist die

errichteten Stiftung erfreuliche gewesen.

n; dasselbe betrug Ende 1895: Antheil der aben

Explosion.

ertrunken sein. von 14 593

Leeds, 30. rube in Micklefield sind etwa 100 Menschen verschüttet worden; inzelheiten fehlen noch.

Gibraltar, 29. April. Ueber der Meerenge fiel, dem „W. T. B.“ zufolge, heute eine Feuerkugel nieder und platzte unter donner⸗ artigem Geräusch.

Nizza, 29. April. hörenden Pacht „Starnitza“ der Reinigungsarbeiten im Kohlenraum eine Explosion, bei welcher drei Matrosen verwundet wurden, davon zwei wurden in das Militär⸗Krankenhaus gebracht.

New⸗York, 29. April. Colorado ist beinahe völlig niedergebrannt; durch eine dabei ent⸗ standene Explosion wurden 2 Personen getödtet und 14 verletzt.

Havanna, 29. April. „W. T. B.“ meldet: In dem Palais Gouverneurs entstand durch Entzündung von Gasen eine

Shanghai, 30. April. Die Dampfer „Newchwang“ und „Onwo“ sind heute auf dem Wusung zusammen sie Der „Onwo“ ist gesunken; über 200 Personen, meist Cbinesen, sollen

Pos en, 30. April. Wie der Posener Zeitung⸗ aus Ostrowo gemeldet wird, brach in der Nacht vom 28. zum 29. d. M. in dem zum 11aa 81en 12 aus, welches mehrere Häuser einä xe. Da anden der Domin pächter, dessen Frau sowie eine chen

Dortmund, 30. April. In dem Schacht „Kai erstuhl“ explodierte heute 1 in

gehörigen Arbeiterhause Feuer ersfrau den Tod.

folge von Luftkompression ein Kessel ach des vierstöckigen Maschinenhauses. Ein

und Aog durch das Maschinist wurde getödtet; einige Arbeiter wurden verwundet.

Wien, 29. schen Hilfsvereins fand, wie bea. des zantschen Botschafters Grafen zu Eulenburg unter dem

es bayerische Gesandte Freiherr von Podewils⸗Dürnitz wurde in den Vorstand gewählt.

Prag, 30. April. brach, wie die „Neue Freie Presse“ meldet, ein Grubenbrand aus, der trotz der eifrigen Löscharbeiten bisher nicht bewältigt werden Das Feuer soll durch Selbstentzündung von

ril. Die Jahresversammlung des Deut⸗ W. T. B.“ meldet, heute in An⸗

en Gesandten Grafen von Wallwitz statt. Der

In dem Austria⸗Schacht bei Staab

ohle ent⸗

ril. Durch eine Explosion in einer Kohlen⸗

9

Auf der dem Herzog von Leuchtenber ge⸗ erfolgte heute Vormittag während

schwer. Dieselben

Die Stadt Cripple Creek in

ßen.

e“

gegeben.

in Sommerpflege auf dem Von den im Jahre 1895

aisen über das aufhaltende

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lautenburg. Freitag: Letzte Aufführung von: Hotel zum Frga⸗ ben. (L'HMôtel du Libre Echange.) Schwank in 3 Akten von Georges Fevdeau, übersetzt und für die deutsche Bühne de⸗ arbeitet von Benno Jacobson. Musik von Frangois Perpignan. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Neu einstudiert: Fernand’s Ehe⸗ kontrakt. Schwank in 3 Akten von Georges Feydeau.

Friedrich⸗-Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25 26.

Freitag: Mit großartiger Ausstattung an Kostümen, Dekorationen und Requisiten: Der Hungerleider. Ausstattungs⸗Komödie mit . bb4 2 in 10 Sbenn gven. ees b92 Ne- ouis ann, m eilweiser Benutzung er Idee des Mark Twain. Musik von Louis Roth. e. Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent:

ir Kapellmeister Winné. Anfang 7 ¼½ Uhr.

Sonnabend und folgende Tage: Der Hunger⸗ leider

2

Neues Theater. Schiffbauerdamm 4 a./5.

Freitag und Sonnabend bleibt das Theater der Vorbereitungen zu Tata⸗Toto wegen geschlossen.

Sonntag: Neu einstudiert: Mit völlig neuer Aus⸗ stattung: Tata⸗Toto. Vaudeville in 3 Akten von Victor Leon und F. Zell, nach Bilhaud und Barré. Musik von Antoine Banés. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 8 Uhr.

Sonntag Nachmittag: Wohlthätigkeits⸗Vor⸗ stellung.

Montag und folgende Tage: Tata⸗Toto.

Theater Unter den Linden. Direktion: Julius Fritziche. Tournése Judic. Direktion: Theodore de Glaser.

Freitag: Gastvorstellung von Anne Judic. La belle Hélene. Opéra-Bouffe en 3 actes de M. M. Meilhac et Ludovic Halévy. Musique de Jacques Offenbach. Chansonnettes, ge⸗ sungen von Madame Judic. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Gastvorstellung von Anne Judiec. Mamselle Nitouche.

Wien, 30. April.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene

Depeschen.

(W. T. B.) Ueber das Befinden

Wie verlautet, leidet der Erzherzog an einem älteren, neuerdings wieder hervortretenden Darmkatarrh, der jedoch zu keinerlei Besorgniß Anlaß giebt; Erzherzog die letzte Nacht weniger ruhig. Konstantinopel, 30. April. türkischen Truppen, welche das im Kloster Preveli sich Comité der wurden zurückgeschlagen. aus dem Kloster und wird verfolgt. Buluwayo, 29. April. neue Chef der Verwaltung für Rhodesia, ist hier eingetroffen.

immerhin verbrachte der

(W. T. B.) Die

Aufständischen ausheben wollten, Das Comité flüchtete sodann

(W. T. B.) Earl Grey, der

8 88

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.) 8

Adolph Ernst⸗Theater. Freitag: Das flotte Berlin. Große Ausstattungs⸗Gesangsposse in 3 Akten von Leon Treptow und Ed. Jacobson. Kuplets und Quodlibets von Gustav Görß. Musik von Gustan Steffens. In Scene gesetzt von Adolph Ernst. 2. Akt: Alt⸗Berlin. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Das flotte Berlin.

Zentral-Theater. Alte Jakobstr . 30.

Freitag: Gastspiel des Conrad seher⸗ Ensembles vom Münchener Gärtnerplatz⸗Theater. Conrad Dreher a. G. Zum vorletzten Male: Der ”-d] ervater. Posse mit Gesang in 4 Akten. Anfang 7 ½ Uhr. 8 egncc Zum letzten Male: Der Schwieger⸗ ater.

Familien⸗Nachrichten.

Verehelicht: Hr. Korvetten⸗Kapitän Georg Scheder mit Frl. Lida von Bieschin ( r. Rittergutsbesitzer Carl Bach mit Frl. e trandes (Eptingen Zehringen). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Amtsrichter und Feen.ent d. R. von Pochhammer (Berlin). rn. Forst⸗Assessor von Sydow (Köpenick). Gestorben: Hr. Oberst⸗Lieut. a. D. August Adolph von Boetticher (Görlitz). Hr. Rittergutsbesi⸗ Alfred Siegfried (Pluttwinnen). Hr. nomie⸗Rath Schoenermarck (Hohenfelde b. Schwedt). Fr. Cäcilie von der Luehe, geb. von Blancken⸗ burg, (Strachmin). Hr. Geheimer Regierungs⸗ Rath, Landrath a. D. Danko Balthasar von Funcke Holb, Saale). Hr. Regierungs⸗Baumeister .Riecks (Berlin). Verw. Fr. Kreisrichter Emma Hotopf, geb. Kistenmacher (Breslau).

Verantwortlicher Redakteur: Siemenroth in Berlin.

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Drug der Nordgeutschen Hucdruckret und Veglace

alt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr Sieben Beilagen einschließlich Börsen⸗Beilage),

und die Gewinnliste der 10. Marienburger Geld⸗Lotterie.

8 Ritter u. Blumenfeld. Handelsgebrauch seien, einfach mit J

Frentzel und Mendelssohn,

ihnen obliegen, fähig zu machen.

Antwort:

Deutscher Reichstag. 79. Sitzung vom 29. April 1896, 1 Uhr.

Tagesordnung: Fortsetzung der zweiten Berathung des Entwurfs eines Börsengesetzes bei § 3 (Börsen⸗ Ausschuß).

bg. Dr. Görtz⸗Lübeck (fr. Vgg.): Das Mißtrauen gegen die Börse und den Kaufmannsstand beherrscht die Vorlage, tritt aber besonders in dem Antrage des Grafen Kanitz hervor, desselben Ferärf der vor Jahresfrist in Bremen in begeisterten Worten von dem Handel und seiner Bedeutung gesprochen hat. Die selbständige Gesinnung des Kaufmannsstandes verstehen die Großgrundbesitzer nicht, trotzdem der Kaufmann niemals vom Staat etwas verlangt hat. Die Annahme des § 3 wird die Kaufleute mobil machen zur Abwehr, Kaufleute, die bisher indolent dem politischen Leben gegenüberstanden, die lächelten über die Begehrlichkeit der Agrarier und ihren Kampf gegen die Handelsverträge. Dieses Vorgehen wird die Kaufleute an⸗ treiben zur Vereinigung und zum Kampf. Die Annahme des An⸗ trages 8 würde die kleinen Börsen, auch die meiner Vaterstadt Lübeck, rechtlos machen. Bisher versammelte sich der Kaufmannsstand täglich frei in der Börse von Lübeck, der Groß⸗ und Kleinkaufmann. In Ieen werden sie sich von den Fesseln des Börsengesetzes um⸗ geben sehen.

Abg. Graf von Kan itz (d. kons.): Der Vorredner war so freund⸗ lich, an meine vorjährige Rede in Bremen zu erinnern. Ich bin ihm dankbar dafür. Ich habe damals nur meiner vollen Ueberzeugung Ausdruck gegeben. Aber der Vorredner sprach immer promiscue von der Börse und dem im allgemeinen. Es besteht hier doch ein Unterschied. Der deutsche Kaufmannsstand und der deutsche Fehe wünschen eine Reform der Börse. Allerdings an den großen

örsen kommen solche Stimmen nicht zum Ausdruck; aber einzelne Stimmen erheben sich auch in Berlin trotz des herrschenden Terroris⸗ mus. Ich habe nur einen Gedanken des Abg. Gamp aus der ersten Lesung aufgegriffen; warum hat man nicht gegen ihn den Angriff gerichtet, statt gegen mich? Der Minister Freiherr von Berlepsch erklärte, daß die Aeltesten der Berliner Kaufmannschaft ihm nicht Endgende Auskunft gegeben hätten über den Fall Rosenberg u.

ohn, deshalb brauche er einen Beamten zur Ueberwachung der Börse. Habe ich etwas Anderes gefagt? Ungenügend war auch das Gutachten für das Kammergericht über den Fall Warum antworteten die Herren nicht auf die Frage, ob derartige Verträge, wie ich sie geschildert habe, it Ja oder Nein? Der Börsen⸗ ausschuß soll unparteiische Gutachten abgeben über Mißstände, die an den Börsen vorkommen. Vorurtheilsfreie Leute, wie die Herren werden nicht auf die Vorschlagsliste Felest werden. Damit solche Leute berufen werden können. hat die

ommission die von ihr vorgeschlagene Aenderun beschlossen. Ich habe nur das Bestreben, die Börsen für die wicht gen Aufgaben, die Ich behaupte, die Börse hat in diesem Hause keinen besseren Freund als mich. Warum hat denn der Schutzverband gegen agrarische Uebergriffe so wenig Unterschriften Pangeae Warum haben die Industriellen den Beitritt abgelehnt?

efleißigen Sie sich derselben Objektivität wie ich, dann werden wir etwas Ersprießliches erreichen.

Minister für Handel

und Gewerbe Freiherr von

Berlepsch:

Meine Herren! Bezüglich des Vorgangs, betreffend ein Gut⸗

achten, welches die Aeltesten der Berliner Kaufmannschaft in dem

Prozeß Ritter und Blumenfeld contra Kappel abgegeben haben, täuscht sich das Gedächtniß des Herrn Abgeordneten Grafen Kanitz. Der Vorgang hat sich doch nicht ganz so abgespielt, wie er gesagt

8 hat. Der Beschluß des Kammergerichts ich habe die betreffenden Akten hier vor mir —, durch welchen das Gutachten erfordert ist,

lautet folgendermaßen: Es soll von den Aeltesten der Kaufmannschaft zu Berlin ein

Gutachten erfordert werden darüber: Hat nach den Usancen der

Berliner Produktenbörse, gegenüber dem vertragsmäßig einge⸗ gangenen Verbot: „Weizen von der hiesigen Börse auf einen bestimmten Termin weder direkt noch indirekt zur Ankündigung und Ablieferung zu bringen“, das Girieren und Weiterbegeben der Kündigungsscheine Dritter dieselbe Bedeutung wie die ursprüngliche Ankündigung und Ablieferung? Wenn ja, fallen dann, nach Börsenusancen, unter das Verbot des Girierens und Weiterbegebens auch solche Kündigungsscheine welche der in der freien Verfügung beschränkte Kontrahent von dem anderen Kontrahenten, zu dessen Gunsten das Verbot ver⸗ einbart war, auf Grund desselben Vertrags empfangen hat? Wird endlich, nach Börsenusance, das in Rede stehende Verbot, mangels besonderer Abrede, nur auf „Loko“⸗ und nicht auf „Termins⸗ geschäfte“ bezogen?

Das Gutachten, das die Aeltesten hierüber abgegeben haben, lautet olgendermaßen:

In Sachen Ritter u. Blumenfeld contra Kappel geben wir die erforderte Auskunft, wie folgt, ab: An der Berliner Produkten⸗ börse hat sich eine Usance des Inhalts, daß gegenüber dem ver⸗ tragsmäßig eingegangenen Verbote, Weizen an der hiesigen Börse auf einen bestimmten Termin weder direkt noch indirekt zur An⸗ kündigung und Ablieferung zu bringen, das Girieren und Weiter⸗ begeben der Kündigungsscheine Dritter dieselbe Bedeutung hat wie die ursprüngliche Ankündigung und Ablieferung, nicht gebildet

(hört, hört! links) und auch nicht bilden können, weil derartige vertragsmäßige Ver⸗ bote ganz ungewöhnlich sind. Das Gutachten giebt also ganz präzis auf die gestellte Frage es hat sich eine Usance nicht gebildet. Es fügt nur hinzu: es hat sich auch nicht bilden können, weil derartige Ver⸗ träge ganz ungewöhnlich sind.

Nun muß ich mit wenigen Worten noch darauf eingehen, daß Herr Graf Kanitz die Meinung ausgesprochen hat, er befinde sich mit mir auf ganz demselben Boden in der Beurtheilung des Vor⸗ gehens der Börsenorgane. Ein Unterschied besteht doch in unserer Auffassung. In meinen Ausführungen habe ich nie Veranlassung genommen, einen Vorwurf mangelnder moralischer Auffassung will ich mal sagen den Börsenorganen zu machen, während der Herr Graf Kanitz diesen Fall gestern, nach meiner Auffassung wenigstens, ausdrücklich als einen solchen bezeichnet hat, aus dem man den Aeltesten einen moralischen Vorwurf machen müßte (sehr richtig! li ke); r hat an diesen Fall, wie ich bereits gestern bemerkte,

wie der Minister Frei

nzeiger und Königlich Preußi

Berlin, Donnerstag, den 30. April

196

die Folgerung geknüpft: Sie sehen, meine Herren, was können wir erwarten, wenn wir die Börsenorgane ermächtigen, in der und der Quote die Mitglieder des Börsenausschusses zu wählen. Darin liegt der Unterschied in unserer Auffassung. Herr Graf Kanitz hat gestern bemerkt, es sei nicht seine Art, solche Vorwürfe zu erheben. Das weiß ich, und das erkenne ich an, und gerade weil er in diesem Fall von seiner Gewohnheit abgewichen ist, weil er es war, der

das that, habe ich geglaubt Veranlassung nehmen zu müssen, die

Sache richtig zu stellen und die erhobenen Vorwürfe zurückzuweisen. Meine Herren, ich habe mich nicht gescheut, rückhaltlos meine An⸗ sicht auszusprechen, wenn ich anderer Meinung bin als der Handels⸗ stand und Börsenorgane; es ist das gestern noch geschehen. Um so entschiedener muß ich es aber für meine Pflicht halten, wenn gegen Börsenorgane und Handelsorgane, insbesondere solche, die meiner Auf⸗ sicht unterstellt sind, Vorwürfe erhoben werden, die ich nicht für gerechtfertigt halte, sie zu vertheidigen. (Bravo! links.)

Abg. Graf von Kanitz: Ich bedaure, daß ich mich im Irrthum befunden habe. Ich habe meine Nachrichten, die sehr eingehend waren, einem Börsenblatt entnommen. (Redner verliest den betreffenden Zei⸗ tungsbericht.) Der Bericht schließt ausdrücklich mit dem Bedauern darüber, daß derartige Verträge seitens ver Aeltesten der Kaufmann⸗ schaft nicht als unmoralisch bezeichnet worden sind. Warum ist dieser Verihce von der Kaufmannschaft nicht widerlegt worden? Ich habe keinen Ferpuef erhoben, sondern nur Thatsachen konstatiert, err von Berlepsch, welcher ebenfalls gesagt hat: Männer wie Frersen und Mendelssohn würden von der Börse nicht ge⸗ wählt werden. Mir kommt es darauf an, einen Börsenausschuß zu konstituieren, in welchem vorurtheilsfreie Männer si en. Deshalb wollen wir der Regierung das Recht geben, solche Männer ihrer⸗ seits zu berufen. 1

Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher:

Mir scheint, daß der Herr Abg. Graf Kanitz sich davon überzeugt haben wird, daß die Zeitungsberichte, aus denen er geschöpft hat, nicht über die thatsächlichen Vorgänge, wie sie sich in dem Prozeß Ritter und Blumenfeld gegen Kappel abgespielt haben, richtig unterrichtet gewesen sind; und ich hoffe, er wird daraus für die Zukunft den Anlaß entnehmen, eine gewisse Vorsicht gegenüber Zeitungsberichten zu üben. (Zurufe rechts.) Ja, wir nehmen solche Vorsicht schon seit geraumer Zeit.

Wenn der Herr Abg. Graf Kanitz und nur zu diesem Zweck habe ich mir das Wort erbeten die Meinung ausgesprochen hat, daß, wenn im Schlußsatz des zweiten Absatzes des § 3 gesagt ist, „die andere Hälfte wird unter angemessener Berücksichtigung von Landwirth⸗ schaft und Industrie gewählt“, daraus sich die Nöthigung ergebe, diese andere Hälfte lediglich aus Vertretern der Landwirthschaft und In⸗ dustrie zu entnehmen, so hat eine solche Absicht den verbündeten Re⸗ gierungen und, wie ich glaube, auch der Kommission des hohen Hauses ferngelegen. Der Unterschied zwischen den beiden Hälften, die in diesem Paragraphen vorgesehen sind, ist allein der, daß die erste Hälfte auf Grund von Vorschlägen der Börsenorgane gewählt wird, und daß bezüglich der anderen Hälfte irgend eine Beschränkung rück⸗ sichtlich der Auswahl nicht vorgesehen ist. Nur die Vorschrift ist er⸗ lassen, daß bei der Bestellung dieser zweiten Hälfte von Mitgliedern des Börsenausschusses Landwirthschaft und Industrie eine angemessene Vertretung finden sollen. Das habe ich nur richtig stellen wollen.

Abg. Graf von Kanitz: Unvorsichtig bin ich nicht; denn ich habe eine Fets snachricht, die ohne Widerspruch geblieben ist, ver⸗ wendet. as kann ich als einfacher Zeitungsleser anders thun? Wenn der Bundesrath auch Vertreter des Hanbels berufen kann, warum hat die Kommission denn aus dem Satze, daß die zweite Hälfte sich Fngemmeasehen soll aus Vertretern der Landwirthschaft und der Industrie, die Worte „des Handels“ gestrichen?

Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher:

Ich möchte mich dagegen verwahren, als ob ich dem Herrn Ab⸗ geordneten Grafen Kanitz Uavorsichtigkeit vorgeworfen hätte. Ich habe ihn nur gebeten, aus diesem Vorgange, der doch unzweifelhaft erkennen läßt, daß die Zeitungsberichte unrichtig waren, für die Zu⸗ kunft die Lehre zu entnehmen, daß man nicht alles das, was gedruckt ist, für wahr halten soll. Und wenn der Herr Abgeordnete darauf hingewiesen hat, daß es für den Fall, daß diese Berichte nicht wahr gewesen seien, die Aufgabe des Aeltestenkollegiums der Kaufmann⸗ schaft gewefen wäre, eine Berichtigung eintreten zu lassen, so möchte ich ihm, da ich gerade die mir gestern Abend zugegangenen Ausschnitte aus den Zeitungen eines Tages in der Hand habe, die sich ausschließlich auf mein Ressort beziehen, klarlegen, daß es für die Behörden heutzutage absolut unmöglich ist, alle Unrichtigkeiten, die in den Zeitungen vorkommen, zu berichtigen. Ich habe sie gezählt: es sind gegen 40 Zeitungsausschnitte. lich oder unrichtig ist und Unrichtigkeiten, das werden die Herren zugeben, kommen ja außerordentlich häufig in der Presse vor; daran müssen wir uns eben gewöhnen berichtigen, dann würde ich im nächsten Etat noch um zwei neue Stellen für vortragende Räthe zu bitten haben.

Abg. Graf von Arnim (Rp.): Das Ressort des Staats⸗ sekretairs ist doch etwas größer als das der Aeltesten der Kaufmann⸗ schaft, die doch wohl Gelegenheit hätten nehmen sollen, solchen Vor⸗ würfen in der Presse zu begegnen. Die Objektivität der Aeltesten der Kaufmannschaft erkenne ich an; aber ihre Obsektivität wird doch öfter getrübt, wenn es sich um die Verhältnisse der außerhalb der Börse stehenden Welt handelt. Der Börsenberichterstatter eines freisinnigen Blattes erkennt an, daß die Börsenverhältnisse kaum schlechter werden können, als sie sind; er meint, die Börsenkommissariate hätten in manchen Fällen eingreifen können; ob er dabei den Fall Ritter u. Blumenfeld im Auge hatte, weiß ich nicht. Die Protestversammlungen sind durchaus unberechtigt. Es heißt den lernaee, er semansstand degradieren, wenn man ihn mit der Börse identifiziert. Der solide Kaufmannsstand steht hinter uns und wird nicht verletzt und beleidigt, wenn wir die Börse reformieren. Wenn sie reformiert ist, werden wir no zwei Reformen zu lösen haben: die des Aktienwesens und die des ankwesens, und wenn darüber der E. gefragt werden soll. dann muß er auch richtig zusammengesetzt sein. Welche Voraussicht und Sach⸗

kenntniß haben die Herren von der Börse gezeigt in 2 ug auf ihre Gutachten über die Lieferungsqualität und die Börsensteuer! Sie

Sollte ich das, was darin irrthüm⸗

prophezeiten, daß die deutsche Börse ihre Weltstellung verlieren werde. 20 Millionen Mark mehr sind an Börsensteuer eingenommen, ohne daß die Börse ruiniert ist. Will man für die Börsenleute in dem Ausschuß die Mehrheit sichern, dann sollte man ihn lieber nur aus Börsenleuten bestehen lassen und ein anderes Gremium schaffen für die Vertretung der anderen Interessen. Dem gegenüber ist der Antrag der Kommission sehr bescheiden. Aber es wird genügen, die Börsenreform, die ich für eine soziale und wirthschaftliche That halte, zu einem gedeihlichen Abschluß zu bringen.

Abg. Dr. Hahn (b⸗k. F.): Das milde Urtheil der Aeltesten der Kaufmannschaft über die unerhörten Verträge mußte uns auffallen. Die Regierung wihl Sachverständige in dem Ausschuß haben, aber diese Sachverständigen werden doch nicht alle Spezialien kennen; der Ausschuß wird also doch auf Spezialisten angewiesen sein. Da genügt eine Zahl von 15 unter 30 vollständig zur Vertretung der Beise neen Der Börsenausschuß soll die in Permanenz erklärte Börsenenquste sein. Wie nothwendig das ist, beweisen die Vor⸗ kommnisse an der Berliner Börse, die ständig sich herausbildenden neuen Usancen. Redner wendet sich schließlich gegen die Ausführungen des Abg. Fischbeck, der die Bestrebungen der grarier nicht mit dem genügenden Ernst betrachte, und gegen den Abg. Görtz.

Der Antrag des Abg. ischbeck auf Wiederherstellung der Regierungsvorlage ( der Mitglieder sollen von den Börsen⸗ organen gewählt werden) wird gegen die Stimmen der Frei⸗ sinnigen abgelehnt; der Antrag des Abg. Grafen von Kanitz (⅓ der Mitglieder soll von den Börsenorganen gewählt werden) wird gegen die Stimmeu der Konservativen und einiger Mitglieder des Zentrums ebenfalls abgelehnt; die Wahlperiode wird auf fünf Jahre festgesetzt gegen die Stimmen der Freisinnigen und Sozialdemokraten. Es bleibt also bei den Beschlüssen der Kommission, d. h. die eine Hälfte des Börsenausschusses wird auf Vorschlag der Börsenorgane, die andere unter angemessener Berücksichtigung der Landwirthschaft und Industrie gewählt.

ndn § 4 Rale ner Eench) wird, entsprechend dem zurückgezogenen Antrag des Abg. Grafen Fenc zu § 1, den Landesregierungen das Recht gegeben, in den orständen der Produktenbörsen der Landwirthschaft und ihren Neben⸗ gewerben, sowie der Müllerei eine entsprechende ertretung zu gewähren. 1

ie §§ 5 und 6 betreffen den Inhalt der Börsen⸗ ordnung. Zu § 6 hat die Kommission den Zusatz emacht: „Der Bundesrath ist befugt, für bestimmte Geschä tszweige die Benutzung der Börseneinrichtungen zu untersagen oder von Bedingungen abhängig zu machen.“

Abg. Frese⸗Bremen (fr. Vgg.) bekämpft diesen Zefaß. weil der Bundesrath ohnehin schon genug überlastet sei mit den usfüh⸗ rungsbestimmungen zu diesem Gesetz. .

Abg. Dr. von Cuny (nl.) erklärt sich für den Zusatz, der nothwendig sei, um ähnlichen Auswüchsen, wie dem schwinde haften Kaffeehandel, entgegenzutreten. 8

6 wird unverändert angenommen. u

8 7 betrifft den Ausschluß vom Börsenbesuch.

Abg. Graf von Kanitz: Sch habe in der ersten Lesung be⸗ dauert, daß eine gemischte Gesellschaft an der Börse verkehre. Ich habe daher in der Kommission beantragt, daß Perfonen, die wegen Dieb⸗ stahls, Betrugs u. s. w. mit Gefängniß bestraft worden sind, vom Börsenbesuch ausgeschlossen werden. Mein Antrag ist abgelehnt und auch jetzt aussichtslos. Ganz mit mir übereinstimmend bedauerte in der Cngustekbmmission die Anwesenheit solcher Personen auch Herr Salomon, in Firma Emil Salomon.

Abg. Dr. Hahn schließt sich diesen Ausführungen an. 1

g. Singer (Soz.): Die Vorredner haben keine Anträge estellt; was sollen also ihre Reden? Wollen Sie sich als diejenigen hinstellen, welche die Moral besonders vertheidigen? Durch solche Bestimmungen kann die Börse nicht zu einer Pflanzstätte von Sitte und Moral gemacht werden. Durch solche Dinge wird nur in den Augen des Publikums der Anschein erweckt, als wenn durch das Gesetz die Börse moralisiert werde.

Auf eine Anregung des Abg. Dr. Hammacher (nl.) erklärt der 1

Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister Dr. von Boetticher:

Wenn es dem Herrn Abgeordneten gelingen sollte, einen Ausdruck an Stelle des Worts: „Börsenorgane“ zu finden, welcher dasfelbe bezeichnet, was ich neulich als die Interpretation dieses Worts be⸗ zeichnet, so würde ich sehr dankbar dafür sein. Wir haben ein anderes Wort nicht finden können, und ich glaube, daß es zu Mißverständ⸗ nissen auch kaum eine Veranlassung geben kann. Wenn ich neulich bei Berathung des § 3 mich dahin ausgesprochen habe, daß unter „Börsenorganen“ alle diejenigen Funktionäre zu verstehen sind, welche mit der Leitung, Regelung und Ordnung des Börsengeschäfts betraut sind, so glaube ich damit eine ziemlich erschöpfende Aufzählung ge⸗ geben zu haben, die, wenn man nicht spezialisieren will, wohl als ausreichende anzusehen sein pird.

Der Herr Vorredner hat nun gemeint, man könne unmöglich die Handelskammer, die also im gegebenen Falle mit der unmittelbaren Aufsicht über die Börse betraut ist, als ein Börsenorgan bezeichn Weshalb das nicht der Fall sein soll, darüber vermisse ich aber eine ausreichende Erklärung. Man bezeichnet in Preußen beispielsweise als Verwaltungsorgane sämmtliche mit der Staatsverwal ltung be- faßte Behörden, vom Minister herunter bis zum Amtsvorsteher, also sehe ich nicht ein, weshalb man hier auf dem Gebiet des Börsen- wesens gehindert sein sollte, auch die Handelskammer, die als Auf⸗ sichtsbehörde mit der Oberleitung der Börse befaßt ist, als Börsen organ zu bezeichnen. 8

Wenn der Herr Vorredner nun weiter die Frage angeregt hat, wie es nach Maßgabe der Bestimmung des § 7 mit dem Börsenbesuch der Minderjährigen stehe, und weshalb dieselben nicht neben den Personen besonders erwähnt worden seien, welche nach Nr. 3 des § 7 ausgeschlossen werden, weil sie infolge gerichtlicher Anordnung in der Verfügung über ihr Vermögen beschränkt sind, so habe ich ihm darauf Folgendes zu erwidern. Die Minderjährigen sin nicht besonders aufgeführt, weil sie überhaupt nicht vertrags⸗ fähig sind und man von der Voraussetzung ausgehen muß, daß der Börsenbesucher auch vertragsfähig ist. Demnach wird ein Minderjähriger in der Regel zum Besuch der Börse, um dort Ge⸗ schäfte zu machen, nicht zugelassen werden können. Anders liegt der Fall, wo Minderjährige im Besitz kanfmännischer Firmen sich befinden und nach Maßgabe des betreffenden Landesrechts an sich oder kraft Genehmigung der Vormundschaftsbehörde respektive des Vormunds