1917 / 230 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 27 Sep 1917 18:00:01 GMT) scan diff

malpflege während des

8 ö g. 8

t. Dann folgt der Tert der Vcrordnung mit eingehenden Er⸗

läuterungen sowie ein Aboruc ihter im „Reichsanzeiger“ ver⸗ öffentlichen amtlichen Begrür dung. Angekügt sind die Verordnung über Einigungeämter vom 15. Dezember 1914 nebst den preußischen Ausführungebestimmungen und die Verordnunz über die Zwangs⸗ verwaltung vo⸗ Grundstücken vnd über den dinglichen Rang öffent⸗ licher Laften vom 22. April 1915. Auch diesen Verordnungen sind Erläuferungen und die in den Reichetagsdenkschriften über wirtschaft⸗ liche Maßnahmen veröffentlichten Begründungen beigegeben. Das Buch enthätt so den für die Auslegurg in Betracht kommenden amt⸗ lichen Stoff und Erlaͤuterungen zu sämtlichen auf dem Gebiete des Immobtliarrechts ergargenen Kriegsverordnungen. Schutz der Mieter gegen Mietsteigerungen. Bundes⸗ rat ve ordnung zum Schutze der Miter vom 26. Juli 1917 nebst den vom Reichskanzler erlassenen Verfahrene vorschriften und der amt⸗ lichen Begründung. Berlin, Verlag von Fram Vablen. Preis 40 ₰. Veranlaßt durch das Benreben vieler Hausbesitzer, unter Berufung auf die allgemeine Preissteigerung, insbesondere auch auf die Verteuerung der Instandhaltung und Anebesserungen, die Wohnungsmitten zu erhöhen, erging die Bundesrate⸗ verordnung vom 26. Juli d. J., um einer unerwünschten Eatwicklung nach Möglichkeit entgegenzuwirken. Sie trifft Bestimmungen über Einigungsämter zum Schutze der Mieter gegen üdermäßige Mietsteigerungen, und ein⸗ Verordnung des Reichskanzlers von demselben Tage regelt das Verfahren vor den Einigungszmtern. Beide Verordnungen und die zu erseerer veröffentlichte, sie erläuternde amtliche Begründung gibt die vorliegende Schrift in genauem Wort⸗ laute wieder. Sie sind fär jeden Mieter, der sich durch eine Miet⸗ steigerung beschwert füblt, wie für den Hausbesitzer gleich wichtig. Genossenschaftsbuch für den Aufsichtsrat, beraus⸗ gegeben von Albert Schurr, stellv. Aufsichtsrarsvorsitzenden in Baden⸗Baden. 152 Seiten. Verlag von J. Beneheimer, Mann⸗ beim. Geh. 3 ℳ. Soll das deutsche Wenossenschaftswesen die segensreichen Dienste für das Erwerbe⸗ und Wittschaftsleben, für die Allgemeinheit leisten, die von ihm erwartet werden, so müssen die Organe der einzelnen Genossenschaftev, Vorstand und Aussichtsrat, gew sses haft ihre Pflichten erfüllen. Eine gate Anleitung dam dietet insbesondere für die Mitalleder d's Aussichtsrats, der sich ja häufig in der Hauptsache aus nicht hinreichend im Genossenschaftswesen und Genossenschaftzrecht erfahrenen Persoren zusammensetzt, das vorliegende Handbuch. Die vom Verfasser auf Grund seiner reichen Erfabrungen gegebene übersichtliche, klare und leicht verständliche Geschäftsanweisung belehrt über alle Obli⸗genh iten des Vorstands, namentlich aber über die des Aufsichtsrats von Kredit⸗ und a deren Genossenschaften und der aus seiner Mitte g⸗bildeten Prüfungskommissionen. In großer Zahl beigefügte Mustervordrucke und die genaue Wiedergabe der wichtigsten für das Genossenschaftswesen in Betracht kommenden geset⸗ lichen Bestimmungen in einem Anhang⸗ erhöhen noch die Bravchbarkeit des Buches. Genossenschaftsmitgliedern, die eine auf sie fallende Wahl in den Aussichtsrat annehmen wollen, auch bereits im Amt befindlichen Aufsichtsrarsmitgliedern, besonders Vorsitzenden der Aufsichtsräte und Leitein der Prüfungskommissionen, sowie Vorständen von Genossen⸗ schaften wird das über alle einschlägigen Fragen zuverlässige Aufklärung

bietende Buch ein willkommener Wegweiser und Berater sein.

Baunwesen.

Dreizehnter Tag für Denkmalpflegee.

Die Aussburger Tagung für Denkmalpflege am 20. und 21. September schloß sich würdig den zwölf vorangehenden seit der ersten Dresdner im Jahre 1901 an. An 300 Architekten, Kunst⸗ geschichtler, sonstige Gelehrte und Freunde der Denkmalpflege hatten sich in Augsburg zusammengefunden. Seine Königliche Hoheit Prinz Johann Georg Fenen zu Sachsen nahm wiederum an der Tagung teil. Der baverische Kultusminister von Knilling kegrüßte die Ver⸗ sammlung am Begrüßungsabend mit einer längeren Rede, ebenso der Geheime Hofrat Oberbürgermeister von Wolfram. Ver⸗ treten waren außerdem die Königlich preußische Regierung, und zwar mebrere Ministerien, die Staats egierungen voen Sachjen, Baden, Hessen, Mocklenburg⸗Schwerin, Sachsen⸗Weimar, Braunschweig, Anhalt⸗Dessau, Schaumkburg⸗Lippe, Hamburg, Lüb ck, die deutsche V rwaltung ron Wallonien; auch Oesterre’ch und Urngarn hanten amtliche Vertreter entsendet, ebenso zahlreiche deutsche Städte und Verbände für Denkmalpflege und Heimatschutz. Die Verhandlungen Litete der Vorsitzende, Geh. Hofrat Prof. Dr. von Oechelhäuser, Karlsrube, mit einem zusammenfassenden Bericht über die wichtige Kriegstag ung für -S H in Brüssel 1915 ein. Darauf folgte ein Vortraa des Geh. Reg.⸗Rats Prof. Dr. Clemen, Bonn, über Denkmalpflege und Heimatschutz auf dem westlichen und östlichen Kriegsschauplatze; er zeugte erneur von der um⸗ fassenden gewissenbaften Sorge Deutschlapds für Schutz und Erhaltung der Denkmäler auf dem Krtegsschauplatz⸗, soweit sie eben nicht den Kriegs⸗ notwendigkeiten zum Opfer fallen. Er änzt wurde dieser Vortrag durch

atsprechende Mitteilungen des K. K. Recierungsrats Dr. v. Schubert⸗ Soldern über die öͤnterreichische Denkmalpflege auf dem nordöst⸗ ichen und auf dem suͤdwestlich n Kriegsschauplatze, des Geh. Ne. Dr. Wiegand, Dizektors dee Antikensammlungen des Berlir er Museums, über archäologische Forschung und Denkmal⸗ chutz in Syrien und Palästina, und des Professors

1J. Dragendorff, Berlin, über deutsche und türkische Denk⸗ Krieges im Orient. Mir Maß⸗ nabmen der Denkmalpflege im Krieve beschäftigten sich auch die Berichte der Herren Regierungsrat Dr. Trendelenburg, Berlin, Provinzialkonservator Lardesraurat Hiecke, Halle, General⸗ konserrvoter Dr. Hager, München, und K. K. Msnisterialrat Ritter von Förster⸗Streffleur über die Beschlagnahme der Metallgegenstände für den Kaieg und die Denkmalpflege in Deutschland und Oesterreich. Man gewann den Emndruck, daß auf diesem Gebiete sowobl für die Bedürsnisse des Krieges wie sür die Erhaltung wirkllich wichtiger Kunstwerke wenn nicht anders so doch durch Abbildungen und Beschreibung im ganzen gut gesergt sei. Nur beschloß die Versammlung, an zu⸗ staändiger Stelle einzutr ten für geeigneten Schutz von Türbeschlägen und Türklopfern als oft wesentlichen Bestandteilen einer alten Tür oder eines ganzen Hauses und darum zu bittev, daß bei weiteren Beschlagrahmen von Metall allgemeine Richtlinien mit oel ouf Denkmalpflege und Heimatschut aufgestellt werden möchten.

Vorträge sachlich⸗technischer Art bielten sodann der General⸗ lonservator Dr. Hager, München, über die Wiederherstellung barocker Ktrchenau istattungen, der Konserrator Professor Müller, München, über Erhaltuna alter Fassadenmalereien und der Geheime Baurat Tr.⸗Ing. K. Schmidt, Dresden, über die Herstellungsarbeiten an der katholischen Hofkirche und am Zwinger zu Dresden. Weiter be⸗ richtete der Dombaumeister a. D. L. Arntz, Cöln, über die zweck⸗ dienliche Verwertung geschichtlicher Bauwerke, wobei er namentlich Maßregeln der Vergangenheit schilderte, die zur Erhaltung alter Bau⸗ werke durch neue Zweckbestimmungen beigetragen haben; der Mi⸗ nisterialrat von Reuter, München, gob mit der Erläuterung des Umbaues der Münchener Augustinerkuche ein Beisplel erfolgreicher derartiger Fürsorge aus der Gegenwart. Sodann beschäftigten sich zwei Vorträge mit der Gesetzgebung auf dem Gebiele der Denkmal⸗ pflege: der Konservator, Gebeimer Regierungsrat Professor Dr. Haupt, Preetz, berichtete über das neue dänische Gesetz zum Schutze n chtkirchlicher Altertümer, das von den gesetzzetenden Körperschaften gut aufg⸗nommen worden ist, einstweilen ader noch in cinem Aus⸗ schuß seiner Auferstehung barzt; der Geheime Oderbau⸗ rat Stübben, Berlin, berschteie über das neue preußische Wehnungsgesetz, das ebenfalls noch nicht angenommen ist. Einige Aenderungen im Interesse des Denkmal⸗ und Heimat⸗ schutz's sollen auf einstimmigen Beschluß des Tages für Denkmal⸗ pfiege der preußischen Regierung und den gesetzgehenven Körperschaften vorgeschlagen werrden. Schließlich sprach der Professor Schütte,

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Werbung für ein deutsches Baumaseum von Modellen he vorragender

und tyopischer Bauwerke zu verknüpfen suchte. Dieser Plan wäade aber als unaussüorbar und unzweckmäßig von zadireichen Rednein bekämpft, so daß er als erledigt betrachiet werden kann. Nech sei erwähnt, daß an Seine Königliche Hoheit den Kronprinzen Ropprecht, als den Schiemheirn der Tagung, ein Huldigungsgruß abgesendet wurde. Herzliche Gruͤße der Tagung wurden durch den Draht dem Restaurator und Pfl ger dez Rigaer Doms Wilhelm Neumann über⸗ mittelt. 8 - Als Ort der vächsten Gemeiasamen Tagung für Denkmalpflege und Heimatschuz wurde Cöln grwätl’. ö Die Vortraͤge, welche die Teilnehmer in die Bauder kmäler und in die Geschichte des Ortes der Tagung einführten, hielten Stadt⸗ archwar, Archtbrat Dr. Dirrüber Augsburss Kunstdenkamäler und Prof. Pr. Köpp, Frankfurt om Main, üder das römische Augshurg. Sie führten die Teilnehmer des Tages in dankenswerter Weise ein in die Kunst⸗ und Altertumsschätze einer deutschen Stadt, deren untadelige städtebauliche Schönheit und deren Reichtum an Bandenkmälern des Altertums (im Moximillansmuseum) wie des Mittelalters und der Renaissarce gar manchen der Teilnehmer ebenso überraschte, wie im Jahre 1913 bei der Dresdner Tazung die bauliche Pracht von Bartzen. 14X*“X“ Land⸗ und Forsttvirtschaft.

Das Urwaldgebiet von Bialowies 8 in deutscher Verwaltung. Seit August 1915 befiadet sich das im russischen Goavernemen Grodno gelegene ungebeure Urwaldgebiet von Bialowies in deutschem Besitz. Von einer Größe von rund 30 geogrephischen Quadratmeilen (eiwa 160 000 ha), bedeckt von den herrlichtten Waldbestanoden aller Art, ift dus Gebitet besonders dadurch berühmt, daß es die letzten Reste des Wisents beherbergt, die dort noch in stattlicher Anzahl von rund 600 Stück vorhanden waren. Jagdlich auch sonst in jeder Him sicht hervor⸗ ragend, diente der Bialowieser Wald oft den russischen Jaren zum Auf⸗ enthalie; n. iiten im Urwalde auf einer etwa 10 qkm umfassenden Lichtung liegt das Krongut Bialowies mit einem groren Kaiserlichen Jagd⸗ schloß. Nach Besitnabme durch uasere Truppen wuroe alsbald die wirtschaftliche Ausnutzung des wertvollen großen Gebi:tes für Zweck⸗ unferer Kriegfüdrung in Angriff genommen, und aus kleinen und schwierigen Anfängen heraus hat sich eine umfangreiche Verwaltung entwickelt, über die nunmehr durch eine Reihe von Veröffentlichungen Rechenschaft gegeben werden soll. Dieses Vo haben darf wobl auf ein warmes Inteesfe in weitesten Kreisen rechnen. Namhafte Natur⸗ ferscher (Dr. Georg Escherich⸗Jien, Prosessor Dr. Karl Escherich⸗ München, Dr. Gever⸗Stuttgart, Professor Dr. P. Graebner⸗Dahlem, Oberstudtenrat Dr. K. Lampert⸗Stuttgart, Ghetmer Regierur gsrat, Professor Tr. G. Rö⸗ig⸗Dahlem, Gehelmer Regtierungsrat, Professor Dr. A. Reichenow⸗Berlia, Professor Dr. P. Sack⸗Fankfurt a. M.) haben ihre Mitarbeit zugesagt und Studien an Ort und Stelle gemccht. Ibhie Ergebnisse und die Beobachtungen von Angehörigen der Militärforßverwaltung sollen in zwanglosen Heften veröffentlicht werden. Alle Arbeiten werden gediegen wissenschaftlich, aber allgemeinverständlich gebalten und haden reichen Bilderschmuck.. Das erte Heit (mit 91 Textabbildungen, Verlag von Paul Parey in Berlin, Preis 4 ℳ) beingt die Geschichte der Eroberung des Urwald⸗ gebiets und seiner wirischaftlichen und wissenschaftlichen Erschließung im allgemeintn. Weitere Hefte soestwissenschaftlichen, jagdlichen, zoologischen, botanischen und geologischen Inbalts liegen zum Teil handichriftlich fertig vor und werden in tascher Folge erscheinen köanen. Damit finden die Leistungen, die unser Heer mitten im Kriege durch dite Erhaltung und fachwissenschaftliche Bearbeitung der Kunst⸗ und kulturhistorischen Werke im besetzten Belgicn und Nordfrankreich vollbracht hat, ihr Seitenstück auf naturwissenschaftlichem Gebiet. Es ist wieder eine der Kulturtaten, die für unsere militärische Ver⸗ waltung ein Zeugnis elgener Art bilden gegenüber den Schlagworten der Gegner von „Barbarei“ und „Millitarizmus'.

Theater und Musfik.

Im Königlichen Opernhause wird morgen, Freitaa, „Camen“ mit den Damen Leisner, Duxr, den Herren Kirchboff und Armster in den Hauptrollen aufgeführt. Musskalischer Leiter ist der Kapellmeister von Strauß. Anfana 7 Uhr. Die Besetzung von Leo Blechs Oper „Rapp lkopf“ (Berliner Fassung von „Alpenkönig und Menschenfeind“), die unter der cizenen Leiteng des Komponisten am 2. Oltober in Stene geben wird, ist solgende: Marthe;: Frau Dux, Sabine: Frau von Scheele⸗Müller, Leeschen: Frau 2⸗gen, Katharina: Fräulein Birk⸗nst öm, Suse: Erzulein Escher, Ravppe kopf: Herr Bohnen, Astragalus: Herr Schaarz, Hans: Herr Kirchner, Habakuk: Herr Henke, Veit: Herr Bachmann.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Hans Müllers Schauspiel „Könige“ mit Frau Angerstein urd 8 Clewing und Mühlhoser in den Hauptrollen gegeben. Spielleiter ist Pr. Bruck.

Gelegenheit zur Zeichnung der Kriegbanleihe wird cuch in den Königlichen Theatern, und gna⸗ am 30. d. Mte. am 1., 2. und 7. Oktober eine halbe Slunde vor Begian der be⸗ treffenden Vorstellungen, während der großen Pausen und eire halbe Stunde nach den Vorstellungen im Konzerisaal und in den Rängen gegeben werden. Für die Annahme der Zeichnungen baben sich die Solomitglieder der Oper und des Schauspiela, soweit sie nicht an 8 e Adend beschäftigt sind, bereitwillig zur Verfügung gestellt.

In den Kammerspielen des Deutschen Theaters wird am Sonntagnachmitta, (2 ½ Uhr) zur Erianerung an die Urauf⸗ führung des Werks vor 150 Jabren Lessings „Minna voa Barnhelm“ gegeben. In den Hauptrollen sind die Herren Eduard von Winter⸗ stein, Wilbelm Diegelm umn, Hans Waßmann, Joseph Klein, Arthur Bergen, die Damen Else Heims, Johanna Terwin und Mariha Santen beschäftigt. Die Vorstellung sindet zu halben Preisen statt.

Im Theater in der Königgrätz er Straße wird als

klassisches Werk in dieser Spielzeit Goerpes Srnhenern mit H Triesch, Fe Kayßler und Ludwig Hartau in den Hauptrollen Anfang Oktobder aufgeführt werten.

Im Deutschen Opernhause geht mo gen Webers romanti Oper „Der Freischütz mit einer teitweisen Neubesetzung der Fenh rollen in Szene. DVie Agathe singt die neu in den Herband des Deutschen Opernbauses eingetꝛetene junge Saͤngerin Elvira Her!, den Katpar Hermann Wuche pfennig. Die übrige Befetzung lautet: Max: Paul Hansen, Aennchen: Elfride Dorp, Ottokar: Julius Fofaer. Cuno: Eremc 11 8n Blaß, Kilian: usta erner, Samiel: 1 bomaschek. e musik⸗ . tung hat der Kapellmeister Rudolf Krasslt. Kraliiche e

Mannigfaltiges.

Die böö“ des Verbandes Sndhe es, 18 92 „W. T. 8 9-

Seine Maje en Kaiser und König folgendes Tele

gerichtet: „Euerer Kaiserlichen und Königlichen Mafestät sercden die ur Jabresversammluna des Verbandes ostdeutscher Induftrieller m Ratbause in Graudenz vereinigten Mitglieder aus den Pro⸗ vinzen Shepernü n, Westpreußen, Posen und Peommern nebst ibren Gäßen e Feesglle Huldigungsgruß und versprechen, un⸗ erschötterlich durchzuhalten bis zur siegreichen Beendigung des Krieges und jedes Opfer für das Vaterland zu bringen. Ueber di⸗ ebenso schamlose wie von völliger Verkennung deutscher Art zeugende Handlungsweise des Mäsidenten Wilson aufs böchste empört, erneuern sie das Gelöbnis, die zum letzten Hauche fest und treu zu Euerer Moͤjestät und dem in Sturm und Wetter bewährten

ostdeutscher Graudenz dahe den

Hildesheim, über Baygewerkmeister und Denkmalpflege, womit er die

noh so scheiuheilig gebärdet, vermag das deutsche Volk seinem Raiser zu entfremden. An deutscher Treue und dentschem Heldengeiste wird der Feinde Lug und Tuug zerschellen. Gott schütze fernerbin Euer⸗ Majestät, das ganze Königliche Haus und unler geliebtes Vaterland! Im Auftrage: Geheimer Baurat Schrey aus Berlin, Erster Vor⸗ sitzender. Kommerzierrat Goldfarb, Reider Sieg, Stelvertreter.“

Seine Majestät der Kaiser und König sandte ausg Slaxek vom 23. September folgende Antwort: D.““ Verband Ostdeutscher Industh ielier (Gehcimer Baurat Scheey) Graudenz.

Sehr erfreut über die vaterländische Kundgebung sage allen dort versammelten Gliedern des Verbanꝛes Oütdentscher 80 dustrieller Meinen herzlichen Dank sär das erneute Gelöbnis un⸗ erschütterlicher Treue und Anhaͤnglia k-it. 1 .

Wilhelm I. R.

Die Düsseldorfer Handwerkskammer hat „W. T. B.“ zfolge an Seine Majestät den Kaiser und König folgendes Telegramm gerichtet: „Der Vorstand und die Abteilungsvorsitzenden der Handwerkekammer für den Regierungsbezirk Düsseldorf benutzen die erste Gelegenhert ihres Zusammentritts, ihrer tiefsten Entrüstung und Empörung Ausdruck zu geben über den anmaßenden Versuch Wilsonk, sich einumischen in die ianeren Angelegenheiten des deutschen Volk⸗s und hm die Wege seiner zukünftegen Verfassung zu weisen. Das Handwerk des Niederrheins und des Bergischen Landes, zwar schwer leidend untee der Not des Krieges, weist den teuflischen Versuch Wilsons, das deutsche Velk für den Frieden zu gewinnen durch einen Treubruch an seinem angestammten Herrscher, hause, voll flammender Empörung zurück. Das Handwerk weiß sich auf immer eins mit E“ dessen Herrscher vicht nur sür des Volkes Wohlfahrt im ganzen eingetreten sind, sondern denen ganz besonders das Wohlergehen des Handwerks allezeit am Herzen gelegen hat, dessen sind Zeugen die sozialen Gesetze und die vielen in der Welt vocbildlichen Einrichtungen der Gewerbeförderung, die nicht zuletzt der persönlichen Anregung der Hohenzollein zu verdanken sind, deren Prinzen selbst ein Handwerk erlernen und darum mit dem Handwerk aufs innigste verwachsen sind. Den Anlaß benutzt die Handwerkskammer, das Gelödnis unwandelbarer Treue zum Ausdruck zu bringen und die Versicherung abzugeben: Das Hand. werk hält in Treuen stand bis zum ehrenvollen Frieden, denn es ist bis ins Tiesste durchdrungen von der Wahrheit des Wortes am Deutschen Eck: Nimmer wird das Reich zerstört, wenn ihr einig seid und treu. Die Handwerkskammer Düsseldorf. Wurmann, Vorsitzender. Dr. Willden, Syndikuce.“

Von Seiner Majestät dem Kaiser und König tuaf folgendes Antworttelegramm ein: 8

Handwerkskammer

Z 11“

Düsseldorf. Meinen wärmsten Dank für die Bekundung unentwegter Treue zu Kaiser und Reich und tiefster Entrustung über die feindliche Zo⸗ mutung an das deutsche Volk, seinen angestammten Fürsten die Treue zu brechen. Im Bewußtsein der von Alters her bestehenden persönlichen Zugehörigkeit der Glieder Meines Hauscs zum Hand⸗ werk ist Mir die laadesherrl'che Fürsorge für den ehrbaren Havd⸗ werkerstand stets eine besondere Freude gewesen. Gern gebe Ich Meinem herzlichen Wunsche und Meiner zudersichtlichen Heffnung Ausdruck, daß nach siegreichem Frieden auch dem deutschen Hand⸗ werk eine neue Blütezeit beschteden sei zum Segen des Vaterlandes.

Wilhelm I. R.

In der Kundgebung für die siebente Kriegsanleihe, welche die deutschen Wirtschaftsstände morgen, Freitag, Abends 8 Uhr, im Zirkus Busch veranstalten, werden u. a. die Reichstagsabgeordneten Erzberger, D. Naumann, Glaf von Posa⸗ dowsky⸗Webhner, Dr. Rieber, Dr. Rreesicke, Dr. Steesemann, Dr. Südekum und Graf von Westarp sprechen.

Frankfurt a. M., 25. September. (W. T. B.) Gestern abend um 6 Uhr erfolgte im Werk Heusenstamm der Chemischen Fabrik Griesheim Elektron eine Explostion, bei der vier Personen getötet, vier schwer und eine leicht verletzt wurden. Der Betrieb ist nicht gestört.

(W. T. B.)

Stockholm, 26. September. Die Flieger⸗ leutnants Freiherr Blixen⸗Finecke und Pfeiff unternahmen heute einen Uebungsflug auf dem Flugplatz Malmslätt bei Lm⸗ köping. Nach der Landung explodierte der Motor und beide Offiziere verbrannten.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage) 8

Königliche Schauspiele. Freitag: Opernhaus. 203. Dauer⸗ Fiug orslauge Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Carmen. Oper in vier Akten von Georges Bizet. Text von Henry Meilhhar und Ludovic Halévy nach einer Novelle des Prosper Merimee. Pfr . nee efpache. 8 Er. eitung: Herr Hertzer. gallett: Herr Ballettmeister Graeb. he: Herr Professor Rüdel. Anfang 7 Uhr. ““ 6 Drmerhezus snfftedence Abnige. 8

uspiel in drei Aufzügen vo 6 Müller. Spielleitung: 364*

Sonnabend: Opernhaus. 204. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze vr aufgehoben. Figaros Hochzeit. Komische Hper bn nier e von Woölsgang Femeof Meeref 98 8 aumarchais, von Lorenzo Daponte. eutsche Uebersetzung duich⸗ gesehen von H. Leyl. Anfang 7 Uhr. 5 b Schauspielhaus. 206. Dauerbezugsvorstellung. Logik des Herzens. blhavs., in drei Aufzacen von Frac. Blei. Spiel⸗ leitung: Herr Oberspielleiter Pativyv. Anfang 7 ½ Uhr.

Die Ausgabe der Oktober⸗Dauerbezugskarten 8 je 30 Vor⸗ stellungen im Königlichen Opernbause und Koöniglichen Schausptel⸗ hause findet an der Königlichen Theaterhauptkasse gegen Vorzeigung der Dauerbezugsverträge von 9 ½ bis 1 Uhr statt, und zwar: am 28. d. M. für den 1. Rang, das Parkett und den 2. Rang des Köͤnig⸗ Uicen ehe.,nc 9 M. lfür den 3. —₰ d üng. en ernhauses und für alle Platzgattungen des König Schäuspielhauses. Platzo 8

Familiennachrichten.

Verlobt: Frl. Magdal⸗ mann Fellr⸗ Zocat:nc.raade ena Boenisch mit Hrn. Haupim

Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg. Veramtwortlich für den Anzeigenteil: Der Vofn der Geschäftsstelle, echnungsrat Mengering in Berlin. 4

Verlag der Geschäftsstelle (Men gering) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt,

Berlin, Wilhelmstraße 32. Vier Beilagen 8EE“ sowie dir 1045. und 1646. Ausgahe der Deutschen

HLohenzollernstamme zu stehen. Keine Mecht der Welt, ob sie sich

8*

Perlastli⸗

Parlamentsbericht.“) Deutscher Reichstag. 118. Sitzung vom 26. September 1917, Nachmittags 3 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Am Bundesratstische: Staatsminister, Staatssekretär des Reichsschatzamts Graf Roedern, Staatssekretär des Reichs⸗ kolonialamts Dr. Solf, Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr. von Krause u. a.

Der Platz des verstorbenen Abgeordneten Bassermann ist mit einem großen Lorbeerkranz mit Trauerflor und einer Schleife in den Reichsfarben geschmückt.

Präsident Dr. Kaempf eröffnet die Sitzung nach 31¼4 Uhr mit der Mitteilung, daß er dem Zaren von Bul⸗ garien die schmerzliche Teilnahme des Reichstages wegen des Ablebens der bulgarischen Zarin übermittelt habe. (Die Mit⸗ glieder des Hauses hören diese Mitteilung stehend an.)

Ferner werden dem Hause Mitteilungen gemacht von den seit der letzten Sitzung in den Reichsämtern eingetretenen Personalveränderungen.

Die Abgeordneten Dr. Spahn und Schiffer haben wegen Eintritts in den Staats⸗ resp. Reichsdienst ihre Man⸗ date niedergelegt, dadurch sind Ersatzwahlen notwendig ge⸗ worden.

Der Präsident fährt dann fort:

Ich habe dem Hause eine schmerzliche Mitteilung zu machen. Am 24. Juli ist unser verehrter Kollege Bassermann einem längeren Läden erlegen. Kollege Bassermann hat an den Arbeiten des Reichs⸗ tages stets in hervorragender Weise teilgenommen und namentlich als Vorstandsmitglied in seiner Eigenschaft als Quästor. Dem Dahingeschiedenen werden wir stets ein ehrenvolles Gedächtnis be⸗ wahren. Sie haben sich zu Ehren des Vorstorbenen von den Plätzen erhoben. Ich stelle dies fest und danke Ihnen.

Meine Herren, schon einmal, am 2. Mai d. J., bin ich genötigt gewesen, die Anmaßung zurückzuweisen, die sich der Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika in siiner Botschaft an den Kongreß herausgenommen hatte, indem er einerseits eine Verhetzung hat lüntreten lassen wollen zwischen unserm Kaiser und dem Volke und der Regierung, und indem er andererseits eine Einmischung ver⸗ sucht hat in die ännernen Angelegenheiten des deutschen Volkes. (Leb⸗ haften Wüfall.) Er hat jetzt diesen Versuch in seiner Antwort auf die Friedensnote Seiner Heiligkeit des Papstes wiederholt. Ich weise mit aller Entschiedenheit dieses Beginnen zurück. (Evneuter Beifall.) Mit gleichew Entschiedenheit wie damals rufe ich ihm zu: Wer es versucht, zwischen Kaiser, Volk und Regierung einen Keil zu treiben, der beißt auf Granit. (Wiederholter Beifall.) Präsident Wilson wiederholt das alte Gerede von der ehrsüchtigen und intri⸗ ganten Haltung des Kaisers und unserer Regierung, die doch, wie uns allen bekannt ist, trotz aller Herausforderungen 43 Jahre lang der Welt den Frieden erhalten haben. (Sehr wahr!) Der Prozeß Suchomlinow hat unzweideutig die schlagende Antwort auf die Frage gegeben, wer mitten in den Friedensbestrebungen des Deutschen Kaisers verbvecherischerweise den Weltbrand entfesselt hat. (Sehr richtig) Von neuem lesen wir in der Note des Prä⸗ sidenten Wilson Worte von Menschhert und Menschlichkeit, in deren Interesse Amerika den Krieg gegen Deutschland führt. Wer wird diesen Worten glauben, wenn er es in der Hand hatte, Hundert⸗ tausende von Menschenleben zu rotten und zu erhalten, wenn er verhindert hätte, daß die Lieferung von Munition und Kriegs⸗ matrial aus Amerika an die Ententemerhte erfolgte. Auf wessen Seite stehen Menschenrecht und Menschlichkeit? Auf der Seite dessen, der, abgisehen von den ungeheuerlichen Munitionslüeferungen, durch seine fortgesetzte, allem Völkerrecht widersprechende, unneutrale Haltung vor der eseeNarausg Amerikas an Deutschland den Krieg verlängert hat, der den Hungerkrieg Englands gegen deutsche Frauen und Kinder begünstigt hat (Sehr wahr!), und der sich nicht gescheut hat, zu den Eingriffen der Engländer gegenüber dem Privateigen⸗ tum und dem neutralen Staatseigentum, ich erinnen, nur an die Postsäcke, zu schweigen, oder der Deutsche Kaiser, die deutsche Re⸗ gierung und das deutsche Volk, die offen und ehrlich die Hand zum Friden dem Feinde entgegengestreckt haben. (Beifall.) Wie kann der Präsident Wilson fortgesetzt von dem Schutz der kleinen Völker durch die großen Nationen sprechen Hier haben wir die Tasache, daß er das kleine Griechenland im Stich gelassen hat in seiner Not und stiner Vergewaltigung, und keine Worte gefunden hat, um ihm zu helfen. (Sehr richtig!) Trotz der Monrredoktrin hat er in die europäischen Verhältnisse eingegriffen. Eine Monroedoktrin gibt es nicht, wenn es zugunsten Englands geht. In seiner Note fügt dann de: Präsident dem deutschen Volke, für das er so grof Sympathien und Freundschoft zu hegen vorgibt, die schwersten Beleidigungen zu. Außerdem mischt ev sich in dessen innere Verhältmnisse ein. Wir sprechen im Namen des ganzen deutschen Volkes, wenn wir uns eine derartige Einmischung verbitten (Lebhafter Beifall.), wenn wir den Verhetzungsversuch auf das schärfste zurückweisen. (Beifall.) Deutsch⸗ land ist Mannes genug, um seine eigenen Ancelegenheiten selbst zu ordnen, und zwar so, wie es den eigenen Verhältnissen Deutschlands und dem eigenen Chanakter des deutschen Volkes entspricht. (Leb⸗ bafter Beifall.) Wir stehen zu Lande, zu Wasser und in der Luft in den schwersten Kämpfen um die höchsten Güter der Nation, an den Fronten, von denen soeben rne ganze Anzahl unserer Mitglieder zurückgekehrt ist, die den Heldenmut unserer kapferen Soldaten, Offi⸗ siere und Generclle bewundert haben, die mit eiserner Zähigkeit und uner brochener Offensivkraft läncer als drei Jahre Uebermenschliches leisten. (Lebhafter Beifall.) Wir haben Einblick erhalten in die großartice Organisation des Generalstabes, die bis aufs höchste ver⸗ vollkommnet ist. Wir staunen immer von neuem über die Giwaͤalität dar Obersten Heeräsleitung (Lebhafter Beifall.), die in dem System der Abwehrschlacht noch nis Dageweserts geleistet hat. In diese Oberste Heeresleitung setzen Heer und Volk unerschütterliches und festestes Vertrauen. (Lebhafter Beifall.) In den Lüften haben wir die Oberhand gewonnen. Unsere kühnen Flieger verrichten ihr Amt in un⸗ vergleicklicher Weise. Unsere U⸗Boote, Mannschaft und Führer, leisten nicht bloß das, was sie versprochen, sondern weit darüber hinaus. (Lebhafter Beifall.) Zu deesen Kräften gesellen sich eben⸗ bürtige in der Heimat, in unserem Wirtschaftsleben und in unserem ganzen Leben. So rüstet sich ganz Deutschland, die siebente Kriegs⸗ anleihe zu einem ebenso großen Erfolge zu führen, wie die frühenm. Das sind die Grundlagen, auf denen wur fußen und schützen, was wir von unseren Nätern ererbt hoben und was diese auf den Schlacht⸗ dern arworken habken. Die Vollendung des jahrhumdertelamgen Sehnens nach eirem einheitlichen Dermschlond, nach der Größe, Macht und dem Glück des deutschen Vaterlandes. Wir schützen unsere heiliosten Guͤter gegenüber drr canzen Welt. Niemand, auch richt der Präsident Milson, kanm das unerschünterliche Vertrauen in die Größe unseres Landes brechen. Mit Vertrauen werden wir, wemm umsere Feindet unser Reckt auf Leben und freie Entwickelung

*) Ohne Gewähr, mit Ausnahme der Reden der Minister und

ußischen Staatsanzeiger.

erstag, den 27. September

nicht anerkennen wollen, im Kampfe ausharren bis zum glücklichen Ende für Kaiser und Reich. (Lebhafter Beifall.)

Auf der Tagesordnung stehen zunächst fünf Rech⸗ nungssachen.

In zweiter Beratung werden ohne Diskussion nach den Anträgen des Rechnungsausschusses erledigt die Mitteilungen des Rechnungshofes zu der Schutzgebietsrechnung 1910, die Reichshaushaltsrechnung für 1915, der Bericht der Reichs⸗ schuldenkommission vom 26. Juni 1916 und die Rechnung der Kasse der Oberrechnungskammer für 1912.

Zu der Denkschrift, betreffend Rechnungslegung und Rech⸗ nungsprüfung über die Aufstandsaus gaben für Deutsch Südwestafrika nebst einer Uebersicht der Ausgaben aus Anlaß des Eingeborenenaufstandes berichtet für den Rech⸗ nungsausschuß

Berichterstatter Abg. Noske (Soz.): Es handelt sich um eine Gesamtausgabe für den südwestafrikanischen Aufstand von 380 Mil⸗ lionen Mark. Für die recht schwierige Abrechnung ist auf Beschluß des Reichstags eine abgekürzte Kostenprüfung vorgenommen worden. Unregelmäßigkeiten sind im einzelnen nur in sehr geringem Um⸗ fange vorgekommen, und nur 374 000 Mark sind nicht genügend oder gar nicht belegt worden. Der Ausschuß beantragt, für die Aus⸗ gaben der N ehe ag Entlastung zu erteilen. Als Abgeordneter füge ich meinem Referat hinzu, daß 10 Jahre bis zur Fertigstellung der Rechnung vergangen sind und die Frage naheliegt, wanm die Schluß⸗ rechnung über den jetzigen Krieg wird stattfinden können. Es ist aber von der Regierung schon Vorsorge getroffen, daß die Rechnungs⸗ legung schon während des Krieges in die Wege geleitet wird, damit die Rechnungsprüfung so rasch wie möglich erfolgen kann. Es kommt aber nicht so sehr de i an, daß für jede einzelne Ausgabe eine Quitung vorhanden ist, sondern daß nicht mit dem Gelde über⸗ haupt gewüstet wird. Bei den Vergebungen der Heereslieferungen ist es aber in dem südrwestafrikanischen Aufstand anfangs sehr bös zuge⸗ kangen, ich erinmere an die Lieferungsverträge mit Tippelskirch u. Co.

Uls sehr geschäftsuntüchtig erwies sich damals die Kolonialver⸗ waltung. Es sind kolossale Ueberteuerungen des Reiches vorge⸗ kommen. So war es auch im Anfang des jetzigen Krieges, unge⸗ heure Summen sind in die Taschen der Heereslieferxanten geflossen. Die Militärverwaltung hat im Ausschuß solche Mißstände zugegeben. Auf Wunmnsch des Reichstags ist eine Kommission zur Prüfung der Heereslieferungen eingesetzt worden, die aber mehr aus Regierungs⸗ vertretern als aus Parlamentariern besteht. Bisher ist die Kom⸗ mission erst viermal berufen worden, und seit dem 21. Juni haben Sitzungen nicht mehr stattgefunden. Bei diesem Tempo kann während des Krieges die Kommission nicht mit der Prüfung der Mißstände fertig werden. Manchen Dingen kann die Kommission nicht auf den Grund gehen, weil sie nicht das Recht der Zeugenvernehmung hat. Man darf also später der Kommission nicht den Vorwurf machen, daß sie besser hätte nach dem Rechten sehen sollen. Es müßte des⸗ halb mit größter Beschleunigung eine Kommifsion eingesetzt werden, die das Recht der Zeugenvernehmung hat.

Direktor im Reichtsamt des Innern Dr. Lewald: Es ist oft sehr schwierig, wegen der Ueberhäufung mit parlamentarischen Ar⸗ beiten die Mitglieder der Kommission zusammenzubringen. Leider ist es auch jetzt vor dieser Tagung nicht möglich gewesen, eine Sitzung 8 berufen. Ich kann aber versichern, daß der Wunsch, daß die

ommission so rasch wie möglich arbeitet, von der Reichsleitung in vollem Umfange geteilt wird. 288 86

Abg. Dittmann (U. Soz.): Als Mitglied der Kommission bedauere ich auch, daß die Kommission bisher zu wenig zusammen⸗ berufen ist. Sie hat bisher nur Vorträge zu hören bekommen, aber noch keinen Einblick in die Lieferungsverträge selbst. Sie ist also nur eine Kulisse. Die Art der Vergebung der Heereslieferungen ist eine Schmach für Deutschland. .“ p

Abg. Hähn le (fortschr. Volksp.) schließt sich den Ausführungen an; bei bisherigen Tempo könne die Kommission 10 Jahre zu tun haben. Viel richtiger wäre die Einsetzung einer wirklichen parlamen⸗ tarischen Kommission.

er Ausschußantrag wird angenommen. 1 .

Es folgt die erste Beratung des Gesetzentwurfs, betref⸗ fend die Feststellung eines zweiten Nachtrags zum Reichshaushaltsetat für 1917 und des Ent⸗ wurfs einer vierten Ergänzung des Besoldungsgesetzes. Der Nachtragsetats enthält die Nachforderung, die für das zweite Halbjahr des laufenden Rechnungsjahres infolge der Neu⸗ ordnung der Obersten Behördenorganisation im Bereiche des bisherigen Reichsamts des Innern, des Reichsschatzamts und des Reichsjustizamts sowie durch die Schaffung einer beson⸗ deren Stellvertretung des Reichskanzlers nötig geworden sind.

Staatssekretär des Reichsschatzamts, Staatsminister Graf von Roedern: *)

Ein gemeinsamer Antrag der großen Parteien schlägt die Ueberweisung beider Vorlagen an den Hauptausschuß vor. Ohne Diskussion wird demgemäß beschlossen.

Damit ist die Tagesordnung erledigt.

Gegenüber dem Vorschlage des Präsidenten, die nächste Sitzung Mittwoch, den 3. Oktober, 2 Uhr Nachmittags, mit der Tagesordnung: Reedereigesetz und Nach⸗ tragsetat abzuhalten, beantragt .

Abg. Ledebour (U. Soz.), die nächste Sitzung morgen mit der Tagesordnung: Zensur und Schutzhaft abzuhalten. Wird nach dem Vorschlage des Aeltestenausschusses derfehgete dann werden dadurch die Arbeiten des Reichstags in einen allzu kurzen Zeitraum zu⸗ sammengedrängt. Als wir hierher berufen wurden, hatten wir wohl alla die sichere Erwartung, daß nunmehr der Reichskanzler Ge⸗ . 88b fänase encith 88g 1. seine Politik oder die

olitik seiner Auftraggeber sich auszusprechen. 8 1- Sches 1 e n nn (Soz.): Hie Bedenken des Abg. Ledebour haben auch wir im Aeltestenausschuß zur Sprache gebracht. Aber rein sachliche Gründe bestimmten uns, uns mit dem gemachten Vor⸗ schlage einverstanden zu erklären. Heute finden wichtige Ver⸗ handlungemn mit einzelnen Behörden statt, von denen os abhängt, wie wir eine zu stellende Interpellation formulieren werden.

Nach einer kurzen Bemerkung des Abg. Dr. Arendt, der bei Festsetzung der Sitzungen bessere Berücksichtigung der Schwierigkeiten der jetzigen Zeit für die Abgeordneten fordert, wird nach weiteren Bemerkungen der Abgg. L ede⸗ bour und Scheidemann der Vorschlag des Präsidenten angenommen. Dieser erbittet und erhält gleichzeitig die Er⸗ mächtigung, dem Generalfeldmarschall von Hindenburg zu seinem 70. Geburtstage den Glückwunsch des Hauses zu über⸗ mitteln. (Lebhafter eifall.)

Schluß gegen 5 Uhr.

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*) Die Rede des Staatssekretärs des Reichsschatzamts, Staats⸗ ministers Grafen von Roedern kamn wegen verspäteten Eingangs des Stenogramms erst morgen im Wortlaut mitgeteilt werden.

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Nichtamtliches.

Oesterreich⸗Ungaru.

Im österreichischen Herrenhause begrüßte der Vor⸗ sitzende Fürst Windischgrätz den Ministerpräsidenten und die Mitglieder der Regierung, worauf der Ministerpräsident Dr. Ritter von Seidler eine Regierungserklärung abgab, die inhaltlich im wesentlichen mit der im Abgeordnetenhause abgegebenen Erklärung übereinstimmt, und unter lebhaftem Beifall des Hauses der unverbrüchlichen Bündnietreue mit dem Deutschen Reiche und den anderen Bundesgenossen gedachte und den ruhmbedeckten Armeen den huidigenden Gruß ent⸗ bot. Auf Antrag des Fürsten Auersperg wurde beschlossen, in einer der nächsten Situngen in eine Beratung über die Regierungserklärung einzutreten.

Im Abgeordnetenhaus brachte der Finanzminister den Staatshaushaltsplan für 1917/18 ein, der unter Berücksichtigung aller außergewöhnlichen Verhältnisse des Krieges die gesamten Staatsausgaben mit 22 169 Millionen Kronen

1912.

vorübergehende Ausgaben entfallen.

Wie das K. K. Telegraphen⸗Korrespondenzbüro meld t, erscheinen unter den dauernden Ausgaben die Zinsen aller bisher aufgenommenen Krigsschulden mit 1702 Millionen, unter den vorübergehenden, aus⸗

für Kriegsbeschädꝛgre und Kriegsflüchtlinge 338. Von den auf 4194 Millionen reranschlagten Staatseinnahmen sind 3890 Millionen dauernde Einnahmen, der Rest von 304 Millionen häupisächlich aus Kriegssteuern erwachsende, vorüberaebende Emnahmen. Uonen aus direkten Steuern, 102 Millionen aus Zöllen, 353 Mil⸗

lionen aus Monopolen, 1560 Millionen aus Staatsbetrieben. Zur Aus⸗ gleichung des Gesamtausfalls von 17975 Millionen nimmt die Regierung einge Kreditermächtigung von 18000 Millionen in Anspruch; hieꝛin ist die in dem laufenden vorläufigen Hauthaltsplan enthaltene Kreditermächtt⸗ gung von 6000 Millionen einbegriffen. Die auf Oesterreich entfallenden reinen Kriegsausgaben haben betragen in den ersten drei Kriegsjahren zusammen 27 293 Millionen Kronen, für das laufende vierte Kriegs⸗ jahr werden 12 000 Millionen angesprochen. Am 30. Junt 1917 be⸗ trug die aus allen Kriegskreditmaßnahmen entstandene Schuldsumme 41 257 Millionen, davon wurden 23 229 Milltonen durch Kriegs⸗ anlethen, 18 028 Millionen durch andere Anleihemaßregeln, und zwar

durch Darlehen von österreichischen Banken und Sparkassen und 2405 Millionen durch Auslandsdarlehen aufgebracht.

In der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses gab der Finanzminister Freiherr von Wimmer einen eingehenden Bericht der Finanzlage und erklärte laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“:

Er habe bet Aufstellung des Haushaltsplans den Grundsatz verfolgt, nichts zu verschweigen und nichts zu beschönigen. Das Ha shaltsplan biete ein Bild von höchstem Ernst. Die erbitterten Kämpfe der Monarchie um ihre Existenz ihren ziffernmäßigen Niederschlag. „Wenn wir“,

Minister, „bedenken, welche Widerstandskraft unsere Volkswirt⸗

Weg dazu finden werden. großen Erfolge der bisherigen Kriegsanleiben, wobei das Haupt⸗ verdienst der Bevölkerung gebühre, aber auch den Kreditorganisationen, und erklärte, daß in der nächtten Zeit zu einer neuen Kriegsanleihe geschritten werden müsse. Jeder, der etwas besitze oder etwas erwerbe, sei an dem Erfolg dieser Kriegsanleihe interessiert. In der Tatsache, daß die Kriegsanleihen in den weitesten Schichten der Bevölkerung untergebracht sind, erblickt der Minister den Anker für ihre Sicherheit und erklärt, es set ganz ausgeschlossen, daß Besitzer von Kriegsanleihen in diesem Staate jemals schlechter weg⸗ kommen könnten, als Besitzer von anderen Vermögenswerten. Was die Frage der Vermögensabgabe betreffe, so werde sie im Finanz⸗

lich erwogen werden. Man dürfe sich nicht überschwenglichen oder unmöglichen Hoffnungen hingeben. Hter komme auch das Verhältnis zu Deutschland und dem ganzen übrigen Ausland in Betracht. Zur Bedeckung des Abganges im Betrage von 800 Millionen werde er zu neuen Steuern greifen. Auaf dem Gebiete der direkten Steuern, die wahrerd des Krieges bereits eine ausgiebige 57 prozentige Erhöhung erfahren bhätten, sei vorläufig ein neuer Eingriff schwer möglich. Der Minister Erhöhung der Effektensteuer, eine neue Weinsteuer, eine

Gebiete der Gebühren an, die zum Teil im wesentlichen die Be⸗ sitzenden zreffen werden. Er besprach die Inanspruchnahme der Notenbank und stellte fest, daß diesbezüglich die Verhältnisse relatip günstig liegen, besonders wenn man berücksichtige, daß zur Finanzierung der Kriegsanleihen die Notenbank und die Kriegsdarlehnskassen fast gar⸗ nicht in Anspruch genommen und daß für die Kriegsanleihen keine

wendigkeit der größten Sparsamkeit, um einer weiteren Ausdehnung des Notenumlaufs vonobeugen, sowie mit Rücksicht auf die Entwicklung der auswärtigen Wechselkurse. Er sei überzeugt, daß die

Beseitigung des Disagio der Wäaͤhrung gerichtete planmäßige Tätig⸗ keit in den wieder zur Geltung kommenden natürlichen Kräften der hbeimischen Volkswirtschaft die wirksamste Untermützung finden werde.

schluß geschrttten werden können, aber sie werde eine der vorvehmsten

Betelligung am Börsenspiel nichts Bedenkliches finde. Auffaossung sei jeder, der sich am Börsenspiel beteilige, mit einer loevis macula behaftet. Um treibungen der Börse entgegenzutreten, gebe es kein Mittel, als die Krediteinschkänkung. Es werde abzuwarten sem, welchen Erfolg die von den Banken in den letzten Tagen beschlossene Einschränkung beziehunasweise Entziehung des Börsen⸗ reports haben werde, ob sie wirklich konsequent durchgeführt werde. Je nach Maßgabe des Erfolges werde zu erwaͤgen sein, oh zu weiteren Maßnahmen zu schreiten sein werde. (Zwischenrufe). Der Minister

von sachlichen Erwägungen leiten lassen. (Lebhaft r Beifall.) Hierauf begann das Haus die Beratung der Finanz⸗ vorlage.

Papst die Tschechen vergessen habe. Er habe bloß die Polen genannt

Unter den dauernden Einnahmen erscheinen 677 Mil⸗

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lionen aus Verzehrungssteuern, 456 Millionen aus Gebühren, 649 Mil⸗

veranschlagt, wovon 5360 Millionen auf dauernde, 16 809 auf

schließlich durch den Krieg verursachten Ausgaben als Quotenb iträge 8 Oesterreichs für die mobtlisierte bewaffnete Macht 12 000 Pereneh. Millionen.

8680 Millionen durch Darlehen von der Notenbank, 6943 Mtllionen 8

fänden hier sagte der

schaft im Kriege gezeigt, können wir uns der Hoffnung hingeben,

daß, wenn wir den ernsten Willen zur Ordnung haben, wir auch den Der Minister verwies hierbei auf die

ministerium sehr eingehend studtert, die Sache musse aber sehr gründ-

kündigte eine

Erhöhung der Zuckersteuer, ferner eine Kohlensteuer, eine Erhöhung der Eisenbahntarife, sowie eine Reihe von Maßnahmen auf dem

neuen Noten ausgegeoen worden seien. Der Mintster betonte die Not⸗ nach Wiederherstellung des Friedens in Angriff zu nehmende, auf die

An die Wiederherstellung des Geldwesens werde erst nach Friedense⸗

Sorgen der Regierung und des Parlaments bilden. Der Minister wandte sich sodann gegen die Ausartungen des Effektenhandels beim Börsenspiel und erklärte, man möchte der Auffassung entgegentreten, die in der Nach seiner

den Ausschreitungen und Ueber⸗ anderes

betonte schließlich die Bereitwilligkeit, ale Maßnahmen zur Förderung 8 der Produktion zu unterstützen, wainte vor Unternehmerfeindschaft und erklärte, er werde sich bei der Ausgabewirtscaft ausschließlich

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Der Zahradnik (Escheche) erklärte, er bedauere, daß der e