1899 / 295 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 14 Dec 1899 18:00:01 GMT) scan diff

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lin, den 12. Dezember 189909. ö“

Der Minister des Innernr. 86 Freiherr von Rheinbaben.

Nichtamtliches. Denutsches Reich. Preußen. Berlin, den 14. Dezember.

Seine Majestät der Kaiser und König wohnten eestern Abend dem Vortrag des Obersten Grafen Yorck von artenburg in der Millitaͤrischen Gesellschaft bei und hörten von 10 Uhr Vormittags ab im hiesigen Schlosse die orträge des Kriegs⸗Ministers, Generals von Goßler und des

Chefs des Militärkabinets, Generals von Fehure Um 12 ½ Uhr 8 Allerhöchstdieselben den Kaiserli n.

en General⸗Konsul hanghai Knappe in Audienz.

Der Bundesrath versammelte sich heute zu einer Plenarsitzung. Vorher beriethen die vereinigten Ausschüsse für das Landheer und die Festungen und für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen somie der Ausschuß für Zoll⸗ und Steuerwesen und der Ausschuß für Justizwesen. b 86

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Bayern. 1

Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Mathilde von

Bayern, die dritte Tochter Seiner Königlichen Hoheit des

Prinzen Ludwig, hat sich, wie die „Allg. Ztg.“ meldet, vor⸗

eestern in Leutstetten mit Seiner Hoheit dem Prinzen

Fudwi⸗ von Sachsen⸗Coburg und Gotha, Oberleutnant im 4. Regiment der Tiroler Kasser⸗Jäger, verlobt.

Württemberg. 8 Die Zweite Kammer hat, dem „W. T. B.“ zufolge, mit 58 gegen 21 Stimmen einen Antrag angenommen, welcher unter Einräumung eines erweiterten Budgetrechts an die Kammer der Standesherren die Regierung auffordert, thunlichst bald einen Gesetzentwurf, betreffend die Steuerreform, vorzulegen.

Bevor die Zweite Kammer heute in die Berathung des Antrags der Abg. Muser und Genossen, betreffend die In⸗ struttion der badischen Bevollmächtigten zum Bundesrath hin⸗ ichtlich des Seseges zum Schutze der Arbeitswilligen, eintrat, verlas der Präsident, Ober⸗Bürgermeister Gönner eine vom Staats⸗Ministerium eingegangene Erklärung, welche, dem „W. T. B.“ zufolge, besagt:

„Die Großherzogliche Regierung ist nicht in der Lage, über den Inhalt eines vom Reichstage abgelehnten Gesetzes noch nachträglich im Landtage in eine Diskussion einzutreten. je vermag sich auch über den Verlauf der Berathung im Bundesrath nicht zu äußern. Zur Begründung, daß badische Sonderinteressen nicht berührt wurden, bezieht si sich auf den vom Bundesrath einstimmig angenommenen Gesetzentwurf über den Schutz der Arbeitswilligen und auf die dem Entwurfe beigegebenen Motive. Künftigen Gesetzes⸗ vorlagen gegenüber behält sich die Regierung freie Entschließung nach sorgfältiger Prüfung vor.“ 4

Nach dieser Erklärung wurde die Sitzung auf Antrag des Abg. Wacker (Zentrum) auf eine halbe Stunde unterbrochen.

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Oesterreich⸗Ungarn. 8

Der Budgetausschuß der österreichischen Dele⸗ gation nahm gestern das Extraordinarium des Armeebudgets

und den Occupationskredit an.

In der gestrigen Sitzung des eae Abgeordneten⸗ hauses verlangte der Abg. Berks dringend die Beantwortung der an den Justiz⸗Minister gerichteten Interpellationen. Der Justiz⸗ Minister habe von 88 Interpellationen nicht eine beantwortet. Der Abg. Dr. Stransky richtete an den Präsidenten eine Anfrage über dessen vorgestrige Verwelgerung der Einberufung des Mißbilligungz⸗ Ausschusses, welche der Abg. König verlangt hatte. Eine ähnliche Anfrage stellte der Abg. Brzorad. Der Präsident Dr. von Fuchs erklärte, es bleibe bei dem, was er gestern gesagt habe, was bei den Czechen großen Lätm hervorrief. Zwischen den Czechen und Sozial⸗ demokraten kam es dann zu beftigen Auseinandersetzungen. Nachdem die Ruhe wieder bergestellt war, hob der Abg. Dr. Stransky hervor, daß der Berichterstatter des Ausschusses zur Berathung über den § 14 die für die Berichterstattung festgesetzte Frist von 14 Tagen nicht eingehalten habe. Der Präsident Dr. von Fuchs erklärte, er werde den Obmann des genannten Ausschusses befragen und gehe nun zur Tagesordnung, der Fortsetzung der Debatte über das Quotengesetz, über. Nach dieser Erklärung entstand ein großer Lärm bei den Jungezechen, welche dem Präsidenten zuriefen, er müsse das Haus wegen des Mißbilligungs⸗Ausschusses beftagen. Viele Jungezechen schlugen auf die ulte, und der Lärm dauerte an, bis der Präsident erklärte, er werde nach Schluß der Sitzung das Haus befragen, ob es seiner Auffassung in der Mißbilligungsangelegenheit zu⸗

imme. Hierauf ging das Haus zur vwe. über. Zuerst prach der Abg. Fort sast fünf Stunden theils czechisch, theils deutsch und schloß seine Rede mit der Erklärung, daß der gegenwärtige Aus⸗ gleich mit Ungarn einen Tribut Oesterreichs von mehr als 30 Millionen an Ungarn bedeute. Unter diesen Umständen verbiete ihm sein Gewissen, für die Vorlage zu stimmen. Der Abg. Menger sprach für das QOyuotengesetz und erklärte als Mitglied der Quoten⸗Deputation, daß jeder, der sen Vaterland liebe, 8 handeln müsse, wie er und die Quoten⸗Deputation. Der Redner hob Mnn weiter hervor, d8s wenn man die Konsum⸗ artikel der breitessen Massen der Bevölkerung zur Grundlage der Auftheilung nehme, man zu einem Purchschnitt von 34,4, somit zu jener Quote gelange, welche erzielt worden sei; es sei mitbin bei der Quotenvereinbarung kein grober Fehler gemacht worden. Der Redner verwies dann auf die jüngste Rede des deutschen Staatssekretärs Grafen von Bülow und sagte, der Unterschied zwischen den Verhältnissen in Deutschland und den jämmerlichen Zu⸗ ständen in Oesterreich dränge sich jedermann auf. Das Deutsche Reich verfolge die Tendenz, seine wirthschaftliche Thätigkeit weit nach außen hinauszulenken, während Oesterreich abseits stehe. Das kommende Jahrhundert werde ein großes sein, die Völker Oesterreichs möchten ihre inneren Streitigkeiten aufgeben, um nicht jene roße Zeit der Theilung der Erde zu verabsäumen. „Wir könnten“, chloß der Redner, „durch ein entsprechendes Uebereinkommen mit dem Deutschen Reich und 1eero ca e Annäherung großen Nutzen schaffen. Wir sollen aus der hochbedeutsamen Rede des Grafen von Bülow entsprechende Lehren ziehen.“ Das Quotengesetz

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wurde sodann dem Ausgleichs⸗Ausschuß überwiesen. Das Haus Fng hierauf zu der Verhandlung über den dringlichen Antrag des Abg Wolf in der Zwickauer Strikeangelegenheit über. Im Verlauf der Debatte sprachen die Abgg. Verkauf, Fournier und Wolf. Letzerer kam auf die Rede des deutschen Staatssekretärs Grafen von Bülow zurück und befürwortete eine Zollunion mit Deutschland. Die Dringlichkeit des Antrages Wolf sowie der Antrag selbst wurden mit einer Reso⸗ lution des Abg. Roser einstimmig angenommen. Die Angelegenheit, betreffend die . eines Mißbilligungs⸗Ausschusses wegen des Zwischenfalls zwischen den Abgg. König und Fournier, wurde durch gegenseitige Erklärungen der Abgg. König und Fournier beigelegt.

Im Ausgleichs⸗Ausschusse des österreichischen Abg eordnetenhauses erstattete der Abg. Dr. Tollinger den Bericht über das Ueberweisungsgesetz und beantragte die Annahme desselben. Der 8. suchung der Vorgänge in Mähren und Graslitz nahm einstimmig einen Antrag an, in welchem die Regierung aufgefordert wird, für die aus Anlaß der besohn Demonstrationen in Mähren und Böhmen Verurtheilten, insofern deren Uebertretungen und strafbaren Handlungen auf politischen Motiven beruhten, eine Amnestie zu erwirken und für die Versorgung der Wittwen und Waisen der Ver⸗ unglückten sowie für die Schadloshaltung der Geschädigten Sorge zu tragen.

Ein über die letzten Sitzungen des Jungczechenklubs veröffentlichtes Communiqué besagt, der Klub habe folgenden Beschluß gefaßt: Der Klub erachtet nur jenes Vorgehen als einzig richtig und möglich, wonach im Ausgleichs⸗ Ausschuse sowie im Plenum des Abgeordnetenhauses vor Allem die auf Grund des Paragraphen 14 erlassenen Ver⸗ ordnungen als grundlegende und prinzipielle Dispositionen für

den Ausgleich und erst nach denselben die accessorischen An⸗

gelegenheiten, nämlich das B und das Quoten⸗ gesetz erledigt werden. Sollte ein anderes Vorgehen eintreten, und das Ueberweisungs⸗ und Quotengesetz an erste Stelle ge⸗ rückt werden, so haben die Klubmitglieder sofort im Ausschusse selbst alle durch die Geschäftsordnung zulässigen Obstruktions⸗ mittel in Anwendung zu bringen.

Im ungarischen Unterhause hielt gestern der Minister⸗ Präsident von Szell zur Vertheidigung der Quotenvorlage eine mehrstündige Rede, in welcher er die Erhöhung der Quote damit rechtfertigte, daß sich dieselbe aus der ungarischerseits vorgeschlagenen Berechnungsgrundlage nämlich aus dem Brutto⸗Ergebniß der direkten und indirekten Steuern er⸗ geben habe. Allerdings sei das Steuererträgniß kein un⸗

trüglicher Maßstab für die Leistungsfähigkeit. Die Messung

des Volkswohlstandes fei, genau genommen, überhaupt undurch⸗ führbar. Jene Grundlage sei jedoch als die verhältnißmäßig am meisten angemessene schon bei der Verhandlung im Jahre 1887 von Ungarn vorgeschlagen worden. Aus der Erhöhung der Quote folge jedoch nicht, daß die finanzielle Last Ungarns erschwert worden sei; denn die von Oesterreich zugestandene Konzession bezüglich der Konsumsteuern wiege sicherlich die durch die Quoten⸗ erhöhung übernommene Mehrleistung auf. Man habe der Fe vorgeworfen, sie sei sogar über jene Ziffer der Quotenerhöhung hinausgegangen, welche die arithmetische Grundlage ergebe. Denn dieser Grundlage entsprächen 33,8 %, während die Regierungsvorlage 34,4 % festietze. Diese Abrundung von einigen Zehntel Prozent sei allerdings aus politischen Petiaeh im Interesse der Fantfllatimn erfolgt, um die Quotenfrage endlich aus der Welt zu schaffen. Trotz der Erhöhung der Quote sei die Bilanz des Aus⸗ leichs für Ungarn nicht ungünstig. Ebenso wie die extreme Partei⸗ eidenschaft den Ausgleich für Ungarn nachtheilig finde, so werde dieser auch in Oesterreich heftig angegriffen. Man spreche von einem österreichischen Sedan. Eine solche Ent⸗ stellung beweise nur, daß der Ausgleich nicht einseitig alle Vortheile gewähre. Die Interessen beider Staaten hätten gleichmäßig Berück⸗ sichtigung gefunden, wie denn eine Politik der Trennung für Ungarn wie für Oesterreich von dem schwersten Nachtheil sein würde. Der Minister⸗Präsident schloß mit den Worten: „Die Vorlage beruht auf aus der Wirklichkeit geschöpften Daten. Sie bewezgt sich nicht in Illusionen, sondern sie entspricht vollständig den Anforderungen der Lage und den gegebenen Verhältnissen, darum empfehle ich den Gesetz⸗ entwurf zur Annahme.“ Nach dem ungarischen Staatskassen⸗Ausweis über das III. Quartal d. J. 9 sich die Brutto⸗LEinnahmen auf 138 140 126 Fl., die Ausgaben auf 133 674 752 Fl. Demnach sind die Einnahmen um 4 465 373 Fl. größer, die Ausgaben um 231 647 Fl. geringer als in der gleichen Periode des Vorjahres. Mithin stellt sich die Bilanz des III. Quartals

1899 um 4 697 021 Fl. günstiger als im gleichen Zeitraum

des Vorjahres.

Großbritannien und Irland.

Der Lord⸗Geheim⸗Siegelbewahrer Viscount Croß hielt gestern in Loughborough eine Rede, in welchaer er, wie „W. T. B.“ meldet, ausfuͤhrte: ungeachtet der Unglücksfälle und schweren Opfer müsse die Sache der Freiheit den Sieg davontragen. Nach dem Kriege dürfe es Transvaal nie wieder gestattet werden, England zu bedrohen, wie es dies in der Vergangenheit gethan habe

Das Kriegsamt hat die Formierung von drei neuen Batterien Feld⸗Artillerie angeordnet. Dem „Stan⸗ dard“ zufolge ist im Kriegsamt infolge der Verluste, welche Lord Methuen erlitten hat, gestern beschlossen worden, die Mobili⸗ sierung einer siebenten Division mit einer achten in der Reserve vorzubereiten.

Frankreich.

Der Staatsgerichtshof setzte gestern das Zeugen⸗ verhör fort. Mehrere Zeugen erklärten, Sabran⸗Pontevés sei den Anwerbungen von Arbeitern in La Villette für ver⸗ schiedene Kundgebungen fern geblieben. Der Staatsanwalt Bulet machte Aussagen über die von ihm geführte Unter⸗ suchung und wies darauf hin, daß dieselbe in vollkommen gesetzmäßiger Weise, vorgenommen worden sei. Es wurden dann noch mehrere Zeugen vernommen und die Sitzung hierauf geschlossen. Ein Zwischenfall ereignete sich nicht.

Italien. 86

In der gestrigen Sigan der Deputirtenkammer

fragte, dem „W. T. B.“ zufolge, der Abg. Branca bei der weiteren Berathung des Budgets des Ministeriums des Auswärtigen an, welche Konzessionen die Regierung in China erlangt habe. Der Minister des Auswärtigen Visconti⸗Venosta erwiderte, er habe keinerlei Verhandlungen zum Zweck der Er⸗ langung ter ritorialer Konzessionen begonnen. Die Regierung habe aber melhrera Gesuche um eine Minen⸗Konzession unterstützt. Es handle sich jedoch um rein private Gesuche; die Regierung habe keinerlei Verantwortlichkeit übernommen. glaube ich“, sagte der Minister, „werden wir auch China unserm Handel erschließen, dabei aber die Konkurrenz starker Gegner ertragen müͤssen. Wenn die privaten kaufmännischen Interessen sich, wie zu hoffen steht, entwickeln, wird die Regierung dieselben schüben und ermuthigen. Auf die

Aeußerungen des Deputirten de Martino entgegne ich, daß

usschuß für die Unter⸗

„Jedenfalls

die Rückbeorherung der nach China entsandten Schiffe natur⸗

gemäß stufenweise vor sich gehen mußte, weil sie, wenn auf einmal vorgenommen, schädliche Folgen hätte haben können. Dem Deputirten Branca gegenüber bemerke ich noch, daß der Zollvertrag zwischen Erythräa und dem Sudan bereits in Kraft getreten ist. as das Lynchen von Italienern in Tallulah betrifft, so stelle ich fest, daß die Bot⸗ schaft des Präsidenten MeKinley eine Enquôte seitens der Vereinigten Staaten ankündigt.“ Die Generaldebatte wurde b” geschlossen. Im weiteren Verlaufe der Sitzung beschloß ie Kammer die namentliche Abstimmung über ur Tagesordnung gestellten Antrag der Deputirten arzilai und Genossen von der äußersten Linken: Die Kammer, indem sie die letzten Erklärungen der Kegierung über China mit denjenigen vergleicht, in welchen versichert wird, daß die nationale Ehre in⸗ folge Rückberufung der Kriegsschiffe aus dem Gelben Meere kompromittiert sei, fordert die Regierung auf, sich hin⸗ sichtlich der einander widersprechenden Direktiven, welche im äußersten Osten befolgt wurden, zu rechtfertigen.“ Der Minister⸗Präsident Pelloux erklärte, die Regierung weise die Tagesordnung Barzilai's zurück und stelle die Vertrauens⸗ frage. Darauf wurde die Tagesordnung Barzilai’'s mit 163 gegen 54 Stimmen verworfen; 21 Deputirte enthielten sich der Abstimmung.

In dem heute abgehaltenen Konsistorium hat der Papst den Bischof von Paderborn Dr. Simar zum Erzbischof von Köln präkonisiert.

Spanien.

Die Deputirtenkammer lehnte, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern mit 101 gegen 100 Stimmen einen Antrag ab, der dahin ging, den Posten des Unter⸗Staatssekretärs im Marine⸗Ministerium sowie den eines Privatsekretärs des Marine⸗Ministers abzuschaffen und sämmtliche Gehälter zu kürzen; die geringe Ministerkrisis bevorstehe. 8

Die vereinigte Bundesversammlung dem „W. T. B.“ aus Bern gemeldet wird, heute in den Bundesrath auf drei Jahre: Deucher⸗Turgau (radikal), Hauser⸗Zürich (radikal), Zemp⸗Luzern (klerikal), Müller⸗ Bern (radikal), Brenner⸗Basel (radikal), Comtesse⸗Neuen⸗ burg (radikal) und Ruchet⸗Waadt (radikal). 88* Prä⸗ sidenten des Bundesraths für das Jahr 1 wurde

x.

Ha user, zum Vize⸗Präsidenten Brenner gewählt.

Türkei.

Der Graf von Turin wurde, wie „W. T. B.“ meldet, am Dienstag von dem Sultan in Audienz empfangen und nahm an dem Diner im Yildiz⸗Palais theil.

8 ““ LE“

Wie dem „W. T. B.“ aus Washington gemeldet wird, hat die Senatskommission für die auswärtigen An⸗ gelegenheiten gestern beschlossen, die im vergangenen

*

später zu berathen. 8

Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Pretoria vom 11. d. M. gemeldet: Einem amtlichen Berichte zufolge begann am Sonntag Nachmittag ein Gefecht beim Modder River. Dasselbe wurde mit einem heftigen Geschützfeuer eröffnet, welches bis 9 ½ Uhr Abends anhielt. Der Kampf wurde am Montag früh wieder aufgenommen. Die britischen Truppen begannen mit einem befti en Geschützfeuer, welches seitens der Buren erwidert wurde.

er Kampf wurde im Augenblick, wo die Depesche abging, noch fortgesetzt. Die Buren behaupteten alle ihre Stellungen und machten 41 Gefangene. Ein weiteres Telegramm vom Modder River vom 11. Dezember 9 ½ Uhr Morgens besagt, es werde gemeldet, daß das schwere Geschützfeuer etwas nachlasse, das Gefecht aber fortdauere. In Kimberley sei auch jetzt noch alles ruhig.

Eine in London eingetroffene Depesche des Generals Lord Methuen vom 12. d. M. besagt: Am Sonntag beschoß unsere Artillerie von 4 Uhr Nachmittags bis zur Abend⸗ dämmerung die feindlichen Truppen, welche auf einem hohen, langgestreckten Hügel eine starke Stellung inne hatten. Eine Brigade Hochländer griff den 85 am Montag bei Tagesanbruch an dem südlichen Ende seiner Stellung an. Der Angriff mißlang. Es traf dann ein Bataillon der Garden ein, welches den Befehl erhalten hatte, unsern rechten Flügel zu schützen. Die Hochländer griffen hieraus mit Kavallerie und einer Haubitz⸗Batterie den linken, die Garden den rechten Flügel und das Zentrum des Feindes an, während die Artillerie sie unterstützte. Um 1 ¼ Uhr Nach⸗ mittags wurde zur verteeafaag der Hochländer das Regi⸗ ment Gordon⸗Hochländer abgesandt. Die britischen Truppen behaupteten ihre Stellungen vor den Verschanzungen des Füscbes bis zum Abend. Die Stellung unserer Truppen er⸗ treckte sich auf eine Länge von 6 Meilen in der Richtung des Modder River. Lord Methuen schließt seine Depesche mit fol⸗ genden Worten: „Ich behaupte meine Stellung und verschanze mich. Wenigstens 12 000 Buren stehen mir gegenüber. Unsere Verluste sind bedeutend.“

Amtlich wird bekannt gemacht, daß der General Wauchope in dem Gefecht am Modder River am Montag getödtet worden sei. 293 Verwundete, einschließlich von 27 Offizieren, seien von Modder River in Oranje River angekommen. Der General Gatacre rücke von Buschmanshoek auf Sterkstrom zu.

Das „Reuter'sche Bureau’“ meldet aus dem britischen Lager nördlich vom Modder River vom Montag Abend: Die aus den schottischen Ressnensern bestehnde Brigade, welche in Reihen von je vier Mann vorrückte, kam ohne zu vermuthen, daß der Feind so nahe sei, auf etwa 200 m an die Stellung der Buren heran. Plötzlich eröffneten letztere das Feuer von zwei Seiten und brachten den Hoch⸗ ländern so starke Verluste bei, daß dieselben gezwungen waren, zurückzuweichen. Von einer Pette a gedeckt, sammelten sie sich indessen wieder und hielten ihre Stellung. Als sie dann von den Gordon⸗Hochländern Verstärkungen erhielten, gingen sie neuerdings, von dem Feuer der Schiffsgeschuͤtze unterstützt, vor. Das britische Artillerie⸗ feuer durchlöcherte die Verschanzungen der Buren und brachte deren Geschütze zum Schweigen. Nunmehr machte eine Kolonne der Buren den vs das freie zu kreuzen, um unsere Truppen im Rücken fassen zu önnen. Dieselbe wurde indessen von unserer Garde und der

Sommer abgeschlossenen Reciprocitätsverträge nicht jetzt, sondern

Artillerie daran gehindert. Gegen Abend nahmen die Buren

ajorität läßt annehmen, daß eine

wählte, wie

86 Amerika. .

das Artilleriefeuer wieder auf, ohne indessen eine Wirkung zu

erzielen. nnsers Truppen kampieren in ihren Stellungen. Die Verluste sind auf beiden Seiten sehr schwer.

Der Korrespondent der „Daily Mail“ in Modder River berichtet über das Gefecht vom Montag: Der Kampf begann bei Tagesgrauen. Die Hochländer rückten über die Grasebene vor und sahen sich plötzlich einem mörderischen Feuer aus Laufgräben von 200 Yards Länge ausgesetzt. Die Brigade zog sich rasch urück, erholte sich aber wieder und behielt ihre Stellung. Dies war auf dem linken Flügel. Auf dem rechten Flügel war die Garde⸗Brigade durch die offene Ebene gegen andere Laufgräben vorgegangen und kämpfte 5 Stunden lang gegen einen unsichtbaren Feind. Um 11 Uhr Vormittags wurden die Gordon⸗Hochländer, die an dem ersten Vormarsch nicht betheiligt waren, vorgeschickt. Die Buren ließen sie eine Linie der Schützengräben passieren und nahmen sie dann unter Feuer. Die britische Artillerie bestrich den ganzen Tag hindurch die feindlichen Verschanzungen. Erst beim Einbruch der Nacht hörte der Kampf auf.

Dem „Daily Telegraph“ wird über das Gefecht ge⸗ meldet: Lord Methuen’s Truppen versuchten einen Durchbruch durch die linke Flanke der Buren, aber diese waren zu stark. Der Angriff auf die Front, wo die Hochländer am Vormittag aenes ehln gen wurden, wurde den ganzen Tag hartnäckig sortgesetzt Die Gordon⸗Hochländer machten einen heldenmüthigen Versuch, diesen Mißerfolg wett zu machen. Ihr Oberst fiel. Auch der Marquis of Winchester, Major bei den Cold⸗ stream Guards, ist gefallen.

Ein Bericht des „Standard“ erzählt: Nach dem Zurück⸗ gehen der Hochländer⸗Brigade konnte bei der Neuaufstellung das unter dem Namen „Schwarze Wache“ rühmlichst bekannte Regiment nur noch 160 Mann aufweisen. Am Vormittag wurden die Gordon⸗Hochländer vorgeschickt. Sie schritten mit äußerster Tapferkeit zum Angriff auf das Zentrum des

eindes, wo ihre todten und verwundeten Kameraden lagen, anden es aber unmöglich, die feindlichen Schützengräben sn nehmen, deren Front mit Stacheldraht gebildete Verhaue

ützten.

ü. beda⸗ britische Kriegsamt veröffentlicht ferner folgende De⸗ pesche des Generals Lord Methuen aus Modder River vom 12. Dezember, 7 ½ Uhr Abends: Da die Buren heute früh die Laufgräben stark besetzten, habe ich meine Truppen ganz ordnungsmäßig nach Modder River zurückgezogen. Ich bin in voller Sicherheit. Ich erfuhr von den Sefanzendn daß die Verluste der Buren sehr schwere seien. Die Buren er⸗ wiesen meinen Verwundeten jede Fürsorge.

Amtlich wird ferner bekannt gemacht: Der General White melde aus Ladysmith vom 12. d. M., daß 32 Per⸗ sonen ernstlich am Typhus und drei an Dysenterie erkrankt seien und im dortigen Hospital lägen.

Nach einer Meldung aus Lourenço Marques vom 12. d. M. ist der deutsche Ambulanzzug von Pretoria nach Bloemfontein abgegangen.

Parlamentarische Nachrichten.

8 1 . 2 * S 8* Der Schlußbericht über die gestrige Setung des R ich tages befindet sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (122.) Sitzung des Reichstages, welcher der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, der Staats⸗ Fene des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von

osadowsky, der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen, der Justiz⸗Minister Schönstedt, der Kriegs⸗ Minister, General der Infanterie von Goßler, der Staats⸗ sekretär des Auswärtigen Amts, Staats⸗Minister Graf von Bülow, der Staatssekretär des Reichs⸗Marine⸗ amts, Staats⸗Minister, Vize⸗Admiral Tirpitz, der Minister des Innern Freiherr von Rheinbaben und der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Freiherr von Thielmann beiwohnten, wurde die erste Berathung des Reichshaushalts⸗Etats für 1900 fortgesetzt. as Wort nahm zuerst der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen. Bei Schluß des Blattes sprach der Abg. Richter.

Statistik und Volkswirthschat.

Versicherung von Gehöften der Religions⸗ und Schul⸗ gemeinden in Preußen.

Den Ergebnissen der preußischen Brandstatistik für die Jahre

1891 —294 entnimmt die „Stat. Korr.“ in Fortsetzung früherer Aus⸗

züge *), was über die zur III. Klasse öffentlicher Besitzungen gehörigen Gehöfte christlicher Kirchengemeinden sowie von Genossen⸗ schaften anderer Verennkmiffe beizubringen ist.

Beschädigt wurden in den unterschiedenen Gemeindegruppen:

größere kleinere Land- Guts⸗

nicht sob —e⸗ n ohne ob.⸗

ver⸗ mit Sch.

c. mit Gebäude⸗ u. Mob.⸗Versicher. d. mit bloßer Mo⸗ biliarversicherung

deren Versicherungssumme betrug: Mark bei

b. für S Sg5. 1 610200 24682 385 1077 947 ³ 219 999 88 89

liar c. für Immobiliar 470 600 812 029 898 815 1 045 827 22 425 . obiliar. 112 300 375 273 388 605 1 242 350 132 680 12 600 18 500 —,

der Schaden an unbeweglichem Eigenthum: Mark bei a —— 825 19 800 b. o. Mobiliarsch. 250 572 10 737 mit 5 7 185 3 244 21 899 1126 889 19 510 6 1 8 10 495 55 346 532 218 14 510 8 20 4 120 und der Schaden an beweglichem Eigenthum 5 6 421

b 20 99 5478 64 3578

226 7486 27139 320 871 1

*) Vergk. Nr. 281 des „R.⸗ u. St.⸗A.“ vom 28. November d. J.

Schulsozietäten führt die Brandstatistik von 1891 —94 mit folgenden Zahlen auf: b

Gehöfte

a. gar ee Mob.⸗ versichert mit/ Schaden

Rghees. ohne! Mob.⸗

c. mit Gebäude⸗ und Mo⸗ biliarversicherung... 11I1“ deren Versicherungssumme: bei

b. für Im⸗-sohne¹ Mob.⸗ 255 929

fü, Sn. 9 Schaden 32 464 239 798 62 745

c. für Immobiliar.... 7 050 383 520

NPLELEo1114642* 14 500 371 438 Schaden an unbeweglichem Eigenthum:

1 265

1 18 516

1.41 650 256 405

in größeren in kleineren in Land⸗ in Guts⸗ Städten Städten eneh bezirken

und Schaden an beweglichem 8

8

226 18 769 150 265

öZZur Arbeiterbewegung.

Lohn ewegung der Formstecher in Leipzig chtet „Lpz. Ztg.“ unterm 13. d. M., daß 6 Prinzipale mit 46 Arbeitern die Gehilfenforderungen bewilligt haben, während 223 Arbeiter noch ausständig sind. (Vergl. Nr. 280 d. Bl.)“

Im Einvernehmen mit den Arbeitgebern stellten, der „Frankf. Ztg.“ zufolge, alle diejenigen Arbeiter der Textilbranche in Zwickau, die zur Wiederaufnahme der Arbeit in den Fabriken er⸗ schienen waren, am 13. d. M. die Arbeit wieder ein. (Vergl. Nr. 270 d. Bl.)

Wegen Lohnstreitigkeiten hatte, wie die „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ mittheilt, der „Norddeutsche Lloyd“ in Antwerpen gewerkrvereinlich organisierte Kohlenträger entlassen und aus Flandern Ersatzleute kommen lassen. Als diese letzteren ihre Thätigkeit beginnen und die Schiffe „Königin Luise“ sowie „Pfalz“ mit Kohlen laden wollten, traten alle für den „Norddeutschen Lloyd“ thätigen organisierten Arbeiter in den Ausstand. Ihre Zahl beträgt nach der „Frkf. Ztg.“ 400.

Wie „W. T. B.“ aus Prag unterm 13. d. M. meldet, hat dort eine erhebliche Anzahl von Bäckergehilfen neuerdings die Arbeit wieder aufgenommen. Einige Ausständige, welche die Arbeitenden an der Arbeit zu verhindern suchten, wurden verhaftet. (Vergl. Nr. 293 d. Bl.)

Kunst und Wissenschaft.

Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗ Regent von Bayern hat, wie die Münch. „Allg. Ztg.“ meldet, den Hofrath und Univer⸗ sitäts⸗Professor Dr. Ludwig Boltzmann in Wien, den Geheimen Regierungsrath und ferlfer der Erdkunde DDr. Ferdinand Frei⸗ heren von Richthofen in Berlin, den Schriftsteller Wilhelm Raabe in Braunschweig und den Architekten, Professor Gabriel Seidl, Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste in München, zu Mitgliedern des bayerischen Maximilians⸗Ordens für Wissenschaft und Kunst, und zwar die beiden Erstgenannten in der Abtheilung für Wissenschaft, die beiden Letztgenannten in der Ab⸗ theilung für Kunst ernannt.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Forstlich⸗meteorologische Untersuchungen.

Im Berliner Fveiggerehn der Deutschen Meteorologischen Ge⸗ sellschaft hielt Professor Schubert⸗Eberswalde am 5. Dezember einen Vortrag über die neueren meteorologischen Arbeiten der mit der For. Akademie Eberswalde verbundenen forstlich⸗meteorologischen Versuchs⸗ station. An erster Stelle wurden die Hauptresultate der Untersuchungen dargelegt, die während des Jahres Oktober 1897/98 auf den drei Doypelstationen Eberswalde (Mark), Friedrichroda (Fheneen. und Sonnenberg (Harz) durch⸗ eführt sind. Diese Untersuchungen hatten, wie schon frühere vom VE“ ausgeführte Beobachtungen, den Zweck, unter Benutzung feinerer instrumenteller Hilfsmittel die Verbesserungen zu bestimmen, welche an den bisher ermittelten klimatischen Unterschieden zwischen frei und im Walde gelegenen Stationen anzubringen sind. An zweiter Stelle berichtete der Vortragende unter Vorlegung der von ihm ver⸗ faßten Beobachtungsanleitung (Neudamm, bei J. Neumann, 1899) über das auf Veranlassung des Land⸗Forstmeisters Dr. Danckelmann in den Oberförstereien Karzig und Neuhaus bei Berlinchen in der Neumark durch den Geheimen Regterteg ethe Professor Dr. Müttrich und den Professor Dr. Schubert eingerichtete Versuchsfeld. Auf diesem 39. 6 Stationen, westlich, inmitten und nordöstlich eines größeren

aldgebiets, angelegt, durch deren Beobachtungen festgestellt werden soll, welchen Einfluß der Wald auf die Temperatur und

euchtigkeit der Luft in seiner Umgebung ausübt. Der

lan für dieses Versuchsfeld war in mehreren Kon⸗ ferenzen berathen worden, die im Berliner Metreorologischen Institut unter Vorsitz des Direktors, Geheimen Regierungsraths von Bezold stattfanden und an denen Mitglieder des Meteoro⸗ logischen Instituts zu Berlin und der Versuchsstation zu Eberswalde theilnahmen. Schließlich legte der Redner eine von ihm verfaßte Broschüre (Berlin, bei J. Springer) vor, in welcher die Temperatur⸗ verhältnisse der Luft und des Erdbodens auf Grund langjähriger Beobachtungen der forstlichen Doppelstationen Deutschlands be⸗ arbeitet sind.

Verdingungen im Auslande.

Italien.

Ohne Datum. Mittelmeer⸗Bahnen: 1) Ausbesserung der durch

„die Fluth verursachten Schäden auf der Strecke Riva Framura. Anschlag Fr. 190 000. 2) Ausführung der zweiten Gruppe der durch

Umgestaltung der Anlagen für den Personenverkehr erforderlich

werdenden Arbeiten auf dem Hauptbahnhof in Neapel. Anschlag

Fr. 125 000. 1b

Desgl. Adriatische Bahnen: Verbreiterung der aus 3 Bogen

von je 22 m Spannung bestehenden Brücke bei 178,967 km. zwischen

Bologna und Otranto, behufs Legung eines zweiten Schienengeleises.

Anschlag 88 000 Fr. asch 8 8 Niederlande.

18. Dezember. Verwaltung der Niederländischen Staatsbahnen, Amsterdam: —8 des Lokomotivschuppens am „Hock van Holland“. schlag 8000 Gulden.

Desgl. cfellschaft für die Polders „Lamswaarde“ in Honte⸗ nisse: Lieferung von 145 900 Pflastersteinen und 2260 m Bordsteinen frei Hulst; desgl. von 130 580 Pflastersteinen und 2112 m Bord⸗ steinen frei Kruispolder.

20. Dezember, 1 Uhr. Kolonial Ministerium, Amsterdam: Lieferung von: Eisen, Gußeisen, Blech, Gegenständen aus Eisen, Zink, Stahlrohren, Gasrohren, Kupferrohren, Werkzengen. Klammern, Eisenbahnfahrkarten, Papser, Stearinkerzen, wollenen Decken, Schlosser⸗ waaren, weißer Seife, Säuren, Bleiweiß, Mennige, Zinkweiß, Fer en, Leinöl, Packleinwand, Juteleinwand u. s. w. Bedingungen be Gebr. van Cleef, Buchhändler, Hofspui Nr. 99 im Haag.

- ortugiesische Besitzungen.

Ohne hebz Die portugiesische Regierung hat beichlossen, in der Delagoa⸗Bay einen neuen Hafenpier zum Laden und Löschen der

Schiffe zu bauun.. 8n

Nauch unter Herrn Hofpauer's Direktion treu geblieben.

Griechenland.

27. Dezember. 2

Bahnen: Aeferung von 40 000 Stück Eisenbahnschwellen für daß

Jahr 1900, partienweise zu liefern innerbalb der Zeit vom 13. Mat

bis 13. September. Angebote sind an die obengenannte Gesellschaft, Rue Thémistoele 6 in Athen, zu richten. 1

Fe Rumänien.

22. Dezember. General⸗Direktion der rumänischen Eisenbahnen, 8

Bukarest: Lieferung von 1250 m blauem Tuch zum Füttern von Beamten⸗Mänteln. (Lieferzeit 5 Jahre.) 8

Herkehrs⸗Anstalten,

Laut Telegramm aus Köln hat die zweite Post von London über Ostende vom 13. Dezember in Köln den Anschluß an Zug 31 nach Berlin über Hildesheim wegen Zugverspätung in Belgien nicht erreicht.

Ebenso hat auch die dritte englische Post über Ost⸗ ende von demselben Tage in Köln den Anschluß an Zug 3 nach Berlin über Hannover wegen Nebels auf See nicht

erreicht.

Solange das Kabel St. Thomé Loanda unterbrochen ist, könn die Telegramme aus Deutschland nach [SaA“ nur über Emden, Vigo, Suez, Aden

efördert werden. Femch den für diesen Weg zur Zeit bestehenden Beschränkungen müssen sämmtliche Telegramme in offener Sprache abgefaßt sein. Sie unterliegen der Prüfung und können nur auf Gefahr der Aufgeber angenommen werden. Zur Vermeidung von wird empfohlen, dieselben in englischer Sprache a

zufassen. 3

Bremen, 13. Dezember. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „H. H. Meier“, v. New York kommend, 11. Dez. in Bremerhaven angekommen. 3

14. Dezember. (W T. B.) Dampfer „König Albert“, vb. Ost⸗Asien kommend, 12. Dez. und „Preußen“, n. Ost⸗Asien best., 13. Dez. in Honakong angek. „Bayern“, v. Ost⸗Asien kommend, 13. Dez. Hurst Castle pass. „Trave“ 12. Dez. v. New York über

Southampton n. d. Weser abgegangen. „Kaiser Wilhelm der Große“,

n. New Pork best., 13. Dez. Dover pass. „Königin Luise“ 13. Dez. Reise v. Southampton n. Genua fortgesetzt. Hamburg, 13. Dezember. (W. T. B.) Hamburg⸗Amerika⸗ Linie. Dampfer „Graf Waldersee“, v. Hamburg n. New York, 12. Dez. v. Plymouth abgeg. „Australia“, v. St. Thomas n. Ha burg, 12. Dez. Dover pass. „Constantia“, v. Hamburg über Havre n. Westindien, 12. Dez. in Antwerpen, „Norderney“ 12. Dez. in Hamburg angek. „Frisia“, v. Philadelphia n. Hemburg 12. Dez. Cuxhaven pass. „Westphalia“ 12. Dez. in Port Said 1 „Suevia“ 12. Dez. v. Colombo n. Marseille abgegangen. London, 13. Dezember. (W. T. B.) Castle⸗Linie. Dampfer „Garth Castle“ auf Heimreise Montag v. Kapstadt abgegangen. Rotterdam, 13. Dezember. (W. T. B.) Holland⸗Amerika⸗ linie. Dampfer „Spaarndam“ v. New York heute in Rotterd angekommen.

Theater und Musik.

Berliner Theater. 1

Gestern fand zur 100 jährigen Geburtstagsfeier Heinrich Heine’s (nach neueren Forschungen kam dieselbe um zwei Jahre post festum) eine Aufführung seines Jugendwerks, der Traagödie „Al⸗ mansor“ vor vollem Hause statt. Die Vorstellung, welche, als lite⸗ rarisches Experiment betrachtet, von nicht geringem Interesse war, konnte trotz ihrer geschickten und Heseht ben Inscenierung, des guten Zusammenspiels und der zum theil hervorraagenden schauspielerischen Einzelleistungen doch nicht darüber hinwegtäuschen, daß das Stück nach des Dichters eigenem Ausspruch eben nicht mehr ist als eine dramatisierte Ballade. In der Darstellung thaten sich die Herren Walden (Almansor), Bassermann (Diener 2+% Pittsch (Aly⸗Gonzalvo) und Hofmeister (Harfner) sowie Fräulein Pahlen (Zuleima) besonders hervor. Der Tragödie ging anstatt eines Prologs das stimmungsvolle „Bergidyll“ aus der „Harzreise“, welches Wilhelm Meyer⸗Förster mit Gewandtheit in die Form des Dialogs 1e hat, voraus. Den Dichter verkörperte darin

err Heinz Monard, die „Kleine“ Fräulein Lucie Matthias. Zu Schluß sang Frau Rosa Sucher, die von ihrem Gatten am Flügel begleitet wurde, unter enthusiastischem Beifall eine Reihe Heine’'scher Feenr in den Kompositionen von Schubert, Schumann und Joseph

ucher. Theater des Westens. Seeiner Gepflogenheit, alljährlich um die Weihnachtszeit eine Märchenaufführung zu veranstalten, ist das Theater 8 ½ h

as dies⸗ jährige Stück, welches sich „Schneeweißchen und Rosenroth“ betitelt und Gustav Thies zum Verfasser hat, ging gestern Nach⸗ mittag unter dem lebhaften Beifall eines sich größtentheils aus Kindern und deren Begleitern zusammensetzenden Auditoriums in Scene. Die vor ihren Augen sich abspielende Geschichte von dem verzauberten Prinzen, welchen ein böser Zwerg in einen Bären ver⸗ wandelt hat und der von der lieblichen Rosenroth von diesem Banne erlöst wird, übte mit ihren ernsten und heiteren g2ee sichtlich eine tiefgehende Wirkung auf die jugendlichen Gemüther aus. Die Inscenierung und Ausstattung ließen keinen Wunsch unbefriedigt, und gespielt wurde ebenfalls vortrefflich.

.1

8

. Im Königlichen Opernhause wird vvegen „Sbalrin. von Richard Wagner unter Kapellmeister Dr. Muck's Leitung und in folgender Besetzung Aegeben: Siegfried: Herr Grüning; Mime: Herr Lieban; anderer (Wotan): Herr Bachmann; Brünnhilde: Fräulein Reinl; Erda: Frau Goetze; Fafner: Herr Mödlinger; GH Frau Herzog. Als Alberich verabschiedet sich Herr Fritz Friedrichs.

Im Königlichen Schauspielhause findet morgen eine Auf⸗ führung von Gustav Freytag's Lustspiel ie Journalisten“ statt. Die Besetzung lautet: Oberst Berg: Herr Molenar; Ida: Fräulein von Mayburg; Adelheid Runeck: Fräulein Lindner; eenden: Herr Arndt; Professor Oldendorf: Herr Ludwig; Conrad Bolz: Herr Keßler; Bellmaus: Herr Hertzer; Schmock: Herr Vollmer; Piepenbrinck: Herr Oberlaender; Lotte: Frau Schramm; Klein⸗ Fichal⸗ 2 Heine; Fritz: Herr Hartmann; emde Dame:

räulein 8

Der fünfte Symphonie⸗Abend der Königlichen Kapelle unter Kapellmeister Felix Weingartner's Leitung findet am Freitag, den 22. d. M., statt. An diesem Abend werden zur

bier von Beethoven’s Geburtstag nur Werke dieses Meisters zu ehör gebracht, und zwar die Ouverture und das Adagio aus dem Ballet „Die Geschöpfe des Prometheus“, das Violin⸗Konzert, gespielt vom Königlichen v w ene; Professor Halir, die Ouverture „Leonore Nr. 2 und die achte Symphonie in F-dur. Die öffentliche Hauptprobe findet an demselben Tage, Mittags 12 Uhr, statt.

Im Thalia⸗Theater findet, wie chon erwähnt, morgen zum Besten der Stiftung „Nationaldan Veteranen“ eine einmalige e des Volkestücks „Der Milllionen⸗ bauer“ mit Herrn Emil Thomas in der Hauptrolle statt. Am Sonnabend Abend geht wieder „Der Platzmasor“ in Scene, während 4 Uhr zum ersten Mal als Kinder⸗

zu erheblich ermäßigten Pres tbann der Weihnacht“ gegeben wird.

S

Direktion der Gesellschaft der Peloponnes.

Swakopmund

en das Weihnachts⸗Märchen